Lassen Sie mich einen Blick auf die maritime Wirtschaft werfen im Allgemeinen und auf die maritime Ausbildung im Besonderen! Die maritime Wirtschaft als High-Tech-Sektor boomt. Schon jetzt sind weltweit 70 Prozent aller Transporte auf dem Wasserweg unterwegs, und es werden noch mehr, viel mehr. Wir haben die Werftenkrise und die Subventionsdiskussionen mit der EU im Ohr, aber es ist nicht das, was den maritimen Sektor bestimmt. Der maritime Sektor will in erster Linie nicht Subventionen, er will einfach verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung, nicht mehr und nicht weniger, und er braucht Nachwuchs, händeringend und in allen Bereichen. Hier kommt Bremen ins Spiel mit den besten Ausgangsvoraussetzungen und guten Rahmenbedingungen. Wir müssen nur noch loslaufen.
Lassen Sie mich zunächst auch in Bremen bleiben! An der Hochschule Bremen gibt es den Fachbereich Nautik und Internationale Wirtschaft. Die Ursprünge dieses Fachbereichs liegen bereits im Jahr 1799 in der Nautischen Schule Bremen. Im Studiengang Nautik an der Hochschule hat sich die Zahl der Studenten von 2000 bis 2005 von 148 um ungefähr 27 Prozent auf 189 erhöht, im gesamten Fachbereich verdoppelt. Im Fachbereich Schiffbau, Meerestechnik und angewandte Naturwissenschaften hat sich die Teilnehmerzahl in dem schiffbaulichen Studiengang um 70 Prozent erhöht. Leider ist die Zahl der Professoren im gleichen Zeitraum rückläufig gewesen, von acht auf vier tätige Professoren wurde dort zurückgefahren.
In Bremerhaven wird an der Hochschule sowohl der Diplomstudiengang Schiffsbetriebstechnik mit 35 Studenten als auch der Bachelor-Studiengang Cruise Industry Management und Maritime Technologien angeboten. Beide Studiengänge werden seit dem Wintersemester 2003/2004 angeboten mit jeweils 73 beziehungsweise 85 Studenten. Auch hier sind die Professorenstellen rückläufig, Schiffsbetriebstechnik von vier auf einen Professor, die anderen zwei Studiengänge teilen sich 3,33 Stellen. Die Studiengänge boomen, die Absolventen werden mit Kusshand genommen, und die Anzahl der Lehrenden ist rückläufig. Das, meine Damen und Herren, kann es nicht sein!
Es freut mich sehr, dass der Fachbereich gemäß der Antwort des Senats, und hier zitiere ich mit Erlaubnis des Präsidenten, „entscheidend zur Profilbildung der Hochschule Bremen beigetragen hat“. Aber das reicht nicht aus. Es gibt nicht einmal einen eigenen Fachbereich Nautik, sondern er heißt Nautik und Internationale Wirtschaft. Der Fachbereich hat insgesamt 1523 Studenten, aber nur 189 im Bereich Nautik. Das ist ein sehr geringer Anteil, und das müssen wir ändern.
ist weit höher, als er gedeckt werden kann, sowohl im Management als auch im Ingenieurwesen. So reisen beispielsweise eigens Vertreter aus der Kreuzfahrtindustrie nach Bremerhaven, um dort Praktikanten anzuwerben, oder Schifffahrtsunternehmen sponsern drei Professorenstellen über zehn Jahre und bauen sechs Schiffe, wo sie Kapitäne ausbilden können, 150 im Jahr, leider nicht in Bremen und auch nicht mit den hier ansässigen Hochschulen!
Es gibt kein Interesse in Bremen, das ist die Wirklichkeit, und das ist bitter. In Zeiten leerer Kassen und hoher Arbeitslosigkeit sind soziale Verantwortung und kreative Ideen gefragt. Die öffentliche Hand und die private Wirtschaft müssen Hand in Hand arbeiten. Eine Offensive gegen den Mangel an qualifiziertem nautischen Nachwuchs muss her! Die Unternehmen haben dies erkannt und sind gern bereit, ihren Anteil beizutragen, die Hochschulen müssen sich weiter öffnen, und die Politik und damit wir alle, meine Damen und Herren, müssen uns öffnen und die Chancen, die es gibt, erkennen und annehmen.
Wollen wir diese großartige Chance annehmen? Wollen wir ein maritimes Zentrum im Land Bremen entstehen lassen? Wollen wir dies fordern und fördern, oder verneinen Sie diese Chance? Hier brauchen wir Entscheidung, Klarheit und Engagement.
Chinesen und Schweizer studieren Nautik in Bremen. Teilweise schon aus Tradition kommen sie von weit her. Nautiker finden wir in allen Bereichen, zu Lande, auf dem Wasser selbstverständlich, aber auch in der Luft, so zum Beispiel im Vorstand der Deutschen Airbus.
Erste Schritte sind gemacht worden, so gibt es einen Simulator mit neuester Technik an der Hochschule Bremen, und das Institut für maritime Simulation ist gegründet worden zur Qualitätssteigerung der Ausbildung. Es wurden auch Projekte akquiriert. Die Gründung des Maritimen Instituts Bremen, MIB, im Juni 2004 als fachübergreifendes Kompetenzzentrum und zum Zwecke des Technologietransfers ist sicherlich lobenswert, wird aber nicht die Problematik der fehlenden Absolventen lösen. Wir haben einen enormen Bedarf an Ausbildung von Fachkräften, haben alle Möglichkeiten, die dieser Markt bietet, und können erfolgreich und aktiv einsteigen, aber wir fahren das Potential zurück.
Ich plädiere für ein maritimes Kompetenzzentrum, wo die gesamte maritime Ausbildung zusammengefasst wird, zusammen mit dem MIB, zusammen mit den Hochschulen in Bremen und Bremerhaven, zusammen mit der maritimen Industrie und zusammen mit vielen Bremer und Bremerhavener Unternehmen. Warum machen wir keine Bündnisse mit privaten Unternehmen wie auch in anderen Bundesländern?
Warum praktizieren wir hier kein Public private partnership und finanzieren auf diese Art und Weise eine hervorragende und stark nachgefragte Ausbildung und dieses Zentrum? Lassen Sie doch der freien Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage ihren Lauf! Die Nachfrage ist da, machen wir ihr doch bitte ein Angebot! – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Traditionell hat die Hafenverkehrswirtschaft in der Nordwestregion Deutschlands eine überragende Bedeutung. Wir wissen, dass weit über 100 000 Arbeitsplätze an den Häfen in Bremen und Bremerhaven hängen. Da geht es nicht nur um die Arbeitsplätze auf der Kaje oder auf den Schiffen, das ist, finde ich, eine etwas verkürzte Sichtweise, es geht um alles, was mit Schifffahrt, Handel und Logistik zu tun hat. Deshalb ist es auch kein Zufall, sondern Ausdruck einer wirtschaftlichen Entwicklung, dass in Bremen und Bremerhaven maritime Ausbildung in wichtigen Bereichen stattfindet, und zwar nicht nur die Ausbildung zum Kapitän.
Ich darf Ihnen einmal mit Erlaubnis des Präsidenten, einen kurzen Artikel aus dem „Hamburger Abendblatt“ vom November 2002 vorlesen. Er passt eigentlich ganz gut in diese Debatte und macht auch die Probleme deutlich, die für die Studierenden dort in diesen Ausbildungsgängen bestehen:
„Mehrere Wege führen zu dem Beruf des Kapitäns. Nach sechsunddreißigmonatiger Ausbildung, Abiturienten 30 Monate, zum Schiffsmechaniker bei einer Reederei kann man an einer der Fachschulen in Flensburg, Cuxhaven, Leer und Warnemünde in vier Semestern das Patent als nautischer Schiffsoffizier erwerben. Nach drei Jahren Fahrzeit als Wachoffizier folgt das Kapitänspatent. Wer Abitur hat, kann an einer der drei Fachhochschulen in Elsfleth, Bremen und Warnemünde das Kapitänspatent erwerben. Es schließt mit dem Diplom ab, es folgen drei Jahre Erfahrung als Wachoffizier, bevor das Kapitänspatent verliehen wird. Voraussetzung für angehende Seeleute“ – das sollte man allerdings auch voraussetzen – „ist die Seediensttauglichkeit.“
Wenn man sich dann einmal umschaut, wie es eigentlich in den anderen Bundesländern aussieht, dann stößt man im Internet auf Hamburg, ISSS in Hamburg, Institut für Schiffsbetrieb, Seefahrt und Simulation. Dort heißt es:
„Im September 2000 hat am Institut für Schiffsbetrieb, Seefahrt und Simulation zum letzten Mal die achtsemestrige Ausbildung zum Diplomingenieur für Schiffsbetrieb begonnen. Diese nach ISO 9010/2000
zertifizierte Ausbildung, an deren Ende man auch die Befähigungszeugnisse zum nautischen und technischen Schiffsoffizier erhält, endet 2004/2005. Eine Immatrikulation ist nicht mehr möglich.“ Das ist Hamburg! „Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind die seit 1998 vorgeschriebenen ausgesprochen langen Seefahrtszeiten vor und nach dem Studium, die die bisher so erfolgreiche Ausbildung für junge Menschen wenig attraktiv erscheinen lassen.“
Das muss man einfach sehen, wenn wir über die Frage sprechen, wie diese Ausbildungsgänge angenommen werden, dass es sich um erhebliche und extreme zeitliche Belastungen für diejenigen handelt, die diese Ausbildungsgänge durchlaufen. Deshalb finde ich es positiv, dass wir in Bremen ein differenziertes Angebot machen im Bereich der maritimen Ausbildung, eben nicht nur im Bereich Nautik, aber auch.
An der Hochschule Bremen bieten der Fachbereich Nautik und Internationale Wirtschaft und der Fachbereich Schiffbau und Meerestechnik und angewandte Naturwissenschaften insgesamt 18 Studiengänge an, darunter den schon erwähnten Studiengang Nautik, den Studiengang Schiffbau, Meerestechnik und vieles andere mit insgesamt, so ist es gesagt worden, 1900 Studenten. Mit dieser fachlichen und mit der internationalen Ausrichtung, die die Studiengänge haben, sind diese ganz, ganz wichtig für die Profilbildung der Hochschule in Bremen. Was dort angeboten wird, ist eben nicht nur beschränkt auf die traditionelle Tätigkeit im nautischen Bereich.
Wenn wir nach Bremerhaven schauen, dann sehen wir ganz besonders, dass die bremische Wissenschaftspolitik sich bemüht, und zwar erfolgreich bemüht, sich auf sich ändernde wirtschaftliche Strukturen einzustellen. Es gibt dort nach wie vor den Diplomstudiengang Schiffsbetriebstechnik, und es gibt den internationalen Bachelor-Studiengang Cruise Industry Management. Außerdem gibt es eine Kooperation mit dem AWI im Studiengang Maritime Technologien, und es wird ein Masterstudiengang zum Bereich Maritime Biotechnologie entwickelt.
Wenn man dies in der Gesamtschau betrachtet – das sagt uns auch die Statistik, die uns der Senat vorgelegt hat –, dann sehen wir, dass diese Studiengänge durchaus gut nachgefragt sind. Ich finde es persönlich erstaunlich nach dem, was ich auch aus meinem persönlichen Umfeld über die Erschwernisse der eigentlich nautischen Ausbildung weiß: In Bremen, auch im Fachbereich Nautik und Internationale Wirtschaft, also im Studiengang Nautik, gibt es immerhin nach 2000/2001 mit 148 Studierenden jetzt im letzten Durchgang eine Studierendenzahl von 189. Das ist eine ganz erhebliche Steigerung, und es zeigt, dass die bremische Ausbildung durchaus angenommen wird.
Für uns ist natürlich ganz besonders spannend, wie sich eigentlich die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt darstellen, denn wir wollen nichts in der
Ausbildung anbieten, wovon nur wir überzeugt sind, sondern es muss auch auf dem Arbeitsmarkt tatsächlich angenommen werden. Da ist es gut zu wissen, dass die Chancen der Absolventen, einen Arbeitsplatz zu finden, erfreulich hoch sind. Das betrifft ganz besonders den Bereich Nautik in Bremen, da finden alle Absolventen einen Arbeitsplatz. Es gibt einen erheblichen Bedarf, und zwar eben nicht nur zum Einsatz auf den Schiffen, sondern diejenigen, die das Patent erwerben, sind später auch vielfältig im Bereich der Logistik eingesetzt als Inspektoren bei den Reedereien an Land, in allen Bereichen, die mit dem Umschlag zu tun haben. Auch der Bereich Schiffsbetriebstechnik findet eine erfreulich hohe Berücksichtigung bei der Einstellung von Absolventen.
In Bremerhaven gibt es, das ist bereits erwähnt worden, den neuen Studiengang Cruise Industry Management. Die ersten Absolventen werden 2006 in die Praxis entlassen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Ausbildung bewähren wird, denn dies ist ja nichts, das am grünen Tisch entwickelt worden ist, sondern es ist etwas, das in Zusammenarbeit mit der Praxis als Ausbildungsgang entwickelt worden ist. Es gibt ein großes Interesse aus der Kreuzfahrtindustrie, die auch froh darüber ist, dass der Studiengang nach den Bedürfnissen der Praxis ausgestaltet wird. Deshalb haben wir große Hoffnungen, dass die Absolventen auch Abnahme auf dem Arbeitsmarkt finden.
Dazu noch als ganz kleine Information am Rande: Die Anzahl der Schiffe, die im Kreuzfahrtbereich eingesetzt werden, hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Die Bettenzahl, das ist ein Indikator, hat sich ebenfalls verdoppelt. Die Kreuzfahrt verliert ein wenig – Gott sei dank, finde ich – das Image, dass es nur eine Veranstaltung für ältere Menschen ist. Es sind auch zunehmend jüngere Leute, die Kreuzfahrten buchen. Wir glauben, dass dies ein wachsender Wirtschaftsbereich ist, und sind froh darüber, dass in Bremen für diesen Bereich eine richtig gute Ausbildung angeboten wird. Wir sind auch fest davon überzeugt, dass sich die Zusammenarbeit mit dem AWI in Sachen der maritimen Technologien für den Arbeitsmarkt, für die Absolventen auszahlen wird.
Zum Schluss noch etwas zu den Perspektiven! Man kann auch Gutes immer noch verbessern. Man muss aber nicht in dem Versuch, etwas besser zu machen, das Alte sozusagen völlig über Bord werfen. Die maritime Ausbildung in Bremen und Bremerhaven bindet junge Leute an unsere beiden Städte. Dies ist ein gutes, solides Fundament für eine weitere gute wirtschaftliche Entwicklung. Ich würde es unter der Überschrift verbuchen: Wir sollen die Stärken stärken! Das bedeutet aus meiner Sicht, dass wir diese Bereiche behutsam weiterentwickeln müssen, dass wir genau schauen müssen, wohin die wirtschaftlichen Entwicklungen in den nächsten Jahren gehen. Da bedarf es keiner brachialen Veränderungen.
Ich meine, wir können insgesamt stolz darauf sein, dass wir hier eine engagierte Wissenschaftsverwal
tung haben, die sich liebevoll und erfolgreich, das muss man sagen, um diese Bereiche kümmert. Eine gute Verwaltung kann auch einmal mit solchen Worten gelobt werden.
Wir freuen uns auch darüber, dass wir sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven ausgesprochen engagierte Leitungen der Hochschulen und ausgesprochen engagierte Professoren vorfinden, die sich darum bemühen, dass die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sein werden. – Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Große Anfrage ist überschrieben mit „Entwicklung der maritimen Ausbildung in Bremen“. Gefragt wurde aber im Wesentlichen nur nach der Ausbildung im Fachbereich Nautik und Internationale Wirtschaft an der Hochschule Bremen. Die Verwaltung hat sehr differenziert geantwortet und hat auch für Bremerhaven geantwortet. Sie hat also viele Fragen beantwortet, die so gar nicht gestellt worden sind. Das finde ich im Prinzip sehr gut, weil wir dadurch hier auch eine etwas breitere Debatte haben, die wir sonst vielleicht gar nicht gehabt hätten. Ich würde mir allerdings wünschen, dass es den Grünen in der Zukunft vielleicht auch so geht, dass eine Große Anfrage dann auch sehr breit beantwortet wird.
Hinter dieser doch sehr eng gefassten Anfrage zur maritimen Ausbildung an der Hochschule Bremen – ich möchte jetzt nicht alles noch einmal wiederholen, was Frau Akkermann und Herr Grotheer gesagt haben – steht ja eigentlich die weiter gehende Frage nach der Entwicklung der maritimen Wirtschaft in Deutschland, aber auch weltweit. Es ist die Frage überhaupt nach der allgemeinen Ausbildung in der maritimen Wirtschaft. Dazu gehört nicht nur, ich sage einmal, das Kapitänspatent an der Hochschule Bremen, sondern dazu gehören auch dual gebundene Ausbildungsgänge. Herr Grotheer hatte darauf hingewiesen, welche Ausbildungsgänge es dort gibt, es gibt dort noch ein paar mehr. Die Ausbildung an der Hochschule Bremen ist dazu sicherlich ein Teilaspekt, aber eben auch nur ein Teilaspekt.
Aus der Antwort des Senats wurde deutlich, dass es in dem Bereich wieder eine ansteigende Anzahl Studierender gibt. Das ist auch gut so, das freut uns, weil die Hochschule Bremerhaven gerade darüber ihr Profil viel besser entwickeln kann. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Der Studiengang Schiffsbetriebstechnik hatte 2001 nur noch 23 Studierende. Da wird es schon einmal ein bisschen eng mit dem ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Studiengang, glaube ich, ob man den dann so weiterführen kann. Insofern hat es sich positiv entwickelt, und das ist auch gut so. So langsam kommt man da auch wieder in die Situation, dass ein Studiengang ausgelastet ist und dass Studierende kein Problem haben, einen Job zu finden. Das begrüßen wir natürlich außerordentlich, und das begrüße ich auch insbesondere als arbeitsmarktpolitische Sprecherin an dieser Stelle.
Was ich schade finde, ist, dass in den maritimen Studiengängen nur 14 Prozent Studentinnen sind. Es gibt in dem Bereich auch nur eine Hochschullehrerin. Wir würden uns wünschen, gerade weil es ein Wachstumsmarkt ist, wenn sich die Hochschulen da mehr anstrengen würden, mehr Frauen in die Studiengänge zu bekommen und auch mehr Frauen zu berufen. Ich weiß, dass auch die Hochschule einen Frauenförderplan hat. Darin, denke ich, ist aber noch viel mehr Potential.
Dass sich die Studienanfängerzahlen positiv entwickelt haben und dass die Absolventen einen guten Absatz auf dem Arbeitsmarkt haben, ist auch ein Indiz dafür, dass es da in der Tat auch einen zusätzlichen Bedarf gibt. Wenn man sich die aktuelle Arbeitsmarktsituation im Bereich der maritimen Stellen ansieht, dann kann man feststellen, dass es eigentlich einen massiven Stellenabbau in den letzten 20 Jahren gegeben hat, in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Dies ist einerseits durch Rationalisierung, aber auch durch Ausflaggung zustande gekommen.
Trotzdem ist aber zu beobachten, dass die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich nicht sinkt und dass es kaum Langzeitarbeitslosigkeit gibt. Das ist eigentlich ein Indiz dafür, dass da ein richtiger Bedarf vorhanden ist und dass es gleichzeitig auch Beschäftigungsengpässe an dieser Stelle gibt. Da muss man aber auch sagen, das sehe ich ein bisschen anders als Frau Akkermann, dass da auch die Reeder in der Vergangenheit ihrer Ausbildungspflicht nicht unbedingt so nachgekommen sind.
Wir haben auch die Situation, dass gerade die Kapitäne, die ja eine Ausbildung von vier bis fünf Jahren haben, auch nach durchschnittlich 4,8 Jahren wieder von Bord gehen, also die Aufenthaltsqualität an Bord auch nicht so gut ist, dass sie dort lange bleiben, die Aufstiegsmöglichkeiten sind gering. Sie wollen auch teilweise, das kann man verstehen, lieber bei ihren Familien bleiben. Früher konnte man
Familien an Bord mitnehmen. Das geht heute alles nicht mehr. Es sind also auch die Reeder einfach gefordert, für eine Arbeitssituation zu sorgen, damit die Ausbildung auch langfristig und nachhaltig etwas bringt und die Leute an Bord bleiben.
Dann kommen wir zu einer weiteren Frage: Wenn die Arbeitsmarktsituation da eigentlich ganz gut ist und dort gute Potentiale sind, ist es auch ein Hinweis darauf, dass die maritime Wirtschaft in Wirklichkeit boomt. Herr Grotheer hat darauf hingewiesen, das Frachtschiffgeschäft boomt, das Kreuzfahrtgeschäft boomt. Die deutsche Gästezahl hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Es gibt kaum Schiffe unter deutscher Flagge, aber es gibt bezogen auf Schiffe einen Anteil deutscher Reeder von 7,5 Prozent am Weltmarkt. Das ist extrem viel.
Es gibt knapp 2300 Handelsschiffe von deutschen Reedern, aber nur 500 unter deutscher Flagge. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass es eigentlich, wenn man es einmal mit der Rückflaggung ernst nehmen und ernsthaft betreiben würde – darüber gibt es seit der dritten Maritimen Konferenz in Lübeck im Jahr 2003 Vereinbarungen –, viel mehr Rückflaggung geben sollte, als es gegenwärtig gibt. Hätten wir diese Arbeitnehmer auch in Deutschland beschäftigt und nicht unter fremden Flaggen, würde das auch die Steuereinnahmen erhöhen, und das wäre sicherlich auch gut so.
Wir haben auch in Bremen und Bremerhaven mit Sicherheit einen großen Bedarf im Offshorebereich. Bremerhaven macht es ja mit den maritimen Studiengängen, Windenergie ist dazu ein Beispiel. Da ist sicherlich mehr möglich.
Ich hätte mir gewünscht, dass wir einmal eine richtige Debatte über die Chancen der maritimen Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven führen, gerade vor dem Hintergrund des Wegbrechens der Werften, das schreitet weiter voran. Da die maritime Wirtschaft ein Wachstumsmarkt ist, hätte ich mir gewünscht, dass wir darüber zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht hier einmal richtig debattieren. Insofern, finde ich, ist diese Anfrage etwas zu eng gefasst gewesen. – Herzlichen Dank!