mit dem Bemerken, „wir brauchen und wollen nichts verändern“. Sie haben sich ja nicht einmal zu einigen Punkten geäußert.
Kommt gleich! Die CDU-Forderungen orientierten sich an der Möglichkeit, die die KMK unter dem Stichwort „Mehr Vielfalt im Bildungswesen“ beschlossen hat, nämlich größere Gestaltungsräume in der gymnasialen Oberstufe. Da heißt es unter anderem, Frau Linnert, damit auch Sie befriedigt sind: ein fünftes Prüfungsfach einzuführen, drei Leistungskurse in der Qualifikationsphase vierstündig einzurichten, eine Facharbeit, deren Bewertung in die Berechnung der Abiturnote eingeht, die kann auch angerechnet werden mit einer Klausur in dem jeweiligen Halbjahr, Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache bis zum Abitur zu belegen und zwei dieser Fächer auch als Prüfungsfächer einzurichten und in der elften Jahrgangsstufe auf die Differenzierung zwischen Leistungs- und Grundkursen zu verzichten.
(Abg. Frau L i n n e r t [Bündnis 90/Die Grünen]: Habt ihr denn auch die notwen- digen Lehrer dafür?)
Das kostet überhaupt keine Lehrerstunden zusätzlich, weil die Stundenzahl insgesamt nicht ausgeweitet wird, sondern ich habe eben gesagt, und das hat Frau Arnold-Cramer auch vorgetragen, dass die Leistungskurse jetzt schon gekürzt werden dürfen, was in Bremen ohnehin, obwohl wir nur zwei Leistungskurse haben, geschieht. Ich stelle fest, meine Damen und Herren, die SPDFraktion verweigert sich der Qualitätsdebatte. Das wird einmal mehr hier deutlich.
Sie haben doch gerade vorhin ausgeführt, dass Sie keine Abschlussprüfung am Ende der Klasse zehn haben wollen, dass Sie kein Zentralabitur wollen. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies auch die Qualitätsdebatte durchaus deutlich machen würde. Herr Senator, ist das Leistung, Leistung, Leistung, die Sie immer im Dreierpack verkaufen, von der Sie immer reden? Mitnichten! Wir hinken in Bremen im Vergleich zu anderen Bundesländern hinterher.
Meine Damen und Herren von der SPD, Herr Senator Lemke, Sie müssen doch zur Kenntnis nehmen, dass in der restlichen Republik ernsthaft über Veränderungen in der gymnasialen Oberstufe diskutiert wird beziehungsweise zum neuen Schuljahr vieles bereits umgesetzt wird. Wir meinen, dass in Bremen bei Nichthandeln die Zeit verschlafen wird und wir den Anschluss verpassen, und das wollten wir mit unserer Initiative verhindern. Wir laufen doch sonst politisch Gefahr, dass es zu einem BildungsNord-Süd-Gefälle kommt.
Herr Senator, Sie haben auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Schülern und den Abiturienten und vielleicht zurzeit auch eine besondere als KMK-Präsident, das Bildungswesen auch in Bremen in der Vielfalt voranzubringen. Nur, wir spüren davon überhaupt nichts. Wer durch Nichtstun, meine Damen und Herren von der SPD, die sich anbahnenden Entwicklungen ignoriert, und das tun Sie, Frau Jansen,
handelt verantwortungslos, weil er den Schülern und Abiturienten einen Standard suggeriert, den sie mittelfristig eben nicht mehr haben werden, wenn man berücksichtigt, ich wiederhole, was in anderen Bundesländern geplant beziehungsweise zum neuen Schuljahr umgesetzt werden wird.
Dieses von mir angesprochene Gefälle wird für Abiturienten, die nach einem Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsplatz im Lande Bremen fragen, wohl eine weniger gravierende Rolle spielen. Da konkurrieren diese Abiturienten möglicherweise noch mit den Niedersachsen. Das mag auch noch hinnehmbar sein. Aber bei der Wahl des Studienortes spielt das Bildungsgefälle möglicherweise schon eine besonders gravierende Rolle,
wenn es um Erfolg im Studium geht, Frau ArnoldCramer, und um die Abschlussnote, die dann wichtig ist für den Berufseinstieg.
Mittlerweile ist auch bei der Bundes-SPD die Einsicht durchaus vorhanden, dass Deutschland nicht mehr überall konkurrenzfähig ist. Das zeigt doch, Frau Jansen, zumindest die Green-Card-Debatte.
Dazu hat sich Herr Müntefering geäußert, dazu hat sich der Bundeskanzler geäußert und eingestanden, dass wir im naturwissenschaftlichen Bereich nicht gerade gut abgeschnitten haben. Lassen Sie uns doch gemeinsam Änderungen in der gymnasialen Oberstufe im wohlverstandenen Sinne für die Schülerinnen und Schüler angehen!
Wir sehen, meine Damen und Herren, insbesondere drei Säulen, die die Bildungslandschaft prägen werden.
Ja, ich werde mich noch einmal melden. Meine Damen und Herren, wenn wir so verfahren, wie Frau Arnold-Cramer hier vorgetragen hat, dass sich im Grunde genommen nichts verändern darf, dann sage ich noch einmal, das ist eine gräusliche Vorstellung, und ich meine, wir werden unseren bremischen Schülerinnen und Schülern nicht gerecht, um sie auch für die Zukunft fit zu machen für Beruf und Studium. — Danke schön!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin ja heilfroh, dass ich als Dritter reden darf, dann können Sie erst einmal Ihre Beziehungskrise aufarbeiten.
Herr Bürger, ich muss schon sagen, Sie gehen sehr hart mit der SPD um! Das finde ich so in der Härte nicht in Ordnung! Ich finde Ihre Kritik zum Teil berechtigt. Die Debatte über diese Große Anfrage gehört nach meiner Auffassung in die Deputation und nicht in den Landtag. Wir tragen mit solchen Großen Anfragen als Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker dazu bei, dass wir keine gute Lobby für unser Anliegen sind, nämlich der Bildung für die Kinder. Das sind fachspezifische Diskussionen. Das könnte ich auch nicht nachvollziehen, wenn die Sozialpolitiker so etwas machen würden, da würde ich auch die Ohren anlegen. Vielleicht sollten wir uns vornehmen, solche Anfragen tatsächlich etwas politisch zugespitzter zu diskutieren. Das wäre mein Appell für die Zukunft.
Ich hatte mich eigentlich gefreut, als ich gelesen habe, Große Anfrage zur Reform der gymnasialen Oberstufe, da dachte ich, gut, jetzt kommt einmal eine richtige Diskussion zustande, denn es ist da ja durchaus einiges politisch zu diskutieren. Früher war ein solches Thema bei der SPD völlig zu Recht gar nicht denkbar ohne die Koppelung mit der Fragestellung: Was ist eigentlich mit der Integration von allgemeiner und beruflicher Bildung? Das ist die Kernfrage der Reform der gymnasialen Oberstufe. Warum steht das heute nicht mehr so im Vordergrund, was ist da passiert, was muss passieren?
Da passiert überhaupt nichts, keine Debatte, das wird totgeschwiegen. Da haben wir einiges aufzuarbeiten, weil ich glaube, dass sich hier in den letzten Jahren ein erhebliches Defizit ergeben hat, wie wir zum Beispiel an der Schließung der zwei Oberstufenzentren sehen konnten, die auch eine bildungspolitische Entscheidung war. Das ist ein Thema!
Das Zweite ist eine neue Frage: Welchen Stellenwert hat eigentlich diese Einrichtung, an der überwiegend Erwachsene, sie sind ja dann 16 Jahre und älter, unterrichtet werden, für das lebenslange Lernen? Wie verändert sich dadurch der Stellenwert der gymnasialen Oberstufe? Ist die Hochschulorientierung, die sie nach wie vor schwerpunktmäßig hat, bei einem Anteil von nahezu 50 Prozent der Abiturienten, die in eine duale Berufsausbildung gehen, überhaupt noch richtig? Was muss sich da verändern, nicht nur über Praktika, sondern auch über Unterrichtsinhalte und natürlich im Zusammenhang mit dem ersten Problempunkt, den ich genannt habe?
Dann wäre für mich eine zentrale Fragestellung gewesen: Was ist eigentlich mit der durch die TIMSSStudie „Third international mathematic and science studies“ — das habe ich lange gelernt, obwohl ich kein Abitur habe —, mit den Defiziten, die dort ermittelt wurden? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Darin stecken ja methodische Kritiken an der Vermittlung der Unterrichtsinhalte. Das ist ja weniger ein quantitatives Problem, eindeutig ist es auch kein Systemproblem, also keine Frage, ob es ein Gymnasium oder eine Gesamtschule ist. Es wird bei uns einfach falsch unterrichtet, das ist das Ergebnis dieser Studie. Wie kann man das für die Schülerinnen und Schüler so interessant machen, dass sich der Stellenwert dieser Dinge steigert? Das wäre eine zentrale Frage gewesen.
Eine andere zentrale Frage wäre gewesen: Wie steht die Situation der gymnasialen Oberstufe auch im Verhältnis zu den Berufsschulen im Land Bre
men vor dem Hintergrund der Bestrebung, insbesondere der CDU, über Turbo-Abis, also strukturelle Schnellläuferdurchgänge, hier die Form der Schulen zu verändern? Welche Bedeutung hat das? Man kann ja inhaltlich darüber streiten, und man kann auch darüber streiten, was das für das ganze Umfeld, für die ganze Schulstruktur bedeutet. Wir wollen es in der Form nicht.
Ein letzter zentraler Punkt wäre für mich gewesen, wie wir eigentlich mit der sinkenden Bildungsbeteiligung umgehen, die sich darin ausdrückt, dass der Anteil der Jugendlichen und jungen Menschen eines Jahrgangs, die Abitur machen, immer geringer wird. Wir sind bei gut 30 Prozent, das ist ein Riesenproblem. Das wären für mich zentrale Fragen gewesen, die wir hier auch politisch diskutieren müssen. Leider sind diese Fragen nicht gestellt worden.
Ich möchte darauf hinweisen, dass zum Beispiel die Schulreformkommission unter Professor Klafki, die unser Schulgesetz und das Schulverwaltungsgesetz vorbereitet hat, die große Reform der Ampelzeit, festgestellt hat, dass Bremen im Vergleich der Großstädte auf ähnlichem Niveau zu geringe, deutlich unterdurchschnittliche Abiturzahlen hat. Da knüpfe ich dann bei Ihnen an, Herr Bürger, denn ich finde es unangemessen, immer zu transportieren, dass das Bremer Abitur ein schlechtes sei, ein Billigabitur. Damit tun Sie den jungen Menschen Unrecht. Damit sagen Sie, irgendwie sind sie bei uns nicht richtig beisammen, dass es dann trotzdem nur so wenige schaffen, wenn das alles so einfach und billig geht.
Es ist auch nirgends evaluiert worden. Die Ergebnisse der Studenten oder Ähnliches sind nie systematisch begleitet worden. Trotzdem haben wir hier ein Problem, und ich glaube, dass der Senator insgesamt gut daran tut, auch von der zentralen Ebene her Qualitätsmanagement von Schulen voranzutreiben, ähnlich wie wir es im Gesundheitswesen haben, wo ja auch in den Krankenhäusern richtige Qualitätsmanager sind, die von außen kommen, nicht aus dem Inzuchtsystem, sondern das richtig von außen untersuchen und von da aus immer so ein Stachel sind, der gegen das System bürstet und dadurch auch Diskussionen in Gang bringt. Das, denke ich, sollte man machen.
Was bleibt aus dieser Großen Anfrage? Das ist für mich zum einen, dass deutlich geworden ist, dass wir sehr hohe Wiederholerzahlen haben. Ich finde die von der CDU immer wieder geführte Diskussion absurd, die die Verkürzung der Schulzeit fordert, also den Gesamtrahmen verändert, und dann kommt hier eine Antwort auf den Tisch, die ausweist, dass Jahrgang für Jahrgang ganz viele junge Menschen wiederholen müssen. Da ist doch im System etwas nicht
Damit will ich auch die Frage, ob in Jahrgangsstufe elf Klassenverbände gegründet werden sollen, beantworten. Das ist eine Frage, die die Schule bei sich entscheiden muss, wo sie im Rahmen ihrer Autonomie schauen muss, wie sie es organisiert. Nur, Herr Bürger, Sie wissen, dass bundesweit diese elften Klassen gekommen sind, weil wir bundesweit den Schülerrückgang hatten und weil dadurch viele Gymnasien, gerade Kreisgymnasien zum Beispiel, einfach nicht mehr genügend Schüler hatten. Sie konnten die Wahlfreiheit in einer Breite, wie es sie vorher gab, nicht aufrechterhalten. Das ist mehr aus der Not geboren und nicht Ergebnis eines pädagogischen Konzepts. Ich persönlich weiß aus Gesprächen mit vielen Schülerinnen und Schülern, auch bei uns an der Schule, dass es den Jugendlichen verdammt wichtig ist, selbst wählen zu können, selbst das Profil bestimmen zu können. Hier sind die Tendenzen ja eher so, dies einzuengen. Das ist eine Frage, der wir uns auch stellen müssen, wie wir diesen Bedürfnissen nachkommen können und trotzdem bestimmten gesellschaftlichen und auch berufsbezogenen Anforderungen gerecht werden. Daran, finde ich, sollten wir arbeiten und weitermachen. Insgesamt möchte ich festhalten, dass wir einen dringenden Bedarf haben, tatsächlich politisch zu diskutieren, wie wir mit der gymnasialen Oberstufe umgehen, wie wir die Qualität des Schulwesens verbessern, also auch der gymnasialen Oberstufen, wie wir mit den Sekundarstufe-II-Zentren umgehen. Wollen wir sie überhaupt noch, und haben sie den Auftrag der Integration oder zumindest zur Zusammenarbeit oder zum Zusammenführen, oder sollen sie perspektivisch weg? Das ist eine Frage, die die große Koalition intern nicht geklärt hat. Die müssen Sie politisch klären, und wenn Sie damit weiter sind, können wir auch weiter diskutieren. — Vielen Dank, meine Damen und Herren!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es ist richtig, dass die Koalitionäre in der Frage der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe nicht in allen Punkten übereinstimmen. Das ist ja auch deutlich geworden. Trotzdem möchte ich klar sagen, Herr Bürger, einen so ideologieverquasten