(Vom Redner nicht auto- risiert) Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist noch nicht so lange her, da war es populär, wenn Politikerinnen und Politiker auf Lehrerinnen und Lehrer geschimpft haben. Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei. Allen ist klar: Auf die Lehrkräfte kommt es an. Die Wertschätzung für diesen Beruf ist unser aller Aufgabe.
Das ist vor allem die Aufgabe der Bildungspolitik. Was macht die gute Lehrertätigkeit aus? – Gute Arbeitsbedingungen und eine gute Ausbildung. Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen außerdem gute Fortbildungen, damit sie gerüstet sind für die Aufgaben, die sie zu bewältigen haben. Wenn es notwendig ist, brauchen die Lehrkräfte auch Unterstützung durch eine zweite Lehrkraft. Darüber reden wir auch schon lange, aber nichts passiert. Selbstverständlich ist die Bezahlung wichtig, vor allem die als gerecht empfundene Bezahlung. Den Lehrkräften sind auch gute Chefs wichtig. Auf diese wichtigen Punkte sollten wir uns konzentrieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum Thema Bezahlung. Mir will es schon lang nicht mehr in den Kopf hinein, warum jemand, der kleinere Kinder unterrichtet, ein kleineres Gehalt hat als jemand, der größere Kinder unterrichtet. Das geht nicht in meinen Kopf hinein.
Gerade die Arbeit mit kleinen Kindern verlangt eine hohe Kompetenz. Sie ist sehr anstrengend und bedarf einer hohen Wertschätzung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich verstehe auch nicht, warum eine Lehrkraft an einer Mittelschule weniger Gehalt bekommt als eine Lehrkraft an einer Realschule, die früher einmal Mittelschule hieß. Die Schülerinnen und Schüler beider Schularten absolvieren die mittlere Reife. Das geht ebenfalls nicht in meinen Kopf hinein.
Ich verstehe auch nicht, warum Gymnasiallehrer heute noch so viel mehr verdienen müssen als Mittelschullehrer. Vielleicht gibt es noch die Vorstellung von höheren und niederen Schulen. Ich dachte, das war
Selbstverständlich war es wichtig, dem funktionslosen Beförderungsamt für die Mittelschul- und Grundschullehrkräfte einen Zuschlag zu geben. Das war aber nur ein erster Schritt. Vielleicht ist jetzt die Zeit auf dem Arbeitsmarkt günstig. Weil es keine Grundschullehrkräfte mehr gibt, sollten wir die Besoldung verbessern. Es wäre Zeit.
Viele stellen sich die Frage: Bekomme ich überhaupt eine Stelle? – Rund 1.760 ausgebildete Lehrkräfte haben keine Stelle an den Realschulen erhalten. Das war kein attraktives Erlebnis. Sie haben keine Stelle bekommen, obwohl sie gut ausgebildet und hoch motiviert waren. Für die Attraktivität des Berufes ist es wichtig, überhaupt erst eine Stelle zu bekommen.
Was erleben wir jetzt? – Die Realschullehrerinnen und Realschullehrer können zwar an den Grundschulen mit einer Zusatzqualifikation eingesetzt werden, beginnen aber eine Gehaltsstufe niedriger. Das macht gerade nicht die Attraktivität dieses Berufes aus. Wir müssen deswegen, sowohl was die Besoldung als auch was die Qualifikationsmöglichkeiten und die Einsetzbarkeit betrifft, an die Lehrerbildung herangehen. Alle Lehrerinnen und Lehrer brauchen eine gleich lange Ausbildung und müssen so ausgebildet werden, dass sie auch an verschiedenen Schularten eingesetzt werden können. Wir werden das nächste Woche diskutieren, wenn unser Gesetzentwurf hier auf der Tagesordnung steht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen und liebe Lehrerinnen und Lehrer unter Ihnen, Lehrerinnen und Lehrer brauchen nicht nur einen guten, sie brauchen überhaupt einen Chef.
Ja, und Chefinnen. Das ist auch ein Thema, auf das ich gleich zu sprechen komme. – Der Kollege Güll hat schon darauf hingewiesen, dass wir schon seit Jahren darum kämpfen, die Schulleiterinnen und Schulleiter an Mittel- und Grundschulen besserzustellen. Wir haben heute in vielen Mittel- und Grundschulen keinen Schulleiter. Hier leitet ein Schulleiter oder eine Schulleiterin zwei oder drei Schulen kommissarisch. Bei vielen Stellenausschreibungen gibt es nur einen Bewerber oder eine Bewerberin, meistens aber nur einen Bewerber. Daraus lässt sich nicht schließen, dass dieser Job als qualitativ hochwertig angesehen
ist und dass es hier mit der Qualität stimmt. Hier müssen wir etwas tun, hier muss eine Entlastung für die Schulleiterinnen und Schulleiter her.
Wir stellen nach wie vor fest: Lehrer und Lehrerin ist eigentlich ein Frauenberuf. Wenn es aber um den Aufstieg geht, ist es nach wie vor eine Männersache. Wir alle kennen die Situation, dass man an eine Grundschule kommt, an der es zehn Lehrerinnen gibt und einen Mann, aber der Mann ist der Chef.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist die Situation an vielen Orten. Ich weiß nicht, an wie viele Schulen Sie kommen, aber das ist jedenfalls mein Eindruck.
(Vom Redner nicht auto- risiert) Gute Bildungspolitik zu machen, ist das Beste, was wir für die Wertschätzung der Lehrerinnen und Lehrer tun können.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir wissen nicht erst seit Hattie, dass es bei gutem Unterricht ganz wesentlich auf den Lehrer ankommt. Genau deshalb ist es so wichtig, dass wir bei den hohen Anforderungen, denen die Lehrerpersönlichkeit gerecht werden muss, die Lehrerinnen und Lehrer auch entsprechend fortbilden. Um die Ausbildung möglichst passgenau zu gestalten, setzen wir auch zukünftig auf eine schulspezifische Lehrerausbildung in drei Phasen.
Nicht jeder ist für den Lehrerberuf geeignet. Es ist deswegen ganz wichtig, die Eignung der jungen Menschen festzustellen. Hierzu wurden extra Onlineprogramme wie SeLF entwickelt. Außerdem gibt es allgemeine Eignungstests, zum Beispiel auf der Homepage des Kultusministeriums. Darüber hinaus gibt es natürlich auch vor und während des Studiums Möglichkeiten, die Lehramtsstudenten zu begleiten. Dies geschieht zum Beispiel durch die Zentrale Studienberatung oder durch das Münchener Zentrum für Lehrerbildung. Hier werden entsprechende Trainings
In der ersten Phase setzen wir auf verpflichtende Orientierungspraktika. Natürlich fließen in die Ausbildung auch immer wieder Änderungen ein, sei es bezüglich der Inklusion, der Integration oder der Digitalisierung. Diese Änderungen können wir über die Lehramtsprüfungsordnung I festlegen.
In der zweiten Phase geht es hauptsächlich um Praxiserfahrung. Das ist ein unglaublich wichtiger Schritt. Wir sind deswegen fest davon überzeugt, dass es dazu die zweijährige Referendarzeit braucht. Herr Gehring, wenn Sie sagen, Sie möchten für alle die gleiche und gleich lange Ausbildung, dann sage ich: Über gleich lang können wir sprechen, aber nicht über gleich kurz. Ich möchte hier nicht einer Verkürzung der Referendarzeit das Wort reden.
In der dritten Phase der Lehrerausbildung geht es um Weiterbildung, Vertiefung und Höherqualifizierung. Ich glaube, auch hier sind wir in Bayern mit der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung – ALP –, mit der regionalen Lehrerfortbildung und mit der schulhausinternen Fortbildung sehr gut aufgestellt. Wir versuchen, den jungen Lehrerinnen und Lehrern das Rüstzeug mitzugeben, um auch im Beruf aktiv mitgestalten und die jungen Menschen begeistern zu können.
Das heutige Thema heißt "Lehrerberuf attraktiver gestalten". Herr Piazolo, natürlich spielen hierbei Gehalt und Geld eine Rolle. Geld und Gehalt sind aber nicht alles. Wichtig sind auch die Anerkennung und Wertschätzung des Berufs. Herr Güll, hier hat ausgerechnet ein Kollege aus Ihrer Partei vor einigen Jahren eine Äußerung gemacht, die kein Ruhmesblatt ist. Er war nämlich der Meinung, Lehrer seien faule Säcke. – Ich möchte mich bei allen Lehrerinnen und Lehrern für ihr großes Engagement bei uns in Bayern bedanken.
Es hört sich natürlich gut an, wenn man auch an der Unterrichtspflichtzeit das eine oder andere verändert. Dazu muss man aber wissen, wie sich die Unterrichtspflichtzeit bemisst. Sie orientiert sich natürlich an der allgemeinen Dienstzeit der Beamten. Außerdem spielt nicht nur die Unterrichtszeit, sondern spielen auch Vor- und Nachbereitung eine Rolle. Interessanterweise ist die Unterrichtspflichtzeit nahezu in allen Bundesländern gleich. Dort, wo es aber Abweichungen gibt, ist die Unterrichtspflichtzeit der Lehrerinnen und Lehrer in Bayern im mittleren oder sogar nur im unteren Bereich. Wenn ich nun von den verschiedenen Akteuren der Oppositionsfraktionen höre, was sie alles ändern würden, frage ich: Warum fangen Sie
(Beifall bei der CSU – Ingrid Heckner (CSU): Bravo! – Zuruf des Abgeordneten Thomas Gehring (GRÜNE))
Wir versuchen in Bayern nicht nur, die Unterrichtspflichtzeit im mittleren oder unteren Bereich zu halten, sondern versuchen im Gegensatz zu anderen Bundesländern auch, die Besoldung anzuheben. Darüber hinaus gibt es ab dem 58. Lebensjahr Ermäßigungen in Form von zusätzlichen Anrechnungsstunden, die sich auch am möglichen Grad der Behinderung orientieren.
Wir setzen vor diesem Hintergrund auf weitere und andere Maßnahmen, indem wir zum Beispiel die Klassengrößen reduzieren. Im Grund- und Mittelschulbereich lag 1970 die durchschnittliche Klassengröße bei über 37 Schülern. Jetzt sind wir bei gut 20 Schülern.
(Zuruf des Abgeordneten Dr. Hans Jürgen Fahn (FREIE WÄHLER) – Thorsten Glauber (FREIE WÄHLER): So ein Schmarrn! So ein Käse!)
Die Lehrer-Schüler-Relation hat sich in dieser Zeit mehr als halbiert. Das heißt, hier sind zusätzliche Stellen geschaffen worden. Das stellt für die Lehrerinnen und Lehrer natürlich eine Erleichterung dar. Darüber hinaus werden auch die Beratung und die Betreuung der Lehrkräfte verbessert. Dies geschieht insbesondere durch neun staatliche Beratungsstellen, in denen die Schulleitungen und Lehrer durch Supervision, Fortbildung, kollegiale Fallbesprechung und Coaching betreut werden.
Ich denke, vor diesem Hintergrund sind wir in Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern Gott sei Dank sehr gut aufgestellt.
Danke sehr. – Nun hat Frau Kollegin Gottstein von der Fraktion der FREIEN WÄHLER das Wort. Bitte schön.
Sehr verehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Vorteil des Spätredners besteht darin, auf Punkte der Vorredner eingehen zu können. Frau Heckner, wenn Sie erwähnen,
dass die Lehrer hier in unserem Bundesland besser bezahlt sind als in anderen Bundesländern, dann muss man natürlich auch auf das Preisniveau in Bayern hinweisen, das in vielen Bereichen wesentlich höher ist als zum Beispiel in Berlin.
Natürlich, leben Sie mal in Berlin, und dann wissen Sie, dass Sie dort mit dem geringeren Lehrergehalt viel lockerer auskommen als ein Lehrer in München. Das ist so.