Meine Damen und Herren, ich bin der Meinung, dass sich hin ter dem Lehrermangel eine tief greifende Krise verbirgt: ein Mangel an Anerkennung von Autoritäten und ein Mangel an Wertschätzung beim Lehrerberuf.
Wir sind hierhergekommen, um genau dies zu beheben. Wir brauchen wieder mehr Respekt vor den fachlichen und wis senschaftlichen, besonders den naturwissenschaftlichen Qua
litäten im Unterricht, und wir brauchen mehr Respekt vor der Fachlichkeit und der Professionalität der Lehrkräfte.
Jawohl, ich komme zum Schluss. – Deswegen haben wir zwei Anträge eingereicht, die auf So fortmaßnahmen abzielen, um dieses Problem wenigstens ab zumildern. Zum einen geht es um Zulagen für Lehrer, die sich entschließen, in den ländlichen Raum – dort besteht bekannt lich häufig Lehrermangel – zu ziehen und dort zu unterrich ten, und zum anderen geht es um Zulagen für Lehrer in den Mangelfächern in den Bereichen Naturwissenschaften und In formatik. Wir wollen damit auch die Wertschätzung des Lehrer berufs wiederherstellen.
Ja. – Wilhelm Busch hat seine Verse vor über 100 Jahren ge schrieben. Selbst Wilhelm Busch hatte schon Probleme mit der autoritären Erziehung. Max und Moritz haben dieser au toritären Erziehung mit Stock und Schlägen eine Abfuhr er teilt. Ich denke, eine solche Rolle rückwärts in der Pädagogik wollen wir heute nicht mehr.
Herr Balzer, vielleicht haben Sie ja ein Autoritätsproblem, und vielleicht haben Sie heute das Alter der bösen Buben immer noch nicht hinter sich gelassen.
(Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und Abgeord neten der CDU – Abg. Stefan Räpple AfD: Es gibt noch etwas zwischen Schwarz und Weiß!)
Mit der Lehrerversorgung sind auch wir nicht zufrieden. Wir wissen es, und wir sagen es ehrlich: Uns fehlen Lehrerinnen und Lehrer, besonders im Grundschulbereich, in den sonder pädagogischen Bildungs- und Beratungszentren zur Umset zung der Inklusion, in den MINT-Fächern sowie in den musi schen Fächern – und all das gilt besonders und verstärkt im ländlichen Raum.
Durch diese Situation werden die Lehrerinnen und Lehrer mit zusätzlichen Aufgaben belastet; sie haben neben den Belas tungen durch eine immer heterogener werdende Schülerschaft auch noch die Belastung durch Vertretungsstunden zu tragen. Wenn jetzt noch in der Politik über mehr Leistungstests dis kutiert wird, dann kann ich verstehen, dass die Lehrerinnen und Lehrer ihre Arbeit nicht besonders wertgeschätzt sehen.
und werden auch keine bekommen. Deswegen möchte ich von hier aus ein ganz herzliches Dankeschön an alle Lehrerinnen und Lehrer und an die Schulleitungen für ihr großes Engage ment in dieser Phase der Lehrerknappheit richten.
(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU und der SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Gern geschehen!)
Auch wir haben nach den Ursachen gefragt. Aber wir sind auf dieser Stufe nicht stehen geblieben wie der Antragsteller, son dern wir versuchen mit Nachdruck, Abhilfe zu schaffen. Un sere Schulen brauchen Lösungen und keine Panikmache.
Wir haben nicht zu wenige Lehramtsstudentinnen und -stu denten an den Pädagogischen Hochschulen, wie der Antrag steller vermutet hat. Im Gegenteil, seit 2011 liegt die tatsäch liche Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger regelmäßig über den Zahlen, die auf der Basis der erwarteten Bedarfe fest gelegt wurden. Trotzdem ist geplant, in den nächsten Jahren 200 Studienplätze an Pädagogischen Hochschulen für das Grundschullehramt zur Verfügung zu stellen. Wir stellen hier für 1,45 Millionen € jährlich in den Haushalt ein.
Das Kultusministerium hat sich ernsthaft und wissenschaft lich bemüht, die Bedarfe an Lehrkräften zu berechnen. Aller dings muss diese Berechnung sechs bis sieben Jahre im Vor aus den Lehrkräftebedarf prognostizieren. Frei nach Isaac Newton – „Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wis sen, ein Ozean“ – waren folgende Punkte so nicht langfristig vorhersehbar.
Es gibt höhere Bedarfe infolge des Zuzugs von Geflüchteten und Personen aus der Europäischen Union. Die Menge der Teilzeitverträge bei Lehrerinnen und Lehrern ist gestiegen, auch aufgrund der guten Wirtschaftslage. Weiter hat sich die Geburtenrate allgemein erhöht, was auf der einen Seite natür lich erfreulich ist, weil es uns ja auch mehr Kinder bringt. Aber es lässt auch die Zahl der Anträge auf Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub bei den jungen Lehrkräften steigen, was andererseits natürlich auch den Lehrkräftemangel erhöht.
Dieses Jahr fehlen auch noch die ca. 400 Absolventinnen und Absolventen, die von der Verlängerung des Studiums von drei Jahren auf vier Jahre betroffen sind. Derzeit absolvieren über 1 000 Anwärterinnen und Anwärter den Vorbereitungsdienst, die im nächsten Schuljahr zur Verfügung stehen können. Wei terhin gehen auch sehr viele Lehrerinnen und Lehrer vorzei tig in den Ruhestand. 2017 waren es über 580 Lehrkräfte, die im Alter von unter 55 Jahren in den Ruhestand gegangen sind.
Erstens stellen wir, wie schon gesagt, mehr Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen für das Grundschullehramt zur Verfügung.
Zweitens: Die Absenkung der Eingangsbesoldung haben wir schon mit dem aktuellen Haushalt zurückgenommen.
Drittens: Wir unterstützen das Angebot an nicht übernomme ne Gymnasiallehrkräfte, erst einmal an den Grundschulen zu unterrichten, und zwar mit pädagogischer Unterstützung und mit anschließender Einstellungsgarantie.
Viertens: Wir unterstützen die Möglichkeit der Weiterqualifi zierung für die sehr erfahrenen Kolleginnen und Kollegen an Haupt- und Werkrealschulen, um in einem SBBZ unterrich ten zu können. 400 Lehrkräfte können ab 2018/2019 dieses Angebot in Anspruch nehmen.
Fünftens: Es gibt bereits vorgezogene Ausschreibungen für den ländlichen Raum und schulbezogene und zusätzliche Son derausschreibungen für berufliche Schulen und SBBZ. Auch der verstärkte Einsatz von Referendarinnen und Referendaren im ländlichen Raum könnte dazu führen, dass diese dann an ihrer Ausbildungsschule bleiben – sozusagen ein Klebeeffekt und eine Stärkung des ländlichen Raums.
Zudem arbeiten wir an einem Maßnahmenpaket, um in Man gelbereichen wie z. B. Musik, Kunst, evangelische und katho lische Religion oder Sport, aber natürlich auch in MINT-Fä chern mehr Lehrerinnen und Lehrer zu rekrutieren und aus zubilden.
Auch wenn die Wir kung mancher Maßnahmen noch etwas auf sich warten lässt: Meine Damen und Herren, das Glas ist halb voll, und wir ar beiten daran, es weiter zu füllen.
Sehr geehrte Frau Präsi dentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Das zentrale bil dungspolitische Ziel der CDU ist es, die Qualität von Schule und Unterricht über alle Schularten hinweg zu steigern.
Professor John Hattie benennt in seiner berühmten Metastu die sechs Einflussfaktoren auf die schulische Leistung: Ler nende, Elternhaus, Schule, Curricula, Lehrer und Unterricht. Hattie resümiert: Lehrer und Unterricht haben zusammen den größten Einfluss. Der Lehrer, sein Professionswissen und die damit korrelierende Tiefenstruktur des Unterrichts rücken für uns somit in den Fokus.
Mit dem gestern durch das Kabinett auf den Weg gebrachten Qualitätskonzept wird die Landesregierung ein effizientes und qualitätsorientiertes Unterstützungssystem für die Lehrer und Schulen schaffen. Ich gehe davon aus, dass Ministerin Eisen mann die wesentlichen Inhalte nachher noch ansprechen wird.
Um Abiturienten für den Lehrerberuf zu gewinnen – darum geht es bei dem Antrag der AfD –, bedarf es attraktiver Rah menbedingungen. Diese werden wir schrittweise schaffen. Wir
haben bereits den Lehrerabbaupfad gestoppt, die achtprozen tige Absenkung der Eingangsbesoldung vollständig zurück genommen, wir geben Poolstunden zur Differenzierung in das System, und wir haben Rekordinvestitionen beschlossen. Die Zahlen sind Ihnen bekannt.
Ich stelle klar: Es besteht kein Stellenmangel, sondern leider besteht ein Bewerbermangel. Der Mangel an Referendaren ist schulart-, fächer- und regionsspezifisch und im MINT-Bereich zu einem Teil konjunkturabhängig.
Allerdings, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPD, hat die Attraktivität des Lehrerberufs in der letzten Le gislaturperiode unter einem SPD-geführten Kultusministeri um stark gelitten. Dazu möchte ich auch konkrete Punkte nen nen: Auflage eines Stellenabbauprogramms, Absenkung der Eingangsbesoldung auf 92 %, Verschiebung der Altersermä ßigung um zwei Jahre, Kürzung des allgemeinen Entlastungs kontingents, Befeuern einer ideologisch geprägten Schul strukturdebatte. Ich sage dies erneut, weil die SPD Themen wie Lehrerabbaupfad und Unterrichtsversorgung wie eine Monstranz vor sich herträgt, obwohl sie im Kultusministeri um und im Finanzministerium dafür verantwortlich zeichnete.
Die Diffamierung der klagenden Lehrer als Heulsusen – sie ist Ihnen ja bekannt – war auch nicht eine ausgeprägte Form der Wertschätzung. Keine Rahmenbedingungen also Ihrer seits, um Abiturienten für die Aufnahme des Lehramtsstudi ums zu motivieren. Das aber hätte mit Blick auf die Pensio nierungswelle erfolgen müssen. Rund 60 % der Lehrer gehen in dieser Legislaturperiode in Pension. Eine vorausschauen de Planung erfolgte durch die Sozialdemokraten nicht.
(Abg. Reinhold Gall SPD: Was haben Sie denn die Jahre zuvor gemacht? In den Tag hineingeträumt! Meine Güte, diese Selbstherrlichkeit!)