Protocol of the Session on October 9, 2001

(Beifall bei der CSU – Frau Christine Stahl (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN): Das heißt nicht, dass Sie das tun!)

Verzeihung, Frau Stahl, ich bin des Deutschen schon noch kundig und lese den Satz davor auch vor:

(Frau Christine Stahl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Er lautet: „Der Landtag wolle beschließen:“! – Zurufe von der CSU)

Also hier steht in Drucksache 14/7492:

Der Landtag stellt fest:

Der Freistaat Bayern verfolgt eine Sicherheitspolitik mit Augenmaß,

(Beifall bei der CSU)

bei der die Balance zwischen der Gewährleistung von Innerer Sicherheit und der Wahrung der Freiheits- und Bürgerrechte im Lot ist und bei der Ausländerinnen und Ausländer nicht unter Generalverdacht gestellt werden, sondern Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft gesetzt werden.

(Beifall bei der CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Aber ich stelle des Weiteren fest,

(Welnhofer (CSU): Wir wissen ja, dass Sie es anders gemeint haben! Aber es ist gut so!)

dass eine ganze Reihe von Punkten, die Sie in Ihrem Dringlichkeitsantrag aufgeführt haben,

(Welnhofer (CSU): Ich empfehle den Leitfaden für geglückte Antragstellung!)

im Widerspruch zu dem steht, was die Bundesregierung will.

(Frau Christine Stahl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das kann nicht sein!)

Sie schreiben beispielsweise:

Die Schleierfahndung oder die Videoüberwachung sind keine geeigneten Mittel der Terrorismusbekämpfung.

(Dinglreiter (CSU): So ein Blödsinn!)

Wenn die GRÜNEN auf Bundesebene dabei bleiben, kann das Sicherheitspaket des Herrn Schily und des Herrn Bundeskanzlers Schröder nicht verabschiedet werden.

(Willi Müller (CSU): Raus aus der Regierung!)

Wenn Sie schreiben:

Eine Anfrage beim Verfassungsschutz bei Einbürgerungen und bei Visaerteilungen ist nur dann ein sinnvolles Instrument, wenn Verdachtsmomente vorliegen,

heißt das im Klartext, der Staat soll sich dumm stellen. Denn, meine Damen und Herren, wenn er erst dann anfragen darf, wenn Erkenntnisse vorliegen, hat dieses Instrument keinen Wert.

(Beifall bei der CSU – Dr. Wilhelm (CSU): So ist es!)

Das kann nicht gemeint sein mit dem, was die Bundesregierung vertritt.

Die aktuelle Gefährdungslage darf nicht dazu missbraucht werden, das Ausländer- und Asylrecht zu verschärfen und die Rechte der hier lebenden oder Schutz suchenden ausländischen Mitbürger weiter einzuschränken.

Meine Damen und Herren, dazu gleich noch einige Anmerkungen.

Die Aufnahme von Fingerabdrücken in die Ausweispapiere ist ein ungeeignetes Mittel bei der Terrorismusbekämpfung.

Verständigen Sie sich einmal mit der SPD, mit Ihrem Bündnispartner auf Bundesebene. Kollege Maget hat gerade auch anderes dargestellt.

(Frau Gote (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der ist auch nicht grün! – Hofmann (CSU): Aber a weng rot!)

Nun etwas zu dem Themenkreis Zuwanderung. Meine Damen und Herren, im „Focus“ vom 4. Januar 1999 war Folgendes zu lesen, und zwar ein Interview mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber:

Eine solche Automatik der Einbürgerung ohne jeden Nachweis der Loyalität und Integration gegenüber dem neuen Heimatland und ohne Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft gibt es so in keinem anderen Land. Wir bekommen zwei große Probleme. Wir können, erstens, ausländische Straftäter nicht mehr abschieben, wenn sie auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben.

(Dinglreiter (CSU): So ist es!)

Wenn wir mit dieser neuen Staatsbürgerregelung etwa die ganze Kurdenproblematik und das damit verbundene massive Gewaltpotenzial nach Deutschland importieren, schätze ich die Gefährdung der Sicherheitslage höher ein als bei der RAF in den Siebziger- und Achtzigerjahren.

Meine Damen und Herren, es gab damals eine ungeheure Aufregung in Deutschland über Unverhältnismäßigkeit, über dies und jenes. Sie haben mit Schaum vor dem Mund argumentiert.

(Dinglreiter (CSU): So ist es!)

Leider Gottes, meine Damen und Herren, belegt gerade die jetzige Entwicklung, wie richtig diese Einschätzung war.

(Beifall bei der CSU)

Herr Maget, es geht nicht darum, dass wir jetzt keine Neuregelung des Zuwanderungsrechts wollen, sondern darum, dass wir aus den jetzigen Erfahrungen und Bedrohungsszenarien lernen und die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen, wenn ein neues Zuwanderungsrecht gemacht werden soll.

(Beifall bei der CSU – Dinglreiter (CSU): So ist es! – Maget (SPD): Keine Frage! Das machen wir in der parlamentarischen Beratung!)

Bisher kann in keinem Fall Bestand haben, was der Bundesinnenminister vorgelegt hat.

(Maget (SPD): Dafür gibt es eine parlamentarische Beratung!)

Nein, es muss schon jetzt deutlich bekannt werden, was Sie für richtig und für notwendig halten, um die Sicherheitsrisiken, die jetzt sichtbar geworden sind, wirksam und glaubwürdig zu bekämpfen, gegenüber unserer Bevölkerung und, meine Damen und Herren, gegenüber der Weltöffentlichkeit; denn sonst können wir sehr schnell in die Situation kommen, dass uns die Welt und andere Völker und Staaten vorwerfen, wir würden aus

Gutgläubigkeit, Naivität oder Handlungsunfähigkeit heraus letztlich bewusst in Kauf nehmen, auch Ruheraum und Operationsraum von Extremisten zu sein, die in der Welt die Sicherheit gefährden.

(Beifall bei der CSU)

Deshalb ist es so wichtig, dass wir im Zusammenhang mit der ganzen Zuwanderungsfrage sehr sorgfältig, noch sorgfältiger, als wir es vielleicht bisher getan hätten, alle damit zusammenhängenden Sicherheitsfragen ernst nehmen. Es ist falsch, die Risiken, die bezüglich der Sicherheit mit der Zuwanderung auch verbunden sind, nicht anzusprechen, weil sonst angeblich Ausländerfeindlichkeit entstünde.

(Dr. Dürr (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Man kann sie ansprechen, aber ohne Ausländerfeindlichkeit!)

Aber man muss sie ansprechen, Herr Dr. Dürr. Wir bekommen ja permanent diesen Vorwurf, wenn wir die Dinge beim Namen nennen. Nur wenn die Menschen merken, dass wir auch die schwierigen Fragen, die Risikofragen, in diesem Zusammenhang beim Namen nennen, haben sie zu uns auch dann Vertrauen, wenn wir sagen, dass wir insgesamt die Dinge so oder so regeln müssen. In der Vergangenheit habe ich ständig erlebt, dass Sie etwa Innenminister Dr. Beckstein angegriffen haben, wenn er solche Dinge auch nur benannt hat.

(Dr. Wilhelm (CSU): So ist es!)

In Wirklichkeit ist aber gerade deswegen ihm gegenüber in weiten Teilen der Bevölkerung Vertrauen vorhanden, auch wenn er beispielsweise den Brückenschlag zum Islam sucht – und da ist er einer der Pioniere in der Politik in Bayern. Wenige von uns werden so viele Kontakte zu Muslimen haben wie Dr. Günther Beckstein. Er ist gerade deswegen auch respektiert, weil, wie Sie auch wissen, Ausländer in Deutschland nirgendwo sicherer leben als in Bayern.

(Beifall bei der CSU)