Protocol of the Session on March 27, 2007

(Dieter Posch (FDP): Das hilft nichts! – Heiterkeit bei der FDP)

In der gesamten Debatte um das Sparkassengesetz gibt es einen einzigen Punkt, der mit dem Verband umstritten ist und diskutiert wird. Alle anderen Punkte, alle Gesetzesänderungen,die vorgenommen werden,sind mit dem Verband einvernehmlich, und viele Punkte sind auch auf Wunsch des Verbandes aufgenommen worden.

Der einzige strittige Punkt ist die Option der Bildung von Stammkapital. Meine Damen und Herren, ich muss Ihnen nun sagen: Es geht um eine Option.

(Armin Klein (Wiesbaden) (CDU): So ist es!)

Der kommunale Träger erhält mehr Entscheidungsfreiheit. – Ja, so ist es.

(Beifall bei der CDU – Reinhard Kahl (SPD): Das will doch keiner!)

Ja, ihr in Nordhessen wollt das nicht. Ihr wisst gar nicht, was das ist.

(Heiterkeit und Zurufe von der CDU und der FDP)

Ich habe noch nie gehört – –

Herr Kollege, wenn es gegen Nordhessen geht, dann muss ich mich natürlich heftig zur Wehr setzen.

Ich habe noch nie gehört, dass sich die kommunale Seite wehrt, wenn sie zusätzliche Rechte erhält.

(Reinhard Kahl (SPD): Doch, sie wehrt sich!)

Wenn der Träger einer Sparkasse, wenn der Verwaltungsrat einer Sparkasse mit Mehrheit beschließt, wir wollen Stammkapital bilden oder veräußern, dann ist es die ureigene Entscheidung dieses kommunalen Trägers.

Für mich ist es unbegreiflich, wie man aus einer Option, die dem kommunalen Träger gegeben wird, hier eine Art Zwang konstruieren und dieses Gesetz als irgendeine Art der Bevormundung darstellen kann. Das ist mir unbegreiflich.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Reinhard Kahl (SPD): Was will denn jetzt der Verwaltungsratsvorsitzende?)

Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich sagen: An all den Gesprächen, an denen ich beteiligt war, auch vonseiten des Verbandes und bei den Verwaltungsratsvorsitzenden, wo das manchmal sehr kontrovers diskutiert worden ist – –

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.

Herr Präsident, das tue ich auch. – Inzwischen ist auch dort eine Art vernünftiges Agreement gefunden worden. Eines muss ich Ihnen sagen: Den GRÜNEN-Gesetzentwurf – mit Ihrer Sparkassenversammlung und dem ganzen Zeug –, das will aufseiten der Sparkassen kein Mensch.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU und bei Abge- ordneten der FDP)

Frau Hölldobler-Heumüller hat Gelegenheit zur Antwort, und Sie können das auch gleich für Nordhessen wieder gerade rücken.

Herr Kollege Lortz,Sie haben selbst gesagt,Sie haben sich an diesen Diskussionen in den Ausschüssen nicht beteiligt. Das will ich Ihnen ein klein wenig zugutehalten.

Dass Sie aber als Angehöriger einer Fraktion, die in den letzten Jahren das Tafelsilber dieses Landes dermaßen verschleudert hat, nicht glauben, dass auch Kommunen das nutzen und Tafelsilber verschleudern werden – und das sind die Sparkassen –, das ist an dieser Stelle doch ein bisschen kurz geblickt.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frank Lortz (CDU): Sie haben Angst vor der Entscheidung!)

Wenn Sie sich dann hierhin stellen und sagen, es gebe eigentlich nur einen Punkt, an dem wir uns uneinig seien, dieser Punkt aber zufällig das Fundament des gesamten Gesetzentwurfes ist, dann zeigt das, dass Sie die Bedeutung offenbar nicht einschätzen können.

(Frank Lortz (CDU): Das ist eine Option!)

Denn die Ausweisung von Stammkapital ist das Fundament der Sparkassen in der bisherigen Form, und wenn Sie das abschaffen,dann schaffen Sie auch das Fundament der Sparkassen an dieser Stelle ab.

(Frank Lortz (CDU):Ach du lieber Gott!)

Stellen Sie sich also nicht hierhin und sagen, das sei nur ein Punkt.

Wir haben den Entwurf der Landesregierung durchaus sorgfältig geprüft und stimmen ihm an den Punkten zu, die wir für zustimmungsfähig halten. Das sehen Sie daran, dass wir einen Punkt aus Ihrem Gesetzentwurf in unseren übernommen haben.

Wenn Sie hier stehen und sagen, Sie verstehen gar nicht, welche Probleme wir haben,

(Frank Lortz (CDU): So ist es!)

die Kommunen könnten das doch selbst entscheiden, dann kann ich Sie nur fragen:Warum lehnen die kommunalen Verbände, die Handwerksverbände, die IHKs der ländlichen Räume und der Sparkassenverband diesen Gesetzentwurf ab? Auch Ihnen empfehle ich die Lektüre der Anhörungsunterlagen, damit Sie auch da noch ein bisschen sachkundiger werden. – Vielen Dank.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Frank Lortz (CDU): Unerhört!)

Vielen Dank, Frau Hölldobler-Heumüller. – Als Zweiter hatte sich Herr Frankenberger gemeldet. Bitte sehr, Herr Frankenberger, für die SPD-Fraktion.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Kollegin, Beispiele sind manchmal ganz nützlich. Aber als Kasseler Abgeordneter kann ich Ihnen sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Kasseler Sparkasse eine Offenbacher Sparkasse kauft. Denn da treffen doch zwei Kulturen aufeinander.

(Allgemeine Heiterkeit – Beifall der Abg. Hilde- gard Pfaff (SPD) – Michael Boddenberg (CDU): Haben Sie noch ein besseres Beispiel?)

Meine Damen und Herren, mit der Novellierung des Hessischen Sparkassengesetzes erleben wir wieder einmal ein Beispiel dafür, wie die CDU mit ihrer absoluten Mehrheit – und in Anbetracht der Ergebnisse dieser Anhörung muss man besser sagen: mit der von Ihnen bekannten Arroganz der Macht –

(Widerspruch bei der CDU)

die Axt an eine Säule der öffentlich-rechtlichen Versorgung in der Region anlegt.

(Beifall bei der SPD – Frank Lortz (CDU): Unglaublich!)

Meine Damen und Herren,die FDP gibt sich mit dem Anlegen dieser Axt nicht zufrieden, sondern sie haut gleich die ganze Säule um.

(Beifall bei der SPD – Jörg-Uwe Hahn (FDP):Wer verkauft die Kreiskrankenhäuser? – Weitere Zurufe)

Meine Damen und Herren, die Befürchtungen in der Anhörung waren eindeutig.

Meine Damen und Herren, ich darf um etwas mehr Aufmerksamkeit bitten. – Herr Frankenberger, bitte schön.

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ist erst einmal ein Schnitt gemacht – etwa bei den Sparkassen die Öffnung zur Handelbarkeit von Kapital, Herr Kollege Lortz –, dann werden weitere Schritte folgen, bis nichts mehr vom öffentlich-rechtlichen Charakter der Sparkassen übrig ist.

(Michael Boddenberg (CDU): Schönen Gruß an Herrn Beck! – Gegenruf des Abg. Günter Rudolph (SPD): Guter Mann, der Beck!)

Meine Damen und Herren, im Schaufenster verkaufen die CDU und die Landesregierung dieses Änderungsgesetz als Würdigung und Stärkung der dritten Säule des Finanzsystems. Aber unter dem Ladentisch werden bereits die Messer gewetzt.

(Günter Rudolph (SPD): So ist es!)

Ihrer Privatisierungswut müssen die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute ein Dorn im Auge sein. Meine Damen und Herren, ich rufe noch einmal in Erinnerung, wer sich in der Anhörung gegen diese geplante Novellierung ausgesprochen hat: die Beschäftigten, die Gewerkschaften, die Verwaltungsräte, die Sparkassenvorstände, der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, die hessischen Kreistage, der Landkreistag, der Hessische Städtetag, der Deutsche Landkreistag, der Deutsche Städtetag.

Herr Kollege Lortz, so viel zum Thema kommunale Selbstverwaltung. Das, was Sie ihnen als Recht einräumen wollen, wollen die Kommunen überhaupt nicht.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Boddenberg (CDU): Herr Kollege, die Sozialdemokraten wollen das nicht!)