Protocol of the Session on September 12, 2012

Wir brauchen alle Engagierten in unserer Gesellschaft, und wir brauchen deshalb eine Zusammenlegung dieser Dienste unter einem Dach. Gerade die funktionierenden FSJ- und FÖJ-Systeme haben gezeigt, wie engagiert auch die Träger und Einrichtungen Fortbildungen, Förderungen und Unterstützungen dieser Teilnehmer am FSJ vornehmen. Es ist auch ein ganz wesentlicher Punkt im Bundesfreiwilligendienst, dass auch hier der Bereich Fortbildung einen größeren Rahmen und Raum einnehmen muss, wenn das, was wir damit erreichen wollen, auch wirklich erreicht werden soll.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Es gibt also auch dort meines Erachtens deutlich Luft nach oben.

Wenn ich über Bundesfreiwilligendienst, FSJ und FÖJ spreche, dann darf der Blick auf unsere Ehrenamtlichen aber nicht vergessen werden. Das ist etwas, was mir in diesem Zusammenhang auch und besonders wichtig ist, denn unsere ehrenamtlich Engagierten – (Glocke)

lassen Sie mich diesen Gedanken zu Ende führen, weil er, glaube ich, ein ganz wichtiger in unserer Gesellschaft ist! –, Herr Rohmeyer, und die, die im Bundesfreiwilligendienst sind, das sind keine Ehrenamtlichen im eigentlichen Sinne, sind wichtige und unverzichtbare Teile unserer Gesellschaft. Ich glaube aber, wir müssen das ein bisschen in der Systematik auseinanderhalten. Diese ehrenamtlich Engagierten brauchen unsere Anerkennung, Unterstützung und Förderung, und daran hängt mein Herz ganz besonders. Dafür werden wir uns weiterhin einsetzen durch die Rahmenbedingungen hier in Bremen

mit den Ehrenamtsempfängen, mit der Versicherungsunterstützung, die wir leisten, und auch mit der Homepage und der Fortbildung, die wir hier gestalten. Ehrenamtliche brauchen politische und öffentliche Anerkennung.

(Glocke)

Nach einem Jahr Bundesfreiwilligendienst ist es sicherlich zu früh – letzter Gedanke! –, hier ein Resümee zu ziehen. Ich würde mir wünschen – Sie haben diese Anfrage mit „Anreizsystem“ und „stärken“ betitelt, ich habe noch nicht ganz genau verstanden, was das heißt –, dass es eine Evaluation gibt, um nachher feststellen zu können: Wer meldet sich für den Bundesfreiwilligendienst? Welche Altersstruktur haben wir dort? Sind es überwiegend Frauen oder überwiegend Männer? Vor allen Dingen, und dieser Gedanke ist mir besonders wichtig: Wir brauchen die Menschen, die im Bundesfreiwilligendienst arbeiten, nachher auch als Ehrenamtliche weiterhin und nachhaltig, um einen Mehrwert zu haben in unseren Vereinen und Verbänden. – Herzlichen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort Herr Staatsrat Frehe.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben in Bremen eine lange Tradition der Freiwilligenarbeit. Ich kann mich noch erinnern, wie die Freiwilligenagentur beim Sozialen Friedensdienst eingerichtet wurde und die Betreuung der Zivildienstleistenden praktisch durch eine engagierte Arbeit mit Freiwilligen ergänzt wurde.

Als der Zivildienst jetzt erst einmal ausgesetzt wurde und dann ein Bundesfreiwilligendienst eingeführt werden sollte, habe ich sehr stark vernommen von denjenigen, die auch vorher in der Freiwilligenarbeit tätig waren, dass sie darin eine Konkurrenz gesehen haben und nicht verstanden haben, warum nicht beides zusammengeführt wird. Wir beide, Herr Rohmeyer, haben bei der Inneren Mission den Bundesbeauftragten gehört, und er hat ja gesagt, es sei eine Erfolgsgeschichte sowohl des Bundesfreiwilligendienstes als auch des Freiwilligen Sozialen Jahres, weil auch dies nicht unter der neuen Einrichtung des Bundesfreiwilligendienstes gelitten hat. Dennoch wäre es besser gewesen, man hätte hier nicht, wie Frau Rosenkötter es schon gesagt hat, zwei Einrichtungen geschaffen, sondern beides zusammengeführt und insbesondere auch keine unterschiedlichen Vergütungen und sozialen Bedingungen geschaffen. ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

Wir brauchen Freiwillige, wir brauchen das bürgerschaftliche Engagement. Nur so kann unsere Gesellschaft auch viele Aufgaben wahrnehmen, die wir in Form von bezahlter Arbeit gar nicht mehr leisten können.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Natürlich muss auch geschaut werden, dass die Zusätzlichkeit tatsächlich beachtet wird. Ich weiß, dass damit manchmal auch in der Vergangenheit recht lax umgegangen wurde, aber ich glaube, dass gerade durch die Freiwilligkeit dieser Arbeit auch noch viel mehr darauf geschaut wird, dass es auch Bereiche sind, in denen Menschen ihr Engagement, ihre Kenntnisse und Vorerfahrungen einbringen können oder, wenn es sich um junge Menschen handelt, etwas von sozialen Strukturen lernen können. Ich habe mit Zivildienstleistenden in meiner eigenen Biografie zu tun gehabt, und ich hatte das Gefühl, dass sie auch sehr viel mitgenommen haben, dass das ihre Lebensbiografie verändert hat und viele doch ein anderes Verhältnis zur Gesellschaft und auch zu den Pflichten bekommen haben, die wir untereinander auch miteinander haben.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Außerdem war in der Kritik – das ist damals auch vom Sozialen Friedensdienst an mich herangetragen worden –, dass wir zwei Fortbildungssysteme haben. Wir haben in Bremen durch die lange Tradition mit dem Freiwilligen Sozialen Jahr ein hervorragend ausgestattetes und ausgebildetes Fortbildungssystem. Es wäre schön gewesen, wenn das jetzt nicht in Konkurrenz zu Fortbildungsangeboten der Bundesagentur stünde. Ich könnte mir vorstellen, dass man ortsnah, so wie es hier in Bremen organisiert ist, wesentlich besser, wesentlich genauer und auch stärker auf die Einsatzstellen bezogen eine Fortbildung gestalten kann. Ich habe selbst an solchen Fortbildungen für Zivildienstleistende teilgenommen, die in der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung eingesetzt wurden, das war eine spannende Veranstaltung. Die Menschen waren ungeheuer engagiert und auch wissensdurstig, und ich glaube, dass dies hier vor Ort besser gemacht werden kann, als wenn man es zentralisiert.

Im Übrigen ist es tatsächlich – und ich denke, dies ist jetzt einmal eine etwas entspanntere Debatte – ein Erfolgsmodell mit den Mängeln, die hier auch schon von Frau Neddermann aufgeführt worden sind. Ich glaube, dass man das weiterentwickeln sollte, dass man mehr Chancen für die einzelnen Teilnehmer eröffnen sollte. Solch eine Auszeit in einem Berufsleben zu nehmen, um sich sozial zu engagieren, denke ich, kann für das eigene Leben eine Be

reicherung sein, es ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Gesellschaft. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Rohmeyer.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich glaube, wir sind – bis auf DIE LINKE – gar nicht so weit auseinander, Frau Neddermann und Frau Rosenkötter. Ja, es gibt noch Handlungsbedarfe, aber ich meine, 14 Monate nachdem etwas völlig Neues eingeführt wurde, zu erwarten, dass es hundertprozentig perfekt ist, wäre vielleicht etwas zu viel des Guten, wenn es auch wünschenswert wäre.

Frau Rosenkötter, wir hatten uns vor Ihrem Einstieg in die aktive Politik, als Sie noch Präsidentin des Landessportbundes waren, auch im Bereich der Entwicklung der Ganztagsschulen einmal über die Frage unterhalten, wie die Ehrenamtlichen, die in den Sportvereinen tätig sind, eigentlich in die Schulen hineingebracht werden. Da hat man eine Ausgrenzung in dem Moment gemacht nach dem Motto, nein, dann brauchen wir eigentlich Sportlehrer, und man hat seinerzeit auf die Ehrenamtlichen überhaupt nicht geachtet. Die Ehrenamtlichen sind der Kitt in unserer Gesellschaft, das betone ich auch in anderen Debatten immer wieder. Natürlich müssen wir sie fördern, wir müssen ihnen aber natürlich auch dort die Steine aus dem Weg räumen, um diese ehrenamtliche Arbeit auch zu ermöglichen. Deshalb sehe ich eine ganze Reihe von Handlungsbedarfen. Innerhalb der CDU/CSU gibt es in Bund-Länder-Gesprächen da auch schon einen ersten Austausch. Das wird bei Ihnen in den Parteien sicherlich entsprechend sein, und ich sehe auch durchaus Chancen, dass es dann eine entsprechende Evaluation der Arbeit im Bundesfreiwilligendienst dann gibt.

Ich bin auch dafür, Herr Staatsrat – und ich hatte das entsprechend schon einmal angesprochen –, dass man dort, wo es solche regionalen Fortbildungsangebote gibt, die es ja nicht überall bundesweit wie bei uns in Bremen gibt, solche Fenster durchaus eröffnet, damit wir keine teuren Doppelstrukturen aufbauen müssen. Sie wissen aber, aus Berliner Sicht ist erst einmal das ganze Land in einem Block zu sehen. Wir sollten hier tatsächlich auch föderale und kommunale Fenster ermöglichen, damit das, was wir hier tatsächlich haben, dann auch tatsächlich aufgenommen werden kann.

Ich sehe am Ende dieser Debatte, dass wir alle, fast alle in einem guten Austausch darüber sind, die Freiwilligkeit, das Ehrenamt in Bremen und Bremerhaven gemeinsam zu befördern. Das war die Intention ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

unserer Großen Anfrage, die mit der Überschrift – Sie hatten es angesprochen, Frau Rosenkötter – den Stand vom Winter 2011/2012 widerspiegelt. Damals waren auch wir uns unsicher, ob sich der Bundesfreiwilligendienst tatsächlich so gut entwickelt, wie er sich aus heutiger Sicht zum Glück entwickelt hat. Wir freuen uns natürlich auch, wenn diese gute Entwicklung entsprechend weitergeht, und wir sehen, dass hier eine konstruktive fraktionsübergreifende Beratung an dieser Stelle möglich ist. – Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Damit ist die Aussprache geschlossen.

Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats, Drucksache 18/491, auf die Große Anfrage der Fraktion der CDU Kenntnis.

Sport- und Bewegungsförderung in der Bremer und Bremerhavener Kindertagesbetreuung

Große Anfrage der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen vom 21. März 2012 (Drucksache 18/321)

D a z u

Mitteilung des Senats vom 29. Mai 2012

(Drucksache 18/430)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Staatsrat Frehe.

Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.

Ich gehe davon aus, Herr Staatsrat, dass Sie die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen nicht mündlich wiederholen möchten.

Auf die Antwort des Senats auf Große Anfragen folgt eine Aussprache, wenn dies Mitglieder der Bürgerschaft in Fraktionsstärke verlangen.

Ich frage, ob in eine Aussprache eingetreten werden soll. – Das ist der Fall.

Die Aussprache ist eröffnet.

Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Krümpfer.

Herr Präsident, Damen und Herren! Mir tut es außerordentlich leid, dass wir die Sportthemen immer am Ende eines Tages behandeln.

(Abg. F e c k e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das ist schon auffällig!)

Es ist schon auffällig, wenn das immer so weit nach hinten gerückt wird, das stimmt!

(Abg. Frau N e u m e y e r [CDU]: Das muss man sportlich sehen!)

Genau! Wir haben aber wichtige Fragen an den Senat gestellt, und darauf wollen wir heute eingehen!

Jeder Embryo und jeder Säugling hat instinktiv einen natürlichen Bewegungsdrang. Alle Kinder sind neugierig, wissensdurstig und begeisterungsfähig, und somit sind Spielen und Bewegen keine Alternativen zum Lernen, sondern eine Grundvoraussetzung. Der Bewegungsdrang ist mittlerweile bei vielen Kindern im Kleinkindalter durch unterschiedliche Einflüsse eingeschränkt. Hierzu gehören unter anderem enge Wohnverhältnisse, gestresste Eltern, vermeintlich bequeme Fortbewegungsmittel und so weiter.

Uns allen ist bekannt, dass für die gesunde Entwicklung des kindlichen Körpers regelmäßige Bewegungsanreize nötig sind. Dennoch gibt es immer häufiger unterschiedliche physiotherapeutische Haltungsund Bewegungsschwächen, aber auch Atem- und Kreislauferkrankungen sowie Stoffwechselstörungen, Übergewicht und psychosomatische Leiden. Die soziale Integration eines Kindes in der Gruppe und sein Selbstwertgefühl hängen zu einem großen Teil von seinen motorischen Fähigkeiten ab. Wenig motorische Leistungen führen bei Kindern häufig zur Vermeidung motorischer Betätigung, denn was ich nicht besonders gut kann, beherrsche ich nicht und vermeide es. Diese mangelnde Übung verstärkt die vorhandenen motorischen Defizite, dass diese Kinder immer weiter hinter die Leistungen Gleichaltriger zurückfallen mit der Folge eines geringer werdenden Selbstwertgefühls. Um diesen Teufelskreis zu vermeiden, ist ein steuerndes und ausgleichendes Eingreifen durch Erzieherinnen und Erzieher und Eltern häufig notwendig und vor allem sinnvoll.

Die Ausbildung psychischer und sozialer Kompetenzen wird durch die Bewegung entscheidend gefördert. Kinder lernen bei Sport und Spiel, Risiken und Gefahren zu erkennen und mit unsicheren Situationen umzugehen. Das Fernhalten der Kinder von allen Risiken und Gefahren ist der falsche Ansatz einer gezielten Sicherheitsförderung.

(Beifall bei der SPD)