Protocol of the Session on May 9, 2001

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In Hamburg hat die Einrichtung einer Abteilung im Bereich des Hygiene-Instituts, die ebenfalls für das Impfwesen zuständig ist, bundesweit Beachtung gefunden. Der Abgeordnete Petersen hat darauf hingewiesen, wie wichtig das Impfen ist. Gerade diese Abteilung soll dafür Sorge tragen, daß insbesondere in Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten und auch den Krankenkassen der Impfschutz in Hamburg verbessert werden soll. Wir haben dazu eine spezielle Vereinbarung mit den Krankenkassen getroffen, und wir führen zur Zeit Aktionen durch, zum Beispiel die Harburger Impftage, die gerade vor kurzem begonnen haben.

Insgesamt trägt dieses neue Infektionsschutzgesetz dazu bei, die Datenlage zu verbessern. Ich werde natürlich Ihren Hinweis aufnehmen, Frau Jürs. Ich gehe auch davon aus, daß sich die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, RobertKoch-Institut und Hygiene-Institut weiter verbessert, damit wir in Hamburg, bezogen auf diesen Bereich, bessere Daten bekommen. Hinzu kommt noch, daß wir im BernhardNocht-Institut für besonders ansteckende Krankheiten ein Kompetenzzentrum eingerichtet haben. Auch das ist sehr anspruchsvoll. Hier werden wir – nicht nur für Hamburg, sondern für das ganze Bundesgebiet – insbesondere bei der Bekämpfung dieser Krankheiten einen entsprechenden Anteil leisten. Insgesamt wollen wir sehen, wie sich das Infektionsschutzgesetz entwickelt. Wir sind auf einem guten Weg.

(Beifall bei der SPD, der GAL und bei Vera Jürs CDU)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Damit ist die Große Anfrage besprochen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 25 auf: Drucksache 16/5890, Mitteilung des Senats zum Thema Medienerziehung zu Medienkompetenz in Hamburger Schulen.

[Senatsmitteilung: Stellungnahme des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft vom 7./8. Juli 1999 (Drucksache 16/2670) – Medienerziehung zu Medienkompetenz in Hamburger Schulen – – Drucksache 16/5890 –]

Das Wort wird gewünscht? – Die Abgeordnete Schilling hat es.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben vorhin in der Mediendebatte gehört, wie entscheidend für eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik das Vorhandensein qualifizierter Mitarbeiter ist. Nicht zuletzt deshalb investiert der rotgrüne Senat seit Jahren – und verstärkt in dieser Legislaturperiode – in die Medienkompetenz des Nachwuchses schon in der Schule.

Sozialdemokraten waren immer für Chancengleichheit und setzen sich deshalb auch um so mehr für einen gleichberechtigten Zugang zu den neuen Medien ein, denn Medienkompetenz ist nicht nur für die berufliche Karriere entscheidend, sondern sie wird überhaupt die Voraussetzung für eine gelungene Integration in unserer Informations- und Wissensgesellschaft sein.

(Beifall bei Wolf-Dieter Scheurell SPD)

Mehr und mehr dominieren die neuen Medien unsere Alltagskultur. Wenn Schule das Lernfeld für das reale Leben sein soll, müssen wir die virtuelle Welt noch konsequenter in die Schule hineinholen. Schule muß zum zielgerichteten

und selbstbestimmten Nutzen der Medienangebote befähigen und legt damit das Fundament für die Bereitschaft für lebenslanges Lernen. Deshalb ist die Medienerziehung in Paragraph 5 des neuen Schulgesetzes gezielt verankert. Zur Zeit wird, wie in anderen Fächern auch, der Bildungsplan überarbeitet. Computer sollen in allen Fächern, aber auch fächerübergreifend und projektbezogen, zum Einsatz kommen. Das wird die Lehr- und Lernprozesse verändern. Lehrerinnen und Lehrer werden sich von ihrer Rolle als Wissensvermittler zu Teamleitern selbstgesteuerter Schülerarbeiten entwickeln. Das wird nicht nur den Dialog miteinander anregen, sondern auch einen differenzierteren Umgang mit den individuellen Lernniveaus der Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Wir sollten das also als Chance begreifen, neue Unterrichtsformen und -konzepte zu entwickeln.

(Dr. Stefan Schulz CDU: Das wäre toll!)

Beispielsweise tauscht sich die Profilklasse „World in touch“ der Gesamtschule Bergedorf per E-Mail mit verschiedenen Schulen aus der ganzen Welt zu bestimmten Themen aus. Die Profilklasse „Studio“ produziert Sendungen für das Schulradio und Schulfernsehen, andere nutzen die technischen Möglichkeiten für ihre Schülerzeitung oder die Gestaltung der schuleigenen Homepage.

Für den besten Internet-Auftritt hat im November letzten Jahres die Gesamtschule Allermöhe einen Preis beim „Multimedix School Award“ gewonnen.

(Wolfgang Beuß CDU: Schön ausgedrückt!)

Als beste Einzelleistung wurde eine Schülerin mit einer „Multimedia-Präsentation über das Vernichtungslager Sobibor“ ausgewählt. Das sind ermutigende Beispiele.

(Beifall bei der SPD und bei Wolfgang Beuß CDU)

Eigenen Arbeitsergebnissen und Interessen medial Ausdruck zu verleihen, Medienprodukte zu gestalten und zu veröffentlichen, ist das Ziel der Medienerziehung. Deshalb investiert Hamburg in den allgemeinbildenden Schulen jedes Jahr rund 13 Millionen DM für den multimedialen Unterricht. Ziel ist es, im bundesweit führenden IuK-Ausstattungsprogramm bis 2003 alle Klassenräume mit Medienecken zu versorgen und Computerfachräume in jeder Schule einzurichten. Von den bis dahin geplanten 10 000 PCs sind bereits 80 Prozent installiert. Der Bestand hat sich damit in den letzten zwei Jahren verdoppelt.

Zur Erprobung im Unterricht kennen Sie das „SEMIK“-Programm, in dem an sechs Schulen alle Schülerinnen und Schüler der siebenten Klassen mit eigenen Laptops ausgestattet worden sind.

Im Rahmen der Initiative „Schulen ans Netz“ sind nahezu alle Schulen aller Schulformen ans Internet angeschlossen, die Hälfte davon auch ans Intranet. Für die Wartung und den Betrieb der PCs haben wir im letzten Jahr Mittel in Höhe von 1,5 Millionen DM und für dieses Jahr 2,5 Millionen DM beschlossen. Das sind 250 DM pro PC.

Ein technisches Support-Konzept hat die BSJB vom Fachbereich Informatik der Uni Bremen entwickeln lassen, das auf internationalen Erfahrungen basiert. Inhaltliche Unterstützung bietet allen Lehrerinnen und Lehrern der Hamburger Bildungsserver als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform. Er bietet ein Portal zu vielfältigen Themen von A wie Auslandsjournal, über Berufsorientierung, ethnische Konflikte, Globalisierung, Hamburg, Klima, Ozean, Umwelt- und Verkehrserziehung. Eine spannende

(Senatorin Karin Roth)

Palette fertiger Unterrichtseinheiten kann – didaktisch aufbereitet – mit gebrauchsfertigen Materialien heruntergeladen werden.

Eine Projektagentur des Landesmedienzentrums berät zum sinnvollen Einsatz geeigneter Software im Klassenzimmer und ist bereits von 85 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen angezapft worden.

Viel Bereitschaft und großes Interesse zeigten 8500 Teilnehmer – die Hälfte der Hamburger Lehrerinnen und Lehrer – an Seminaren des Instituts für Lehrerfortbildung zum Lernen mit neuen Medien, und bis zum Schuljahr 2002/2003 sollen Dreiviertel aller Pädagogen erreicht sein. Außerdem werden ein Multiplikatorenprogramm – Lehrer schulen ihre Kollegen –, ein Online-Lehrgang sowie eine zweijährige Zusatzqualifikation zur Lehrerweiterbildung aufgebaut, denn die Lehrer sind unser Hebel, an dem wir ansetzen müssen. Deshalb werden die Junglehrer im kommenden Schuljahr bereits im Referendariat mit einem persönlichen Laptop ausgestattet werden.

Die Hamburger Kommission für die Reform der Lehrerausbildung hat, wie wir uns gestern bei der Sachverständigenanhörung versichern konnten, das Lernen mit neuen Medien zum Schwerpunkt ernannt. Wir sollten deshalb nicht nur Kenntnis von der Drucksache nehmen, sondern die Empfehlungen der Kommission bei ihrer praktischen Umsetzung kritisch begleiten.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Das Wort erhält der Abgeordnete Beuß.

Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren! Der Stellenwert des Themas Medien, IT ist sehr hoch. Um so bedauerlicher ist es, daß dieses Thema heute als letztes zur Debatte angemeldet worden ist – nicht im Sinne von das „Letzte“, sondern ganz zum Schluß –, weil die Aufnahmefähigkeit gegen Abend doch etwas nachläßt.

Die positiven Aspekte, Frau Schilling – das hatte ich auch nicht anders erwartet –, haben Sie aufgezeichnet und noch einmal dargestellt. Ich kann Sie nur unterstützen, weil dieses Thema herausragend, zukunftsorientiert und letztlich für unseren Export sehr wichtig ist, denn das Fitmachen in dieser Frage ist ein ganz entscheidender Wirtschaftsfaktor für das spätere Berufsleben der Jugendlichen frei nach dem Motto:

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Das Thema ist für die Schule wichtig, relevant für die Ausbildung, im Studium und im Beruf. Die Richtungsentscheidung des Senats, in diese neue Technologie zu investieren, war richtig. Der Schwerpunkt ist erkannt. Aber die Umsetzung, meine Damen und Herren, empfinde ich als lausig und als handwerklich in vielen Dingen falsch.

Für viel Geld wurden seit Mitte der neunziger Jahre die berühmten Kisten in die Schulen gestellt, aber es fehlte eine konzeptionelle Planung, die damit einherging. Die Technik macht ohne die sie beherrschenden Menschen und vor allen Dingen ohne eine grundlegende Konzeption überhaupt keinen Sinn. Das Ganze läuft in der Schulbehörde nach dem Hase-und-Igel-Prinzip:

„Ick bün all dor“,

aber eigentlich ist das nur ein Hinterherlaufen. Daran erinnert diese Drucksache fatal. Das Ersuchen ist zwei Jahre

alt, und wenn man die Senatsantwort liest, hat man den Eindruck, daß hier mit viel Hektik etwas zusammengewerkelt worden ist, denn deutlich wird folgendes:

Erstens: Es fehlte und fehlt nach wie vor an einer grundlegenden Konzeption, es fehlen nach wie vor die entsprechenden Lehr- und Bildungspläne, die jetzt lediglich in kleinen Ansätzen als Entwurf vorliegen.

Zweitens: Die Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Lehrer waren nicht auf die praktischen Erfordernisse eines guten Medienunterrichts vorbereitet.

Drittens: Die damit arbeitenden Lehrer – ausgenommen die, die sich vielleicht hobbymäßig für dieses Thema interessieren – waren überhaupt nicht auf die Herausforderungen vorbereitet, um mit diesem neuen Medium in den Schulen umzugehen.

Viertens: Die Legislaturperiode hätte angesichts dieses Ersuchens eher sechs als vier Jahre haben müssen. Dann hätte möglicherweise in der Ersuchensantwort des Senats auch mehr Konkretes gestanden. Statt dessen müssen wir uns mit relativ unausgegorenen Aussagen abspeisen lassen.

Ich greife ein paar Sachen heraus: Zur Lehrerbildung in der ersten Phase steht, daß seit Juni 2000 die Neukonzeption des Medienzentrums läuft.

Im Zusammenhang mit der zweiten Lehrerausbildungsphase liest man, die erste Einführung in neue Medien habe im Sommer 2000 stattgefunden. Sie läuft jetzt hoffentlich effizient an. Wenn man sieht, daß dieses Projekt der Weiterqualifikation der Kollegien mit den Master-Teachern und mit den Teamern jetzt erst in Gang kommt, dann ist das viel zu spät, um die Kollegien entsprechend vorzubereiten. Vielfach habe ich die Befürchtung, daß die Computer, die vor drei, vier Jahren angeschafft worden sind, angesichts der neuen Dinge, die die Lehrerkollegen jetzt endlich lernen, teilweise schon wieder veraltet sind, bekanntlich ist nichts vergänglicher als ein ein Jahr alter Computer.

(Dr. Leonhard Hajen SPD: So schlecht sind die auch nicht!)

Letztlich kommt die Qualifizierung der Lehrer viel zu spät. Ermutigende Versuche haben in einigen Schulen stattgefunden. Frau Schilling hat das im einzelnen dargestellt. Angesichts der Zeit will ich mir ersparen, darauf noch einmal einzugehen. Ich finde es großartig, was in den Schulen – von der Grundschule bis hin zum Gymnasium – an tollen Versuchen im Umgang mit den neuen Medien läuft. Aber das ist eher ein Verdienst engagierter Lehrer vor Ort und weniger das Resultat einer Behördenplanung, die in meinen Augen, was die Inhalte und die Konzeptionen angeht, viel zu spät kommt. Und ganz sicher ist es nicht das positive Produkt einer rotgrünen Schulpolitik, wie Sie es uns weismachen wollen. – Danke.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt die Abgeordnete Goetsch.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Beuß, das Problem, das noch einige Jahre existieren wird, ist natürlich nicht mit einer Senatsdrucksache oder einer Großen Anfrage zu lösen. Insofern ist die Kritik ein bißchen zu kurz gesprungen. Es sieht im Augenblick so aus, daß die Referendare und Referendarinnen zum Schulanfang Laptops bekommen.

(Elisabeth Schilling SPD)