Dort funktioniert das seit vielen, vielen Jahren, und zwar hoch qualifiziert. Auf Organisation der Verbände gibt es die Verbindung zwischen betrieblicher und überbetrieblicher Ausbildung. Das sind Ideen, die wir in der Tat klug finden; denn sie sorgen dafür, dass auch kleinere Unternehmen, die die Ausbildungskapazitäten teilweise gar nicht haben, durch die Verbundausbildung die Chance erhalten, in ihren Betrieben qualifiziertes Personal auszubilden. Was spricht eigentlich dagegen, Herr Rentsch?
Außer vielleicht, dass das nicht in Ihre KlassenkampfIdeologie passt. Das passt einfach nicht hinein.
Daher noch einmal: Wir haben gestern lange über die Frage gesprochen: Was werden Sie in diesem Plenum wieder tun, um sozusagen in munterer Stimmung einen Punkt nach dem anderen, den Sie als schwierig erachten, zu überwinden?
(Widerspruch bei der CDU – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Hören Sie endlich auf mit der Beschimpfung! Sie werben für einen fairen Wahlkampf und beschimpfen nur!)
Es gibt aus dem Regierungslager einen einzigen Satz, der etwas zur Sache beigetragen hat. Das war der Hinweis von Herrn Rentsch – darauf habe ich ebenfalls mehrfach hingewiesen –, dass 25- bis 35-Jährige in der Tat ein Problem haben, wenn sie so etwas wie eine Ausbildungsvergütung erhalten. Damit können sie ihre Familie nicht ernähren. Eine Antwort darauf hat Herr Rentsch allerdings nicht gegeben. Dasselbe gilt übrigens auch für das Übergangssystem Schule – Beruf.
Ich will zum Abschluss nur noch sagen: Fragen Sie einmal beim Deutschen Gewerkschaftsbund oder bei der VhU nach, warum sie eigentlich gerade keinen Ausbildungskonsens hinbekommen. Das hat unter anderem etwas damit zu tun, dass beide Organisationen den Vorwurf erheben, dass Sie nicht in der Lage sind, das Übergangssystem Schule – Beruf, das im Wesentlichen im Verantwortungsbereich von Frau Kultusministerin Beer liegt, zu reformieren. Das sind
die Hausaufgaben, die auf dem Tisch liegen und die Sie nicht bearbeiten. Darum ging es uns heute Morgen. Es ging nicht um Klamauk, wie Sie ihn heute Morgen veranstaltet haben.
Herr Schäfer-Gümbel, gehen Sie einmal davon aus, dass wir auch in diesem Jahr einen Ausbildungspakt hinbekommen werden.
Wenn Sie behaupten, dass der hessische Ausbildungspakt keine Strategie habe, ist das nicht nur eine Kritik an der Landesregierung, sondern auch an den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern. Aber das will ich alles einmal dahingestellt sein lassen. Ich habe viel Verständnis für politische Debatten, und dass es in diesem Landtag teilweise auch etwas heftiger zur Sache geht, ist nicht unbekannt.
Was ich aber nicht akzeptiere: wie Sie mit der Initiative umgehen, die die Landesregierung in Spanien auf den Weg gebracht hat. Jetzt sage ich es noch einmal ganz bewusst: Ausländische Fachkräfte machen in unserer Fachkräftestrategie vielleicht 5 % aus. Die Lösungen für unsere vielen Probleme mit Fachkräften liegen hier in Deutschland, in Hessen. Wenn Sie jedoch immer mitschwingen lassen – wie wir es zum Teil auch von den LINKEN gehört haben –, man möge sich nicht auf das Ausland, sondern auf Hessen konzentrieren, dann lasse ich das hier nicht durchgehen.
Dass wir uns in dieser Situation in Spanien engagieren, ist gelebte Solidarität in Europa, wie man sie überhaupt nur leben kann, meine sehr geehrten Damen und Herren. Das ist europäische Verantwortung.
Wir werden die massive Krise in Europa – und das ist keine theoretische Krise, sondern dahinter stehen die Schicksale von Millionen Menschen – nicht lösen, wenn wir den Blick nur auf uns richten, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir tragen auch Verantwortung für Europa und für die jungen Menschen. Dieser werden wir gerecht.
Vielen Dank, Herr Minister. – Wir setzen die Aussprache fort. Für die CDU-Fraktion hat sich Herr Kollege Klein gemeldet.
(Petra Fuhrmann (SPD): Ist ja toll, wenn wir alle jungen Leute dann hierher holen! – Gegenrufe von der CDU: Super Solidarität! – Sind Sie ausländerfeindlich? – Glockenzeichen des Präsidenten)
Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Verehrter Herr Kollege Schäfer-Gümbel, ich musste Ihnen schon vor einigen Wochen einmal Nachhilfe gewähren, als Sie Hauptschüler und Realschüler als Bildungsabsteiger dargestellt haben, weil Sie nicht in der Lage waren, zu erkennen – –
Sie waren nicht in der Lage, zu erkennen, dass diesen Menschen im Umfeld der dualen Ausbildungssysteme Chancen geboten werden. Sie können parallel zur dualen Ausbildung in den beruflichen Schulen ihren Fachoberschulabschluss erreichen. Anschließend können sie an einer Fachhochschule studieren.
Dann sollten Sie einmal im Protokoll nachlesen, was Sie gesagt haben. Das kann man Ihnen weder damals noch heute durchgehen lassen.
Ich will Ihnen zwei Beispiele nennen: Besuchen Sie doch nicht nur die Tafel, sondern besuchen Sie einfach auch einmal die Philipp-Reis-Schule im schönen Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis.
Informieren Sie sich dort einmal, was diese Schule hinsichtlich einer optimalen Berufsorientierung leistet. Junge Menschen erhalten dort ab der 5. Klasse Unterstützung in dieser Hinsicht. Diese Schule in Gelnhausen hat ein Berufsorientierungscurriculum mit über 80 Seiten geschrieben. Ganz vorsichtig gestuft werden die Schüler ab der 5. Klasse bis zur 9. Klasse in Form von Kooperationen mit Betrieben und beruflichen Schulen an das Thema herangeführt. Man verzeichnet dort riesige Erfolge. Die jungen Menschen, die in den SchuB-Klassen sind, erhalten fast durchgängig, durch die Bank – –
Das Thema ist mir zu ernst, als dass ich auf Ihr Geplapper eingehen will. Diese Schulen leisten Hervorragendes. Wir haben hoch motivierte Lehrkräfte. Die leisten eine hervorragende Berufsorientierung im Unterricht, mit dem Erfolg, dass die jungen Leute dort im Handwerk, im Mittelstand eine Lehrstelle finden.
Gehen Sie einmal an die Friedrich-Dessauer-Schule, eine berufsbildende Schule in Limburg. Schreiben Sie sich das gleich einmal auf. Ich gebe Ihnen nachher auch die Adresse. Besuchen Sie die einfach einmal, Herr Schäfer-Güm
bel. Gehen Sie am besten einmal donnerstags dorthin. An diesem Tag sind in Limburg 360 Schülerinnen und Schüler von allgemeinbildenden Schulen aus der Stadt Limburg an dieser berufsbildenden Schule und parallel dazu an den beiden weiteren Schulen am Standort, die einmal für Körperpflege und einmal für die Verwaltung zuständig sind.
Dort wird eine Riesenberufsorientierung betrieben. Immer nur hierher gehen und plappern: „Es taugt alles nichts, und es ist nichts wert, und zu wenig“ – nehmen Sie doch einmal die Realität zur Kenntnis, dass wir viel weiter sind, als Sie hier permanent darzustellen versuchen.
Herr Schäfer-Gümbel, ich habe gar kein Problem damit, dass man das eine oder andere bestimmt noch besser machen kann. Aber wenn ich von Ihrer Seite höre, jetzt plappern Sie auch ungeprüft nach, was von VhU und anderen gesagt wird, von heute auf morgen – –
(Zurufe von der SPD: Oh! – Gegenruf des Abg. Dr. Frank Blechschmidt (FDP): Er weiß, wovon er spricht!)