Protocol of the Session on December 12, 2006

(Beifall bei der SPD)

Was wir nicht brauchen, ist ein Transrapid. Sie haben nicht einmal das Geld, den Transrapid zu finanzieren. Das ist auch gut so. Deswegen bin ich damit zufrieden.

Ich komme zum Schluss. Wir haben durch die Föderalismuskommission in der Tat neue Möglichkeiten der Gestaltung in der Landespolitik. Das müssen Sie aber auch können und schaffen, Herr Kollege Herrmann. Lassen Sie uns den Ladenschluss regeln. Lassen Sie uns ein Rauchverbot in den Gaststätten durchsetzen. Machen wir das! Das können wir.

Aber bei Ihnen geht es drunter und drüber. Bei der PkwMaut sind Sie sich nicht einig. Beim Ladenschluss sind Sie sich nicht einig. Beim staatlichen Wettmonopol sind Sie sich nicht einig. Wie es beim Rauchverbot ist, weiß ich nicht. Beim letzten Kindergartenjahr sind Sie sich auf jeden Fall nicht einig. Für die Untersuchung von Kindern könnten wir längst ein eigenes Landesgesetz haben. Im Saarland ist ein solches Gesetz bereits einstimmig beschlossen worden. Es schließt auch eine Untersuchung ein. Jetzt machen auch wir das. Wir legen Ihnen gern einen solchen Gesetzentwurf zur Zustimmung vor.

Herr Stoiber will seine Regierung umbilden. Das wäre natürlich hilfreich. Aber wirklich nützen wird es nicht. Nur eine andere Politik, eine bessere Politik für unser Land würde etwas nützen. Aber eine solche Politik bringen Sie nicht mehr zustande.

(Lang anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD)

Als Nächster hat sich Herr Kollege Dürr zu Wort gemeldet.

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr Ministerpräsident, Sie haben heute viel über Zukunft geredet, auch über Bayern 2020. Sie haben von Generationengerechtigkeit und nachhaltiger Politik schwadroniert. Aber der Haushaltsentwurf, den wir diese Woche beraten, ist weder gerecht noch nachhaltig.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Er ist überhaupt nicht zukunftsfähig. Die entscheidenden Zukunftsaufgaben, vor denen Bayern steht, Klimaschutz und Bildung, können Sie mit diesem bescheidenen Machwerk nicht bewältigen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Im Gegenteil, Sie verschieben alle wichtigen Maßnahmen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Sie verschieben Kosten, vor allem Folgekosten, auf andere, auf Familien, auf Kommunen, auf die Zukunft. Sie belasten die künftigen Generationen, behaupten aber, das sei Generationengerechtigkeit. Das ist doch absurd!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Sie reden von Bayern 2020, Herr Ministerpräsident. Aber Sie denken höchstens bis 2010.

Sie wollen um jeden Preis 2008 noch einmal als Kandidat antreten, und das kommt Ihnen so vor wie eine große Vision. Aber mit dieser Vision stehen Sie in Bayern ziemlich allein da.

(Beifall bei den GRÜNEN – Widerspruch von der CSU)

Die Mehrheit der Bayern will nicht, dass Sie noch einmal antreten.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Die Mehrheit der Bayern hat kein Vertrauen mehr in Ihre Fähigkeiten, Herr Ministerpräsident, die Zukunftsfragen zu lösen.

Sie haben die Frage gestellt: Was sind die entscheidenden Trends? Aber auf die Trends, die Bayerns Zukunft mehr als alle anderen bestimmen, haben Sie keine Antwort: auf Klimawandel und zunehmende Ungerechtigkeit. Sie behaupten: „Wir nehmen die Menschen ernst, wir teilen ihr Gerechtigkeitsempfinden.“ Da täuschen Sie sich, denn die Menschen in unserem Land wissen, wie stark ihre Lebenswirklichkeit geprägt ist von fehlender Chancengerechtigkeit und vom rasanten Klimawandel. Sie wissen auch, wie sehr ihre Zukunft davon abhängt, dass die bayerische Politik endlich handelt.

(Beifall der Abgeordneten Christine Stahl (GRÜNE))

Nur Sie, Herr Ministerpräsident, glauben, Sie könnten weitermachen wie bisher. Die Chancen der Menschen in Bayern gehen immer weiter auseinander. Die einen haben immer mehr, die anderen noch weniger als bisher. Aber Sie tun nichts, im Gegenteil: Sie verstärken die zunehmende soziale Ungerechtigkeit, Sie beschleunigen den Trend.

Genauso ist es beim Klimawandel. Sie wissen längst, dass die heutige Art zu wirtschaften die Durchschnittstemperatur nach oben treibt. Wir leiden immer öfter unter unerhörten Hitzewellen, Wolkenbrüchen, Jahrhunderthochwassern und Stürmen. Aber Sie tun nichts, im Gegenteil: Mit Ihrer Politik beschleunigen Sie den Klimawandel.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Wir leben in spannenden Zeiten. Die politische Landschaft Bayerns ist im Umbruch. Die Menschen suchen Orientierung. Aber bei Ihnen, Herr Ministerpräsident, und Ihrer Partei werden sie nicht mehr fündig. Sie können ihnen keinerlei Orientierung geben, weil Sie selber Ihre Orientierung verloren haben.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Seit Sie mit Ihrer neoliberalen Propaganda bei der Bundestagswahl auf die Nase gefallen sind und danach sang- und klanglos die Stätte des fehlenden Triumphs geräumt haben, rätseln Sie: wohin des Wegs? Sie haben das neoliberale Pferd totgeritten, aber auf den alten konservativen Gaul können Sie auch nicht umsatteln, denn der wirkt inzwischen auf die Wählerschaft und sogar auf Sie selber wie ein alter Esel.

Was also tun? Sie wissen es nicht, und deswegen tun Sie nichts. Lieber gar nichts machen, als etwas falsch machen. Im Nichtentscheiden sind Sie heute wirklich groß.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Ob es darum geht, das Kabinett umzubilden, den unfähigen Umweltminister zu entlassen, um den Ladenschluss, um das Landesentwicklungsprogramm, um den kommunalen Finanzausgleich – überall vertagen Sie alles, was strittig ist, nichts können Sie entscheiden.

Auf der Klausurtagung der CSU-Fraktion im September haben Sie, Herr Ministerpräsident, versucht, sich von der unfähigen Großen Koalition in Berlin abzusetzen. Für alle, die das nicht mehr wissen: Das ist die Koalition, in der die CSU auch irgendwie mitregiert.

(Margarete Bause (GRÜNE): Das merkt man gar nicht!)

Die Entscheidungsprozesse dort, so haben Sie gesagt, seien langwierig und schwierig, und Sie haben weise vermerkt:

Darunter kann die Attraktivität solcher Parteien in Koalitionen leiden. Ganz anders ist die Lage in

Bayern. Bei uns in Bayern gilt: klare Mehrheit, klare Entscheidungen.

(Heiterkeit der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE))

Ich zitiere weiter:

Gerade mit Blick auf die oft langwierige und schwierige Konsensfindung anderswo müssen wir den großen Vorteil einer klaren CSU-Mehrheit herausstellen. Jetzt wird deutlich, was diese klare Mehrheit für unser Land wert ist.

Das haben wir in diesem Jahr schon öfter gesehen.

(Simone Tolle (GRÜNE): Ladenschluss!)

Herr Kollege Herrmann, was ist jetzt Ihre persönliche Haltung zum Thema Ladenschluss? - Das wissen wir bis heute nicht.

Aber dieses schöne Zitat geht noch weiter:

Vom Ladenschluss

da ist er schon –

bis zur Bildungspolitik ist jetzt vor allem auch die Gestaltungskraft der Fraktion gefordert.

sagte der Ministerpräsident im September.

(Lachen der Abgeordneten Margarete Bause (GRÜNE) – Simone Tolle (GRÜNE): Endlich!)

Wenn wir jetzt hier entschlossen anpacken, dann hat die CSU wie keine andere Partei in Bayern bei künftigen Wahlen ausgezeichnete Chancen.

Die Fraktion hat sofort reagiert und entschlossen abgestimmt: 51 : 51. Das sind Ihre Chancen.

(Beifall bei den GRÜNEN – Margarete Bause (GRÜNE): Ihr Chancenland!)

Genau, Ihr Chancenland.