Protocol of the Session on November 15, 2017

Nein, sondern damit wir den Sanierungsstau des Landes im Umfang von vielen Milliarden Euro endlich abbauen können.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: Genau!)

Das ist der Grund. Das ist implizite Verschuldung.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der CDU)

Wenn wir jetzt nicht die Chance nutzen, diesen Sanierungs stau abzubauen und unsere 8 000 landeseigenen Gebäude mit insgesamt 12 Millionen m2 Fläche sowie die 9 900 km Lan desstraßen zu sanieren,

(Zuruf von der SPD: Um das geht es doch gar nicht)

dann wird es in Zukunft mit jedem Jahr teurer, meine Damen und Herren.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE: So ist es!)

So ist es. Deswegen machen wir das.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Tobias Wald CDU: Richtig!)

Sie können jetzt schon sagen, Herr Rülke: „Wir sind gegen Sanierung, wir sind gegen den Abbau des Sanierungsstaus; wir wollen die 1,5 Milliarden € nicht für die Sanierung ein setzen.“ Sie können auch sagen: „Wir wollen den Kommunen kein Geld geben, wir wollen ihnen keine 500 Millionen € ge ben, damit sie sanieren können.“

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Sie geben auch kein Geld! Sie nehmen den Kommunen Geld weg!)

Aber Sie können nur eines von beiden. Wenn Sie sagen, wir sollten das ganze Geld nehmen, um Kreditmarktschulden zu rückzuführen, dann nehmen wir das so zur Kenntnis. Dann müssen Sie aber auch hinstehen, wenn es um Universitäten, Finanzämter, Justizgebäude,

(Abg. Tobias Wald CDU: Unikliniken!)

Gefängnisse geht, und dort überall sagen: „Für Sanierungen haben wir, die FDP, kein Geld vorgesehen.“

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU – Abg. Tobias Wald CDU: Richtig! – Zuruf des Abg. Peter Hofelich SPD)

Es gibt noch einen Grund, warum wir das jetzt machen: Wenn wir in der Situation wären, dass die Zinsen hoch wären, dann würde sich die Wirtschaftlichkeitsberechnung anders darstel len. Aber wir sind in einer absoluten Niedrigzinsphase. Des halb ist es auch wirtschaftlich sinnvoller, jetzt, genau jetzt die sen Sanierungsstau konsequent anzugehen und die landesei genen Gebäude, Straßen und Brücken zu sanieren, meine Da men und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und des Abg. Tobias Wald CDU)

Herr Kollege Stoch, der Gesetzentwurf der SPD ist

(Abg. Sascha Binder SPD: Gut!)

letzte Woche hier eingebracht worden.

(Abg. Sascha Binder SPD: Guter Gesetzentwurf!)

Frau Staatssekretärin Dr. Splett hat Ihnen letzte Woche schon dargelegt, warum wir der Ansicht sind, dass das kein guter Ansatz ist. Sie müssen, wenn Sie für diesen Gesetzentwurf stehen – und das tun Sie ja –, den Kommunen auch sagen, dass sie keine 500 Millionen € für den Abbau des Sanierungsstaus bekommen.

(Abg. Tobias Wald CDU: Richtig! – Zuruf von der SPD: Nein!)

Doch, das müssen Sie. Davor dürfen Sie sich nicht drücken.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Was Sie sagen, stimmt nicht!)

Man kann eben nur A oder B sagen und nicht beides gleich zeitig, meine Kolleginnen und Kollegen.

(Zuruf des Abg. Sascha Binder SPD)

Das können Sie nicht.

Übrigens hat der Haushaltsgesetzgeber über die jetzige Fas sung des § 18 LHO bereits zum Staatshaushaltsgesetz 2017 abgestimmt, und genau diese Fassung ist auch im Staatshaus haltsgesetz für 2018/2019 wieder enthalten. Also den Vorwurf, dass der Haushaltsgesetzgeber darüber nicht entschieden hat, müssen Sie auch zurücknehmen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Tobias Wald CDU: Kam von der SPD!)

Lassen Sie mich noch zu einigen Punkten etwas sagen, die hier genannt worden sind.

Pakt für Familien: Ja, wir haben einen Pakt für Familien, den wir damals, im November 2011, verabredet haben. Dieser Pakt für Familien, der im Wesentlichen den systematischen Aus bau der U-3-Betreuung als Ziel hatte – für alle, die noch an eine Absenkung des Grunderwerbsteuersatzes denken, muss ich das hier noch einmal deutlich machen –, kostet uns 2017 über 800 Millionen €, und die Summe wird 2018/2019 auf

deutlich über 900 Millionen € ansteigen. Die Einnahmen aus der Erhöhung des Grunderwerbsteuersatzes haben wir genom men, um diesen Ausbau gegenzufinanzieren.

(Abg. Anton Baron AfD: Und jetzt?)

Das heißt, wir haben damit etwas für junge Familien gemacht. Wir haben dafür gesorgt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich ist, und wir haben dafür gesorgt, dass die Wirtschaft auch in Zukunft Fachkräfte zur Verfügung hat,

(Abg. Andreas Stoch SPD: Genau!)

weil die Vereinbarkeit möglich ist.

(Abg. Anton Baron AfD: Und jetzt sehen Sie, dass die Leute Wohnungen brauchen!)

Die Grunderwerbsteuersatzerhöhung von 3,5 auf 5 % ist kei ne auskömmliche Gegenfinanzierung für diese Summe, son dern wir legen ca. 150 Millionen € obendrauf. Wer jetzt eine Absenkung der Grunderwerbsteuer, höhere Freibeträge oder was auch immer fordert, muss dann auch sagen, wie wir in Zukunft diese U-3-Betreuung gegenfinanzieren. Das gehört zu diesen Forderungen seriöserweise mit dazu, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen)

Selbstverständlich werden wir zusammen mit den Kommu nen, wird insbesondere Frau Kultusministerin Dr. Eisenmann intensive Gespräche über den zukünftigen Pakt für Familien führen. Das ist überhaupt keine Frage. Aber Stand heute sind wir da noch in der Verhandlungsphase. Ich will an dieser Stel le einmal sagen: Diese Legislaturperiode dauert fünf Jahre, und jetzt sind ungefähr anderthalb Jahre vorbei. Wenn wir jetzt diese Verhandlungen mit der kommunalen Seite machen, dann sind wir wirklich gut im Zeitplan, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Andre as Stoch SPD: Das andere war Herbst 2011! – Glo cke der Präsidentin)

Frau Ministerin, lassen Sie ei ne Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Aden zu?

Sehr geehrter Herr Aden, bitte schön. Die Antwort kennen Sie schon.

(Vereinzelt Heiterkeit)

Sehr geehrte Frau Mi nisterin, vielen Dank. – Wissen Sie, den Ausdruck „Implizite Verschuldung“ kann man ja mittlerweile fast nicht mehr hö ren. Ich frage mich immer: Wie hoch ist diese eigentlich? Sind es 1 Milliarde €, sind es 50 Milliarden €, sind es 200 Milliar den €? Nein, die implizite Verschuldung – das ist ja das Ent scheidende, was wir auch kritisieren; ich glaube, dass Sie mir da vielleicht recht geben – hängt eigentlich von der Kassen lage ab, wenn ich einmal so sagen darf. Geben Sie mir recht, dass dieses Instrument, das Sie eingeführt haben, tatsächlich ein „Sesam, öffne dich!“ für die Landespolitik im Rahmen der Schuldentilgung ist?

(Beifall des Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD)

Da gebe ich Ih nen selbstverständlich nicht recht, Herr Aden. Es ist kein „Se sam, öffne dich!“, sondern es ist ein Abbau der real vorhan denen impliziten Verschuldung. Sie können Berichte des Lan desrechnungshofs lesen – die sind schon einige Jahre alt –, in denen allein der Sanierungsstau an unseren Hochschulgebäu den auf 3,5 Milliarden € bis 4 Milliarden € geschätzt wurde. Da geht es nur um die Hochschulen; da sind die Uniklinika nicht dabei. Sie konnten vor Kurzem in der Zeitung lesen, dass es auch an den Uniklinika milliardenschwere Sanierungsstaus gibt. Und dann haben wir die Finanzämter, die Polizeipräsi dien, die Justizgebäude, die Haftanstalten noch gar nicht be rücksichtigt; all das haben wir noch nicht dabei. – Das ist der eine Teil, die Infrastruktur.

Der zweite Teil sind Pensionsverpflichtungen, die das Land hat. Wir haben eine Versorgungsrücklage, und wir haben ei nen Versorgungsfonds, in dem im Moment 6,6 Milliarden € enthalten sind. Wir wollen in den kommenden beiden Jahren diese Summe noch einmal deutlich erhöhen, und zwar auf 8 Milliarden €; das ist unser Ziel. Wir zahlen heute 4,8 Milli arden € im Jahr für die Pensionäre von heute,

(Abg. Emil Sänze AfD: Sagen Sie doch einfach, was auf der Passivseite steht!)