Frau Linnert, es muss aber immer authentisch bleiben, das ist das Problem. Marketingaktivitäten, die nicht authentisch sind, verfangen nicht an der Stelle!
Wir müssen uns Gedanken machen, mit welchen inhaltlichen Leitthemen wir agieren wollen. Wenn man sich mit Marketingexperten in Unternehmen unterhält, sagen sie – ich gebe zu, selbst auch kein Marketingexperte zu sein –, sie brauchen ein bis zwei, maximal drei Leitthemen, die Themen, die Dinge, die sie herüberbringen wollen. Diese sollen die Vertriebsund Marketingaktivitäten der einzelnen Produkte nicht ersetzen, sondern sie sollen sie letztendlich unter diese Leitthemen setzen.
Ein Beispiel dazu ist mir bei meinem Messebesuch auf der Hannover Messe eingefallen. Da waren 50 bis 60 Aussteller aus Bremen. Ich war ganz überrascht, wenn man so durch die Gänge gegangen ist, dort ist doch eine hohe Vielfalt von Innovationen, von hoch
qualifizierten Produkten von bremischen Unternehmen präsentiert worden. Das waren alles keine riesigen Stände, zum Teil Gemeinschaftsstände, aber was wäre denn zum Beispiel gewesen, das habe ich neulich in einer internen Runde als Frage gestellt, wenn wir es bei diesen 50 bis 60 Ausstellern geschafft hätten, die da aus Bremen und der Region bei der Hannover Messe waren, sie dazu zu bringen zu sagen, jawohl, wir sind hier ein Unternehmen aus Bremen, und dann kommt ein einheitlicher Auftritt „Bremen – City of Innovation“? Dieses 50 bis 60 Mal bei solchen Leitmessen auf solchen Ständen unterzubringen, was hätte das für eine Wirkung! Sich über solche Ansätze von Leitthemen Gedanken zu machen, das ist der Punkt, an dem wir letztendlich weiter besser werden können. Das ist unsere Aufgabe.
Ich will jetzt auch nicht über einzelne Aktivitäten der einzelnen Gesellschaften und Ressorts oder Institutionen sprechen, das bringt uns nicht weiter. Da gibt es zum Teil auch Meinungen und Stimmungen, bei den einen Maßnahmen sagen die einen so und die anderen anders, das bringt uns letztendlich nicht weiter, weil es zum Teil nicht nur ein wenig Geschmackssache ist, sondern sich natürlich vielleicht auch eine Strategie, ein Leitfaden in den einzelnen Gesellschaften und Einrichtungen dahinter verbirgt. Ich glaube, das Essential muss sein, Leitthemen zu definieren, wie wir uns als Stadt nach außen verkaufen wollen, was authentisch ist und was hier auch als Alleinstellungsmerkmal für die beiden Städte in Frage kommt. Meiner Auffassung nach gehören die Themen Innovationen, Logistik dazu und auch der Tourismusanteil, weil er sich in der Zwischenzeit zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor für beide Städte im Rahmen des Strukturwandels entwickelt hat.
So verstehe ich, meine Damen und Herren, auch den Antrag der Koalitionsfraktionen. Wir nehmen diesen gern auf, wir sind auch schon dabei, ressortübergreifend in diese Richtung zu arbeiten. Für mich spielt es keine Rolle, ob die Einrichtung a, b oder c nun bei dem Senator a, b oder c angesiedelt ist, sondern für mich geht es darum, die Zielsetzung zu erreichen, das, was allgemein als richtig erkannt wird, auch letztendlich umzusetzen. Wie gesagt, es soll nicht die Produktvermarktung der einzelnen Gesellschaften ersetzen, sondern es soll letztendlich insgesamt inhaltlich unter eine Gesamtüberschrift gesetzt werden. Ich glaube, wenn wir das in den kommenden Monaten erreichen, dann sind wir wieder etwas besser geworden.
Wie gesagt, wenn man sich in Hamburg umhört, ich bin da letztens auch überrascht worden, das ist schon ein paar Monate her, als ich einen Antrittsbesuch beim Kollegen Uldall hatte, der sagte, Mensch, ihr habt so ein tolles Marketing, hier wird nur neidisch immer auf eure Aktivitäten geschaut! Wir müssen also auch nicht das Licht unter den Scheffel stellen, aber dennoch ist das kein Grund, sich zurückzulehnen, sondern angesichts der knapper werdenden Mit
tel zu konzentrieren, zu optimieren, höhere Effekte zu erzielen und dies natürlich auch in einem engen Kontext mit den jeweiligen Gesellschaften und Einrichtungen zu organisieren. In dem Sinne bedanke ich mich für die Diskussion, für den Auftrag, den wir gern annehmen, und ich hoffe, dass wir auch zu entsprechenden Ergebnissen in nicht allzu langer Zeit kommen. – Herzlichen Dank!
Wer dem Antrag der Fraktionen der CDU und der SPD mit der Drucksachen-Nr. 16/1005 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Im Übrigen nimmt die Bürgerschaft (Landtag) von der Mitteilung des Senats auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD Kenntnis.
Gemäß Paragraph 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort, Drucksache 16/989, auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.
Herr Senator Kastendiek, ich gehe davon aus, dass Sie die Antwort auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD nicht mündlich wiederholen möchten.
Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie alle wissen, dass innovative Unternehmen der Schlüssel zu einer florierenden Wirtschaft und vor allen Dingen Garant für neue Arbeitsplätze sind. Wir wollten daher als große Koalition der Frage nachgehen, welche konkreten Schritte für unsere großen Leitbranchen auf den Weg gebracht werden, aber auch, welche Möglichkeiten für den Mittelstand und im Technologietransfer einerseits vorhanden, andererseits notwendig sind, um alle Innovationspotentiale in Bremen und Bremerhaven auszuschöpfen.
Die gute Nachricht voran: Wir haben in den vergangenen Jahren viel getan, um Bremen zu einem hoch spannenden Innovations- und Technologiestandort zu machen. In den Jahren 2002 bis 2004 haben wir laut Antwort des Senats rund 250 Millionen Euro in Zukunftsprojekte investiert. Dabei sind viele gute und auch überregional renommierte Ideen entstanden. Wir haben unsere Leitbranchen stabilisieren können. Bremen hat aber auch eine Reihe von Auszeichnungen damit erreichen können. Die Auszeichnung als Stadt der Wissenschaft und den Erfolg bei der Exzellenzinitiative kennen Sie, ein weiteres neues Highlight in Bremen ist ein deutsches Kraftzentrum, und zwar in drei Bereichen, nämlich im Automobilbau, in der Luft- und Raumfahrt und in der Logistik. Dies ist die Einschätzung von Prognos und dem „Handelsblatt“ im „Zukunftsatlas Deutschland 2006“.
Diesen Erfolg haben wir erreicht, weil wir zum Beispiel in der Leitbranche Luft- und Raumfahrt ein Cluster geschaffen haben, in dem Unternehmen, Wissenschaft und Politik ihre Kräfte zum Nutzen des Standorts gebündelt haben. Aber auch eine kleinere Organisation hat Furore gemacht, die innoWi, also unsere Gesellschaft für Innovation und Patentverwertung. Sie ist bei einer Bewertung von Kienbaum von Rang 14 in Deutschland auf Rang drei vorgerückt. Diese Beispiele mögen Ihnen zeigen, dass es sich gelohnt hat, unsere Innovationspolitik offensiv anzugehen, abgesehen von den vielen Arbeitsplätzen, die hier entstanden sind.
Sie alle wissen, die Philosophie, Innovationscluster an der Leistungsfähigkeit der Bremer Wirtschaft zu orientieren, ist die Grundlage unserer Innovationspolitik. In einigen Leitbranchen wurden wichtige, grundlegende Meilensteine gelegt, und in anderen haben wir ein konkretes Ziel definiert. Es bleibt aber eine ganze Reihe Fragen zum Mittelstand, zum Transfer und auch zur Entwicklung der anderen Schwerpunkte, als da sind die Logistik, die IT-Branche, die Umwelt- und Gesundheits- und die maritime Wirtschaft. Was können wir tun, damit auch sie zu einem Kraftzentrum werden?
Lassen Sie mich eingangs kurz etwas zur InnoVision 2010 sagen, Sie haben das Programm ja weitgehend begleitet! Das Programm stammt aus dem Jahr 2002, es wurde mehrfach neu gefasst und überarbeitet, letztmalig im November 2005. Damals sind die neues
ten Entwicklungsstrategien der Deputation vom Technologiebeauftragten vorgelegt worden. Das heißt, es sind fünf Leitthemen definiert worden, orientiert an den regionalen Anwendungsschwerpunkten, und diese Leitthemen sind: mobile solution, E-Logistic, innovative Materialien, ökologische Intelligenz und der Zukunftsmarkt Gesundheit. Dies nur, damit alle, die uns zuhören, wissen, wovon wir hier eigentlich reden!
Diese Schwerpunkte sind das Ergebnis langer Recherchen, und in unseren Augen sind sie gut geeignet, um in die Top Ten der Technologiestandorte in Deutschland zu gelangen. Allerdings ist das Hauptproblem, es reicht nicht, dass wir Entwicklungsstrategien entwerfen, dass wir ausgefeilte Analysen haben und auch Vorschläge, sondern wir müssen heute das Augenmerk darauf legen, wie wir diese Erkenntnisse dann auch zielorientiert umsetzen können.
Der Wirtschaftssenator hat bereits eine Konkretisierung der Innovationspolitik in Arbeit. Der Beschluss der Vorlage ist bisher daran gescheitert, dass es keine Regelung für den Haushalt und für das AIP gab. Inzwischen haben sich die Bürgermeister darauf geeinigt, dass für die Jahre 2006/2007 für den Bereich Innovation 9,75 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ich bin der Meinung, dass wir in den nächsten Sitzungen des Wirtschaftsförderungsausschusses nun auch beschließen müssen, wie diese 9,75 Millionen Euro zugeordnet werden. Wir müssen es tun, damit wir der Wirtschaft mit einer schnellen Entscheidung signalisieren, dass wir weiter am Ball bleiben und unser Ziel nach wie vor ernsthaft im Auge haben.
Die zweite Frage ist: Mit welchen Rahmenbedingungen gelingt es uns, unseren Mittelstand zu mehr Innovationen zu bewegen? Dazu haben wir uns im Übrigen auch im Mittelstandsförderungsgesetz verpflichtet. Es gibt zwei Schienen, die eine ist die Zusammenarbeit mit den großen Unternehmen. Der Senat sagt zu Recht: Viele kleine Zulieferbetriebe hängen von den großen Leitbranchen wie der Luftund Raumfahrt ab, profitieren von ihnen. Es nützt auch den Kleinen, wenn wir projektbezogen die großen Branchen unterstützen. Wir müssen aber aus großen Branchen, großen Unternehmen und kleinen Unternehmen ein Netzwerk machen, die Kleinen müssen in ein Cluster eingebunden werden, an dem natürlich auch die Wissenschaft beteiligt ist. Ein solches Cluster eignet sich für die IT-Technik, für IT, für Raumfahrt, für Robotik und natürlich auch für Kooperationsverbünde bei der Meerestechnik.
In anderen Branchen haben wir ein bisschen größere Schwierigkeiten, ganz einfach weil die Landschaft des Mittelstands breiter gestreut ist. Hier wird es darauf ankommen, dass wir Kommunikationsplattformen organisieren, die den kleinen Betrieben Informationen über neueste technologische Entwicklungen und ihren Nutzen liefern. Es gibt ein entsprechendes Serviceunternehmen im GVZ. Ich glaube,
dass diese Organisation eine sehr gute Arbeit macht, und ein Beispiel wäre, wie man auch bezogen auf andere Bereiche einen Service anbieten kann.
Die Situation in Bremerhaven sieht ähnlich aus. Wir haben für die kleinen und mittelständischen Betriebe in der maritimen Wirtschaft, in der Lebensmittelindustrie und in der Energiebranche eine ganze Reihe von Ansatzpunkten, um einen guten Transfer zu organisieren. Wir haben das AWI, das wissen Sie, wir haben die Hochschule mit einem neuen Transferansatz, wir haben das ttz, das sich nun schon seit Jahren mit gutem Erfolg bemüht, kleine, mittlere Unternehmen auch mit europäischen Programmen auf einen guten Weg zu bringen, wenn es darum geht, neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Die Windenergie, denke ich, ist bereits gut aufgestellt. Für die blaue Biotechnologie haben wir gerade in der letzten Woche die Erweiterung des Zentrums Bio-Nord beschlossen. Ich glaube also, dass wir hier Strukturen vorweisen können, die gerade auch den mittelständischen Unternehmen helfen werden, sich an neue Entwicklungen anzuklinken.
Ich glaube aber, dass letztendlich die Innovationskraft der kleinen wie der großen Betriebe davon abhängt, ob es uns gelingt, schlagkräftige und überzeugende Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in allen Bereichen herzustellen, und zwar bei den großen Unternehmen wie bei den kleinen. Deswegen, denke ich, ist das zweite Hauptthema das Thema Technologietransfer. Ich betrachte es als Schlüsselthema, denn wenn es uns da nicht gelingt, die Kommunikationsstränge wirklich gut zu organisieren, dann werden wir nicht mit Innovationen weiterkommen.
Das, was wir an Transferstrukturen in Bremen und Bremerhaven haben, ist vielschichtig und damit nicht immer unbedingt übersichtlich. Die Hochschulen kümmern sich um dieses Thema, und in eigenen Bereichen haben wir selbständige Kompetenzteams, so zum Beispiel in der IT-Technik, die mobile solution group oder das eigene Netzwerk in der Windenergie. In anderen Bereichen befinden sich Netzwerke bei der BIA im Aufbau.
Ich glaube, dass wir grundsätzlich zwei Schienen verfolgen müssen, um das Wissen an unseren Hochschulen in Produkte umzusetzen. Wir müssen einmal für die großen Leitthemen Transfercenter etablieren, die gerade auch die Kleinen mit einbeziehen, und sie untereinander ihre Chancen, ihre Visionen und ihre Erfahrungen austauschen lassen. Wir werden aber, zweitens, auch nicht umhinkommen, mit vielen kleinen Informationskreisen für Innovationen im Mittelstand zu sorgen, denn ich glaube, dass nicht jede Idee aus der Wissenschaft oder auch aus der Wirtschaft über große Transfercenter auf den Markt zu bringen sein wird, sondern es werden immer die kleinen Gruppen sein, die Mut machen, Produkte anzugehen, Produkte, die sich in kleinen Kreisen entwickeln. Hier
kommt gerade auf die BIA eine große Aufgabe zu. Sie muss sich auf viele einzelne Gespräche in vielen Technologiebereichen einlassen, und sie muss darauf auch die entsprechenden Förderprogramme zuschneiden.
Bei den Förderprogrammen ist natürlich auch entscheidend, dass es nicht nur die Unterstützung beim Know-how und bei der Technologieentwicklung gibt, sondern dass wir auch zu schlagkräftigen Strukturen kommen, wenn es darum geht, Wagniskapital zur Verfügung zu stellen. Dies muss schnell und unkompliziert möglich sein. Das ist ein Tehma, das wir uns in Zukunft noch einmal vornehmen sollten, und ich denke, dass wir hier noch ein Stück Arbeit vor uns haben.