Protocol of the Session on June 28, 2012

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU – Zurufe von der SPD)

Wenn ich den Tenor Ihrer Ausführungen insgesamt auf mich einwirken lasse,

(Gerhard Merz (SPD): Sind Sie beeindruckt!)

frage ich mich: Was wollen Sie eigentlich?

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Sie haben sich hier in fußballerischen Metaphern ergangen. Zum Beispiel haben Sie irgendetwas von dem Querfeldeinspiel innerhalb der Regierungskoalition erzählt.

(Gerhard Merz (SPD): Das war gut!)

Tut mir leid, meine Damen und Herren, das kann ich nicht erkennen.

(Gerhard Merz (SPD): Das zeigt nur, dass Sie vom Fußball auch keine Ahnung haben!)

Herr Kollege Merz, die Regierungskoalition macht schlicht und ergreifend nur das, was sie vorher angekündigt hat.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU – Lachen bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Kultusministerin Beer hat in einem ihrer ersten Interviews nach dem Amtsantritt angekündigt: Wir werden uns das Thema G 8 in aller Ruhe noch einmal anschauen und überprüfen, was man dort möglicherweise optimieren kann. Im September werden wir im Landtag mit einer Qualitätsoffensive

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): „Qualitätsoffensive“!)

ja, es geht uns um die Qualität dieses Angebots, Kollege Schäfer-Gümbel – vor Sie treten und Ihnen sagen, an welchen Punkten wir möglicherweise Veränderungen vornehmen.

(Gerhard Merz (SPD): Möglicherweise!)

Ich sage bewusst „möglicherweise“; denn ich möchte nicht einer ergebnisoffenen Prüfung vorgreifen,

(Lachen bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

die derzeit im Kultusministerium zu ganz vielen Aspekten von G 8 läuft.

(Gerhard Merz (SPD): „Ergebnisoffen“ ist das Wort des Tages! – Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN): Ich denke, ihr habt euch entschieden!)

Aber ein Punkt ist – das wurde schon gesagt –, dass wir den Gymnasien die Möglichkeit geben werden, zwischen G 8 und G 9 zu wählen.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Ich frage mich ernstlich: Was ist daran so verwerflich, dass Sie uns hier permanent etwas unterstellen?

(Gerhard Merz (SPD): Dass es nicht stimmt!)

Das ist etwas, was Sie selbst mehrfach gefordert haben. Daher könnte man auch sagen: Okay, das ist richtig. – Deswegen frage ich mich: Wo ist das Problem?

Ich sage auch ganz klar: Ich war immer ein Verfechter der Auffassung, dass man bei G 8 möglicherweise das eine oder andere ändert.

(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)

Das ist kein Geheimnis. Schauen Sie einmal in das Wahlprogramm der FDP. Dort stand z. B. auch das, was Sie angesprochen haben: Kürzungen in der Oberstufe, nicht in der Mittelstufe.

(Beifall bei der FDP)

Aber wenn man regiert, muss man auch die Realität zur Kenntnis nehmen. Das unterscheidet uns von der Opposition.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Die Kultusministerkonferenz hat nämlich erklärt, so, wie wir das vorgehabt hätten, gehe es nicht. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Man muss schauen, ob man das so umsetzen kann oder nicht. Wir werden das noch einmal überprüfen. Die Sachlage hat sich geändert. Es gibt rechtlich abweichende Meinungen, und wir werden schauen, ob wir Nachsteuerungen vornehmen können oder nicht.

Deswegen sage ich: Bauen Sie hier keinen Popanz auf. Wir machen das, was wir gesagt haben. Wir werden das noch einmal prüfen. Das Ergebnis werden wir hier in aller Ruhe präsentieren. Daher ist es völlig absurd, dass Sie hier einen Konflikt konstruieren, den es in dieser Frage angeblich zwischen CDU und FDP gibt. Wir machen nur das, was wir gesagt haben: mehr Qualität bei G 8 und ein besseres Angebot in diesem Bereich.

Deswegen sage ich ganz klar: Bleiben Sie ruhig, und – um beim Fußball zu bleiben – halten Sie die Bälle flach. Wir werden Ihnen das präsentieren; dann können Sie es sich anschauen. Bauen Sie hier also keinen Popanz auf.

Unsere Ziele sind Qualität bei G 8, ein besseres Angebot und mehr Wahlmöglichkeiten für die Eltern. Dazu werden wir Ihnen etwas vorlegen, und daran lassen wir uns gern von Ihnen messen. Deswegen sage ich: Halten Sie die Bälle flach, und schießen Sie nicht aufs eigene Tor.

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Das machen Sie selbst!)

Das Konzept, das Sie immer vorlegen – das Kartenhäuschen der Bildung, das Sie hier immer aufbauen –, wird so nicht umgesetzt. All das ist ein Popanz. Freuen wir uns auf den Fußball, und führen wir nicht solche Debatten. – Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Vielen Dank, Herr Döweling. – Das Wort hat Herr Abg. Wagner, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

(Günter Rudolph (SPD): So wünsche ich mir eine Verteidigung, Frau Kultusministerin! – Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Klar geworden ist es mir!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich will dem Kollegen Döweling mit einem Zitat von Andreas Möller aus seiner Orientierungslosigkeit heraushelfen. Ich glaube, das fasst die Position von Herrn Döweling und der Koalition ganz gut zusammen. Andreas Möller, der Fußballspieler, hat einmal gesagt:

Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber!)

(Heiterkeit bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)

Herr Kollege Döweling, den Eindruck hatte ich auch bei Ihrer Rede.

(Gerhard Merz (SPD): Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu!)

Genau, auch das passt. – Erst führen Sie G 8 in Hessen ein, erst werden alle Leute beschimpft und zurechtgewiesen, die zu Recht über Jahre hinweg Kritik daran geübt haben, und jetzt stellen Sie sich hierhin und sagen, Sie seien eigentlich die letzten acht Jahre die Speerspitze der Kritik gewesen. Das glaubt Ihnen doch niemand.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Die Bildungspolitik dieser Landesregierung und die Art und Weise, wie sie sich dazu verhält – das ist das letzte Fußballerzitat; denn eigentlich ist das Thema zu ernst dafür –, lassen sich mit einem Ausspruch von Olaf Thon zusammenfassen:

(Günter Rudolph (SPD): Das ist auch so ein Heller!)

Wir lassen uns nicht nervös machen, und das geben wir auch nicht zu.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

„Wir lassen uns nicht nervös machen, und das geben wir auch nicht zu“ – das ist genau das, was zurzeit in der Bildungspolitik dieser Landesregierung stattfindet. – Ich sehe Heiterkeit bei Leuten, die früher die Kultuspolitik in diesem Land verantwortet haben. Frau Wolff, ich kann gut verstehen, dass auch Sie das erheitert, was im Moment hier passiert. Aber eigentlich ist das nicht lustig.