Protocol of the Session on June 1, 2016

(Widerspruch bei der CSU – Staatsministerin Emilia Müller: Das tun wir auch nicht!)

die etwas verpassen oder nicht verpassen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN)

Ich glaube sehr wohl, dass Eltern die Entscheidungsfreiheit haben müssen, und vor allem, dass das Thema immer auf dem Rücken der Mütter ausgetra

gen wird; aber ich glaube nicht, dass es Ihnen zusteht festzulegen, wo die bessere Erziehung geleistet wird oder was man verpasst. Es gibt sicherlich Entwicklungsschritte im Leben eines Kindes, bei denen man gerne dabei ist. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden. Deswegen wird dieses Kind nicht schlechter geraten.

(Unruhe bei der CSU)

Frau Ministerin, ich bin überzeugt, mit 150 Euro wird es keine bessere Erziehung geben. Es wird vielleicht mehr Nutzer geben, aber die Qualität der Erziehung wird sich durch ein Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro nicht verbessern.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und Abge- ordneten der SPD)

Danke schön, Frau Kollegin. – Jetzt hat die Frau Staatsministerin nochmal das Wort. Bitte schön.

Frau Schmidt, ich glaube, wir müssen nicht in die Fundamentaldiskussion zurückfallen, die wir längst hinter uns haben.

(Beifall bei der CSU)

Verschiedene Biografien müssen möglich sein. Frauen, die gut ausgebildet sind, sollen in Führungspositionen kommen, sollen Karriere machen können. Sie sollen Kindererziehung genauso bewältigen können mit Unterstützung durch Krippenplätze und allem, was dazugehört: mit Ganztagsbetreuung, mit Hort und allem, was Frauen benötigen, um ihren persönlichen Lebensweg zu gestalten. Aber wir müssen auch Raum für all diejenigen schaffen, die sich für etwas anderes entscheiden, die sich bewusst dafür entscheiden, zu Hause zu bleiben und das Kind in seinen ersten Lebensjahren zu betreuen. Wir eröffnen diese Möglichkeiten. Das eine spricht nicht gegen das andere. Wir sind offen für alle Lebensgestaltungen.

(Widerspruch bei den GRÜNEN)

Das wollen wir auf diese Art und Weise fördern.

(Beifall bei der CSU – Zuruf der Abgeordneten Katharina Schulze (GRÜNE))

Danke schön, Frau Staatsministerin. – Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Damit ist die Aussprache geschlossen. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion möchte eine Erklärung zur Abstimmung nach § 133 Absatz 1 der Geschäftsordnung abgeben, bevor wir zur Abstim

mung kommen. Die Schlussabstimmung soll auf Antrag der SPD als namentliche Abstimmung durchgeführt werden.

(Thomas Kreuzer (CSU): Wahrscheinlich wollen Sie wieder klagen!)

Bitte schön, Herr Vorsitzender, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, Hohes Haus, meine Damen und Herren! Ich möchte das Abstimmungsverhalten der SPD-Fraktion weiter begründen und Ihren Beitrag, Frau Landtagspräsidentin Stamm, entschieden zurückweisen,

(Unruhe bei der CSU – Glocke des Präsidenten)

dass der Wortbeitrag von Simone Strohmayr das Potenzial habe, die Gesellschaft zu spalten. Das war ein engagierter, fundierter Beitrag mit Expertise, wie ihn sich ein lebendiges Parlament wünscht. Deshalb weise ich das zurück.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der GRÜ- NEN)

Ich möchte darstellen, dass wir als SPD-Fraktion uns mit unserer Haltung in sehr guter Gesellschaft befinden, meine Damen und Herren. Das dürfte Ihnen doch klar sein. Es gab mehrere Anhörungen und mehrere Fachgespräche sowohl vor einigen Jahren im Deutschen Bundestag als auch jetzt im Bayerischen Landtag.

(Unruhe bei der CSU – Glocke des Präsidenten)

Richtig ist: Die Frauenverbände, die Familienverbände, die Gewerkschaften, die bayerische Wirtschaft, Integrationswissenschaftler, die Wohlfahrtsverbände, der Mittelstand und das Handwerk haben alle gesagt: Dieses Betreuungsgeld wollen wir nicht, wir wollen einen Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung im Freistaat Bayern.

(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CSU)

Frau Landtagspräsidentin, wir befinden uns auch deshalb in guter Gesellschaft,

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

weil uns alle Studien der letzten Jahre, anders als hier im Parlament,

(Oliver Jörg (CSU): Das ist doch keine persönliche Erklärung! – Weitere Zurufe von der CSU)

in der bayerischen Bevölkerung eine Mehrheit zuerkennen, und zwar unabhängig davon, ob die Studien

von links, von rechts, von oben oder von unten in Auftrag gegeben wurden. Die jüngste Untersuchung stammt vom Oktober letzten Jahres. 63 % der Menschen in Bayern sagen: Wir wollen das Betreuungsgeld nicht; lasst uns diese Milliarde Euro, die bis zum Jahr 2021 ausläuft, nehmen und in die öffentliche Kinderbetreuung investieren.

Wenn es im Übrigen um den von der Frau Präsidentin eingeforderten parlamentarischen Respekt geht, meine sehr verehrten Damen und Herren,

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

dann darf ich – vielen Dank, Herr Präsident – vielleicht auch ein Stück weit um Ruhe bitten. – Es ging auch um die Wahlfreiheit, von der hier häufig die Rede ist. Richtig ist: Wir haben seit vielen Jahren mit 28 % die niedrigste Kinderbetreuungsquote im Vergleich der Bundesländer.

(Unruhe)

In 15 Bundesländern ist diese besser als bei uns im Freistaat Bayern. Richtig ist: Die Studien besagen, dass im Freistaat 20.000 Krippenplätze fehlen.

Herr Fraktionsvorsitzender, Entschuldigung, dass ich Sie unterbreche. Die Geschäftsordnung sagt, dass das Abstimmungsverhalten Ihrer Fraktion von Ihnen kurz zu begründen ist. Sie gehen jetzt zu einer ausführlichen Stellungnahme über.

Herr Präsident, ich weise Ihren Einwurf entschieden zurück! Laut Geschäftsordnung stehen mir fünf Minuten zu. Ich bin jetzt noch bei 2:23 Minuten, und ich werde diese fünf Minuten – Sie gestatten das – auch voll nutzen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD – Thomas Kreuzer (CSU): Missbrauch der Geschäftsordnung, was Sie da machen!)

Tatsächlich ist es so, dass wir bei der Kinderbetreuungsquote immer noch weit hinten sind.

(Thomas Kreuzer (CSU): Das ist ein ungeheurer Missbrauch der Geschäftsordnung, was Sie hier machen!)

2013 hat der Ministerpräsident in seiner Regierungserklärung gesagt: Wir haben da Nachholbedarf; wir möchten etwas tun.

(Thomas Kreuzer (CSU): Sie haben genügend Zeit zur Debatte gehabt!)

Schauen wir uns das Jahr 2014 an.

(Unruhe)

Im Jahr 2014 ist die Kinderbetreuungsquote in keinem anderen Bundesland

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

in so geringer Art und Weise gestiegen wie im Freistaat Bayern. Alle anderen Bundesländer haben den Abstand zu uns noch einmal vergrößert. Bei uns ist die Kinderbetreuungsquote um 2,3 % gestiegen – um so wenig wie in keinem anderen Bundesland. Wer möchte da von Wahlfreiheit sprechen, meine Damen und Herren?

(Zurufe von der CSU)