Dafür brauchen wir praktikable und von der Bevölkerung akzeptierte Lösungen. Das kann in Einzelfällen auch das von Ihnen vorgeschlagene Modell sein, wenn es, und das betone ich noch einmal ausdrücklich, von den Beteiligten vor Ort so gewünscht wird. Ich will das gar nicht abstreiten. Wir wollen eine Weiterentwicklung der Schullandschaft mit dem notwendigen Augenmaß.
Dafür wäre es gut, in der Praxis zu sehen, wie ein solches Modell einer Gemeinschaftsschule in Bayern angenommen würde, und vor allem, wie es sich bewährt. Würde man jetzt die Gemeinschaftsschule als neue Schulart einführen, dann würde man alte Fehler wiederholen, indem man etwas auf den Markt bringt, ohne es vorher auszuprobieren.
Wir sollten deshalb in einem ersten Schritt einen Modellversuch wagen, um zu sehen, welchen Erfolg dieses Schulmodell zeitigt. Diesen Schritt sollte die Staatsregierung endlich wagen. Ich habe es bereits damals im Rahmen der Diskussion zum SPD-Gesetzentwurf gesagt. Wir FREIEN WÄHLER lehnen die Gemeinschaftsschule nicht kategorisch ab. Für uns FREIE WÄHLER ist dieser Gesetzentwurf aber zu
kurz gegriffen, denn die Gemeinschaftsschule ist nicht die einzige Lösung für die Weiterentwicklung der Schullandschaft.
- Herr Pfaffmann, wir FREIEN WÄHLER wollen uns in keine noch so verlockende bildungsideologische Schublade sperren lassen. Wir fordern an den Bedürfnissen vor Ort ausgerichtete Schulen, die eine hohe Unterrichtsqualität und entsprechend qualitativ hochwertige Abschlüsse ermöglichen. Genau aus diesem Grund haben wir unser REIF-Konzept entwickelt, das den Betroffenen vor Ort einen wirklichen Gestaltungsspielraum einräumt.
Die Alternativen müssen nach unserer Überzeugung vielfältiger und passgenauer auf die Bedürfnisse vor Ort abgestimmt sein. Denn nur so werden wir insbesondere für den ländlichen Raum Lösungen erzielen, die es den Kindern ermöglichen, in wohnortnahen Schulen auch hochwertige Bildungsabschlüsse bis hin zum Abitur zu erreichen.
Der vorliegende Gesetzentwurf für eine Öffnungsklausel für weitergehende Schulmodelle ist hier nur teilweise hilfreich, weil er eben viel zu wenig eröffnet. Wir können uns gerne in den Ausschüssen noch intensiv mit diesem Gesetzentwurf auseinandersetzen.
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ehrenwert, wenn sich die GRÜNEN und auch die SPD immer Gedanken darüber machen, wie unser Schulsystem besser werden könnte. Das haben natürlich auch wir gemacht. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir in unserem bestehenden Schulsystem viele Verbesserungen herbeiführen können, um in der Vielfalt, die sich bietet, wirklich alle Abschlüsse anbieten zu können und vor allem die Durchlässigkeit zu erhöhen. Die Durchlässigkeit ist noch nie so groß gewesen wie heute - angefangen bei den Grundschulen, bei denen wir viel Geld in die Hand nehmen, um Kleinstschulen wohnortnah zu erhalten und wo wir das erfolgreiche Modell der flexiblen Grundschule erweitern. Natürlich kann es nach unserem Dafürhalten immer noch weitergehen; denn den Kindern mehr Zeit zu geben und einer neuen Lernkultur Rechnung zu tragen, ist eine wunderbare Antwort. Das kann in allen Schularten passieren. Wir brauchen keine Veränderungen, keine Öffnungsklausel oder sonst was, wenn es darum geht,
Er versucht es immer wieder. - Bei den weiterführenden Schulen haben wir die Kooperationsmodelle etabliert, um nicht nur auf die demografische Entwicklung zu reagieren, sondern auch einen pädagogischen Mehrwert zu schaffen.
Wir haben außerdem Kooperationen zwischen Mittelund Wirtschaftsschulen sowie die Mittelschulverbünde, in denen die Mittelschulen zusammengeschlossen sind. Sie haben sich gerade weiterentwickelt. Wir werden sehen, wie sie den Bestand sichern, sodass zunehmend Schülerinnen und Schüler dieses Angebot entgegen der Prognose annehmen.
Wir haben die 9+2-Modelle im Gesetz verankert. Da wird sich jetzt erst einmal zeigen, wie das greift. Die Zusammenarbeit zwischen der Mittelschule und den Beruflichen Schulen wird ja überall in den Studien, nicht zuletzt in der Bertelsmann-Studie, so hoch gelobt.
An den Gymnasien und anderen weiterführenden Schulen haben wir mit Gelenkklassen eine Möglichkeit geschaffen. Das heißt, in Deutsch, Mathematik und Englisch haben wir die Lernpläne angepasst, sodass auch flexibleren Lernzeiten und einer heterogenen Schülerschaft Rechnung getragen wird.
Wir haben Übergangsklassen an Gymnasien für Realschüler. Wir haben die Vorklassen an den Fachoberschulen weiter ausgebaut. Die Liste ließe sich noch weiter fortführen, was die Verbesserungen angeht.
Sie sehen, meine Damen und Herren: Wir tun wirklich alles, um in Bayern differenzierte Schulangebote anzubieten. Jede Schülerin und jeder Schüler soll den Abschluss machen, der zu ihren bzw. seinen Neigungen und Fähigkeiten passt, und zwar wohnortnah. Darauf legen wir großen Wert.
Vor dem Hintergrund des regionalen Strukturwandels und des Schülerrückgangs haben wir längst auf die Herausforderungen reagiert und die Schule gerade im ländlichen Raum gestärkt. Aber uns geht es nicht nur darum, wohnortnah ein weiterführendes Schulangebot zu sichern. Denn was nützen uns neue Schulformen, wenn kein pädagogischer Mehrwert und keine steigende Schulqualität dahinter stehen? Keine empiri
Wenn es durch die Hintertür geht, wie das ganz offensichtlich der Fall ist, nämlich dass das gewünschte Schulmodell, also von der Klasse 5 bis 9, nichts anderes als die Gemeinschaftsschule ist, dann gibt es dafür eben Beweise. Zudem wird weder ein schlüssiges pädagogisches Konzept mit abschlussbezogener Förderung garantiert noch wird damit eine bessere und modernere Lernkultur entwickelt, wie es in der Begründung heißt. Eine moderne Lernkultur und andere Lehrmethoden kann man überall, an jeder Schulart, schon heute und erst recht mit der eigenverantwortlichen Schule erreichen. Auffallend ist bei dem Gesetzentwurf, dass dort mit keinem Wort die Realschule erwähnt wird, die als eine der wirklich erfolgreichen Schularten ebenso ein Wegbereiter zur Hochschulreife sein kann wie das Gymnasium.
Der Gesetzentwurf ignoriert völlig, dass es in Bayern längst möglich ist, über andere Wege den Anschluss an die gymnasiale Oberstufe zu finden. Deshalb kann es nicht sein, einfach nur eine Öffnungsklausel in das Gesetz zu schreiben, ohne an die Folgen zu denken.
Für uns Liberale geht es darum, die Qualität der Schulen zu verbessern, und nicht darum, Strukturen zu verordnen.
Danke, Frau Kollegin Will. - Herr Pfaffmann hat seine Zwischenfrage in eine Intervention umgewandelt. Bitte schön, Herr Kollege Pfaffmann.
Meine Frage wäre einfacher gewesen, Frau Will. Haben Sie denn vergessen, dass Sie vor der Landtagswahl mit mir zusammen bei einer Podiumsdiskussion in Ebersberg den Wählerinnen und Wählern versprochen haben, dass Sie eine längere gemeinsame Schulzeit und andere Schulmodelle einführen würden? Haben Sie verdrängt, dass in Ihrem Wahlprogramm unter "Bildung" steht, wenn Sie an die Macht kämen, was Sie ja jetzt geschafft haben, würden Sie eine längere gemeinsame Schulzeit realisieren? Sind Sie mit mir einer Mei
nung, dass Sie durch die Verhinderung einer Öffnungsklausel Ihre Wahlversprechen ganz eindeutig brechen?
Sind Sie mit mir auch einer Meinung, dass Sie entgegen Ihren vielen blumigen Redensarten noch keinen Deut Ihrer Versprechungen vor der Landtagswahl bezüglich einer längeren gemeinsamen Schulzeit umgesetzt haben? Und heute setzen Sie dieser ganzen Geschichte noch die Krone auf, indem Sie die einzige Möglichkeit, solche innovativen Schulkonzepte zu realisieren, ablehnen, weil Sie diesen Gesetzentwurf ablehnen, der eine solche Möglichkeit für die Kommunen eröffnen würde.
- Da steht das alles nicht drin. Wir sind an die Macht gekommen und haben einen Koalitionsvertrag vereinbart. Jetzt sind wir dabei, ihn zu erfüllen und darüber hinauszugehen.
Ich erinnere mich gerne an die Podiumsdiskussion, bei der wir gemeinsam gesagt haben, dass es Veränderungen geben müsse. Wir haben nie von einer längeren gemeinsamen Schulzeit gesprochen. Wir haben "sechs Jahre gemeinsam" gesagt. Sie haben das immer offen gelassen und von einer längeren gemeinsamen Schulzeit gesprochen. Im Hinterkopf hatten Sie schon immer die Gemeinschaftsschule. Bei uns war es eine längere Grundschulzeit und keine unterschiedlichen Abschlüsse. Wir haben gesagt: Wir kommen dahin, indem wir den Kindergarten, die Vorschule auch wirklich als Vorschule betrachten. Das ist ein Jahr. Das wäre schulvorbereitend. Kinder wollen spielerisch lernen. Zudem wäre die Gelenkklasse eine Möglichkeit, die allerdings an der Grundschule besser aufgehoben wäre - das gebe ich zu -, sodass wir das jetzt mit der flexiblen Grundschule ausweiten müssen.
Wir sind, wie ich es gerade gesagt habe, im Begriff, das bestehende System zu verbessern, ohne wirklich alles umzuwälzen. Was die wohnortnahe Schule betrifft, so habe ich damals gefordert, alle Abschlüsse
wohnortnah anzubieten. Das haben wir gemacht, indem wir Kooperationen eingegangen sind und die 9+2-Modelle in das Gesetz aufgenommen haben. Weitere Strukturveränderungen brauchen wir in dieser Legislatur mit Ihnen nicht mitzumachen. Wir werden sehen, wie es danach weitergeht, ob Sie es schaffen oder ob wir das bestehende Schulsystem optimieren und weiterentwickeln.
Vielen Dank, Frau Will. Für die restliche Redezeit des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN hat sich nochmals Herr Gehring zu Wort gemeldet.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Nöth, mit der Ruhe ist es so eine Sache. Wenn man nur bedenkt, was in den letzten Jahren allein innerhalb der Hauptschule, die jetzt Mittelschule heißt, an Modellen entwickelt worden ist, so ist wirklich viel Unruhe vorhanden:
Umbenennung von "Hauptschule" in "Mittelschule", Mittelschule-Verbund, M-Zug, 9 plus 2, 9 plus 2 plus Kooperation mit der Realschule. Jetzt Kooperation Hauptschule-Realschule, und jetzt wird noch M 5 versprochen, obwohl das Kultusministerium vor zwei Jahren noch gesagt hat, dass es von M 5 nichts halte. Aber das ist der Rettungsanker, der für die Menschen im ländlichen Raum bereitgestellt wird, in der Hoffnung, dass sie dann noch zur Landtagswahl Ruhe geben, bis es dann zur Strukturbereinigung im Schulbereich kommen wird. So wird es nämlich sein.