Ich begrüße die hier anwesenden Damen und Herren sowie die Zuhörer und die Vertreter der Presse. Auf der Besuchertribüne begrüße ich recht herzlich 3 Klassen der Erwachsenenschule Bremen, 2 zehnte Klassen des Schulzentrums an der Graubündener Straße und 3 Realschulklassen des Schulzentrums an der Butjadinger Straße.
Gemäß Paragraf 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Ich gehe davon aus, Frau Senatorin Rosenkötter, dass Sie die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der SPD und der CDU nicht mündlich wiederholen möchten.
Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die Zielvorgabe, ein Drittel aller Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit für Mädchen vorzuhalten, stammt aus dem Jahr 1995. Zwischenzeitlich ist die Jugendförderung konzeptionell umgestaltet worden, und unsere Anfrage hat das Ziel, die Mädchenarbeit nicht ganz vergessen zu lassen. Positiv ist anzumerken, dass wir zentrale Einrichtungen in Bremen vorhalten. Es ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
sind 4 Mädchentreffs, die über alle Stadtgebiete verteilt sind, sodass die Mädchen diese Treffs auch gut erreichen können und hier speziell mit ihnen abgestimmte Angebote vorgehalten werden. Wir wissen aber auch, dass Jugendliche sich sehr viel in ihrem eigenen Stadtkreis aufhalten. Mit dem Anpassungskonzept haben wir dieser Mentalität Rechnung getragen, die Möglichkeit geschaffen, Zielsetzungen vor Ort mit den Jugendlichen so abzustimmen, dass sie auch zielgenau angenommen werden.
In der Vorlage des Senats wie aus Gesprächen vor Ort zeichnet sich aber genau hier ein Zielkonflikt ab: Mädchenarbeit, dezentrale Arbeit, Mädchenarbeit zentral vorgegeben, ein Drittel des Budgets, ein Drittel der Angebote, dezentrale Konzeptionslösung, die nicht immer mit diesen beiden Zielen kompatibel sind. Stadtteilbezogen werden individuell diese Projekte vorgehalten. Der Senat hat genau diesen Zielkonflikt erkannt und kündigt an, künftig hier Daten zu erheben und dieses Problem zu lösen. In Stadtteilbudgets, auch wenn sie noch so klein sind, müssen Zielvorgaben für Mädchenarbeit enthalten sein. Hier bietet sich aber auch die Lösung an, dass verschiedene Stadtteile, die aneinander grenzen, hier ihre Budgets zusammenfügen und Konzepte für Mädchen erarbeiten und vorhalten.
Wichtig ist für uns aber auch, dass die Mädchen an der Planung der Projekte beteiligt werden. Dies ist oft nicht der Fall. Wir möchten nicht, dass es Prozesse gibt wie beim Sportgarten – eine allseits angesehene, hochgelobte Einrichtung, das ist überhaupt nicht zu bezweifeln –, bei dessen Planung Mädchen und Frauen zwar mit eingebunden worden sind, aber ihre Wünsche nicht berücksichtigt wurden. Das genau ist der Konflikt. Der Sportgarten ist sehr erfolgreich, aber wenn man einmal dahin geht und sich das ansieht, tummeln sich dort fast ausschließlich Jungen. Mit anderen Worten: Das Projekt Sportgarten ist komplett an den Mädchen vorbeigeplant worden.
Wir bitten den Senat, die in der Großen Anfrage von ihm selbst schon aufgeführten Fragestellungen zu beantworten und diese der Sozialdeputation und dem Gleichstellungsausschuss vorzulegen, damit wir gemeinsam das Ziel erreichen, eine stadtflächendeckende Mädchenarbeit bieten zu können. – Danke!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Angebote für Mädchen im ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Lande Bremen! Der Landesjugendhilfeausschuss stimmte vor 11 Jahren, nämlich am 2. März 2005, den Empfehlungen für die Förderung der Mädchenarbeit in der Jugendarbeit zu.
Ich wollte doch nur einmal schauen, ob Sie auch richtig aufpassen, Herr Sieling, und das haben Sie gemacht!
Was ist daraus geworden? In den Empfehlungen heißt es, dass in den koedukativen Einrichtungen mindestens ein Drittel der Sach- und Honorarmittel und der Arbeitszeit der hauptamtlich beschäftigten Fachkräfte für die Arbeit der Mädchen eingesetzt werden soll, und das Kriterium der gerechten Mittelverteilung wird als Zielvorgabe bei den zukünftigen Planungen zum Jugendhilfehaushalt zugrunde gelegt. Die im Haushalt für Jugendförderung zur Verfügung stehenden Mittel werden so lange vorrangig gefördert, bis die vorhandenen Mittel zu gleichen Teilen Mädchen und Jungen zugutekommen. Die Mitteilung des Senats vom 10. Oktober 2006 gibt uns ein Bild von der Förderung zu gleichen Teilen.
Welche Angebote gibt es für Mädchen und junge Frauen in Bremen und Bremerhaven? Als Neustädterin fallen mir natürlich zuallererst die „Gewitterziegen“ in der Neustadt ein. Die „Gewitterziegen“ bieten der Neustadt ein einmaliges Angebot. Es reicht von Hausaufgabenbetreuung, Kulturklettern für Mädchen, dem Umgang mit dem Internet, Integration von mehreren Nationen und mit allen Problemen, die da sind, bis zu den Gesprächen, die zu Hause nicht unbedingt stattfinden müssen. Die Mädchen haben das Gefühl, ernst genommen zu werden. Sie können ihre Gefühle und Probleme dort besprechen.
Genauso gute Arbeit machen in Vegesack die „Lila Pause“, das Mädchentreff in Huchting und das Mädchenkulturhaus. In Bremerhaven werden in allen Freizeiteinrichtungen des Amtes für Jugend und Familie grundsätzlich Angebote für Mädchen und junge Frauen vorgehalten. Dass diese Angebote von den personellen und finanziellen Rahmenbedingungen abhängig sind, muss noch einmal genau beleuchtet werden, da muss noch einmal nachgefragt werden.
gendring Bremerhaven e. V. spezielle Mädchenangebote vorhalten, die sich auf das Körpergefühl sowie auf die Stärkung des Selbstbewusstseins und des Vertrauens beziehen. Auch die Mädchentage haben sich in Bremerhaven bewährt. Die speziellen Mädchenräume sollen vielleicht auch in Bremen in den Freizeitheimen übernommen werden. Das heißt nicht, dass wir den Grundgedanken außer Acht lassen, sondern in gewissen Lebenslagen sind die Bedürfnisse von Jungen und Mädchen anders, und wir müssen pädagogisch darauf eingehen, um eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
In Bremen und Bremerhaven sind die Konzepte für die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen unterschiedlich. So sind in Bremen die konzeptionellen Eckpunkte vom Jugendhilfeausschuss zu entscheiden, und in Bremerhaven verfolgt jede Freizeiteinrichtung ein eigenes Konzept. Die unterschiedlichen Faktoren wie zum Beispiel das soziale Umfeld, die Lage im Stadtteil, Besucher, mögliche Kooperationspartner und andere soziale Einrichtungen sind zu berücksichtigen, also auf die jeweiligen Bedürfnisse ist einzugehen. Aber auch hier zeigt sich, dass eine tatsächliche Dritteleinteilung nicht immer gewährleistet werden kann.
Welche einheitlichen Konzepte gibt es im Land Bremen eigentlich? Als zentrale Arbeitsgruppe auf Landesebene ist der Arbeitskreis Mädchenpolitik im Lande Bremen einberufen worden, um die Angebote für Mädchen und junge Frauen im Lande Bremen qualitativ und quantitativ weiter zu entwickeln. Die Jugendbildungsstätte Lidice-Haus hat in diesem Zusammenhang Fortbildungsangebote wie zum Beispiel zum Thema aggressive Mädchen durchgeführt.
Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wir haben einen Bürgerschaftsbeschluss von 2005, der umgesetzt werden soll. Deshalb haben wir diese Anfrage auch eingereicht. In den Einrichtungen soll mindestens ein Drittel der zur Verfügung stehenden Sach- und Honorarmittel und der Arbeitszeit für die Arbeit der Mädchen umgesetzt werden. Wir stehen für eine gerechtere Mittelvergabe ein, das ist unser Ziel. In allernächster Zukunft wollen wir auch zu 50/ 50 kommen, nämlich Gender Mainstreaming, nicht mehr und nicht weniger.
Welche Finanzmittel wurden oder werden für die Mädchenarbeit bereitgestellt? In der Antwort des Senats wird geantwortet, dass die Fördermittel für Mädchenarbeit nicht mehr getrennt nachgewiesen sind, da sie Bestandteil des Stadtteilbudgets, des Anpassungskonzepts geworden sind und dezentral bewirtschaftet werden. Die Fördermittel wurden seit 2000 insgesamt ungekürzt festgeschrieben. Es ist nicht dokumentiert, welche Anteile daraus insgesamt für mädchenspezifische Angebote verausgabt werden. Meine Damen und Herren, auch da haben wir noch sehr viel Arbeit. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich will jetzt hier ein bisschen Stimmung hineinbringen! Es ist noch früh am Morgen, einige sind vielleicht noch ein bisschen verschlafen. Ich finde, das wird dem Thema nicht gerecht. Ich sage: Ein Girls’ Day im Jahr macht noch keine gute Mädchenpolitik!
Nein, ich will es gern noch ein wenig zuspitzen. Wir sitzen hier in diesem Hohen Haus und auch in den verschiedenen Ausschüssen nicht nur regelmäßig zusammen, um darüber zu beraten, wie es mit der Mädchenpolitik steht, sondern wenn man Mädchenpolitik meint, muss man Jugendpolitik insgesamt ansprechen.
Wenn wir uns darüber unterhalten, wie dort die Finanzanschläge aussehen, wie dort der Haushalt degressiv von Jahr zu Jahr kleiner wird, dann, glaube ich, ist das der Hintergrund, vor dem Mädchenpolitik im Moment passiert. Das ist kein Trend, bei dem man sagen kann, wir gestalten hier, wir haben hier die Möglichkeiten, Dinge umzusetzen, die uns inhaltlich wichtig sind, sondern es geht darum, dass die Haushaltsanschläge immer weiter sinken und wir im Rahmen dessen irgendwo schauen müssen, wo auch noch die Mädchen Platz finden. Das ist doch die Realität!
Ich finde es einerseits schön, dass es diese Vorlage gibt, weil sie so ehrlich ist und wir an dieser Stelle doch sehen, wo die Schwachpunkte stehen. Wir haben insgesamt 4 Mädcheneinrichtungen, die sich spezifisch nur für Mädchen ausgerichtet haben. Die „Gewitterziegen“ wurden von Frau Windler schon angesprochen. Ich weiß gar nicht mehr, wann standen „Gewitterziegen“ das letzte Mal zur Schließung? War es letztes Jahr, vorletztes Jahr? Das ist doch gerade das Problem. Diese Mädchenarbeit, diese wenigen Einrichtungen, die wir haben, sind immer in Konkurrenz zu allen anderen Einrichtungen im Stadtteil, und letztlich entscheidet es sich dann in den Stadtteilgremien, wie das wenige Geld, das nicht für alle reicht, verteilt wird. Wer dann als Erster zwinkert, der hat ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.