Protocol of the Session on November 13, 2002

„Überall müssen Schulungen für Lehrer der Sekundarstufe durchgeführt werden.“

Aber das wird doch auch schon umgesetzt. Das Ziel hierfür sollte eigentlich noch vor 2006 erreicht werden. Dann sollte in jeder Hamburger Schule mindestens eine Lehrkraft eingestellt werden, die speziell für diese Internetarbeit ausgebildet ist.

Vierter und letzter Spiegelstrich:

„Einrichten von Unterstützungsstrukturen.“

Auch hieran wurde schon gearbeitet. Es wurde eben das Transatlantische Klassenzimmer genannt, von dem Sie eben nebenbei geredet haben.

Insgesamt ist also festzustellen, dass dieses Plagiat des Antrags, die Drucksache 17/1450, in den Behörden und Schulen bereits erkannt und bearbeitet wird.

Kommen wir zur Drucksache 17/1452. Hierbei müssen wir erst einmal eine Zeitspanne vollziehen. Das hat aber Herr Drews eben schon gesagt. Aber solche Fehler können passieren, gerade wenn man im Arbeitsfeld Opposition noch nicht ganz angekommen ist.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und vereinzelt bei der CDU)

Nahezu alle Punkte der beantragten Aufgaben sind bereits realisiert. Nehmen wir nur den ersten Punkt, weil zu den anderen bereits Herr Drews gesprochen hat. Dort heißt es:

„Vor diesem Hintergrund ersuchen wir den Senat, bis zum 30. September 2002 darzustellen, auf welche Weise mit welchen Medien die allgemein bildenden und die berufsbildenden Schulen über den Inhalt und die finanziellen Ressourcen von Comenius und Leonardo da Vinci informiert werden und ob diese Informationen die Schülerinnen und Schüler erreichen.“

Ich zähle das einmal kurz auf und mache damit weiter, was Herr Drews eben nicht gesagt hat.

Erstens: An den Schulen wurden viele Informationsveranstaltungen durchgeführt.

Zweitens: Es wurden Projektleiter angeboten, die zu den Schulen gesandt worden sind.

Drittens: Es wurden nur für „Comenius“ Moderatoren eingesetzt.

Viertens: Es wurden mehrere Publikationen dafür erstellt.

Fünftens, last, but not least: Es sind 2001 tausende von Broschüren dafür gedruckt worden.

Auf die weiteren Punkte brauche ich nicht mehr einzugehen, das hat Herr Drews bereits gemacht.

Ihre Anträge sind somit überflüssig, sodass wir Ihnen leider nicht zustimmen können. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Das Wort hat Frau Goetsch.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Warum haben Sie, die Herren von CDU- und SchillFraktion, eigentlich so lange zu den Anträgen geredet, wenn Sie die so unwichtig finden? Das ist wirklich die Frage.

(Beifall bei der SPD und bei Dr. Verena Lappe GAL – Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Damit Sie auch verstehen, dass sie unwichtig sind!)

Anscheinend liegt Ihnen doch eine ganze Menge am Herzen zu dem, was darin steht.

Wir brauchen hier gar nicht darüber zu reden, dass Internet-Partnerschaften und Europaprogramme sinnvoll und unterstützenswert sind. Da sind wir alle d’accord. Herr Drews, Sie müssen nur auf dem Teppich bleiben. Wenn Sie sich die Entwicklung seit 1997 ansehen, werden Sie feststellen, dass in den Schulen im Umdenken in Bezug auf die IuK-Ausstattung ein Riesenquantensprung stattgefunden hat.

Wir haben im Verhältnis zu anderen Bundesländern eine hervorragende Ausstattung an den Schulen, wir wissen aber alle, dass Ausstattung alleine nichts nützt, wenn wir nicht auch die Pflege des Systems sicherstellen. Wir haben unter Rotgrün in den verschiedensten Situationen daran gearbeitet. Ich gehe davon aus, dass Sie da weitermachen werden. Wir wissen aus den eigenen Erfahrungen in den Büros, dass wir die Technik vergessen können, wenn die Systemadministration nicht funktioniert.

Die Fortbildung ist ebenso immer noch ein zentraler Drehund Angelpunkt, weil nicht alle 14 000 Lehrerinnen und Lehrer – demnächst ja unter Ihrer Regierung weniger – entsprechend qualifiziert sind. Der allerwichtigste Punkt, der mir immer wieder am Herzen liegt, ist aber, was mit den PCs oder mit den MACs in den Schulen passiert. Natürlich wollen wir eine lebhafte Nutzung, aber es stellt sich immer die Frage, ob sie nur als Handwerkszeug genutzt werden sollen. Man macht sich überhaupt keine Gedanken darüber, was tatsächlich methodisch, didaktisch möglich ist und welche Dimensionen neuen Lernens erreicht werden können. PCs sind eben nicht nur ein Spielzeug.

Bei aller Sympathie, es müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Es müssen Fortbildungswege und die Frage der Inhalte geklärt werden. Trotzdem sollte man bei allem nicht vergessen, dass auch eine reale Begegnung – sprich: Aus

(Christian Brandes Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

tausch und echte Partnerschaften – nicht zu vernachlässigen sind. Wir müssen immer an beides denken. Internet ist schön, aber es ist nicht alles auf der Welt. Man sollte vor allem an die Realbegegnungen denken, die in der Sekundarstufe I nicht in diesem Ausmaß stattfinden. Wir haben in den Oberstufen einen regen Austausch ins europäische Ausland und darüber hinaus, aber wir müssen gerade in der Sekundarstufe I und in den beruflichen Schulen den realen Austausch pflegen, ohne dass ich als maschinenstürmisch gelten möchte.

Zu den EU-Bildungsprogrammen. Hier unterschätzen Sie die Situation an den Schulen. Es ist immer noch ein unsäglicher Aufwand, die Kofinanzierung über „Sokrates“ zu erreichen; „Leonardo“ wurde hier gar nicht genannt. Wir haben im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ wenig EU-Mittel, die wir nach Hamburg holen. Wir können das noch wesentlich steigern. Insofern ist in den Schulen eine intensive Beratung nötig, weil der Aufwand immens ist und die Beratung nicht nebenbei gemacht werden kann. Wir brauchen das Know-how aus dem Institut für Lehrerfortbildung und von anderen Projektleitern, die bereits Erfahrung damit gemacht haben. Da gibt es noch sehr großen Nachholbedarf.

Zum Schluss, Herr Drews, der im Moment etwas anderes zu tun hat, als aufmerksam zuzuhören, was die Opposition dazu sagt, noch Folgendes:

(Stephan Müller Partei Rechtsstaatlicher Offensive: Der hat Geburtstag, der darf das!)

Wenn Sie hier den Infopoint angreifen, der das in Kooperation mit der Landeszentrale organisieren soll, dann möchte ich das Stichwort Landeszentrale besonders hervorheben. Sie sind gerade dabei, sie zu einem Nichts wegzusparen beziehungsweise diese Landeszentrale anscheinend nicht mehr als einen Faktor der politischen Bildung wertzuschätzen. Darüber sollten Sie vielleicht eher nachdenken, als sich in Klein-Klein und irgendwelchen Drucksachennummern zu versteigen. – Danke.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Wort hat Herr Woestmeyer.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD! Ich freue mich ja, welchen hohen Stellenwert Sie in Ihren Anträgen nun endlich den neuen Medien einräumen.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Immer!)

Jahrelang mussten Hamburgs Schülerinnen und Schüler leider mit einer technisch unzureichenden Ausstattung auskommen. Damals war es die rotgrüne Regierung.

(Dr. Willfried Maier GAL: 44 Jahre Internet ver- schlafen!)

Es sind keine 44 Jahre. Jetzt nehmen Sie sich doch nicht selbst auf den Arm mit Ihren 44-Jahren-Sprüchen. Nachher glauben Sie selber noch dran. Insofern seien Sie da einmal vorsichtig.

„Damals“ heißt in den vergangenen Jahren, seitdem sich die Gesellschaft mit diesen Technologien auseinander setzt. Damals verkannte der rotgrüne oder auch zuweilen rot-sonstwie geführte Senat die Zukunftschance neuer Medien und reagierte viel zu spät. Während die Schulen in

anderen Bundesländern bereits flächendeckend mit modernster Technik ausgestattet waren und modernste Technik zum Einsatz kam, mussten Hamburgs Schülerinnen und Schüler noch mit veralteten Computern oder – viel schlimmer noch – mit veralteter Software arbeiten. Erst 1999, also gerade einmal vor drei Jahren, reagierten Sie auf den großen Druck der Öffentlichkeit, dort etwas zu machen. Sie geben es in Ihrer Drucksache praktisch zu, dass Sie erst in 1999 damit angesetzt haben. Nun stellen Sie sich als Opposition als die großen Förderer der neuen Medien im Bildungsbereich dar. Das passt nicht, das stimmt nicht und das nimmt Ihnen auch keiner ab.

Aber schauen wir uns die Situation in Hamburgs Schulen einmal genauer an. Dort gibt es doch schon funktionierende Strukturen im Bereich der Internet-Partnerschaften. Viele Hamburger Schulen pflegen bereits Patenschaften über das Internet zu ausländischen Schulen. Diese haben sich lokal, also nach den Bedürfnissen der einzelnen Schulen, selbst gebildet und sie dienen zum Beispiel als gelungene Ergänzung zu Austauschprogrammen im internationalen Bereich. Da sehen wir als Liberale keinen Grund, dort steuernd einzugreifen und den Schulen etwas aufzudrücken, welches sich nicht in die dort vor Ort lokal gewachsenen Strukturen einpasst. Wir wollen die bestehenden Strukturen fördern und ausbauen. Projekte, wie zum Beispiel das hier angesprochene Transatlantische Klassenzimmer oder das E-School-Net, wollen wir weiter auf- und ausbauen. Hierbei muss, wie es beim Transatlantischen Klassenzimmer schon zu sehen war, die Initiative eben nicht immer vom Staat ausgehen. Das Zusammenspiel von Lehrern, von Eltern, von Schülern, aber auch das große Engagement von Hamburger Unternehmen, sind hier der Schlüssel zum Erfolg.

Wir fördern die Eigeninitiative von Schulen und probieren, sie in ihren Anliegen mit unseren Möglichkeiten zu unterstützen. Aber die technische Ausstattung, die mittlerweile mit 14 Schülern je PC schon jetzt unter den von Ihnen angestrebten 15 Schülern pro Computer liegt, zeigt, dass das alleine noch kein zukunftsweisender Unterricht ist. Frau Goetsch hat das richtig gesagt, dazu gehört auch die Schulung der Lehrkräfte. Die ist hier von entscheidender Bedeutung. Es darf nicht passieren, dass Schüler mit ihrem besseren Zugang zu dieser Materie, zu diesen Medien, die Lehrer überholen und Lehrer mehr von Schülern lernen können, als es umgekehrt der Fall ist.

Das, was Sie in Ihrem Antrag fordern, ist in Hamburgs Schulen schon längst lebendige Realität. Unsere Bemühungen zu weiteren Verbesserungen wollen wir im Dialog mit den Schulen durchführen und nicht in Form eines Antrags, den Sie uns hier vorlegen.

Nun noch kurz zu Ihrem Antrag „Teilnahme an den Bildungsprogrammen der EU fördern“. Hamburgs Bildungslandschaft ist international und europäisch. In Hamburgs Schulen werden Schüler aus den unterschiedlichsten Ländern Europas und der ganzen Welt unterrichtet. Mit unserem differenzierten und wachsenden Bildungsangebot ist Hamburg auf die Aufgaben eines zusammenwachsenden Europas vorbereitet. Das zeigen zum Beispiel die bilingualen Grundschulen mit der Fortführung der Programme oder mit dem neu auf den Weg gebrachten Projekt einer deutsch-französischen Grundschule.

Wir nehmen die uns gebotenen Möglichkeiten wahr und schöpfen diese Programme wie im Falle von „Sokrates“ und „Comenius“ so weit wie möglich aus.

(Christa Goetsch GAL)

Diskutieren wir also gerne, welche Möglichkeiten wir haben, Europa noch präsenter in Hamburgs Schulen zu machen. Diskutieren wir auch, wie wir mit unseren europäischen Nachbarn auch hier in Hamburg leben können. Diskutieren wir unterschiedliche Konzepte, aber nehmen wir dabei auch die gewachsenen Strukturen, Ideen und das, was in Hamburgs Schulen vorhanden ist, mit. Nach Jahren des Stillstandes schieben wir in diesem Bereich Reformen an. Das brauchen Sie nicht mit Ihrem Antrag noch zusätzlich zu forcieren. Im Übrigen sollten Sie zusehen, dass Sie Europa nicht alleine auf die Rolle des reinen Geldbeschaffers dezimieren, wie mir das in Ihrem Antrag zum Ausdruck kommt, sondern Europa als Zukunftschance für die Bildung unserer Schülerinnen und Schüler anerkennen und sehen. Sie sollten das in handwerklich besseren Anträgen zum Ausdruck bringen. Gut gemeint, aber schlecht gemacht. Wir werden diesen Antrag ablehnen.