Protocol of the Session on November 22, 2012

Aber wir sprechen jetzt über die Grunderwerbsteuer. Die Föderalismusreform hat die Möglichkeit gegeben, diesen Satz zu bestimmen. Das Land Berlin hat bereits zum 01.01.2007 den Grunderwerbsteuersatz erhöht. Wir konnten sechs Jahre lang den Satz stabil halten. Aus den Gründen, die Kollege Noll schon genannt hat, war es erforderlich, jetzt die Erhöhung zu machen, zumal wir diesen Nachteil im Länderfinanzausgleich in Höhe von 80 Millionen € haben.

(Willi van Ooyen (DIE LINKE): Aber Herr Caspar, den gab es im Mai auch schon!)

Insoweit ist das eine notwendige Entscheidung, die uns natürlich nicht leichtgefallen ist. Denn eine Steuererhöhung ist immer auch mit Nachteilen für die Bürgerinnen und Bürger verbunden. Deswegen wissen wir, dass wir mit so etwas sehr verantwortungsvoll umgehen müssen. Deswegen haben wir bei der Grunderwerbsteuer den Satz im Gegensatz zu fast allen Bundesländern sechs Jahre auf dem niedrigen Stand halten können.

(Beifall des Abg. Alexander Noll (FDP))

Ich hatte schon das letzte Mal erwähnt, dass RheinlandPfalz ganz schnell nach der Wahl, ohne dass man das den Bürgern vorher gesagt hätte,

(Günter Rudolph (SPD): Ach, Sie haben vorher gesagt, dass Sie die Grunderwerbsteuer erhöhen wollen?)

mit einer Verbindung aus SPD und GRÜNEN den Grunderwerbsteuersatz erhöht hat. Insofern meine ich nicht, dass es besonders redlich ist, wie Sie hier argumentieren.

(Günter Rudolph (SPD): Da klatscht nicht einmal Ihre eigene Truppe!)

Dann haben Sie neben der Sache zu der Thematik angeführt, weshalb die CDU einem Gesetzentwurf der LINKEN nicht zustimmen kann.

(Günter Rudolph (SPD): Ja!)

Da müssen Sie nur einmal – manchmal hilft es auch, ein bisschen weiterzulesen – in die Begründung des Gesetzentwurfs der LINKEN hineinschauen.

(Günter Rudolph (SPD): Die wird aber nicht beschlossen!)

Die wird, wenn es später um Rechtsauslegung und Ähnliches geht, immer hinzugezogen. Insoweit wird die bei der Entscheidung des Landtags mit dokumentiert.

Was steht in der Begründung? – In der Begründung bei der LINKEN finden Sie unter anderem die Aussage:

Damit zukünftig die notwendigen Ausgaben …

dann werden verschiedene aufgeführt –

erreicht werden können, muss das Land seiner verfassungsmäßigen Einnahmeverantwortung nachkommen. Diese wurde in den letzten Jahren durch Steuerentlastungen für Vermögen, hohe Einkommen und Großunternehmen stark vernachlässigt.

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Das stimmt doch alles!)

Nun ist es doch so, dass jeder weiß, dass das Land für Vermögensteuer, für Einkommensteuer und für Besteuerung von Großunternehmen überhaupt nicht zuständig ist.

(Janine Wissler (DIE LINKE): Das steht da auch nicht!)

Man kann also daran sehen, dass eine solche Begründung völlig unqualifiziert ist, weil eben überhaupt nicht berücksichtigt, für was das Land zuständig ist und für was nicht.

(Zuruf des Abg. Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Deswegen war es erforderlich, dass wir einen eigenen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht haben.

(Günter Rudolph (SPD): Ach so! – Zuruf des Abg. Willi van Ooyen (DIE LINKE))

Wenn Sie der Meinung sind, dass es richtig ist, dann können Sie auch unserem Gesetzentwurf zustimmen.

(Günter Rudolph (SPD): Das machen wir! – Zurufe von dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Durch die namentliche Abstimmung wird das dann auch deutlich werden. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU – Allgemeine Unruhe – Glockenzeichen des Präsidenten)

Meine Damen und Herren, beruhigen Sie sich. – Das Wort hat der Kollege Schmitt, SPD-Fraktion.

(Zurufe von der CDU und der FDP)

Meine Damen und Herren, wir hatten uns einmal vereinbart, wenn ein Kollege hier vorkommt, gibt es weder Bravorufe noch Missfallenskundgebungen. Ich bitte, das zu beherzigen. Das ist parlamentarisch. Seien Sie so lieb, auch nach 18 Uhr. – Kollege Schmitt hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich fand das ein freundliches Empfangen der Kollegen von CDU und FDP. Die wissen auch, warum sie sich so verhalten, weil man viel peinlicher als sie – glaube ich – hier das Parlament nicht befassen kann.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und der LINKEN)

Einen völlig identischen Gesetzentwurf der LINKEN-Partei werden Sie in einigen Minuten ablehnen, um dann Sekunden später einem identischen Gesetzentwurf zuzustimmen. Meine Damen und Herren, auf so eine Idee käme noch nicht einmal die Münchener Lach- und Schießgesellschaft. Sie sind wirklich die Originalimitation davon, das muss man sagen.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Das ist eine besondere Form von politischem Gedächtnisverlust. Der ist einmalig, und den hat es noch nie gegeben.

(Zurufe von der CDU: Oh! – Dr. Rolf Müller (Geln- hausen) (CDU): Hat es noch nie gegeben?)

Meine Damen und Herren, das mit dem Länderfinanzausgleich, das wissen Sie, ist eine Ausrede. Die Problematik des Länderfinanzausgleichs war schon im April dieses Jahres gegeben.

(Dr. Rolf Müller (Gelnhausen) (CDU): Es hört doch keiner mehr zu!)

Trotz dieser Erkenntnis hat der Kollege Noll – er hat momentan irgendwie eine Pechsträhne –

(Heiterkeit bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

folgende Presseerklärung am 18. April abgegeben. Der Länderfinanzausgleich ist ein bisschen älter als der 18. April 2012.

Wir Liberalen sind für Entlastung der Bürger, nicht für eine zusätzliche Belastung –

(Zurufe von der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN und der LINKEN: Oh!)

wir haben kein Einnahmeproblem, sondern müssen weiter an die Ausgabenseite ran.

(Günter Rudolph (SPD): Recht hat der Mann!)

Die FDP ist für Entlastung der Bürger, nicht für eine zusätzliche Belastung. … Deshalb gilt es zuerst die Frage zu klären, wo können in Hessen Ausgaben eingespart werden. … Das Land hat kein Einnahme

problem, sondern muss weiter an die Ausgabenseite ran. Das Geheimnis des Sparens ist der Verzicht.

(Heiterkeit, Beifall und Zurufe von der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Wer die Grunderwerbsteuer erhöhen will, muss wissen, dass er die Mieter zusätzlich belastet und Investoren abschreckt.