Protocol of the Session on May 28, 2015

Auch das will ich hier feststellen: Wir sind das Land der kommunalen Jobcenter und der Philosophie „Fördern und Fordern“. Lieber Herr Schäfer-Gümbel, deswegen frage ich mich schon, warum Sie hier schweigen und warum Sie Ihren guten Draht zu Ihrer Kollegin Frau Nahles nicht nutzen, um das zu verhindern.

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Sie haben keinen guten Draht in die Bundesregierung?)

Das muss man einfach feststellen: Die hessische SPD schaut tatenlos zu.

Lassen Sie mich zum Schluss meiner Rede kommen. Wir als schwarz-grüne Koalition fordern Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles mit Nachdruck auf, diese Kürzung sofort zurückzunehmen. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN)

Kollege Pentz, vielen Dank. – Das Wort erhält Herr Abg. Decker für die SPD-Fraktion.

(Zurufe)

Meine Damen und Herren, Herr Kollege Decker kann das doch selbst. Er braucht keine Hilfestellung aus den Reihen der SPD.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Kollege Decker hat das Wort. Bitte sehr.

Herr Präsident, meine Damen und Herren – ich meine insbesondere die Damen und Herren der CDU-Fraktion –, lieber Herr Arbeitsmarktexperte Pentz! Wer immer Sie auf dieses Pferd gesetzt hat, ich helfe Ihnen da jetzt wieder herunter.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Herr Pentz, der Bericht in der „Welt“, auf den Sie sich als Geisterreiter gesetzt haben und der sagt, die Bundesarbeits

ministerin wolle in den nächsten drei Jahren den Jobcentern mehr Mittel zusagen und dafür 750 Millionen € kürzen, ist falsch.

(Beifall bei der SPD)

Ich komme jetzt zur Faktenlage. Es geht einfach nur um sogenannte Verpflichtungsermächtigungen. Diese Verpflichtungsermächtigungen beim Haushaltstitel „Leistungen zur Eingliederung in die Arbeit“ beziehen sich sowohl auf das Regelgeschäft der Jobcenter als auch auf die Sonderprogramme. Das heißt, sie waren niemals insgesamt nur für das Regelgeschäft gemäß Sozialgesetzbuch II bestimmt. Es gibt keine Kürzungen zulasten der Langzeitarbeitslosen.

(Beifall bei der SPD)

Da wir geahnt haben, mit was Sie um die Ecke kommen, habe ich einmal beim Jobcenter in Kassel nachgefragt. Sie haben mir recht gegeben. Es ist tatsächlich so. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Es gibt eine Konzentration der Mittel in diesem Bereich.

(Zuruf von der SPD: Hört, hört!)

Das Gesamtbudget für Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II bleibt in dieser Legislaturperiode so, wie es angekündigt wurde und versprochen ist, bei 8 Milliarden € jährlich.

(Beifall bei der SPD)

In der ganzen Diskussion geht es nur darum, bis zu welchem Grad die Jobcenter schon im Jahr 2015 ihre für 2016 und die Folgejahre vorgesehenen Mittel festlegen können. Es geht nicht um Mittelkürzungen.

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Keine Ahnung, aber davon viel!)

Herr Pentz, hören Sie zu: Die Jobcenter haben trotz der Sonderprogramme immer noch mehr Verpflichtungsermächtigungen zugeteilt bekommen, als sie im Jahr 2014 überhaupt gebraucht haben. So gesehen ist diese Aktuelle Stunde der CDU-Fraktion heute Morgen völlig daneben.

(Beifall bei der SPD – Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Keine Ahnung! – Unruhe – Glockenzeichen des Präsidenten)

Verehrter Kollege Pentz, jetzt kommen wir einmal zur Bewertung der politischen Lage.

Erstens. Die einzige Arbeitsministerin, die in der Bundesrepublik zulasten der Langzeitarbeitslosen in die Kasse gegriffen hat, war die CDU-Ministerin von der Leyen mit schlappen 11 Milliarden €.

(Beifall bei der SPD)

Es kam noch schlimmer: Sie war es auch, die den Instrumentenkasten radikal kastriert hat. Das betraf auch die Fördermaßnahmen, die bis dahin hervorragend liefen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Pentz, Sie merken, Sie kommen mir heute Morgen gerade richtig. Aber hier werden Sie geholfen.

(Heiterkeit bei der SPD)

Dazu blicken wir jetzt nach Hessen. Die „Aktion düstere Zukunft“ der damaligen CDU-geführten Landesregierung hat einen Kahlschlag im Sozialbereich verursacht, an dem

wir in den nächsten zehn Jahren noch zu reparieren haben. Der Orkan Lothar war dagegen ein laues Lüftchen.

Ich sage das nur, um Ihre Erinnerung aufzufrischen. Für Maßnahmen zum beruflichen Wiedereinstieg von Frauen, das waren die Orientierungskurse, gab es insgesamt 1,4 Millionen €. Das wurde komplett gestrichen. Für lokale Beschäftigungsinitiativen gab es 824.000 €. Das wurde komplett gestrichen. Die Fachstellen der Jugendberufshilfe – es waren 32 an der Zahl – hatten 1,6 Millionen €. Das wurde komplett gestrichen. Es gab Zuschüsse an die Verbände der freien Wohlfahrtspflege für Arbeitsprojekte für Suchtkranke und Drogenabhängige in Höhe von 600.000 €. Da wurde knallhart um die Hälfte reduziert.

Jetzt lasse ich einmal die Kürzungen weg, die Sie damals mit ESF-Mitteln getarnt haben, damit es keiner merkt. Insgesamt kommen wir dann schon auf schlappe 4 Millionen €, die Sie einfach einmal abrasiert haben. Die Wertstellung war 2003.

Jetzt wollen wir uns einmal Ihren Ankündigungen zuwenden. Damit komme ich zu drittens. Was ist denn eigentlich mit Ihrem im schwarz-grünen Koalitionsvertrag vollmundig angekündigten großartigen Landesprogramm für Langzeitarbeitslose? Davon ist nichts zu sehen und nichts zu hören. Es gab nur eine Ankündigung im Blätterwald, dass ein Programm für 500 Langzeitarbeitslose aufgelegt werden soll.

(Manfred Pentz (CDU): Wenn das alles nicht stimmt, bin ich froh!)

Herr Pentz, in Kapitel 08 06 steht bei Produkt Nr. 43:

B) Wettbewerb „Arbeit ermöglichen – Kompetenzen entwickeln“

(Zuruf von der SPD: Wolfgang, nicht so fachlich!)

Das soll in zwei Staffeln bis zum Jahr 2020 durchgeführt werden. Wenn ich „zwei Staffeln“ höre, denke ich immer an „Deutschland sucht den Superstar“. Sind Sie neuerdings Herr Bohlen? – Ich weiß es nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dass ausgerechnet die CDU-Fraktion hier so etwas einbringt, ist schon ein richtiger Hammer. Man könnte auch sagen: Das ist ein echtes Eigentor.

Zum Schluss sage ich Ihnen noch einmal eines ganz deutlich: Wenn es Ihnen mit den Langzeitarbeitslosen wirklich ernst ist und wenn Sie wirklich Sorge um die Förderprogramme haben, dann tragen Sie das bitte in die Große Koalition in Berlin. Da gehört das nämlich hin.

(Manfred Pentz (CDU): Wer hat das Sozialbudget gemacht?)

Es gehört nicht hierher. Das ist der falsche Weg gewesen. Aber wahrscheinlich wollten Sie der CSU in Bayern, die gegen den Mindestlohn schießt, nicht nachstehen und meinten, Sie müssten auch einmal einen großen Auftritt haben. Okay.

Ich kann feststellen: Ich glaube, diese Aktuelle Stunde haben Sie ziemlich versenkt. Ich freue mich schon auf die folgende Aktuelle Stunde zum Mindestlohn. Meine Damen und Herren, bleiben Sie am Sender. Ich komme gleich wieder. – Herzlichen Dank.

(Heiterkeit und lang anhaltender Beifall bei der SPD)

Herr Kollege Decker, vielen Dank. – Wir fahren in der Debatte fort. Das Wort erhält Herr Abg. Bocklet für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich weiß gar nicht so genau, warum sich die Mitglieder der SPD-Fraktion an diesem Punkt so über die Frage belustigen, welche bundespolitischen – –