Ausgerechnet in diesen Zeiten, in denen wir auch in diesem Hause zum Beispiel über Integration reden, angesichts der Geschwindigkeit der Veränderungen um uns herum und dem ewigen Zwang zu Neuverortung, Neudefinition und Wandel brauchen wir doch Museen. Sie jetzt zu schließen, ist doch kompletter Wahnsinn. Soll es nur noch HäppchenEvents und Stadtmarketing geben? Das kann nicht die Kultur sein, die dieser Kulturstadt Hamburg
würdig ist. Wir als SPD-Fraktion wollen das nicht. Wir werden dem Antrag der LINKEN zustimmen, wir wollen den Erhalt des Altonaer Museums.
(Christiane Schneider DIE LINKE: Butter bei die Fische! – Michael Neumann SPD: Hic Rhodus, hic salta!)
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine lieben Kollegen! Nun mal Butter bei die Fische. In 35 Minuten passiert das, worauf ich mich persönlich schon seit den Herbstferien freue, nämlich der Kulturgipfel. Und es ist völlig klar, dass man aus einem solchen Gipfel anders herauskommt als man hineingeht. Ich möchte an dieser Stelle aber sehr deutlich sagen, dass der Antrag, so wie er formuliert ist, die Situation offenlässt. Ich habe mich sehr bewusst in der Vergangenheit öffentlich nicht anders als genau so geäußert, weil es um einen Senatsbeschluss geht. Der Senat ist offensichtlich, sonst hätten der Erste Bürgermeister und die Zweite Bürgermeisterin kaum zu einem solchen Kulturgipfel eingeladen, der Überzeugung, dass die Beschlüsse, die im Bereich Kultur getroffen wurden, zumindest problematisch sind. Wir haben im Augenblick nur über das Altonaer Museum gesprochen. Ich möchte Sie aber daran erinnern, dass wir auch bei den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen und beim Deutschen Schauspielhaus Sparbeschlüsse haben. Auch diese beiden Bereiche sind durchaus problematisch und werden auf dem Kulturgipfel zur Sprache kommen.
Es ist wichtig, dass wir einerseits in der Sache des Altonaer Museums das einfordern, was wir können, ohne den Handlungsspielraum des Senats einzuschränken, nämlich dass wir sagen, wir wollen selbstverständlich ein Konzept für das Altonaer Museum, und zwar natürlich im Zusammenhang mit der Stiftung Historischer Museen. Wir werden sehen, was der heutige Abend bringt, welche Verabredungen dort getroffen werden.
Herr Böwer, ich weiß nicht, warum Sie immer so verwirrt sind, aber Sie brauchen das doch auch nicht ständig zu kommunizieren.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch noch einmal ganz klar sagen, dass die GAL-Fraktion selbstverständlich Ja sagt zum Sparen.
Wir stehen selbstverständlich auch für nachhaltige Haushaltspolitik und es ist natürlich unser aller Aufgabe, die Beschlüsse, die gefasst werden, politisch zu bewerten. Das erwarte ich an dieser Stelle.
Wie gesagt, Herr Böwer, Ihre Orientierungsprobleme können wir hier jetzt nicht klären, da gibt es andere gute Institute, wo man so etwas regeln kann.
Die Kollegin Martens hat es schon angesprochen. Wir führen zur Stiftung Historische Museen im Ausschuss schon seit über einem Jahr eine fachliche Debatte und wir haben in der Stiftung selbst den sogenannten Konsolidierungsausschuss. Im Konsolidierungsausschuss sind Konzepte erarbeitet worden, weil es völlig klar ist – ich glaube, auch Sie, Herr Hackbusch, sehen das so –, dass wir nicht einverstanden sein können mit der Art und Weise, wie das Museum im Augenblick arbeitet. Man wird kaum jemanden finden, der sagt, wir wollen das Museum genau so, wie es im Augenblick ist, haben, sondern die Leute wollen in Altona ein Museum haben, das lebendig ist und das auch so geführt wird,
dass nicht nur zum öffentlichen Protest 55 000 Unterschriften gesammelt werden, sondern dass diese Leute auch gerne in dieses Haus gehen.
Es sind in der Vergangenheit Konzepte erarbeitet worden, die jetzt in den politischen Raum hineinfließen müssen. Wir werden dann zu bewerten haben, welche Ergebnisse der heutige Kulturgipfel bringt, der in 30 Minuten beginnt.
Hier ist der parlamentarische, also ein Teil des politischen Raumes. Der politische Raum findet sich an verschiedenen Orten.
Insofern wünsche ich, um mich jetzt noch einmal an den Senat, an den Kultursenator und an den Bürgermeister zu wenden, ein glückliches Gelingen. Wir werden dann an dieser Stelle das, was heute dabei herauskommt, bewerten. – Danke.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte zeigt, dass das Thema Altonaer Museum die Stadt bewegt, und das natürlich zu Recht.
Natürlich freue ich mich, wenn die stadtgeschichtlichen Museen wieder öffentliche Aufmerksamkeit erzielen. Andere Anlässe wären mir aber lieber gewesen.
Diese Aufmerksamkeit hat lange gefehlt. Insbesondere das Altonaer Museum war wenig präsent, das zeigen schon die Besucherzahlen. Viele empfanden das Altonaer Museum als unmodern und wenig attraktiv. Und da finde ich es, Frau Dobusch, schon ein bisschen zynisch, wenn Sie im Zusammenhang mit der Debatte um das Altonaer Museum von Orten der Ruhe und der Sammlung sprechen.
(Beifall bei der CDU und der GAL und Hei- terkeit bei der CDU – Michael Neumann SPD: Der einzige Ort, wo Ruhe herrscht, ist das Rednerpult!)
Die aktuelle Debatte um die Stiftung Historische Museen hat zwei Aspekte. Der eine ist der, der seit Langem diskutiert wird: Was ist zu tun, um Stadtgeschichte im Museum überhaupt attraktiv zu machen. Der zweite Aspekt ist: Wie gehen wir mit der Notwendigkeit um, die immer tiefere Verschuldung zu stoppen.
Ich will zunächst zum ersten Aspekt etwas sagen. Sehr viele sind seit Langem unzufrieden mit dem Zustand der Stiftung Historische Museen. Wir haben vier große und sechs kleine, insgesamt also zehn Standorte, dazu 13 Standorte für die Depots und, auf sechs Standorte in der Stadt verteilt, 16 Restaurierungswerkstätten. Wir haben Überschneidungen in den Sammlungen; es ist nach und nach viel gewachsen und es wurde nie neu geordnet. Klar war und ist, dass sich grundlegend etwas ändern muss.
Deswegen gab es seit 2005 Gutachten, Diskussionen, Expertenanhörungen und Gesetzesänderungen. Allerdings sind die Entscheidungen, auch und gerade innerhalb der Museen, zu langsam getroffen worden. Der Entscheidungsstau ist erheblich. Ich will die Gründe dafür gar nicht weiter erörtern, aber es ist aus fachlicher und aus politischer Sicht überfällig, Sammlungen, Depots, Werkstätten und auch die Ausstellungen für die einzelnen Standorte aus einem Guss zu machen.
zu ordnen und zu verlagern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir einen zusätzlichen Standort haben, nämlich das Hafenmuseum, das sich, am Wasser gelegen, besser für die Darstellung maritimer Themen eignet als ein Standort auf dem Altonaer Geestrücken.
Als zweiter Aspekt kommt die Verschuldung hinzu. Bei diesem Blickwinkel, das ist völlig klar, ist nicht die Kultur der Ausgangspunkt, aber wir alle, auch die Kultur, zahlen jetzt den Preis für viele Jahrzehnte leichtfertiger Verschuldung.
Natürlich ist es ungerecht, wenn wir heute noch für die Ausgaben der Siebziger-, Achtziger-, Neunziger- und natürlich auch der Nullerjahre zahlen müssen. Das ist ungerecht und bitter.