Protocol of the Session on July 16, 2002

(Anhaltende Zurufe von der SPD und vom BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie haben die Investitionskraft der deutschen Gemeinden, die eine wichtige Rolle im Wirtschaftsgeschehen spielen, durch Ihre Wirtschaftspolitik tief geschwächt. Ich nenne nur die Erhöhung der Gewerbesteuerumlage, ihr Verhalten bei UMTS oder auch den mangelnden Ausgleich bei der Kindergeldumstellung und der Grundsicherung sowie einiges mehr. Darüber hinaus haben Sie

eine Gemeindefinanzreform versprochen, sie aber in die nächste Legislaturperiode verschoben.

Und Sie tun ein Weiteres auch in Bayern, meine Damen und Herren von der Opposition: Sie blockieren überall Infrastrukturprojekte, wo immer es nur geht, ob es sich um den Autobahnbau handelt, um ICE-Trassen oder anderes. Jede ICE-Trasse ist in Ihren Augen falsch; damit werden wir uns noch befassen.

(Zuruf von der CSU: Sehr richtig!)

Die Stadt München ist aus München II ausgestiegen und auch hier in München – um bei der Stadt zu bleiben – behindern Sie die Neutronenquelle, wo es geht, und bekämpfen sie sogar per Gericht. Dies zeigt, dass RotGrün ein Investitionshindernis ist, das am 22. September beseitigt werden muss.

(Beifall bei der CSU)

Wir brauchen dringend eine Deregulierung des Arbeitsmarktes. Alle Forschungsinstitute, der IWF und die OECD stellen fest, dass seine Regierung eines der gravierendsten Probleme in Deutschland ist.

(Zurufe von der SPD)

Und was haben Sie getan? – Sie haben den Arbeitsmarkt weiter reguliert. Meine Kollegen werden darauf noch eingehen. Wie falsch dies ist, kann man daran sehen, dass dort, wo die Arbeitsmärkte dereguliert sind, das Wachstum bereits bei einer Marge von 0,6% arbeitsmarktwirksam ist, während in der Bundesrepublik Deutschland die Grenze bei 2,3% liegt.

(Zurufe von der SPD: Und was haben Sie 16 Jahre lang gemacht?)

Ihre Arbeitsmarktpolitik wendet sich gegen die Arbeitslosen in Deutschland. Deshalb ist sie kontraproduktiv und in hohem Maße unsozial.

(Beifall bei der CSU – Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, wir brauchen natürlich auch eine effektivere Arbeitsvermittlung. Uns helfen nicht – und den Arbeitslosen schon zweimal nicht – statistische Tricksereien wie die Verstaatlichung der Arbeitslosigkeit oder soziale Kahlschläge. Wir brauchen einen Technologieschub in Deutschland, so wie wir ihn in Bayern seit Jahren produzieren, um auch in Deutschland die Technologiepolitik voranzubringen, und wir brauchen in der Tat auch einen Push für den Bildungsstandort Deutschland, wie das im Antrag der GRÜNEN angesprochen ist. Den haben die rot-grünen Bildungsstrategen in den Ländern, in denen sie regieren, gebremst. Das ist zweifelsfrei durch Pisa festgestellt.

Meine Damen und Herren, Rot-Grün hat Deutschland leider – wir freuen uns darüber nicht – auf vielen Feldern nach unten gezogen. Wir brauchen einen Aufbruch, wir brauchen einen neuen Aufstieg, und wir brauchen Taten.

(Unruhe und Zurufe von der SPD)

Ihre Abschlussbilanz, meine Damen und Herren von Rot-Grün, ist katastrophal und deshalb muss das Management in Berlin unbedingt ausgetauscht werden. Jawohl!

(Beifall bei der CSU)

Nächster Redner ist Herr Kollege Maget. Er bringt einen 10-Minuten-Beitrag.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Da wir uns nicht im Bundestag befinden, sondern im Bayerischen Landtag, sei zunächst ein kurzer Blick auf die bayerische Arbeitsmarktsituation erlaubt. Wir haben in unserem Bundesland leider 354000 registrierte Arbeitslose. Das ist kein Grund zu Selbstlob, Herr Kollege Bernhard, sondern zu Beichte und Buße.

(Dr. Bernhard (CSU): Wir sind nicht schlecht!)

Die Lage auf dem bayerischen Arbeitsmarkt ist heute deutlich schlechter als beim Amtsantritt des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Stoiber im Jahre 1993.

(Beifall bei der SPD)

Damals waren es 285000 registrierte Arbeitslose, und heute sind es 70000 mehr.

(Zuruf von der CSU: Und warum wohl?)

Stoiber ist damit erstaunlicherweise tatsächlich der Ministerpräsident der Arbeitslosigkeit in Bayern. Das muss man zunächst einmal festhalten.

(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CSU – Dr. Bernhard (CSU): Da müssen Sie doch selber lachen! – Zahlreiche Zurufe)

Wir diskutieren über Zahlen, die Sie nicht bestreiten können.

(Beifall bei der SPD)

Erstaunlich ist die Tatsache, dass Stoiber der Ministerpräsident der Arbeitslosigkeit in Bayern ist, aus folgendem Grund:

Herr Stoiber hatte im Gegensatz zu allen Kollegen in den anderen Bundesländern sage und schreibe zusätzliche 5 Milliarden e Privatisierungserlöse neben den ordentlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung.

(Zuruf von der SPD: Unglaublich!)

Das hatte niemand anderer, weil die anderen nicht in gleichem Maße privatisiert haben. Diese 5 Milliarden waren ohne Zweifel sowohl ein Bauprogramm als auch ein Hightech-Investitionsprogramm.

Trotzdem ist es Ihnen nicht gelungen, die Arbeitslosigkeit in Bayern zu senken. Sie haben sie gesteigert. Das ist ein schlechtes Zeugnis für Sie.

(Beifall bei der SPD)

Sie haben – das ist noch viel schlimmer – die Arbeitslosigkeit in Bayern in den letzten Jahren nicht nur gesteigert; Sie haben – das ist ein Skandal – vielmehr auch die regionalen Ungleichgewichte in Bayern immer stärker wachsen lassen.

(Beifall bei der SPD)

Heute ist die Arbeitslosigkeit in Oberfranken, etwa in Hof, dreimal so hoch wie in Oberbayern, etwa in Freising oder in Ebersberg. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik, verehrter Herr Kollege Dr. Bernhard.

(Beifall bei der SPD)

Darüber sollten Sie einmal nachdenken.

Außerdem möchte ich noch daran erinnern – dann kommen wir noch auf die bundespolitische Situation zu sprechen –, dass Bayern im Augenblick von einer Pleitenwelle überrollt wird, wie wir sie schon lange nicht mehr erlebt haben.

(Zurufe von der CSU: Warum?)

Warum? Kirch ist Ihre Pleite, meine Damen und Herren, nicht die unsere.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist gut, dass Herr Huber da ist. Als er Premiere nach Bayern geholt hat, hat er das als „Big Point“ der bayerischen Medienpolitik beschworen. Sie haben Kirch einen Mühlstein umgelegt und damit zur größten Insolvenz, die wir in unserem Land erlebt haben, beigetragen.

Ich will an die Maxhütte gar nicht weiter erinnern. Das war doch ein Debakel: ein einziges Stahlwerk in Bayern, und Sie waren nicht in der Lage, dafür ein Überlebenskonzept zu entwickeln,

(Beifall bei der SPD)

obwohl Sie, Herr Dr. Wiesheu – Sie haben sich, wie ich fürchte, das Video in Sulzbach-Rosenberg auch anschauen müssen –, und Herr Stoiber noch vor zwei Jahren den Stahlarbeitern der Maxhütte eine prächtige Zukunft versprochen haben. Sie haben dort im Mai 2000 versprochen, dass es mit der Maxhütte weitergeht. Sie haben einen neuen Ofen versprochen. Sie haben eine Sicherung der Arbeitsplätze versprochen. Nichts davon konnten Sie tatsächlich einhalten. Das ist schade. Es zeigt auch Ihre mangelnde Kompetenz.

(Beifall bei der SPD)

Jetzt komme ich auf die bundespolitische Situation zu sprechen. Vergleichen wir doch einmal in aller Ruhe,

was 1998 war und was heute ist. In aller Ruhe: 1998 hatten wir in Deutschland 37,6 Millionen sozialversicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Heute haben wir 38,7 Millionen. Es wurde eine Million Arbeitsplätze mehr in dreieinhalb Jahren durch unsere Bundesregierung geschaffen.