Protocol of the Session on September 29, 2010

Ich möchte als Begründung zwei Hauptpunkte herausgreifen.

Erstens. Die Entwicklung Bayerns vom Agrarstaat zum modernen, weltweit führenden Industrie- und Technologieland ist mit der Energieentwicklung und der Energiewirtschaft untrennbar verbunden. Das Ölzentrum in Ingolstadt und später der Ausbau der Kernenergie haben uns in diese Lage versetzt. Der Ausstieg aus der Kernenergie würde einen Abbruch dieser wirtschaftlichen Entwicklung und die Gefährdung von Arbeitsplätzen darstellen. Ich sage an die Seite von SPD und GRÜNEN nur: Sie sollten bei Ihrem Kampf um die Kernenergie letztlich auch an die Arbeitsplätze denken, die unmittelbar damit verbunden sind,

(Beifall bei der CSU - Zurufe von den GRÜNEN)

und zwar nicht nur an die Arbeitsplätze unmittelbar in der Energiewirtschaft, sondern auch an die Arbeitsplätze in der Wirtschaft ganz generell.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Ein innovatives Land, das an der Spitze der wirtschaftlichen Entwicklung in der Welt steht, braucht eine sichere, umweltfreundliche und preiswerte Energie, sonst ist diese Spitzenposition nicht zu halten.

(Beifall bei der CSU und der FDP)

Als Zweites sind wir darauf besonders stolz, dass Bayern auch im Bereich von CO2-freier Stromerzeugung eine Spitzenposition innehat. 85 % des Stroms in Bayern werden CO2-frei hergestellt - 85 %!

(Zurufe von den GRÜNEN)

Das ist nur möglich, weil wir 60 % des Stroms, vor allem der Grundlast, aus der Kernenergie beziehen. Wer jetzt schnell aus der Kernenergie aussteigen will, der gefährdet diese ökologische Spitzenposition Bayerns.

(Beifall bei der CSU und der FDP)

Deshalb gehört es für mich zu den großen Widersprüchen der Energiepolitik von SPD und GRÜNEN, dass sie zwar vom Klimaschutz reden, aber durch ihre praktische Energiepolitik in Kauf nehmen, dass die CO2-Belastung massiv nach oben geht.

(Beifall bei der CSU)

Wir brauchen also für die Zukunft einen Energiemix, und das ist auf absehbare Zeit ohne Kernenergie nicht zu schaffen.

Herr Kollege Hartmann, ich bestätige der Bundesregierung ausdrücklich Mut für diese Entscheidung. Es ist ganz billig und ganz einfach auszusteigen. Aber es ist sehr viel schwieriger, in ein Zukunftskonzept einzusteigen, meine Damen und Herren.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Was im Übrigen das Demokratieprinzip angeht, ist festzustellen: Wir haben vor der Bundestagswahl 2009 in unseren Wahlprogrammen klipp und klar gesagt, dass wir für eine Verlängerung der Laufzeit der kerntechnischen Anlagen einstehen. Die Bürger haben das vor ihrer Wahlentscheidung gewusst, und sie haben in Kenntnis dieser Tatsache Union und FDP einen klaren Regierungsauftrag gegeben.

(Beifall bei der CSU)

Was die Behauptung in Bezug auf Geheimverträge betrifft, sind Sie offenbar nicht auf der Höhe der Zeit. Wenn Sie heute auf die Homepage des Bundesfinanzministeriums sehen, dann werden Sie diesen Vertrag, der zwischen dem Bund und den Konzernen geschlossen werden soll, im Wortlaut finden. Das Ganze geht jetzt erst in die parlamentarischen Beratungen, einschließlich des Vertrages. Da bleibt Gott sei Dank kein Raum für Geheimdiplomatie und auch nicht für Vorwürfe in dieser Beziehung.

Ich halte dieses Konzept des Bundes in der Tat für mutig, und ich halte es für langfristig tragfähig und konkret.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Ich bin auch der Überzeugung, es gibt kaum ein Land auf der Welt - um nicht zu übertreiben -, das so ein

konsistentes, tragfähiges und zukunftsfähiges Energiekonzept hat.

(Beifall bei der CSU und der FDP - Zurufe von den GRÜNEN - Lachen bei den GRÜNEN)

Eigentlich müssten Sie von SPD und GRÜNEN jubeln, denn im Jahr 2050 sollen 80 % des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien hergestellt werden.

(Ludwig Wörner (SPD): 60 %!)

Bis 2050 sollen auch die Treibhausemissionen um 80 % reduziert werden. Ich behaupte, es gibt kein Land auf der Welt mit diesen ehrgeizigen Zielen. Es wird schwierig sein, sie umzusetzen. Aber nur wer Mut hat und den Weg beschreitet, wird diese Ziele auch erreichen können.

(Beifall bei der CSU - Zurufe von den GRÜNEN: Abschalten!)

Ich sage Ihnen den Unterschied zwischen einem Ausstieg im Jahr 2000 und jetzt: Sie haben nur den Ausstieg beschlossen. Jetzt ist ein Zukunftskonzept in der Diskussion.

(Zuruf von den GRÜNEN: Abschalten!)

- Ja, "abschalten", und zwar nach dem Prinzip, der Strom kommt aus der Steckdose, und wie er reinkommt, kümmert uns nicht. Das war das Prinzip.

(Zurufe von den GRÜNEN - Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Jetzt ist mit dem Konzept eine Förderung des Ausbaus von Windparks in der Nord- und Ostsee verbunden. Dafür sollen 5 Milliarden Euro verfügbar gemacht werden.

Zweitens ist es ein großes Versäumnis in der Vergangenheit von Gabriel und Trittin, dass nichts geschehen ist, was die Netze angeht. Zu der Forderung nach einem neuen Energiekonzept, ob regional, lokal oder in der Nord- und Ostsee, ist festzustellen: Es ist in den letzten zehn Jahren nichts geschehen,

(Ulrike Gote (GRÜNE): Das stimmt nicht, die Konzepte waren alle da!)

um große Stromtrassen von der Nordsee nach Bayern durchzusetzen. Nichts ist geschehen.

(Hubert Aiwanger (FW): Dann wird’s Zeit!)

In Bezug auf die Speicherkapazität ist nichts geschehen.

Das größte Versäumnis von Gabriel und Trittin sehe ich im Bereich des Endlagers.

(Zurufe von den GRÜNEN)

- Ja, natürlich.

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Die Szene, die gegen Kernkraftwerke ist, beklagt, dass es kein Endlager gibt, hat aber in den letzten zehn Jahren alles unterlassen, um in Deutschland Endlager zu erkunden.

(Beifall bei der CSU)

Es ist im Jahr 2000 ein Moratorium verkündet worden. Das heißt, der Salzstock in Gorleben ist in den letzten zehn Jahren nicht weiter erkundet worden.

(Zurufe von den GRÜNEN)

Gabriel hat das zwar 2005/2006 angekündigt, aber absolut gar nichts getan. Deshalb sage ich: Da fehlt Ihnen jede Glaubwürdigkeit, was die Endlagertechnologie angeht.

(Zuruf der Abgeordneten Ulrike Gote (GRÜNE))

Wir werden dafür sorgen, dass dieser Salzstock ergebnissoffen erkundet wird. Wir werden dafür sorgen, dass es dann auch eine sichere Endlagerstätte in Deutschland geben wird.

(Zuruf von den GRÜNEN: Abschalten!)

Lassen Sie mich zum Bereich Sicherheit und Kernenergie noch etwas sagen. Sie haben im Jahr 2000 die Laufzeit der Kernkraftwerke bis 2022 verlängert, also um 20 Jahre. Rot-Grün hat seinerzeit in den Vertrag nichts hineingeschrieben, was mehr Sicherheit angeht. Sie lesen im Gegenteil im Vertrag, die Bundesregierung werde nichts unternehmen, um höhere Anforderungen zu stellen.