"Bevor wir darüber reden, wie wir neue Talente in die Stadt holen, muss überlegt werden, wie die Talente, die bereits hier sind, gehalten werden können."
Ich füge noch hinzu, wie man Talente, die hier schlummern aufspüren und fördern kann und da hat der Senat gründlich versagt.
Jüngstes Beispiel ist die prekäre Situation an der Hochschule für bildende Künste. Erst wurde der Hochschule der Fachbereich Architektur weggenommen und an die HafenCity Universität verlagert, was die Attraktivität des Angebots bundesweit geschmälert hat. Jetzt müssen ungefähr die Hälfte der Studierenden - es kursieren Zahlen zwischen 50 und 80 Prozent - die Hochschule verlassen, weil sie die Studiengebühren nicht zahlen können oder wollen. Wenn das eintreten sollte, meine Damen und Herren von der CDU, dann verliert die Hochschule bundesweit ihre Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Kunsthochschulen, wie zum Beispiel in Düsseldorf und Berlin. Da frage ich den Senator: Wollen Sie künftig Talente aus diesen Standorten an- oder abwerben, nur
Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich umschauen, macht die Stadt zurzeit sehr viel Werbung mit Künstlern wie Daniel Richter, der an der Kunsthalle ausstellt. Es wird um Touristen geworben, es wird um Kunstbesucher geworben. Daniel Richter war übrigens Student an der HfbK. Desgleichen war Fatih Akin, der jüngst einen Preis in Cannes gewonnen hat, Student an der HfbK und ist dort jetzt Gastprofessor. Soll er vor leeren Räumen unterrichten, weil die Studenten nicht mehr da sind?
Wenn man sich Ihr Konzept der Talentstadt Hamburg näher anschaut, dann fehlt der künstlerische Nachwuchs sowieso. Ich denke, dass ich vonseiten des Senators noch nie eine Wertschätzung für den künstlerischen Nachwuchs in dieser Stadt gehört habe. Vielleicht tut er es heute.
Aber mit der Wertschätzung für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist es auch nicht weit her, denn wenn es nach Herrn Dräger ginge, dann sollten an der Universität Hamburg nur ein Drittel aller Studierenden im Jahr einen Masterabschluss machen dürfen. Von den großen Anforderungen der Wissensgesellschaft bezüglich der akademischen Ausbildung junger Menschen scheint Herr Dräger offenbar noch nie etwas gehört zu haben. Wie soll die Universität ihre Talente fördern, wenn bereits nach dem Bachelor zwei Drittel auf der Strecke bleiben werden? Dann muss man natürlich fragen, was Sie unter der Qualität einer wissenschaftlichen Ausbildung verstehen. Wollen Sie künftig Masterabsolventen von anderen Standorten nach Hamburg holen, nur weil Hamburg diese selbst nicht ausbilden will?
Senator Dräger hat offenbar unterschätzt, dass die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem zusätzliche Betreuung erfordert und damit auch zusätzliche Kosten. Dies können die Hochschulen mit Bordmitteln nicht bewerkstelligen. Deshalb müssen zur Förderung von wissenschaftlichen Talenten zusätzliche finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
Aber dafür bräuchte man natürlich eine Vision, wie sich der Hochschulstandort Hamburg in den nächsten Jahren entwickeln soll. Während Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner in Berlin eine solche Vision hat und den Hochschulen 300 Millionen Euro zur Verfügung stellen will, um unter anderem ihre Forschungsschwerpunkte in eine Research University zu konzentrieren, zerlegt Senator Dräger das Hamburger Hochschulsystem in immer kleinere Schools und der HfbK droht das gleiche Schicksal. Durch diese kleinen Schools entstehen Kosten durch zusätzliche Verwaltungen, während die Forschungsbreite größerer Hochschulen fehlt. Von Exzellenz kann keine Rede sein. Ich denke, dass eine Zukunftsbehörde von Herrn Dräger ohne Zukunft, an der falschen Stelle ist. Sie verursacht nur Kosten, sie hat keine Vision und deshalb bringt das nichts.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Brüning, die Bruchlandung hat nicht der Senat, sondern die haben Sie mit Ihrer Rede gemacht.
Einen Gemischtwarenladen von Hochschulkrise über Fachkräftemangel Talentstadt anzumelden, das ist schon etwas abenteuerlich.
Kommen wir einmal zu den Talenten. Was ist ein Talent? Ein Talent ist eine besondere Gabe. Ich gebe gerne zu, dass Talente wichtig sind. Talente brauchen wir auch in der Politik. Wir bräuchten Sie eigentlich auch in der Opposition, insbesondere in der Hochschulpolitik.
Sie lassen diese Talente vermissen. Sie reden alles schlecht, Sie hauen kräftig drauf, aber Konzepte haben Sie nicht.
Genau ein solches Talent fehlt GAL und SPD, sinnvolle Alternativen aufzuzeigen, Sinn für Finanzen und Mut zur Umstrukturierung in der Hochschulpolitik zu entwickeln.
Kommen wir zu den Hochschulen. Ausgangspunkt ist, dass nur eine Hochschule von vielen anderen Hochschulen in dieser Stadt das Quorum nicht erreicht hat, um einen Studiengebührenboykott anzustrengen. Aber gucken wir einmal hinter die Kulissen. Bis zum 12. Juni sollte eigentlich die Sollzahl von 400 Boykotteuren an der Hochschule für bildende Kunst erreicht werden. Damit war die Hochschule gescheitert. Es waren nur 275 Boykotteure da. Also hat man einen Tag später eine Vollversammlung einberufen und diese Zahl von 400 auf 275 gesenkt und das, finde ich, ist unredlich.
Ihnen von SPD und GAL kommt das gerade recht. Der Hochschulstandort Hamburg wird weiter heruntergeredet, Sie machen ihn schlecht. Sie haben die Hochschule jahrelang im Würgegriff des Sparens nach dem Gießkannenprinzip gehalten und wir müssen nun sehen, wie wir damit klar kommen. Wir haben immerhin Budgetkonstanz und einen Inflationsausgleich eingeführt und Sie kommen jetzt mit Berlin und diesen 300 Millionen Euro. Ich kann Ihnen nur den Wowereit-Spruch sagen: Arm, aber sexy. Ich finde es unverantwortlich, was die Berliner auf dem Rücken des Länderfinanzausgleichs von Hamburg machen.
Aber die Uni - jetzt hören Sie bitte zu - fördert schon die Talente. Beispielsweise gibt es Gebührenbefreiung für jeden Studenten an der Hamburger Universität, der einen Abiturdurchschnitt von 1,3 hat. Ebenso erhalten 5 Prozent
der Besten eines Abschlussjahrgangs eine Gebührenbefreiung. Des Weiteren besteht Gebührenfreiheit für Zwischenprüfungen mit Bestnoten und - weil Sie immer wieder damit kommen - diese Studiengebühren sind sozial abgefedert. Deswegen verstehe ich auch nicht die Unruhe, die an der Hochschule für bildende Künste herrscht.
Wir von der CDU stehen zum Gesetz und zur Hochschule für bildende Künste. Aber wir verlangen, dass die Gebühren so gezahlt werden, dass sie auch entsprechend verwendet werden können. Deswegen, glaube ich, ist es dringend notwendig, dass die Hochschule und ihre Studenten miteinander ins Gespräch kommen. Wir bieten den Studenten an, morgen um 14.30 Uhr mit uns im Gespräch zu versuchen, eine Lösung in dieser prekären Situation zu finden.
Die Universität Hamburg ist zurzeit dabei, einen Kassensturz zu machen. Ich glaube, dass man sagen kann, dass Frau Auweter-Kurz ein Segen für diese Universität ist. Sie stellt sich mutig den Herausforderungen, um Grund in diese Hochschule zu bringen, wo man jahrzehntelang nur im Mittelmaß arbeiten konnte. Dabei hat sie unsere Unterstützung: Im Bereich der Exzellenzentwicklung, einer guten Ausbildung und Lehre, der Einrichtung von Forschungsschwerpunkten, wie zum Beispiel der bahnbrechenden Entwicklung in der letzten Woche im Heinrich-Pette-Institut, was die Aidsforschung angeht. Das sind Talente und das wird sich herumsprechen und deswegen werden auch diese Talente in unsere Stadt kommen.
Ich komme zum Schluss. Mein Rat an Sie von der Opposition ist: Arbeiten Sie an Ihren Talenten im Interesse unseres Hamburger Hochschulstandortes. Es liegt aber noch ein weiter Weg vor Ihnen, um zu einer zeitgemäßen Hochschulpolitik zu kommen, die Talente und Fachkräfte ausbildet und fördert. Auf diesem Weg wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Beuß, habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie durchaus sehen, dass es da Probleme am Hochschulstandort Hamburg gibt, denn das ist gerade die Gefahr, die wir durch die aktuelle Politik haben, die Sie immer mit unterstützt haben, dass nämlich, was man nicht für möglich gehalten hätte, dieser Senat es schafft, den Hochschulstandort Hamburg zu bedrohen, dass die Fächervielfalt an unserem Hochschulstandort verschwindet. Nun ist auch noch ein Aderlass an den künstlerischen Hochschulen zu befürchten, der auch das Ende dieser Einrichtungen bedeuten würde.
Während es in Berlin einen großen Masterplan zur Rettung des Hochschulstandortes gibt, wird sich in Hamburg sehr auf das Marketing beschränkt. Das Projekt Talentstadt verspricht, ein großer PR-Gag zu werden. Die eigentlichen Talente werden nicht gefördert, sondern aus der Stadt vertrieben. Ich möchte Ihnen dieses an den
Das ist zum einen die Schwächung der Universität und des wissenschaftlichen Nachwuchses durch die faktischen Masterquoten. Mittlerweile können wir zumindest sehen - auch wenn der Senat bisher immer gesagt hat, es gebe sie nicht -, dass es Quoten geben soll. Diese Quoten werden dadurch, dass in bestimmten Fächern immer ein Master oder ein entsprechender Abschluss gemacht werden muss, also in der Medizin, bei den Lehrern und den Juristen, zur Folge haben, dass es nicht möglich sein wird, in den Orchideenfächern Masterkapazitäten anzubieten. Das bedeutet, dass dort kein wissenschaftlicher Nachwuchs ausgebildet wird und das bedeutet wiederum, dass diese Fächer langfristig überhaupt keinen Nachwuchs mehr haben und verschwinden werden. Was übrig bleibt, sind nur noch die großen Fächer und ich befürchte, auch nur die, die wenig kosten. Das wären BWL und die Rechtswissenschaft.
Dazu passt natürlich auch gut, dass jetzt die jungen künstlerischen Talente die Stadt verlassen. Herr Beuß, Sie sind darauf eingegangen. Ich möchte nur kurz darstellen, dass die Vollversammlung der Studierenden natürlich das höchste beschlussfassende Gremium der Studierendenschaft ist und das sollten Sie auch bei Ihrer Argumentation berücksichtigen.
Ansonsten möchte ich noch einmal klarstellen, dass tatsächlich von 572 Kunst Studierenden 290 Studierende die Studiengebühren nicht bezahlt haben und von dem Boykott profitiert haben und weitere 126 Studierende wohl befreit sind, viele aber auch wegen Urlaub. Das heißt, auch diese werden nicht studieren.
Diese Zahlen sind von der Behörde. Deswegen nehme ich auch die, weil wir viele Zahlenspielereien haben und deshalb auch nicht genau wissen, worum es eigentlich geht. Im Theaterstudiengang handelt es sich um 98 von 119 Studierenden. Egal, wie Sie diese Zahlen jetzt weiter hin- und herspielen. Diese Zahlen sind richtig. Es bedeutet in jedem Fall, wenn diese Studierenden die Stadt verlassen, dass der Weiterbetrieb der Hochschulen beziehungsweise des einen Studiengangs nicht mehr möglich ist.