Denn was soll man eigentlich replizieren auf diese inhaltslee re Aneinanderreihung von Schlagworten,
die daherkam wie eine entschieden zu lang geratene TwitterBotschaft? Sicher, wieder einmal sehr staatstragend vorgetra gen mit der ernsten, großväterlichen Miene, die manch einer, der sich dadurch von den fehlenden Inhalten ablenken lässt, an unserem Ministerpräsidenten so schätzt. Nichtsdestotrotz fiel es mir beim zähen Zuhören schwer, all die hohlen Phra sen, die Sie verwendet haben, nicht mitzuzählen. Und über al lem stand für mich die Frage: Hat dieser Mann eigentlich ei nen Plan? Hat er eine Vision?
Was versteht ein Herr Kretschmann eigentlich, ins Konkrete gewendet, unter dem Begriff „Verantwortung“, mit dem er sei ne Ausführungen letzte Woche begonnen hat?
Etwa, sich zwei Tage nach einem der verheerendsten Unwet ter, die unser Land seit Langem gesehen hat, die passenden Gummistiefel zu seinem überteuerten Anzug überzustreifen und, bestens choreografiert und von zahllosen Kameras be gleitet,
natürlich anlassgemäß die besorgte Miene des erschütterten Landesvaters aufsetzend? Gelernt ist gelernt.
(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Das ist einfach nur peinlich! – Zuruf von den Grünen: Das ist Ihr Ni veau!)
Und dann der ultimative Fauxpas: Mit dieser Miene teilt er den von dem Unwetter furchtbar getroffenen Bürgern, die fast alles verloren haben und vor den Trümmern ihrer Existenz ste hen, erst einmal mit – Zitat –: „Wir können jetzt nicht wie frü her der Kaiser mit dem Geldsack hierherkommen und das Geld irgendwie verstreuen.“
Während für echte wie auch für nur vermeintliche Flüchtlin ge aus fernen Ländern, die zu nicht geringem Teil illegal und unkontrolliert in unser Land einreisen, ad hoc Hunderte von Millionen bereitgestellt werden –
sprich: hier kann der Kaiser mit dem Geldsack offenbar sehr wohl und sehr schnell daherkommen; nur am Rande: woher kommt dieses Geld eigentlich, und wer hat es erwirtschaftet? –, fehlt für den Fall, dass die eigene Bevölkerung von einer schweren Katastrophe getroffen wird, genau die Empathie, die man Migranten aus fernen Ländern offenbar undifferen ziert und auch unlimitiert entgegenbringt.
Das ist ein Skandal eigener Art und wirft ein bezeichnendes Licht auf das krude Verständnis von Verantwortung, das Herr Kretschmann und die Seinen aufbringen, meine Damen und Herren.
Nun hat Herr Kretschmann ja auch gut bezahlte Mitarbeiter, die derlei sogleich aufgeschreckt wahrnehmen. Flugs beschließt darauf die Landesregierung, dass auf einmal doch 2 500 € So forthilfe pro Haushalt drin sind. Chapeau! Da haben Ihre Be rater aber gerade noch die Kurve gekriegt, Herr Kretschmann.
Wissen Sie eigentlich, was die AfD-Abgeordneten aus den be troffenen Wahlkreisen stattdessen gemacht haben? Die haben ihre Anzüge zu Hause gelassen und haben einige Tage vor Ort bei den Aufräumarbeiten geholfen,
Kollege Udo Stein – da sitzt er – hat einfach ein paar Partei freunde zusammengetrommelt, und dann wurde spontan und tatkräftig angepackt. Und als man gesehen hat, dass die Op fer dieses schrecklichen Unwetters auch finanzielle Hilfe be
nötigen, haben unsere Abgeordneten flugs den Verein „AfD hilft“ gegründet, um Geld für die Betroffenen zu sammeln. Da sind mittlerweile knapp 10 000 € zusammengekommen. So sieht schnelle und unbürokratische Hilfe aus.
Und weiter: Was versteht Herr Kretschmann unter Nachhal tigkeit, die ihm ja so wichtig zu sein scheint, dass es der seit Jahren abgedroschene Begriff sogar in den Titel seiner Rede geschafft hat? Ist es denn nachhaltig, den erst 51 Jahre alten Stuttgarter Regierungspräsidenten Johannes Schmalzl sowie den 55 Jahre alten Tübinger Regierungspräsidenten Jörg Schmidt mit goldenem Spazierstock in den einstweiligen Ruhestand zu schicken
und beide Stellen künftig mit einem Grünen bzw. einem CDUPolitiker zu besetzen, nur weil die bisherigen Stelleninhaber einfach nicht das richtige Parteibuch haben? Ist das nachhal tig?
Und ist es nachhaltig, im gleichen Augenblick zu verkünden, dass in den kommenden Jahren bei den einfachen Landesbe amten gespart werden soll? Ich muss Ihnen sagen: Ich habe da ein anderes Begriffsverständnis.
Aber vielleicht sollte ich ja gar nicht so hart Ihnen gegenüber sein, Herr Kretschmann. Sie haben es nun – das sei konzediert – auch wahrlich nicht leicht. Schließlich musste man sich di rekt nach Ihrer Wahl fragen, wer Ihnen da gleich von Beginn an die Gefolgschaft verweigert. Was ist denn das für ein Start in eine Regierungskoalition, wenn das Regierungslager aus 89 Abgeordneten besteht, Sie dann aber bei der Wahl zum Mi nisterpräsidenten schon nur mit 82 Stimmen gewählt werden? Die dröhnende Stille der langen Schrecksekunde nach Be kanntgabe des Wahlergebnisses haben wir wohl alle mitbe kommen.