Protocol of the Session on January 27, 2000

(Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Sie hat nicht gesagt, Zachau redet nur Mist!)

Nicht? Das habe ich falsch verstanden! Wir klären das nachher, meine Redezeit geht zu Ende.

Was folgt daraus? Ich finde es richtig, einen Modellversuch zu machen, allerdings nicht so breit anzulegen. Es sind 30 Schulen in der Planung, faktisch können das nur Sek-I-Schulen sein, wenn ich die Anforderungen sehe, dass man auch etwas in Richtung Berufsleben machen will, wir in den Grundschulen die Lernentwicklungsberichte in vielen Bereichen haben und das meines Erachtens in der Sekundarstufe II durch das Kurssystem so nicht praktikabel ist. Es sind faktisch nur die Schulen der Sek I, und das hieße eine flächendeckende Einführung in der Sek I. Das finde ich nicht in Ordnung. Ich finde, man sollte sich da vielleicht einmal auf zwei, drei Schulen konzentrieren, mit denen zusammen Möglichkeiten entwickeln und zum Beispiel die Ansät

ze, die es da ja auch schon gibt, weiterentwickeln und wissenschaftlich begleiten. Zweitens muss die Qualität der Schulen und nicht nur der Schüler auch im Blickpunkt der Betrachtung stehen. Das heißt, man muss schauen, können die Schüler eigentlich etwas dafür, dass sie so schlecht sind, oder andere, also das sozusagen auch auf die Ebene herunterbrechen, was mit Usus gemacht wird. Drittens muss die Beteiligung der Schulen gewährleistet sein, das heißt die Schulkonferenzen, insbesondere aber auch die Schülervertretungen und auf der Gesamtebene die Gesamtschülervertretungen müssen in diesen Prozess einbezogen werden. — Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als Nächster hat das Wort Senator Lemke.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich stelle in diesem Punkt eine hohe Übereinstimmung in diesem Hause fest. Auch mit großem Interesse habe ich dem zugehört, was Herr Zachau eben dazu vorgetragen hat, und ich sehe eigentlich keine ganz gravierenden Unterschiede in den Analysen der drei Fraktionen, die hier gesprochen haben. Ich finde das positiv. Ich finde, wir sollten diesen Einwand von Herrn Zachau in der Deputation noch einmal besprechen und werden von der Verwaltung der Deputation einen Vorschlag, was die 30 Schulen angeht, vorlegen und sollten dann diese letzte Entscheidung in der Deputation vornehmen. Ich möchte, weil eigentlich schon fast alles gesagt wurde, mich nur noch auf ein, zwei Punkte beziehen, die vielleicht aus meiner Sicht doch noch sehr relevant sind. Zum einen ist zu nennen, dass ich es wesentlich gerechter für die Schüler finde, wenn es eine gesonderte Beurteilung gibt. Ich spreche ganz bewusst nicht von dem Begriff Kopfnoten, denn ich empfinde ihn als völlig unangemessen, und ich identifiziere mich auch nicht mit diesem Begriff und möchte ihn auch gar nicht in unsere Diskussion einbeziehen. Ich möchte aber, dass der Schüler eine schriftliche Beurteilung seiner Entwicklung im Lernen, im Arbeiten und im Sozialverhalten bekommt, weil es gerechter für ihn ist und verhindert, dass ein Fachlehrer oder ein Klassenlehrer in einer Benotung der Leistung in den sonstigen Fächern dies einfließen lässt. Das hielte ich für völlig ungerechtfertigt. Ich bin sicher, dass dies ganz häufig an unseren Schulen passiert, dass nämlich Lehrerinnen und Lehrer, wenn sie mit dem Arbeits- oder Sozialverhalten des Schülers nicht einverstanden sind, das auch in einer Zensur deutlich machen, die nicht angemessen ist. Wissenschaftliche Untersuchungen, meine Damen und Herren, belegen das nachhaltig.

(Abg. B ü r g e r [CDU]: Und das ist die Disziplinierung in der Tat!)

Aber dem müssen wir entgegenstehen. Das ist meines Erachtens möglich, wenn wir diese schriftlichen Beurteilungen einführen.

Noch ein wichtiger Punkt: Ich halte es für absolut positiv für den einzelnen Schüler, es ist ja eben schon über die Berichterstattung von gestern berichtet worden, aber man muss sich ja nur anschauen, was in den letzten Jahren zu diesem Thema veröffentlicht worden ist, und es ist absolut positiv für jeden Menschen, wenn er eine Reaktion auf sein Verhalten bekommt. Wenn ich keine Reaktion auf mein Verhalten bekomme, entwickle ich mich ganz desinteressiert und habe keine Motivation, weder positiv noch negativ.

Dies, was ich jetzt sage, ist absolut wissenschaftlich nachgewiesen. Es gibt da auch überhaupt kein Vertun, dass es positiv ist, Menschen, wenn sie etwas Gutes getan haben, sich positiv weiterentwickelt haben, gerade in Bezug auf die Schulen, ihnen das auch zu sagen, das auch deutlich zu machen: Du hast dich im letzten halben Jahr deutlich besser beteiligt im Unterricht und bist auf einem guten Weg, deinen Abschluss zu schaffen, um dann anschließend eine berufliche Ausbildung zu bekommen.

Wichtig, meine Damen und Herren, ist es auch, den ganz schlechten Dialog zwischen unserer Lehrerschaft und der Elternschaft wenigstens durch dieses Kommunikationsmittel ein wenig wieder zu verbessern, denn es wird ja über diese Beurteilungen — es stehen ja nicht nur Noten da, sondern es stehen ja Beurteilungen darin — eine Diskussion zwischen dem Schüler, den Eltern und gegebenenfalls auch dem Lehrer entstehen. Diese Diskussion muss verbessert werden im Interesse unserer Schüler. Ich bin ganz sicher, dass eine Beurteilung sowohl positiv eine Diskussion zu Hause erfährt, aber auch im Negativen möglicherweise mit einer Ansprache an den Lehrer, wie kommt es denn, dass ich hier so eine negative Beurteilung habe. Das halte ich für sehr wichtig.

Herr Brumma, ich bin noch nicht ganz sicher, ob es richtig ist, dem Schüler die Fehlzeiten nicht auch zu signalisieren. Aus meiner Sicht ist es sehr wohl richtig, wenn es den Eltern nicht schon vorher, so wie Sie es vorhin positiv geschildert haben, vermittelt worden ist. Meine Erfahrungen aus dem täglichen Leben sind andere, sie sind so, dass eben diese Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern leider nicht so gut ist, wie Sie es unterstellt haben, dass sie also nicht informiert werden, wenn in der Oberstufe serienweise Kurse geschwänzt werden oder die Schule wochenlang nicht aufgesucht worden ist.

(Abg. B ü r g e r [CDU]: Oder sich nicht darum kümmern!)

Ich unterstelle sogar, dass der Schüler morgens aus dem Haus geht und die Eltern das überhaupt nicht mitbekommen. Der Schüler kommt mittags

nach Hause, dann sagt die Mutter, na, wie war es, und der Schüler sagt, wunderbar, alles bestens, und die Eltern merken es wochen- und monatelang nicht. Das ist jetzt ja keine Vermutung, sondern das sind Tatsachen, dass so etwas speziell in der Oberstufe passiert. Das kann man natürlich dadurch, dass das vermerkt wird und eines Tages auch schriftlich nach Hause kommt, sicherstellen. Ich gebe zu und gestehe, Herr Brumma, dass es besser wäre, wenn nach dem zweiten oder dritten Tag der Anruf zu Hause erfolgt. So wünschte ich mir den Kontakt zwischen Eltern und Lehrern. Das ist aber nicht der Fall an unseren Schulen, jedenfalls nicht an allen. Solange das nicht der Fall ist, muss der Schüler genau wissen, wenn er allzu sehr über die Stränge schlägt und nun wochenlang die Schule schwänzt, dass das eine Konsequenz auch für ihn zu Hause seinem Vater und seiner Mutter gegenüber hat. Dann wird er sich vielleicht überlegen, ob er denn so leichtfertig damit umgeht, was wir ihm als Steuerzahler zur Verfügung stellen, denn wir bezahlen schließlich diesen Unterricht, den er nach Möglichkeit auch nutzen sollte. Ein allerletztes Wort! Ich stimme Ihnen völlig zu, Herr Brumma, wenn Sie von der Vorbildfunktion von Eltern und Lehrern sprechen. Das bezieht Politiker übrigens durchaus ein, Herr Abgeordneter Zachau, so wie Sie es eben auch gesagt haben.

(Beifall bei der SPD)

Wir alle sind Vorbilder für unsere Jugend, und leider erleben wir immer wieder im Leben, auch an den Schulen, dass das nicht immer so praktiziert wird, wie wir uns das wünschen. Insgesamt denke ich, dass wir mit dieser Beschlusslage auf einem guten Weg sind. Wir werden das ausprobieren und in der Deputation entsprechend beschließen, wo wir damit ansetzen. — Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD, bei der CDU und beim Bündnis 90/Die Grünen)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Damit ist die Aussprache geschlossen. Die Bürgerschaft (Landtag) nimmt von der Antwort des Senats, Drucksachen-Nummer 15/122, auf die Große Anfrage der Fraktionen der CDU und der SPD Kenntnis.

Mehr Computer-Netze knüpfen Computerausstattung und -nutzung in den Schulen

Große Anfrage der Fraktionen der SPD und der CDU vom 22. November 1999 (Drucksache 15/118)

D a z u

Mitteilung des Senats vom 18. Januar 2000

(Drucksache 15/174)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Senator Lemke.

Gemäß Paragraph 29 unserer Geschäftsordnung hat der Senat die Möglichkeit, die Antwort auf die Große Anfrage in der Bürgerschaft mündlich zu wiederholen.

Davon nimmt Herr Senator Lemke Abstand.

Meine Damen und Herren, damit treten wir in die Aussprache ein.

Die Aussprache ist eröffnet.

Als erste Rednerin hat das Wort Frau Hövelmann.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Veränderung, die mit den Begriffen Multimedia, Telematik und Internet verbunden sind, werden in den kommenden Jahren fast alle Bereiche unseres Lebens fundamental verändern. Wir wissen noch gar nicht, wohin sich das Ganze entwickeln wird. Dass es aber konkret unser Leben schwer betreffen wird, merkt jeder von uns schon heute. Sicher ist dabei, dass wir diesen Prozess aktiv gestalten und auch aktiv beeinflussen müssen.

(Beifall bei der SPD — Vizepräsident R a v e n s übernimmt den Vorsitz.)

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion! Gerade wollte ich dazu überleiten, dass wir uns ja deshalb darauf geeinigt haben, diesen Eckpfeiler, mehr Computer in die Schulen, als eine unserer wesentlichen Säulen unserer sozialdemokratischen Bildungspolitik zu formulieren, und ich freue mich, dass wir hier überhaupt keinen Dissens mit unserem Koalitionspartner haben.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Das gemeinsame Ziel der großen Koalition ist es also, die Schulen so schnell wie möglich mit Computern auszurüsten und natürlich auch zu vernetzen. Hinzu kommt die Entwicklung von medienpädagogischen Kompetenzen, um multimediale Unterrichtsmaterialien und Techniken mit bisherigen und mit neuen Lerninhalten verknüpfen zu können. Die jetzigen und natürlich auch vor allem die kommenden Lehrkräfte müssen entsprechend fort- beziehungsweise ausgebildet werden. Schließlich sollten vorhandene PC in ein Bildungs- und Informationsnetz integriert und an eine leistungsfähige Kommunikationsverbindung angeschlossen werden.

Wir wissen, dass dieses Thema für die Zukunft der Schülerinnen und Schüler ausgesprochen wichtig ist, und wir setzen hier diesen entscheidenden Schwerpunkt. Deshalb ist auf unsere Initiative hin, ich glaube, im August oder November, diese Große Anfra

ge eingereicht worden. Es waren erhebliche Untersuchungen notwendig, um die Fragen zu beantworten. Deshalb hat es ein bisschen länger gedauert. Ich bin aber froh, dass wir jetzt, Sie haben das sicher gelesen, wissen, was an unseren Schulen in Bremen und auch in Bremerhaven los ist. Bevor ich auf die Antworten des Senats eingehe, noch etwas Grundsätzliches: Wir wollen mit unserer Schwerpunktsetzung verhindern, dass der Zugang zu den neuen Medien vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist und es so zu neuen Spaltungen und sozialen Ungerechtigkeiten kommt.

(Beifall bei der SPD)

Herr Senator Lemke, Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, noch im Jahr 2000 alle Bremer Schulen an das Netz zu bringen, und, Sie sagen das immer so nett, so dass sich das auch jeder vorstellen kann, alle Schülerinnen und Schüler in Bremen sollen per EMail weltweit erreichbar sein und kommunizieren können. Wenn wir jetzt hier in die Antwort auf die Große Anfrage schauen, können wir sagen, es sieht gar nicht so schlecht aus. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Sie sehen, dass es bei den Grund- und Sonderschulen noch einiger Anstrengungen bedarf. Wir haben von 92 Grundschulen, ich spreche jetzt vom Land Bremen, 19 mit einem Internet-Zugang. Da ist noch einiges zu tun. Bei den Sonderschulen sieht es schon besser aus. Hier sind von 21 immerhin elf internetfähig. Jetzt wird es immer vorzeigbarer: In der Sek I sind von 48 Schulen 45 am Netz, und alle gymnasialen Oberstufen verfügen über den Zugang zum World Wide Web. Bei den Berufsschulen ist schließlich nur eine von 20 noch nicht angeschlossen. Auch die Zahlen der in den Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven installierten PC mit Netzzugang geben Aufschluss. Von 2650 Computern in Bremen haben mehr als die Hälfte, nämlich 1630, Zugang zum Internet. Das ist ja wichtig, dass wir uns das auch klarmachen. Nur den Computer hinzustellen und dann ein bisschen darauf herumzuspielen, ist ja nicht das, was wir wollen, sondern die Vernetzung. Deshalb heißt es für uns auch nicht, Computer an die Schulen, sondern mehr Computernetze knüpfen. Das bedeutet, dass wir damit auch aus der Schule hinaus wollen und nicht nur in das richtige Leben in Bremen. Wir wollen weltweit die Möglichkeit schaffen, Kommunikation aufzubauen. — Soweit zu Bremen! Bremerhaven wird natürlich nicht vergessen. In Bremerhaven sind von den 884 Computern, die es dort in Schulen gibt, bisher erst 260 am Netz. Ich weiß aber, dass in Bremerhaven der Magistrat ebenfalls eine Initiative plant, um hier schneller und besser zu werden.

Wir haben dann danach gefragt, wie viele Schulen es in Bremen und Bremerhaven mit multimedia

lem Profil gibt. Hierbei handelt es sich um Schulen, die den Einsatz von neuen Technologien zu ihrem Schwerpunkt gemacht haben und im Rahmen der in der Stadtgemeinde Bremen aufgelegten Sonderprogramme auch besonders ausgestattet und vernetzt worden sind.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich knüpfe einmal an unsere Debatte von vorgestern in der Stadtbürgerschaft zum Stadtreparaturprogramm an. Ich finde, wir sehen, dass hier das Geld der Sonderprogramme, finanziert aus Stadtreparatur, wirklich gut angelegt worden ist.

(Beifall bei der SPD)

Allein auf das letzte Sonderprogramm haben sich zahlreiche Schulen mit besonderen Konzepten beworben. Das geht nämlich nicht nach dem Gießkannenprinzip, jeder bekommt ein bisschen, sondern es gibt ein sehr strenges Auswahlverfahren. Dieses strenge Auswahlverfahren hat zum Ziel, dass nur Projekte ausgewählt und auch gefördert werden, die neues Lehren und neues Lernen zum Ziel haben.

Wir hatten beim letzten Mal einen Umfang von über sechs Millionen DM auswahlfähige oder auch förderungsfähge Projekte, die allerdings nicht alle erfüllt werden konnten, aber, meine Damen und Herren, und auch das ist eine positive Nachricht, wir werden diese Sonderprogramme fortsetzen und können deshalb noch viermal 1,5 Millionen DM für die Schulen, allerdings in der Stadtgemeinde Bremen, ausschütten. Ich lade Sie herzlich ein, sich diese Schulen doch einmal anzuschauen.

Gehen Sie einmal in die Integrierte Stadtteilschule am Leibnitzplatz, oder fahren Sie nach Gröpelingen, und schauen Sie sich das Schulzentrum Pestalozzistraße an! Sie werden staunen, wenn Sie sehen, wie Ihnen da die Fünftklässler, von den neuen Medien unterstützt, eine neue Qualität von selbständigem Lernen und auch von selbständigem Lernenwollen vorführen. Der Lehrer übernimmt hier im positiven Sinn eine Rolle des Lernberaters.

Für die weitere Entwicklung ist auch die Erprobung — das wird an diesen multimedialen Schulen gemacht — offener multimedialer Lernzonen notwendig. Ich teile die Einschätzung des Senats, dass der Zugang zu den vernetzten Computern auch außerhalb des Unterrichts möglich sein sollte.

(Beifall bei der SPD)

In diesem Zusammenhang begrüßt die SPD-Fraktion ganz besonders und ausdrücklich das Ziel des Senators, in allen Schulen Bremens, übrigens auch in den Grundschulen, innerhalb der nächsten zwei Jahre solche Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, also nicht gebunden an einen Raum, der

dann abgeschlossen wird, sondern offene Lernzonen. Das ist klasse!