Protocol of the Session on October 8, 2009

ohne immer ein Aber hinzuzufügen:Aber man muss auch die Beweggründe verstehen, aber, aber...

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Natürlich können wir über die Ursachen der Gewalt forschen.

(Zuruf der Abg. Janine Wissler (DIE LINKE))

Aber durch Ihre ständige Relativierung liefern Sie den Gewalttätern die Rechtfertigung quasi frei Haus.

(Beifall bei der FDP – Janine Wissler (DIE LINKE): Das ist eine Unverschämtheit!)

Frau Wissler, die Äußerungen aus Ihren Reihen sind wirklich Legion.

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Wir sind für die Abschaffung aller Waffen, selbst derjenigen der Polizei!)

Es geht jetzt gar nicht um die Debatte über soziale Unruhen, die wir vor Kurzem hatten. Beispielsweise hat Herr Lafontaine angesichts der Attacken auf Polizeibeamte im Rahmen des G-8-Gipfels in Heiligendamm im Jahr 2007

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Geht es jetzt um Heiligendamm?)

es geht um die Linkspartei –, als mehr als 100 Polizisten teils schwer verletzt wurden, nur schulterzuckend zu Protokoll gegeben, man müsste Verständnis haben, denn schließlich kämpften die Angreifer ja für eine gerechtere Welt. – Das ist ein Skandal. Denn das ist eine Relativierung der Gewalt gegen Polizeibeamte.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Solange solche Äußerungen von Spitzenpolitikern Ihrer Partei getroffen werden, ohne dass denen offen widersprochen wird, werden wir Sie auch stets daran erinnern, dass Sie in diesem Punkt unglaubwürdig sind. Das müssen Sie sich anhören.

(Beifall bei der FDP)

Herr Mick, Sie müssen zum Schluss kommen.

Herr Präsident, vielen Dank. Ich komme zum Schluss.

Meine Damen und Herren, für uns Liberale ist klar, dass es für Gewalt nie eine Rechtfertigung gibt, auch keine politische. Gewalt ist und bleibt Gewalt, und als solche ist sie zu verurteilen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und des Abg. Volker Hoff (CDU))

Danke, Herr Mick. – Herr Bellino, Sie haben sich für die CDU-Fraktion zu Wort gemeldet. Bitte.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist jetzt schon eine gewisse Unsicherheit aufgekommen, wozu man hier sprechen soll: zum Redebeitrag des Kollegen Schaus oder zu dem Antrag?

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Machen Sie doch beides, Herr Bellino!)

Dazu reichen fünf Minuten nicht. Ich bin aber dem Kollegen Mick dankbar,dass er hier schon auf inhaltliche Diskrepanzen hingewiesen hat.

(Zurufe der Abg. Hermann Schaus (DIE LINKE) und Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Herr Kollege Schaus, da wir heute wahrscheinlich nicht über diesen Antrag abstimmen werden, sondern das in einer oder mehreren Ausschusssitzungen diskutieren werden,haben Sie die Gelegenheit,zu überlegen,ob Sie Ihren Antrag zurückziehen und einen Text schreiben, der zu dem passt, was Sie hier gesagt haben.

(Beifall bei der CDU und der FDP – Willi van Ooyen (DIE LINKE): Ich darf Sie ermuntern, dazu auch einen Antrag zu schreiben!)

Wenn Sie das einmal in Ruhe wirken lassen, werden Sie sehen, dass dazwischen Welten liegen.

Den Antrag, der uns hier vorgelegt wurde, lehnen wir ab – nicht, weil wir das Thema rechtsextreme Gewalt nicht sehen

(Zuruf des Abg.Willi van Ooyen (DIE LINKE))

ach, Herr van Ooyen, lassen Sie diese Späße –, sondern weil wir wissen, dass wir mehr als andere Bundesländer in unserer Bundesrepublik Deutschland hier bereits sehr engagiert unterwegs sind, sensibel sind und den Anfängen wehren, egal, wo sie vorkommen. Deshalb können wir auch eine Erfolgsbilanz vorweisen, die von der Opposition nicht bestritten wird. Wir lassen nicht nach, wenn es um die Bekämpfung rechtsextremer Gewalt geht.

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Da müssen Sie beim Verfassungsschutz anfangen!)

Aber wir kümmern uns um die Gewalt auf allen Seiten. Wir sind eben nicht – wie andere – auf dem linken Auge blind. Wir kümmern uns genauso um Ausländerfeindlichkeit, wie wir uns um Antisemitismus kümmern, um rechtsextreme und linksextreme Gewalt oder einfach um politisch motivierte Gewalt von Leuten, die vielleicht gar nicht wissen, wo sie in Wirklichkeit stehen.

Weil wir dies tun, sind wir – im positiven Sinne – Schlusslicht, wenn es um rechtsextreme Gewalttaten geht; und

darüber muss ich sprechen, weil dieser Antrag so formuliert ist.

In den Jahren 2005 und 2007 waren wir bei den Zahlen so gut, dass wir an erster bzw. letzter Stelle stehen, je nachdem, aus welcher Perspektive man das betrachtet. In den Jahren von 1999 bis 2009 sind die Delikte in diesem Bereich um 43 % zurückgegangen. Das ist doch kein Zufall. Das liegt doch nicht daran,dass wir hier auf einer Insel der Glückseligen sind, sondern das hat damit zu tun, dass wir eine sehr wirksame Präventionsarbeit machen – übrigens nicht wir Politiker alleine, sondern eben auch die vielen ehrenamtlich Tätigen in den Schulen und an anderen Stellen. Über diese Präventionsarbeit und diese Informationsleistung hinaus, die wir dort erbringen, haben wir eben auch entsprechende Sanktionsprogramme. Die Leute, die sich nicht benehmen können, müssen auch – Klammer auf: möglichst schnell, Klammer zu – bestraft werden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP)

Diesen Weg werden wir weiter gehen, und wir sind sicher, dass der auch erfolgreich sein wird.

Frau Kollegin Faeser, deshalb möchte ich auch Ihnen widersprechen, wenn Sie sagen, dass wir die Kriminalität und deren Ursachen auf die Ausländerkriminalität zurückführen. Das ist nicht der Fall.

(Nancy Faeser (SPD): Das haben Sie 2008 im Wahlkampf gemacht!)

Schauen Sie sich dieses Interview und die Presseartikel dazu genau an.

(Nancy Faeser (SPD): Ja!)

Das ist nicht der Fall.

(Zuruf der Abg. Nancy Faeser (SPD))

Aber wir reden natürlich auch darüber.

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Also wirklich, das ist ganz kleines Karo!)

Bei der Integration, zu der wir in den letzten Tagen hervorragende Debatten geführt und Beschlüsse gefasst haben, sagen wir eben auch, dass wir die Chancen sehen, aber auch die Gefahren, die Herausforderungen, die damit einhergehen. Man darf dieses Thema nicht tabuisieren, denn davon haben weder die Gesellschaft noch die Betroffenen etwas.

(Zurufe der Abg. Nancy Faeser und Thorsten Schä- fer-Gümbel (SPD))

Wenn wir in den Ausschuss oder in die Ausschüsse gehen, werden wir uns hoffentlich – bevor wir entsprechende Beschlüsse fassen – ganz genau überlegen, was wir brauchen. Brauchen wir wirklich zusätzliche Erhebungen, oder haben wir bereits genug, auch vor dem Hintergrund, dass es spätestens im Jahr 2010 eine Auswertung der Beratungsfälle aus dem „Beratungsnetzwerk Hessen – mobile Intervention gegen Rechtsextremismus“ geben wird.

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Am 17. November, in der Wetterau!)

Wir sollten uns kritisch anschauen, welche Erkenntnisse wir schon haben – an Präventionsprogrammen, an Sanktionsprogrammen, was wir tun, um die Jugendlichen, die Kinder, aber auch die Erwachsenen geeignet zu informieren. Dann sollten wir überlegen, ob wir tatsächlich eine zusätzliche Erhebung brauchen.

Ich kann schon ankündigen: Wir werden sehr engagiert und auch sehr interessiert in diese Diskussionen gehen. Dem Antrag aber, wie er hier von den LINKEN vorliegt, werden wir mit Sicherheit nicht zustimmen. Er ist in dieser Form nicht zielführend und bringt uns keine neuen Erkenntnisse. – Besten Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP)