Protocol of the Session on April 22, 2015

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der CDU)

Ich wollte da anknüpfen, wo der Kollege Dr. Kuhn

geendet hat, mit einem Dank an alle, die diese Dis kussion fair geführt haben. Es war kein Thema, mit dem man im Wahlkampf nach rechts und links ausgeteilt hat, sondern es wurde beeindruckend die Situation der Menschen und das Elend geschildert, und wir alle haben uns die Frage gestellt: Machen wir genug? Ist das, was wir heute in Deutschland und EU-weit machen, wirklich zu vertreten, oder bedarf es einer grundlegenden Veränderung?

Ich fand es sehr hilfreich, dass über alle Fraktionen

hinweg sehr deutlich gesagt wurde, dass wir eine Rückkehr zur Politik Italiens brauchen, die mit ihrer Marine-Operation Mare Nostrum dazu beigetragen hat, seit Oktober 2013 Menschenleben zu retten. Es war ein großer Fehler, dieser Operation nicht euro paweit die ausreichende Unterstützung zu geben.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Wenn man sieht, dass dies letztlich an Kosten in Höhe von 7 Millionen Euro im Monat gescheitert ist, dann ist das mehr als schäbig. Deswegen muss, wie gesagt, als Ad-hoc-Maßnahme wieder eine Seenotrettung installiert werden, und das so schnell wie möglich.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich habe aber auch Probleme damit, wenn wir über

Tragödien sprechen, weil dann immer der Eindruck mitschwingt, dass es sich um Ereignisse handelt, die man im Grunde genommen nicht verhindern kann. Ich glaube in der Tat, dass wir vieles hätten verhindern können, wenn man eine andere Politik europaweit betrieben hätte.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Europa ist ein Weltmeister im Abschotten, im

Schließen von Grenzen, jedenfalls, was die Außen grenzen angeht, im Innenbereich sieht das anders aus, und man fragt sich natürlich auch, welche le galen Möglichkeiten es überhaupt gibt, aus Syrien in die Bundesrepublik oder in andere Länder zu kommen. Wir sehen auch, dass die Probleme höchst unterschiedlich auf die Länder verteilt werden, dass wir Länder haben, die sich massiv an der Flüchtlings politik beteiligen, so zum Beispiel Schweden, dass es aber andere europäische Länder gibt, bei denen man das Gefühl hat, sie hätten mit all dem nichts zu tun. Ich glaube, die zentrale Aufgabe der EU ist, zukünftig für einen Neubeginn der europäischen Asylpolitik zu sorgen, die auch wirklich diesen Na men verdient, damit alle Länder mit in die Pflicht genommen werden müssen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Ich sage auch, zu diesen Ländern gehört auch

die Bundesrepublik. Wenn ich mich daran erinnere, wie lange wir darüber diskutiert haben, endlich der Forderung der UNHCR nachzugeben, dass feste Kontingente für Flüchtlinge bereitgestellt werden! Die UNO bemüht sich seit Jahrzehnten darum, die Länder der Europäischen Union aufzufordern, für ein festes Resettlemen-Programm Plätze bereitzustellen, damit man ohne großen Aufwand Menschen legal von einem Land in das andere bringen kann. Die Bundesrepublik hat nun der UNHCR nach langen Debatten in der Innenministerkonferenz erst 300, dann 500 Plätze – sage und schreibe 500 Plätze! – zur Verfügung gestellt. Auch das ist im Ergebnis beschämend. Wir sind in der Pflicht, deutlich mehr zu leisten als das, was wir bisher getan haben.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Wenn man sich unser Asylrecht in der Praxis an

schaut, stellt sich natürlich die Frage: Tragen wir nicht selbst dazu bei, dass es zu solchen Entwicklungen im Mittelmeer kommt? Wir helfen im Prinzip allen, die die sicheren Grenzen Europas erreichen. Warum tun wir nichts für diejenigen, die normalerweise in ihren Heimatländern oder in anderen Staaten die deutschen Botschaften aufsuchen könnten, um dort einen Asylantrag zu stellen?

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Das ist in unserem System gar nicht vorgesehen,

weil man sagt, wenn du nicht über das Mittelmeer kommst, kannst du auch keinen Asylantrag stellen. Das, finde ich, ist sehr zynisch.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Deswegen brauchen wir ein neues System, durch

das ermöglicht wird, dass Asylbewerber bei den deut schen Auslandsbotschaften entsprechende Anträge stellen können.

Wir müssen uns überlegen, wie wir einfach auch

größere legale Wege eröffnen können. Wir haben das teilweise getan, zum Beispiel für das Land Sy rien, für das vereinbart wurde, feste Kontingente an Menschen aufzunehmen. Das erleichtert den Men schen den Weg, aber es sind noch viele andere, die darauf warten, dass wir etwas Vergleichbares auch für Afrika organisieren, hier haben wir im Grunde genommen noch gar nichts getan.

Deswegen hege ich die große Hoffnung, dass wir

in einem Jahr nach einer nächsten Tragödie nicht wieder hier stehen und sagen, hätten wir einmal et was unternommen, sondern dass das jüngste Ereignis wirklich auch Veranlassung für die Bundesregierung und die Europäische Union ist, nun endlich den Reden auch Taten folgen zu lassen und dazu beizu tragen, dass Menschen gerettet werden und mehr Menschen eine legale Möglichkeit bekommen, in die EU einzureisen, ohne dabei ihr Leben und ihre Gesundheit zu riskieren. – Schönen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Weitere Wortmeldungen liegen

nicht vor.

Damit ist die Aktuelle Stunde geschlossen.

Konsensliste – Neufassung

Mitteilung des Präsidenten der

Bremischen Bürgerschaft

vom 21. April 2015

Die Beratung ist eröffnet. – Wortmeldungen liegen

nicht vor. – Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Wer der Konsensliste seine Zustimmung geben

möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmt

der Konsensliste zu.

(Einstimmig)

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt auf

rufe, begrüße ich auf der Besuchertribüne herzlich den Politikkurs der neunten Klasse des Gymnasiums Links der Weser.

Herzlich willkommen!

(Beifall)