Protocol of the Session on November 25, 2004

Das mit dem Schloss hat Ihnen doch gestern der Ministerpräsident erklärt. Aber lesen Sie es noch einmal nach. Vielleicht kapieren Sie es dann.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Reinhard Kahl (SPD): Unzureichend!)

Wir brauchen ein neues,

(Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ein Schloss im wunderschönen Odenwald!)

ein zukunftsfähiges System der gesetzlichen Krankenversicherung. Nur damit können wir Spitzenmedizin für alle sichern

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Jetzt erklären Sie Ihr Modell!)

nun gedulden Sie sich doch –, neue Arbeitsplätze schaffen und die Wachstumschancen des Gesundheitssektors ausschöpfen.

(Zuruf des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Meine Damen und Herren, wir wollen eine Gesundheitsfinanzierung, die niemanden überlastet und die solidarische Gerechtigkeit für Geringverdiener und sozial Schwache gewährleistet. Es kann doch nur vernünftig sein, wenn wir eine prämienfreie Mitversicherung der Kinder haben. Kinder sind die Voraussetzung für die Fortführung des Solidarsystems in unserer Gesellschaft.

(Beifall des Abg. Peter Beuth (CDU))

Deshalb ist es doch nur richtig, dass die Kosten für die Finanzierung der Mitversicherung der Kinder auf alle Generationen umgelegt werden und aus Steuermitteln gezahlt werden, wozu alle Bürger nach ihrer Leistungsfähigkeit beitragen.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Jetzt erklären Sie Ihr Modell!)

Hören Sie doch zu. Ich bin schon mittendrin.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ist das Modell? – Jürgen Frömmrich (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN): Oh!)

Wir brauchen mehr Wettbewerb. Mit unserer Reform schaffen wir echten Wettbewerb der Krankenkassen um die Versicherten. Die Krankenkassen müssen wesentlich stärker als bisher wettbewerbsorientiert arbeiten und den Wünschen der Versicherten entsprechend unterschiedliche Tarife anbieten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Im Augenblick ist der Wettbewerb aufseiten der Anbieter wie auch aufseiten der Kostenträger sehr stark eingeschränkt. Durch mehr Wettbewerb können die Qualität der Versorgung gesteigert und zusätzliche Effizienzpotentiale erschlossen werden. Meine Damen und Herren, unser Gesundheitsprämienmodell

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wo ist es denn?)

ist solidarisch und gerecht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Lachen bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ihre Bürgerversicherung löst kein Problem.

(Beifall des Abg. Michael Denzin (FDP))

Ihre Bürgerversicherung trägt nicht zur Steigerung der Eigenverantwortung bei.

(Zuruf des Abg. Frank-Peter Kaufmann (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN))

Ihre Bürgerversicherung ist eine zweite Einkommensteuer.

(Michael Denzin (FDP):Auch richtig!)

Ihre Bürgerversicherung ist eine Zwangseinheitsversicherung, die von uns entschieden abgelehnt wird. – Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU – Widerspruch bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank. – Das Wort hat die Frau Kollegin SchulzAsche, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident, Frau Oppermann hätte ruhig weiterreden können! Ich habe das Modell immer noch nicht verstanden! – Gegenruf des Abg. Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU): Das dauert bei Ihnen auch länger!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Oppermann, wir hätten Ihnen gerne noch weitere fünf Minuten Redezeit gegeben, um Sie in der Lage zu versetzen, zu erklären, was eigentlich beschlossen wurde.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

Meine Damen und Herren, Ministerpräsident Koch hat sich tatsächlich zu diesem Thema geäußert. Er hat gesagt, das sei ein großer Schritt in die richtige Richtung. Nach dem Artikel, der heute in der „Welt“ erschienen ist, weiß man nicht, was Sie mit „richtige Richtung“ meinen. Den so genannten Gesundheitskompromiss können Sie nicht gemeint haben.

Fünf Tage, bevor Sie in der „Welt“ zitiert wurden, hat die Frau Sozialministerin gesagt: „Darum lehne ich ein Mischmodell entschieden ab,in dem Teile der Prämie vom Einkommen abhängig bleiben.“

(Ministerpräsident Roland Koch: Das hat sich auch durchgesetzt!)

Sie hat sich durchgesetzt?

(Lachen bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der FDP)

Vielleicht sollte ich den Antrag zur Geschäftsordnung stellen, dass Frau Oppermann noch einmal ans Pult treten und das Modell erklären darf.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

Herr Ministerpräsident, meine Damen und Herren, lesen Sie es noch einmal nach.Wir haben uns in der ganzen Diskussion um die Frage der Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung ausführlich mit allen Modellen und Möglichkeiten befasst. Wir haben auch bei uns Prämienmodelle diskutiert. Das gebe ich zu.

(Frank Gotthardt (CDU): Wie sehen die im Detail aus?)

Wir haben uns am Schluss für eine Bürgerversicherung entschieden. Man muss wirklich sagen, dass alle Modelle Vor- und Nachteile haben. Deshalb kann sich keiner von uns hierhin stellen und sagen, er habe die Wahrheit gepachtet.

(Zurufe von der CDU)

Alle Modelle haben Vor- und Nachteile. Sie von der CDU haben aber die Nachteile beider Systeme miteinander kombiniert. Das muss man erst einmal hinkriegen.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Lebhafte Zurufe von der CDU)

Zu dieser Kombination fällt mir nur noch Folgendes ein: Merkels Murks und Stoibers Stuss.

(Heiterkeit und Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe von der CDU)

Das Ergebnis, das dabei herausgekommen ist, ist ungerecht, unsolidarisch und unseriös finanziert. Es verhindert einen fairen Wettbewerb, ist ein bürokratisches Monster und senkt die Lohnnebenkosten nicht.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU)

Dass Sie die Bevölkerung so lange mit dem Thema beschäftigen,um am Ende Ihre Einheit zu demonstrieren,ist eine Unverschämtheit.

(Dr.Norbert Herr (CDU):Sie traktieren die Bevölkerung mit der Bürgerversicherung!)