Die aktuelle Argumentationsstrategie der Befürworter dieser Intensivlandwirtschaft ist bekannt. Im Windschatten der ökonomischen Verwerfungen und der gesellschaftlichen Verunsicherung durch den Krieg propagieren Sie in populistischer Manier
Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke, stärkere Militarisierung und Landwirtschaft auf Naturschutzflächen.
Nicht erst die Klimakrise hat uns gezeigt, dass die von der Agrarindustrie propagierte Intensivlandwirtschaft eher Teil vieler Probleme und nicht die Lösung der Welternährung ist.
Die ökologische Landwirtschaft mit weniger Dünger und weniger Pestiziden verursacht nicht nur weniger Umweltprobleme, sondern sie ist darüber hinaus besser in der Lage, sich auf die veränderten Klimabedingungen anzupassen. Ökologisch bewirtschaftete Felder speichern mehr Kohlenstoff und mehr Wasser. In der Klimakrise ist die Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft Teil der Lösung.
Meine Damen und Herren, in der aktuellen Energiekrise müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die ökologische Landwirtschaft von steigenden Düngemittelpreisen, von steigenden Preisen für die Agrochemie deutlich weniger stark betroffen ist als die Intensivlandwirtschaft.
(Dr. Frank Grobe (AfD): Zurück zur Drei-FelderLandwirtschaft! – Gerhard Schenk (AfD): Das kauft dann keiner, weil es zu teuer ist!)
Was die Ökolandwirtschaft nicht macht, ist, die Stakeholder der großen Agrarkonzerne zufriedenstellen.
Es ist nicht zu leugnen, dass weniger Dünger, weniger Agrochemie in vielen Fällen zu geringeren Erträgen führen.
Das wäre aber kein Problem, wenn wir aufhören würden, Lebensmittel in der Größenordnung von fast einem Drittel des aktuellen Verbrauchs wegzuwerfen. Es wäre kein
Problem, wenn wir weniger Tiere mit Nahrung mästen würden, die wir selbst gut essen könnten, wenn wir keine Nahrung mehr in den Tank füllen würden und wenn wir damit aufhören, Märkte in anderen Ländern mit Hühnerklein und Schweinehälften zu überfluten.
und lieber unser Grundwasser mit Nitrat belasten sowie viel Energie für die Herstellung von Düngemitteln einsetzen wollen. Ob Ukraine-Krieg, Corona oder Klimakrise, wir müssen diese Krisen zum Umdenken nutzen, oder wir werden an ihnen scheitern. Den notwendigen sozial-ökologischen Umbau müssen wir demokratisch und solidarisch gestalten.
Was wir nicht tun dürfen, ist, auf diejenigen zu hören, die uns einreden wollen, noch mehr von dem zu machen, was uns erst in diese Krisen geführt hat. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Herr Präsident, meine werten Kolleginnen und Kollegen! Eine Aktuelle Stunde aus dem Populismus-Bauchladen der AfD, pauschale und undifferenzierte Forderungen, keine Substanz, keine Lösungsansätze, also eigentlich alles wie immer. Ich will es daher ganz schnell machen.
Erstens. Wir müssen unser Grundwasser vor Verunreinigungen schützen, weil wir dieses Wasser zum Leben brauchen. Die landwirtschaftliche Düngung ist zwar nicht der einzige Verursacher, aber ohne Anstrengungen der Landwirte können wir das Problem nicht lösen.
Ich weiß, dass schon die Anerkennung eines Problems nicht in die Populistenwelt von einfachen Lösungen passt, aber die Welt ist leider etwas komplexer als Ihre TelegramBlasen.
Natürlich haben wir gerade eine Herausforderung bei der Sicherung der Lebensmittelversorgung. Wir müssen Anstrengungen unternehmen, unsere heimische und regionale Produktion zu erhalten und zu steigern, damit wir für Hessen, Deutschland und die Welt im wahrsten Sinne das tägliche Brot erzeugen können.
Aber wir wollen, können und dürfen das nicht auf dem Rücken der Umwelt und des Klimas machen. Ja, in den roten Gebieten werden wir einen gewissen Rückgang von
Maximalproduktionszahlen haben. Durch moderne Anbauund Düngemethoden sorgen unsere Landwirte aber dafür, dass auch auf diesen Flächen noch gut und ertragreich, aber eben besonders gewässerschonend angebaut wird.
Wir bieten dafür Beratung und Unterstützung an. Tun Sie doch bitte nicht so, als würden wir die halbe Landwirtschaft in Hessen stilllegen. Die Landwirte sind viel weiter als Sie von den Ewiggestrigen. Niemand in der Landwirtschaft hat Interesse am Raubbau von Wasser und Boden. Niemand hat Interesse an belastetem Wasser und Insektenschwund. Durch einseitige Parolen lösen wir dieses Problem nicht.
Zweitens. Die Umsetzung der Nitratrichtlinie im Dialog zwischen EU-Kommission und Bundesregierung war und ist kein handwerkliches Glanzstück der Politik. Ich finde es absolut verständlich, dass die Bauern sauer sind über das ständige Hin und Her. Planungssicherheit und Transparenz waren nicht ausreichend gegeben. Es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn die EU-Kommission ihre Ankündigung entschlossen umsetzen würde, sich im Lichte der Ukraine und auch der Energiekrise um die großen Fragen zu kümmern und die Detailregeln doch etwas zurückzustellen.
Drittens. Die Landwirte haben einen Anspruch darauf, dass die Politik jetzt endlich Klarheit und Verlässlichkeit schafft. Deshalb ist es richtig, dass wir jetzt mit der Bundesverordnung und der AVV eine einheitliche Linie und vergleichbare Regeln haben. Solange eine echte Binnendifferenzierung auf dieser Grundlage bundeseinheitlich rechtlich nicht geht, müssen wir es eben so machen, wie es jetzt in der AVV umgesetzt ist.
Viertens. Wir haben in Hessen keinen eigenen Handlungsspielraum. Die Regeln sind bundeseinheitlich verbindlich, und wir führen das aus. Die hier geltenden Regelungen in den roten Gebieten haben wir in breitem Konsens vereinbart, und das behalten wir bei.
Wir investieren in den kommenden Jahren über 30 Millionen € in ein dichteres und qualitätsgeprüftes Messstellennetz, das uns dann in die Lage versetzt, noch genauer Ursache und Wirkung zu belegen. Damit wird diese Regelung fairer, vergleichbarer und gerechter werden.
Das alles zeigt: Ihre Aktuelle Stunde ist an diesem Ort und zu dieser Zeit völlig fehl am Platz. Wir als Union stehen in dieser Frage weiterhin an der Seite unserer Landwirte und unterstützen sie dabei, auch in Zukunft effizient, modern und umweltschonend unsere Lebensmittel zu produzieren.
Dafür Danke zu sagen, statt mit leeren, weil schlicht nicht umsetzbaren Versprechungen und Parolen neue Enttäuschungen zu produzieren, würde diesem Haus deutlich besser zu Gesicht stehen als das Schielen auf die kurzfristige parteipolitische kleine Münze, wie Sie von der AfD das wieder einmal machen.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe zwischendurch mal ein paar Jahre in der Wissenschaft verbracht. Das hat dazu geführt, dass ich mich ein bisschen damit beschäftigt habe, was in hessischen Universitäten geforscht worden ist. Ich möchte Sie an Tanaland erinnern.
Tanaland war ein Experiment eines Gießener Professors, das in einer Folgevariante auch zur Ausbildung von Entwicklungshelfern verwendet wurde. Ausgangssituation ist eine Gegend in einer Region des subsaharischen Afrikas, in der es eine nomadische und eine ackerbauende Bevölkerungsgruppe gibt. Aufgabe war, in 20 Jahren die Lebensumstände dieser Menschen zu verbessern. Die angehenden Entwicklungshelfer hatten alle Chancen der Welt, und sie konnten alles tun. Sie konnten Ärzte einstellen. Sie konnten Lehrer einstellen. Sie konnten Düngemittel kaufen. Sie konnten neue Tiere kaufen. Sie konnten neue Pflanzen kaufen und was auch immer.
Das Ergebnis der Studie von Tanaland ist, dass alle Beteiligten beim Versuch der Entwicklung gescheitert sind, weil sie die Komplexität natürlicher Zusammenhänge nicht im Blick hatten. Ich sage das deswegen, weil die Frage der Düngemittelverwendung eines der Hauptprobleme war, da der gleiche Mechanismus bei fast allen Experimenten auftrat. Es wurde in dieser Region bei den Ackerbauern Düngemittel eingesetzt. Der Ertrag stieg. Daraufhin wurde mehr Düngemittel eingesetzt. Der Ertrag stieg noch einmal. Daraufhin wurde noch mehr Düngemittel eingesetzt, und dann begannen die Probleme. Der Ertrag stieg nicht mehr, sondern ging teilweise zurück. Bestimmte Pflanzen überlebten nicht. Das Trinkwasser wurde immer weniger trinkbar.