Wir haben fünf Jahre lang Versuche durchgeführt um zu sehen, ob kombinierte Klassen Nachteile mit sich bringen.
Es ist kein Nachteil für die Kinder. Sprechen Sie mit den Eltern der Kinder, die in kombinierten Klassen sind. Es ergibt sich kein Nachteil für die Kinder.
Es wird deshalb das Gebot der Stunde sein, wenn es Ihnen wirklich um den Erhalt der Standorte geht und nicht um ideologische Schaumschlägerei.
(Beifall bei der CSU – Johanna Werner-Muggen- dorfer (SPD): Wir haben nichts dagegen, wenn die Ausstattung stimmt!)
Nun das zweite Thema, die Hauptschule. Auch hier ist die breite Struktur, die wir an den bayerischen Hauptschulen haben, ganz entscheidend. Wenn es die Teilhauptschulen einst nicht mehr gibt, dann haben wir noch 1100 Hauptschulstandorte. Im Vergleich dazu haben wir 400 Gymnasialstandorte.
Es stellt sich die Frage, wie wir bei zurückgehenden Schülerzahlen möglichst viele dieser Standorte erhalten können. Ich sage nicht, dass wir jeden Standort um jeden Preis halten. Wenn sich die Schülerzahlen so entwickeln, dass wir weniger als 15 Schüler je Jahrgangsstufe haben, wird es schwierig sein, alle Standorte zu halten. Die Diskussion über die Konzeption dürfen wir gerade bei der Hauptschule nicht vor dem Hintergrund des Standortes ausführen, sondern müssen von den Bedürfnissen des Kindes ausgehen. Wir müssen fragen, welche Zukunftschancen und welche Entwicklungschancen ein junger Mensch braucht und welches Bildungsangebot er bekommen muss. Sie werden den jungen Menschen nicht gerecht, wenn Sie sagen, das spiele keine Rolle, Hauptsache die Schule bleibe vor Ort.
Wir müssen uns also überlegen: Wie können wir ein qualitätsvolles Angebot schaffen, wie können wir Begabungen und Neigungen junger Menschen berücksichtigen? Das bedeutet, dass man ein breiteres Angebot an der Hauptschule braucht. Wenn eine Hauptschule zwei-, drei- oder vierzügig ist, ist es kein Problem, ein solch breites Angebot zur Verfügung zu stellen. Wir wollen aber auch – ich sage das hier ausdrücklich – die einzügige Hauptschule erhalten. Das geht aber mit Rücksicht auf das Wohl des Kindes nur dann, wenn die Bereitschaft besteht, inter
kommunal zusammenzuarbeiten. Das bedeutet, dass zwei oder drei Standorte zusammen ein solches Angebot zur Verfügung stellen. Zudem muss die Frage – auch mit den Kommunen – geklärt werden, ob der Sprengel festgezurrt ist oder partielle Änderungen notwendig sind, um ein gutes Angebot aufrecht zu erhalten. Das ist die Zielrichtung, weil wir jungen Menschen Bildungschancen nach ihrer Begabung, ihren Fähigkeiten und Neigungen ermöglichen müssen. Das ist die Konzeption der CSU und der Staatsregierung. Wir wollen ein leistungsfähiges Schulsystem. Wir wollen für die Hauptschüler ein im Vergleich mit den anderen Schularten genauso attraktives Schulsystem, damit sie sich jeweils nach ihren Neigungen entscheiden können.
Das kann an einem Standort sein, so wie wir viele Hauptschulstandorte haben, es kann aber auch nach einem Zusammenschluss mehrere Standorte geben. Das ist unsere Konzeption. Diese ist ehrlicher, als die Regionalschule als Sprechblase in die Welt zu setzen, ohne zu sagen, wie sie letztendlich finanziert werden soll und wie die notwendige Schülerzahl erreicht werden soll. Es ist ein Märchen zu glauben, dass Sie jeden Hauptschulstandort erhalten können. Das wird nicht möglich sein und wer versucht, das den Menschen unterzujubeln, der lügt sie an.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Schneider, ich bin dafür, dass wir über Ergebnisse reden. Ich bin auch dafür, dass wir uns die Ergebnisse genau ansehen. Aber wenn Sie hier von Bayern als dem Land mit der besten Bildung sprechen, muss ich Ihnen sagen: Die Schülerinnen und Schüler in Hof oder in Heigenbrücken – dort wird wahrscheinlich heute eine Hauptschule geschlossen – haben nichts davon, wenn Sie von Eliteuniversitäten reden und erklären, dass das bayerische Bildungssystem das beste sei.
Ich will an die Ergebnisse aus dem bayerischen Bildungsbericht anknüpfen. Die zugrunde liegende Untersuchung haben nicht wir als Opposition veranlasst. Vielmehr ist der Verfasser dieses Bildungsberichts das Institut für Schulqualität und Bildungsforschung. Wenn Sie die Resultate im Bericht für Bayern werten, dann müssen Sie feststellen, dass der Schulerfolg vom Einkommen abhängt. Es ist hervorgehoben worden, dass eine besondere Ungerechtigkeit in Bayern besteht und es große regionale Unterschiede beim Schulerfolg gibt.
Die Schülerquote an der Hauptschule schwankt zwischen 33 und 63 %, an den Gymnasien zwischen 21 und 51 % und auch die Quote der Schulabgänger ohne Schulabschluss ist höchst unterschiedlich. In diesem Bildungsbericht wird also eindeutig festgestellt: Stadtkinder gehen eher auf das Gymnasium und Landkinder besuchen eher die Realschule. Es wird weiterhin festgestellt, dass es in den am dichtesten besiedelten Räumen die differenziertesten Bildungsangebote gibt und Schulschließungen überwiegend auf dem Land erfolgen. Auf dem Land bestehen die wenigsten mittleren Bildungsangebote.
Wenn wir uns an diesen Ergebnissen orientieren, sollten wir das heranziehen, weil dies in Bayern von einem Institut, das von der Staatsregierung eingerichtet worden ist, ermittelt und festgestellt worden ist.
Der zweite Punkt ist, dass Sie behaupten, wir verteufelten die jahrgangsgemischten, die kombinierten Klassen. Auch das ist unwahr. Wir haben entsprechende Anträge gestellt und Sie waren es, die sie abgelehnt haben. Wir verteufeln lediglich, dass diese jahrgangskombinierten Klassen unter solchen Bedingungen eingeführt werden, wie Sie sie in Bayern setzen, nämlich mit großen Klassen unter Sparzwängen und ohne zusätzliche bzw. nicht ausreichende Lehrerstunden. Es ist jedoch unwahr, wenn Sie sagen, wir würden jahrgangsgemischte Klassen verteufeln.
Wir sind der Auffassung, dass Schulschließungen keine Lösung sind. Wenn wir nach sinnvolleren Schulangeboten suchen – das ist wohl auch das Thema, nämlich Schule im ländlichen Raum –, dann sollten wir aufgreifen, was in den Regionen an Vorschlägen vorhanden ist. Ich kann Ihnen ein Beispiel aus meinem Stimmkreis nennen. Es wurde ein Antrag an die Staatsregierung gestellt, ein anderes Schulmodell entwickeln zu dürfen. Dieser Antrag ist nicht gestellt worden, weil dort die Hauptschule am Aussterben ist, sondern weil sich die Realschule in diesem Landkreis zu einer Mammutschule entwickelt hat. 1800 Schülerinnen und Schüler besuchen sie. Derzeit ist ein Teil in einer Dependance ausgegliedert, um den Neubau einer dritten Realschule zu verhindern. Ich denke, es ist sehr vernünftig, wenn Bürgermeister, Eltern und der Leiter einer Hauptschule ein neues pädagogisches Konzept fordern. Der Antrag fordert, eine Mittelschule oder Sekundarschule – wie immer man es nennt –, eine Haupt- und Realschule in einem pädagogischen Schulprogramm zu integrieren. Ich denke, die Verantwortlichen haben damit auch recht.
Es stellt sich die Frage, welche Angebote Sie machen, aber ich sehe, Sie haben keine Antworten. Die Grundschulen sollen am Ort bleiben, damit sind wir einverstanden. Die Entscheidung über Schulstandorte wollen Sie vor Ort treffen, allerdings mit der Einschränkung, es dürfe kein schulartübergreifendes Angebot geben. Das ist Ihr Vorschlag, aber wir finden, dass dies nicht die pragmatische Lösung gegen das Ausbluten der Bildungsstandorte im ländlichen Raum sein kann. Wir brauchen Entscheidungen vor Ort, aber bitte lassen Sie die regionalen Entscheidungsträger durchführen, was sie wollen, nämlich ein Schulangebot, das die Schülerinnen und Schüler vor Ort hält.
und Kollegen von der Opposition! Gerade um Sie mache ich mir die meisten Sorgen, weil ich den Eindruck habe, dass Sie in die Problematik der Schule im ländlichen Raum nicht so tief eingedrungen sind.
(Johanna Werner-Muggendorfer (SPD): Das stimmt doch gar nicht! Das ist eine Unverschämtheit! – Weitere Zurufe von der SPD und von den GRÜNEN)
Ich habe darauf gewartet, dass Sie während der Debatte etwas Neues bringen. Ich hätte mir aber denken können, dass es Ihnen immer nur um eines geht: mehr Geld, egal woher. Frühere Aussagen wie „Bildungspolitik nicht nach Kassenlage“ oder „Lassen wir mal das Geld beiseite“, sprechen für sich. Ihre Neigung, die Kassenlage nicht zu berücksichtigen, sieht man am „Großen Bruder“ Rheinland-Pfalz. Dieses Bundesland hat in den ersten schwierigen Jahren nach dem Krieg in 43 Jahren 10 Milliarden DM Schulden gemacht. Ministerpräsident Beck hat in 13 Jahren 14 Milliarden DM dazugelegt. Wie soll das weitergehen? Wer soll das zahlen? – Das wird die Generation sein, die Ihnen so sehr am Herzen liegt.
Ihr Vorwurf, wir würden Teilhauptschulen auflösen, hört sich an, als würden wir die Kinder zum Ernteeinsatz schicken. Wir lösen die Teilhauptschulen nicht auf, sondern wir konzentrieren sie dort, wo differenzierter Unterricht möglich ist.
Liebe Kolleginnen von den GRÜNEN, am Kirchweihsonntag und am Montag isst man etwas mehr als sonst, ist also am Dienstag etwas schlechter drauf und etwas lästiger. Am Mittwoch sollte man sich aber wieder gefangen haben.
Frau Kollegin Tolle, Sie wiederholten, die Hauptschulabgänger hätten keine Berufschancen. Sie sprachen von „vergessenen Kindern“. Glauben Sie, dass eine solche Aussage das Selbstbewusstsein der Kinder, der Lehrkräfte oder der Eltern stärkt?
Kolleginnen und Kollegin, ich bin seit acht Jahren ehrenamtlicher Bürgermeister einer kleinen Gemeinde und Schulverbandsvorsitzender. Ich weiß, wovon ich spreche. Jeder Schulabgänger meiner Hauptschule hat eine Lehrstelle bekommen,
obwohl dieser Landkreis die höchste Arbeitslosenquote Oberbayerns hat. Wir haben auch nicht mehr Geld oder kleinere Klasse als andere Schulen. Wir haben aber sehr engagierte Lehrer und Berufspaten und keine Alt-68erNörgler, die stets nur „mehr Geld“ fordern.
Ich möchte nicht wissen – die meisten sind nicht anwesend –, wie viele Abgeordnete von der Opposition in den Sechzigerjahren während der chinesischen Kulturrevolution durch die Brienner Straße gezogen sind und Mao Tsetung gehuldigt haben.
(Ludwig Wörner (SPD): Wo haben Sie die Mottenkiste? – Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD): Wie reden Sie über Ihren Kollegen Spaenle?)