Die Realität ist doch auch Ihnen bekannt. Warum ziehen Sie nicht die Konsequenzen, wo bleiben diese? Wo bleiben zum Beispiel die Verankerung des Leistungsbegriffs in den
Bildungsplänen, die gymnasialen Züge für Hochbegabte, die Verstärkung der Kooperationen von Oberstufen mit Hochschulen, das Abitur nach zwölf Jahren, die Entschlakkung der Gesamtschulausbildung, die Stärkung der Realschulen?
Was brauchen wir dringend in Hamburg? Die Zugangsberechtigungen zum Gymnasium müssen endlich den Erfordernissen angepaßt werden – darüber haben wir vor einiger Zeit schon relativ konsensual diskutiert.Verzichten Sie auf das Modell einer sechsjährigen Grundschule, weil sie kontraproduktiv für Begabte und Hochbegabte ist.Wir brauchen dringend eine Reform der Lehrerausbildung.Die Lehrer sind nicht qualifiziert genug, um mit begabten und hochbegabten Kindern entsprechend umzugehen.
Sie werden den Erfordernissen nicht gerecht; prüfen, ersuchen, berichten heißt auf Senatsgeschichten warten.
Wie der Senat mit den Ersuchensanträgen der Bürgerschaft umgeht, ist insbesondere Frau Möller und auch Herrn Christier zwischenzeitlich wohl bekannt.Allein im Bildungsbereich haben wir zahlreiche Ersuchensanträge sozusagen auf Halde liegen, die vom Senat einfach nicht beantwortet worden sind.Der Antrag bezüglich der Sicherung der Leistungsfähigkeit des Hamburger Schulwesens durch geeignete personalwirtschaftliche Maßnahmen ebenso wie die Neuregelung der Lehrerarbeitszeit sollten zum 1. August 1999 abgearbeitet sein.
Über die Ergebnisse einer Überprüfung der sich aus den Bedarfsgrundlagen ergebenden Verteilung des pädagogischen und nichtpädagogischen Personals auf die verschiedenen Schulformen im Sekundarbereich I der allgemeinbildenden Schulen Hamburgs sollte bis Ende des Jahres 1999 berichtet werden.
Der Senat wurde gebeten, bis Juni 1999 über die Vernetzung von Schulen und Hochschulen zur Vorbereitung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler sowie der Studierenden bei der Ausbildung in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen zu berichten. Zur Autonomieentwicklung der Hamburger Schulen sollte bis zum Herbst 1999 berichtet werden.
Ich kann dazu nur sagen: Außer Spesen nichts gewesen. Ihr Antrag in Ehren, er ist unschädlich, und deswegen stimmen wir ihm auch zu.
Ich verspreche Ihnen, daß wir nach der Sommerpause ein entsprechendes Maßnahmenbündel zur Förderung von
Begabten und Hochbegabten auf den Tisch legen werden. Ich hoffe, daß wir im Anschluß daran im Schulausschuß sehr kreativ darüber streiten und entscheiden werden und nicht warten, bis der Senat am Sankt-Nimmerleins-Tag seinen von Ihnen jetzt geforderten Bericht vorgelegt hat. – Ich danke Ihnen.
Es geht hier um die Kinder.Zunächst einmal müssen wir die Anträge überweisen, bevor sie im Schulausschuß debattiert werden können, und das müssen wir uns noch überlegen.
Wir haben gestern für die Schulmeister und -meisterinnen spezifisch gefachsimpelt und sollten die Sache heute ein bißchen pragmatischer angehen. Ich möchte Ihnen eine Begebenheit aus meiner Schule erzählen. Als 1997 unser Schulleiter in der ersten Konferenz nach den Ferien erzählte, daß die BSJB eine Beratungsstelle für Kinder mit besonderen Begabungen einrichtet, war bei uns ein etwas abfälliges Raunen und eher Protest zu hören nach dem Motto
kann ich bitte ausreden –: Da wird schon wieder die Elite gefördert.Für die Hochbegabten wird alles getan.Na ja, Klischees und Vorurteile. Das sind Reaktionen von Lehrerinnen und Lehrern, die 20 oder 30 Jahre an sozialen Brennpunkten Kärrnerarbeit geleistet haben.
Ein Jahr später sprach mich eine Kollegin aus der zweiten Klasse an und bat mich, zu einer bestimmten Stelle, die es gebe, einen Kontakt herzustellen, da sie zwei besonders begabte Kinder in der Klasse habe.Das habe ich getan und dabei das Konzept der Beratungsstelle live miterlebt, das ich schätzen lernen konnte.
Das Konzept der Beratungsstelle ist absolut richtig, und der Bedarf und der Zulauf zeigen, daß es seitens der Eltern und der Kolleginnen tatsächlich einen immensen Beratungsnachholbedarf gibt. Meine Damen und Herren von der CDU, ich habe vor einiger Zeit, als Sie wieder nur über Schnellerner, Hochbegabte und Elite redeten, an dieser Stelle gesagt, wir dürften nicht so tun, als sei die ganze Stadt voll von Hochbegabten; das ist sie nicht. Es geht um hochbegabte Kinder, wie es so schön heißt, um Überflieger, denen man in den Schulen genauso selbstverständlich Wege öffnen muß, da sie sonst die gleichen Probleme wie benachteiligte Kinder haben, bis hin zu schweren psychosomatischen Störungen, das ist bekannt. Man muß auch sagen, daß wir das jahrelang vernachlässigt haben.
Wir – dabei nehme ich mich nicht aus – haben uns erst einmal um diejenigen, die schwächer und benachteiligt sind, gekümmert. Wir haben ein Helfersyndrom, müssen aber auch die andere Seite sehen. Denn diese Kinder haben,
wenn sie versagen, innerhalb der Schule riesige Probleme. Die Eltern sind alles andere als glücklich, wenn sie hochbegabte Kinder haben. Das kann auch zum Trauma werden.
Die Mehrzahl ist nicht hochbegabt, sondern sie sind partiell unterfordert, zum Beispiel in Mathematik. Dort muß selbstverständlich „Futter“ gegeben werden. Es gibt nichts Schrecklicheres, gerade in der Grundschule, als wenn Kinder sich langweilen und die Neugier kaputtgemacht wird.
Insofern gibt es einerseits das Springen, das ist klassisch und altbekannt.Es gibt jetzt die vorzeitige Einschulung.Das ist sicherlich eine Lösung, aber ich denke, daß es oft nur die zweitbeste Lösung ist, weil die kognitive Entwicklung zur körperlichen nicht kompatibel ist. Das muß bedacht werden. Es ist nicht einfach mit dem Springen getan. Denkt man an die Pubertät und daran, daß es in der Klassengemeinschaft nicht parallel läuft, müssen Kollegen insoweit darauf vorbereitet sein. Ähnlich ist es in Politik oder Ethik, wenn Schüler, die nicht die Lebenserfahrung haben, gesprungen sind und nicht mitkommen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Sportunterricht. Mein Vater erzählte mir, er sei zweimal gesprungen und habe sehr darunter gelitten, weil er ewig der Kleinste war. Wir haben in unseren eigenen Reihen den einen oder anderen Springer, die erzählt haben, daß sie darunter leiden. Das heißt, es müssen Formen entwickelt werden, bei denen die Kinder nicht darunter leiden. Deshalb, Herr Beuß, gebe ich Ihnen auch nicht recht, daß beispielsweise jahrgangsübergreifender Unterricht keine Möglichkeit sei, um den verschiedenen Lerntempi zu entsprechen.
Das ist etwas, das in der neuen sechsjährigen Grundschule möglich ist, daß man beispielsweise Kinder, die schneller lernen, eine Möglichkeit gibt. Das sind mutige Formen, die weiterentwickelt werden können und sollen.
Ich will hier aber noch einmal einen anderen Akzent setzen. Es gibt auch Jugendliche, die nicht nur in Mathematik, Deutsch oder Fremdsprachen gut sind, sondern auch in Sport, Musik oder Kunst. Deshalb werden jetzt auch schon mehr Möglichkeiten gefunden, Sportvereinigungen und Musikschulen mit einzubeziehen.Es gibt einen Bereich der besonderen Begabung, der ziemlich unbekannt ist, der technische, handwerkliche und künstlerische Bereich. Ich habe mich im Bereich des Handwerks gerade erst einmal eingelesen. Da werden Stipendiaten ausgezeichnet, die in der beruflichen Bildung besonders gute Leistungen gebracht haben.Es ist sinnvoll, auch solche Begabungen früh zu entdecken; hier sind wir noch gar nicht entwickelt. Es ist gut, wenn wir diese Dimensionen sehen und sie frühzeitig kreativ entwickeln. Es gibt einen sehr interessanten Wert für unsere Frauenpolitikerinnen. Die jungen Hamburger Frauen stehen bei den Wettbewerben in den handwerklichtechnischen Bereichen bundesweit zu 100 Prozent an der Spitze.
Das sind Dinge, die wichtig sind und auch mal erwähnt werden müssen und die es gilt, frühzeitig in den Schulen zu entdecken.
Meine Damen und Herren, ich glaube, wir müssen hier nicht über Eliteschulen und ähnliches diskutieren, was sicherlich in Ihrem Antrag enthalten sein wird,