Wer auch immer Kultur in seiner Kreativität mitgestaltet, wird nicht um eine Gratwanderung zwischen Anspruch und Akzeptanz umhin kommen. Dies ist kein Dilemma, sondern eine Herausforderung
und da sind wir auch gern bei einem gewissen Leistungsgedanken. Alle Kulturschaffenden müssen sich dem stellen. Kultur kann und darf durchaus Nischen schaffen, muss sich aber auch einem breiten Publikum öffnen und Möglichkeiten zur Identifikation bieten.
Kultur ist Anregung und Unterhaltung. Hamburg steht gerade auf dem Gebiet der Kultur in einem unübersehbaren Konkurrenzkampf mit Berlin, München und anderen Metropolen. Hier gilt es deutlich zu machen, dass Hamburg nicht nur das Tor zur Welt ist, sondern den Kulturschaffenden der Welt ein Forum und eine Güte bietet. Ich sehe es deshalb als eine der wichtigsten Aufgaben an, europäische und internationale Kultur und Künstler aus allen Bereichen in diese Stadt zu holen und einzuladen, um den Gedankenaustausch mit unseren eigenen Kulturschaffenden zu fördern und zu intensivieren und Hamburg damit auch wieder das Lebensgefühl zu geben, das unsere Weltstadt verdient hat.
Kultur ist kein Kunstwesen, das sich aus sich selbst generiert, Kultur braucht Futter, um zu überleben.
Futter bedeutet in diesem Fall Geld – da sind wir doch wieder bei Ihnen, Sie subventionieren doch immer so gern –, das in Zeiten knapper Kassen – das ist jetzt der Unterschied und der Wechsel in der Politik – nicht allein der Staat zur Verfügung stellen kann. Kultur, vor allem erfolgreiche, also akzeptierte Kultur, ist aber auch ein wirtschaftlicher Faktor für die Stadt. Viele in dieser Stadt profitieren davon, die Hoteliers, die Restaurants und andere. Deshalb ist es auch recht und billig, wenn sich mehr Menschen als bisher an der Förderung unserer Kultur beteiligen. Im Bereich des Sponsoring, Mäzenatentums und bei anderen privaten Spendern eine weitreichende Unterstützung zu schaffen, sehe ich als eine weitere wichtige Aufgabe für die Zukunft unserer Stadt an. Ich lade von hier aus schon jetzt alle Unternehmer und Menschen Hamburgs ein...
Herr Kollege, bei Ihren Ausführungen zu anderen Wegen der Kulturfinanzierung möchte ich Sie noch einmal fragen, ob das bedeuten soll, dass Sie den Stellenwert der staatlichen Kulturfinanzierung in dieser Stadt in Frage stellen wollen?
Nein. Ich bedanke mich sehr für diese erläuternde Zwischenfrage. Das bedeutet nur, dass wir die Frage der Finanzierung auf eine zweite starke Säule stellen wollen und diese ist eine private. Wir haben in Hamburg genügend Potenzial und Leute, die sich, wenn sie entsprechend angeregt werden, mit ihrem Geld in diese Kulturpolitik einsetzen wollen. Das wollen wir fördern.
Dieses soll – wie gesagt – als zweite Säule gelten und nicht unter Abschaffung der bisherigen Kulturpolitik.
Ich glaube nicht, dass es mir neu vorkommt, denn was Sie getan haben, ist nur die Fortsetzung der guten Kulturpolitik von Ingo von Münch nach 1991, Frau Kollegin Sager.
Kultur, das hatte ich eingangs gesagt, ist ein Lebensgefühl, an dem alle Menschen Hamburgs direkt oder indirekt teilhaben und es genießen. Wer immer uns helfen möchte, dieses Gefühl noch deutlicher werden zu lassen, ist als Partner willkommen. Wer mit kreativer Leistung oder ökonomischer Unterstützung die Kultur unserer Stadt mitgestaltet, trägt dazu bei, dass der Name Hamburgs neuen strahlenden Glanz erhält, der einer Weltstadtmetropole wirklich zusteht.
Mit dieser Forderung sind wir wieder in die Bürgerschaft gewählt worden. Gleichzeitig müssen wir als für die Bildung Verantwortliche uns dazu bekennen, dass Schul- und Bildungspolitik für die Schüler unserer Kinder da ist und nicht für Funktionäre. Theodor Fontane hat dieses knapp, treffend, aber auch provokant einmal so formuliert: „Ganz leer lässt der liebe Gott keinen ausgehen. Die Eltern und Erzieher müssen nur ausfindig machen, wo die Spezialbegabungen liegen.“
Unsere Aufgabe wird es deshalb sein, Eltern wie Schülern gleichermaßen zu erklären, welche Bedeutung Bildung nicht nur in lokaler, regionaler, sondern auch in globaler Hinsicht hat und welche Chancen sie bietet. Wir wollen vor der globalen Herausforderung nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern wollen diese Herausforderung für die Hamburger Schüler annehmen.
Hamburg wird in den kommenden Jahrzehnten national und international in einem unerbittlichen Wettbewerb ste
hen, bei dem es darum geht, wie wir erfolgreiche Talente entwickeln können. Wie können wir diese Talente motivieren und sie in Hamburg halten?
Was bedeutet das für unser Bildungssystem? Zuerst dieses: dass Bildung ein zentraler Platz in unserem gesellschaftlichen Leben gebührt und nicht als lästige Nebensächlichkeit verstanden werden darf. Zukunftsvertrauen, Handlungsfreude und selbständige Handlungskompetenz, auch vor Ort in den Schulen, dezentral, bedarf der sozialen Verankerung der Heranwachsenden in überschaubaren verlässlich menschlichen Bezügen. Wurzeln in Familie, Heimat, Muttersprache, eigener Kultur, geistige Tradition von Kunst und Literatur, Wertebewusstsein und mutige Haltung gegenüber den Anforderungen unseres Lebens können sich in solchen menschlichen Beziehungsgefügen am besten entwickeln. Sie sind die wichtigsten Voraussetzungen für alles, was die Heranwachsenden zur Weltläufigkeit ermutigt und befähigt. Dies zu fördern und zu fordern, ist die zentrale Aufgabe von Bildungspolitik.
Selbstverständlich muss das Erlernen von Fremdsprachen sein, vor allem Englisch zu fördern. Hier hat Senator Lange bereits einen Vorschlag gemacht, den er auch in die Tat umsetzen wird. Er wird nämlich diejenigen Schüler, die sich in Englisch besonders positiv und gut hervorgetan haben, zu einem Schüleraustausch nach Amerika schicken.
Aber ebenso der geläufige Umgang mit den modernen Informations- und Kommunikationstechnologien, geisteswissenschaftliche Bildung als Basis, fundierte Vermittlung und Toleranzdenken und naturwissenschaftlich mathematische Bildung als Technik sind die zwei Seiten der Medaille, die unseren Kindern und Jugendlichen als Faustpfand für die Zukunft mitgegeben werden müssen. Jedes Erziehungs- und Bildungssystem muss immer wieder den richtigen Weg zwischen allgemeiner Grundlage und fachlicher Spezialisierung suchen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der beruflichen Bildung, in dem der lebenslangen Weiterbildung zur Sicherung und Anpassung der neuen Erfordernisse eine wachsende Bedeutung zukommt. Dies gilt aber auch als Voraussetzung zur Qualifikation für den Besuch von Hochschulen und Universitäten. Nicht jedes Kind, das bei uns eingeschult wird, muss auch mit dem Abitur seine Schulzeit beenden, aber jedes Kind hat ein Recht darauf, nach seinen Fähigkeiten gefördert und gefordert zu werden.
Wie immer die Welt von morgen beschaffen sein mag, die klügsten und leistungsfähigsten Menschen werden maßgebend bestimmen, wohin der Weg in die Zukunft geht. Wer sie für die weitere Entwicklung der Gesellschaft zu motivieren weiß, gewinnt auch die Zukunft.
in diesem Sinne den Schülern, bereits nach nur zwölf Jahren das Abitur abzulegen. Wir wollen die Schulausbildung darüber hinaus praxisorientierter gestalten, indem Berufstätige unmittelbar ihre Erfahrungen an die Schüler weitergeben.
Lassen Sie mich abschließend noch einmal zur Wissenschaft etwas sagen. Neben den vielen Projekten, die Wissenschaftssenator Dr. Dräger fordern wird – und Frau Sager hat das auch schon besonders hervorgehoben und gelobt, dann kann ich mich dem ja anschließen –, liegt mir eines ganz besonders am Herzen, Herr Dr. Dräger. Das ist Ihr aufzulegender Investitionsfonds. Auch hier gilt das Zwei-Säulen-Modell, nämlich staatliche Finanzierung, aber auch, und vor allem, die private Finanzierung durch die Wirtschaft. Wir wollen einen Innovationsfonds auflegen, um pragmatische Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft zu fördern und insbesondere einen auf beiden Seiten bestehenden Wissenstransfer zu stärken. Wir wollen einen Investitionsfonds auflegen, um Hamburg als Standort für die Medien und Kreativszene, auch für die Kommunikationstechnikbranche attraktiver zu machen, um Investoren zu gewinnen und Start-ups eine gute Basis zu bieten.
Wir wollen einen Innovationsfonds auflegen, um die Technologiekompetenz in Hamburg zu fördern. In der Medizintechnik, in der Bioinformatik und im Flugzeugbau können in Hamburg neue und weitere Akzente gesetzt werden. Hamburg kann in diesen Bereichen eine zentrale Stellung in Deutschland und Europa einnehmen.
Für die Umsetzung dieser Ziele wird die FDP-Fraktion gerne sorgen und wir freuen uns auf eine liberal gestaltete Legislaturperiode mit diesem Senat und mit Ihnen als Opposition. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Müller-Sönksen, Sie haben eben gesagt, wir sollten unseren alten Regierungskonzepten nicht anhängen. Im Bereich der Wirtschaftspolitik bin ich allerdings der Auffassung, dass wir das sehr wohl können. Denn wenn man sich die Rede des Ersten Bürgermeisters anguckt, dann kann man feststellen, dass dort eigentlich viele Dinge von dem übernommen worden sind, was der sozialdemokratisch geführte Senat und viele sozialdemokratisch geführte Senate vorher in dieser Stadt umgesetzt, verwirklicht und auf den Weg gebracht haben.
Von daher haben wir an dieser Stelle überhaupt keine Veranlassung, uns von diesen Konzepten zu verabschieden, weil diese Konzepte zukunftsgerichtet waren und wir mit diesen Konzepten für diese Stadt wichtige Infrastrukturentscheidungen getroffen haben,