gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" zur flexiblen Oberstufe bestätigt, dass das nicht den Vorgaben der KMK entspricht. Wo er recht hat, hat er recht. Deshalb können wir den GRÜNEN allenfalls in der Problembeschreibung zustimmen; aber die Lösungen, die Sie bieten, sind nicht tragfähig.
Ich lese in dem Gesetzentwurf der GRÜNEN zwischen den Zeilen noch eine ganz andere Absicht. Sie wollen am Gymnasium alle Abschlüsse verleihen:
nach der neunten Klasse den Quali, nach der zehnten den mittleren Schulabschluss und nach der Oberstufe das Abitur. Zudem soll in Ihrem neuen Artikel 9a festgesetzt werden:
Die Gymnasiale Oberstufe ermöglicht die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit dem Abschluss der Realschule, der Wirtschaftsschule, der Mittleren-Reife-Klasse Jahrgangsstufe 10 der Mittelschule oder anderer Schularten, die zum mittleren Abschluss führen.
Liebe GRÜNE, wie soll das denn gehen ohne zweite Fremdsprache und ohne vertiefte Kenntnisse in den Naturwissenschaften? - Ich sage Ihnen hier ganz deutlich: Wir FREIE WÄHLER werden eine weitere Absenkung des Niveaus des Gymnasiums nicht mitmachen.
Wir FREIE WÄHLER werden auch nicht zulassen, dass das Gymnasium zur Gemeinschaftsschule wird. Wir wollen das Gymnasium in Bayern stark machen, und wir wollen, dass es stark bleibt. Wir wollen, dass das Gymnasium die Persönlichkeit bildet und das Studieren ermöglicht. Trotz der wohlklingenden pädagogischen Ansätze, die aber nicht über eine Änderung des BayEUG Eingang finden sollen, sondern in die Lehrpläne gehören, lehnen wir den Gesetzentwurf der GRÜNEN ab.
Danke schön, Herr Kollege. – Als Nächster hat der Kollege Otto Lederer von der CSU das Wort. Bitte schön, Herr Kollege.
Sehr geehrtes Präsidium, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn die FREIEN WÄHLER glauben, dass sie in der Bildungspolitik, das Gymnasium betreffend, Trendsetter sind,
muss ich Ihnen sagen, dass zwar 3 % der bayerischen Bevölkerung das auch so sehen, aber eben nicht mehr.
dass in der Grundschule in den Jahrgangsstufen 1 und 2 bereits der LehrplanPLUS eingeführt ist, wundert es mich nicht, dass es bei den FREIEN WÄHLERN mit der Bildungspolitik nicht besser wird.
Aber lassen Sie mich jetzt auf die beiden Gesetzentwürfe eingehen. - Der Gesetzentwurf der SPD äußert Kritik am achtjährigen Gymnasium. Von Qualitätsminderung ist die Rede, von Gefährdung der Studierfähigkeit, von fehlender Freizeit. Ich darf hier an die Expertenanhörung vom 05.06.2014 erinnern, bei der Professor Prenzel unwidersprochen Folgendes gesagt hat:
Alles, was uns an repräsentativen Daten vorliegt, weist darauf hin, dass wir keine Qualitätsunterschiede zwischen dem G 8 und dem G 9 finden, weder bei den Leistungsergebnissen noch in anderen Bereichen, die für die Persönlichkeitsentwicklung eine Rolle spielen.
Trotzdem glaubt die SPD, hier Lösungen zu finden: mehr Lernzeit, mehr Zeit für Kernfächer, mehr Zeit für individuelle Förderung, umfassende Allgemeinbildung, Vorbereitung auf das Studium. Wie soll all das gehen?
- Durch die Verlängerung der Schulzeit, Herr Professor Gantzer. Ich zitiere jetzt aus dem Gesetzentwurf: unter "Beibehaltung der in der KMK vereinbarten Anzahl der verbindlichen Wochenstunden von 265 Stunden bis zum Abitur".
Man muss wissen: Die 265 Stunden haben wir schon jetzt im G 8. Das heißt: keine einzige Stunde mehr Lernzeit; keine einzige Stunde mehr Zeit für Kernfä
cher; keine Stunde mehr Zeit für individuelle Förderung, umfassende Allgemeinbildung oder Vorbereitung auf das Studium. Was Sie vorhin gefordert haben, Herr Kollege Güll, ist in Ihrem Gesetzentwurf überhaupt nicht enthalten. Dafür machen wir etwas anderes: Wir schicken die Schüler in der Unterstufe bereits um 12 Uhr nach Hause; denn wenn dieser Gesetzentwurf umgesetzt würde, hätten wir in der Unterstufe des Gymnasiums zum Teil weniger Wochenstunden als in der vierten Klasse der Grundschule.
Wenn das die Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums im Sinne der SPD ist, dann muss ich sagen: Das ist der falsche Weg.
Deswegen ist Ihr Gesetzentwurf aus meiner Sicht eher eine Mogelpackung, die viel verspricht, aber nichts halten kann. Liebe Kolleginnen und Kollegen, mich wundert, dass in dem Gesetzentwurf der SPD mit keinem Wort auf die Inhalte eingegangen wird: Lehrplan, Pädagogik und Lehrerbildung. Herr Güll, Sie haben das begründet: erst die Struktur, dann die Inhalte. Wir haben doch bei der Expertenanhörung gehört, was die Wissenschaftler davon halten. Sie sagen uns genau das Gegenteil: Nicht die Struktur steht im Vordergrund, sondern die Inhalte stehen im Vordergrund. Sie machen das völlig Falsche!
Weil dieser Gesetzentwurf derartige handwerkliche Fehler hat, wundert es mich nicht, dass er von keiner anderen Partei hier im Haus mitgetragen wird. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn Sie beim Bildungsdialog noch ernster dabei gewesen wären und ihn noch aufmerksamer verfolgt hätten.
Ich muss sagen: Die SPD hat in den letzten Jahren bezüglich des Gymnasiums einen regelrechten Schlingerkurs gefahren. Früher haben Sie kein gutes Haar am G 9 gelassen. Mitte des Jahres 2012 haben Sie noch gesagt: kein unsinniges zusätzliches Jahr am Gymnasium. Sie haben dann die flexible Oberstufe propagiert, das Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten favorisiert und wollen jetzt ein G 9 ohne auch nur eine zusätzliche Unterrichtsstunde. Das sind innerhalb von drei Jahren vier verschiedene Versionen. Herr Güll, Sie haben uns vorhin gefragt, ob es uns um die Kinder geht. Ich muss Ihnen jetzt entgegnen: Sie haben innerhalb von drei Jahren vier Versionen aufgetischt. Ob es da um die Kinder geht, weiß ich nicht.
Wenn das G 8 – wie Sie das gesagt haben – ein totes Pferd ist, dann müssen Sie einmal ein Gespräch mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in Nordrhein-Westfalen führen. Diese haben nämlich im Dezember letzten Jahres auf ihrem Landesparteitag einstimmig beschlossen, nicht zum G 9 überzugehen, sondern beim G 8 zu bleiben.
- Natürlich nicht. Aber ich möchte einmal darauf eingehen, wie die SPD in Deutschland Bildungspolitik betreibt, Herr Kollege.
Im Gegensatz zur SPD haben sich die GRÜNEN durchaus mit Inhalten auseinandergesetzt. Sie haben aber aus meiner Sicht die völlig falschen Schlüsse daraus gezogen. Ich möchte nur auf das eine oder andere eingehen. Sie sind der Meinung, dass es in der Mittelstufe sehr viele Probleme gibt, die alle durch pädagogische Reformen behoben werden könnten. Sie wollen zum Beispiel darüber nachdenken, ob mit der zweiten Fremdsprache nicht erst in der siebten Jahrgangsstufe begonnen werden sollte, was die Progression in der Mittelstufe noch steigern würde. Dahinter setze ich ein Fragezeichen.
Darüber hinaus sagen Sie, wir bräuchten zusätzliche Förderangebote in der Mittelstufe. Wann diese zusätzlichen Angebote stattfinden sollen, weiß ich nicht, möglicherweise zusätzlich am Nachmittag. Das heißt, in diesem Fall fände in der Mittelstufe am Nachmittag noch mehr Unterricht statt. Wir haben mit der Mittelstufe plus ein Modell, bei dem der Unterricht am Nachmittag weniger wird. Ich denke, unser System wäre hier besser.
Sie gehen sogar so weit und wollen in der Mittelstufe Differenzierungskurse als Einübungsphase für das Kurssystem in der Oberstufe einführen. Ich finde das sehr interessant; denn bei der Mittelstufe plus der CSU haben Sie kritisiert, dass damit eine organisatorische Überdifferenzierung erfolge, die Schüler würden aus dem Klassenverband gerissen. Sie selbst wollen aber das Oberstufensystem in der Mittelstufe einführen. Und dann werfen Sie uns noch vor, Doppelstrukturen aufzubauen. Herr Kollege Gehring, bei dem, was Sie in der Mittelstufe und der Oberstufe vorhaben, wäre ich mit Kritik an der Mittelstufe plus sehr vorsichtig.
Wir sind uns, glaube ich, alle einig, dass die flexible Oberstufe, die Sie in Ihrem Modell fordern, nicht KMK
konform ist und deshalb nicht umgesetzt werden darf. Sie haben dieses Modell selbst in Baden-Württemberg, wo Sie an der Regierung sind, nicht eingeführt. Das allein zeigt, dass Ihr Gesetzentwurf in die völlig falsche Richtung geht. Herr Kollege Felbinger hat bezogen darauf zu Recht gesagt: Hier sticht die Ideologie durch. Ein Blick nach Baden-Württemberg zeigt, wohin die Reise gehen könnte.
Mir ist klar, die Opposition ist sich in der Bildungspolitik völlig uneinig. Sie hat keinen gemeinsamen Nenner. Sie verfolgt völlig unterschiedliche Modelle. Deshalb lehnt die CSU beide Gesetzentwürfe aus voller Überzeugung ab. Damit bewahren wir unser bayerisches Gymnasium vor irreparablen Schäden.
Herr Kollege Lederer, Herr Kollege Felbinger hat sich zu einer Zwischenbemerkung gemeldet. - Herr Kollege Felbinger, Sie haben das Wort. Bitte schön.
Herr Kollege Lederer, Sie und Ihr Kollege Waschler haben mehrfach Studien, Gutachten und Prognosen vorgetragen, wie toll das bayerische Gymnasium sei, welch hohe Anerkennung es genieße und warum es so gut sei. Wie erklären Sie sich dann, dass sich 60 % der Schülerinnen und Schüler an den Modellgymnasien für die Mittelstufe plus für die längere Laufzeit entschieden haben?
Herr Kollege Felbinger, wir haben seit nunmehr zehn Jahren ein grundständiges achtjähriges Gymnasium, das wir in dieser Zeit