Protocol of the Session on July 20, 2017

Sie hilft nur bei Routinevorgängen.

Zurück zur Kunst: Für fotorealistisch-meisterliche Darstellun gen sind die Werke eines Salvador Dalí

(Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

oder des deutschen, des badischen Bildhauers Jürgen Goertz ein gutes Beispiel. Heute ist vielen Deutschen diese Kunst auffassung etwas unbequem. Doch wir sollten nicht verges sen, welches unsere hoch entwickelte Kultur ist und dass dies eben keine bildliche Steinzeitkultur mehr ist. Kultur braucht die Unterscheidung: Was ist echte Kultur und was nicht? Mir scheint, daran hapert es oftmals.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Was sol len wir mit den Artefakten dann machen? Entsorgen?)

Ist das eine Zwischenfrage, oder was ist das eigentlich?

(Glocke des Präsidenten)

Nein, das werte ich so nicht. – Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich war vorhin rich tig stolz, weil es bei den drei Vorrednern hier mucksmäuschen still war.

(Abg. Anton Baron AfD: Aha! – Abg. Sabine Wölfle SPD: Er redet ja auch nicht zum Thema!)

Wenn wir das so fortsetzen würden, wäre ich dankbar dafür.

(Zurufe, u. a. Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP: Manch mal hängt das auch mit der Rede zusammen!)

Danke sehr. – Unterscheidung bedeutet auch Abgrenzung. Wir müssen sagen, was Kunst ist und was keine Kunst ist. Diese Frage sollte man nicht linken Gesellschaftsveränderern oder den Medien überlassen.

(Beifall bei der AfD – Abg. Susanne Bay GRÜNE: Bestimmen Sie, was Kunst ist?)

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Wir kennen Dr. Faust, den Archetyp des Menschen, denjeni gen, der den Pakt mit dem Teufel schließt, der das junge, un schuldige Mädchen verführt,

(Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

der seine eigene Seele verkauft.

(Abg. Rainer Stickelberger SPD: Bei Ihnen denke ich eher an „Heinrich, mir graut’s vor dir!“)

Faust, der Geld drucken lässt – eine aparte Gestalt im Ver gleich zu Draghi, der in der EZB das Gleiche macht. Faust, der dem Fürsten zur wunderbaren Geldvermehrung rät, der am Ende den Staat damit ruiniert – manche sehen ihn wie Tho mas Mann als den Prototypen des deutschen Politikers, eine politische Figur –, eine sehr moderne Geschichte angesichts des Gebarens der EZB mit den Anleihekäufen.

(Beifall bei der AfD – Vereinzelt Lachen)

Der künstlerische Mensch ist nicht derjenige, der keine Feh ler macht, aber er ist derjenige, der sein Handeln wesenhaft erlebt und dadurch über sich hinauswächst.

(Abg. Martin Rivoir SPD: Fassungslos!)

Gilt dies für den Schwamm hier im Haus, gilt dies für die Wip pe in Berlin oder die Schachfigur im Besucherzentrum des Landtags? Diese Fragen müssen und dürfen wir uns stellen.

Heute wirkt manch sogenannte Kunst eher banal, immer pla kativer.

(Zuruf von den Grünen: Ihre Rede auch!)

Was an großen Gedanken fehlt, wird durch räumliche Dimen sion, durch Größe ersetzt.

Dass es sich beim sogenannten Volksvertreter im Innenhof un seres Besucherzentrums um einen Bauern handelt, stört mich persönlich weniger. Mich stört aber die Banalität und die bil lige Qualität. GFK, glasfaserverstärkter Kunststoff, in weni gen Jahren UV-geschädigt, rissig und vergilbt. Die Grünen werden sich freuen: Algen werden darauf wachsen, und sons tige Verschmutzung wird sich ablagern.

(Heiterkeit bei der AfD)

Aber mit entsprechenden Reinigungsmitteln kann man das wieder chemisch entfernen.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Was hat das mit der Eiszeitkunst zu tun?)

Warum haben wir hier keine materielle Wertigkeit eingebaut, Bronzeguss, Stahl oder Aluminium? Meine Damen und Her ren, es hat seinen Grund, warum christliche Symbole – das Kreuz oder Kelche – aus wertvollen Materialien gefertigt wur den.

Sei’s drum! Wir werden ihm, diesem Bauern im Besucherzen trum, eine goldene Nase aufsetzen – wir hatten das Thema schon bei der Altersversorgung der Parlamentarier, auf die manche hier ja wohl spekulierten.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Sind die zehn Minu ten noch nicht um?)

Noch so eine schöne goldene Nase steht bald in Berlin: die Einheitswippe. Was für ein Niveau? Ich sage dazu: Kinder garten. Manche nennen es infantil oder unwürdig. Der Bun destag hat diesen Bau beschlossen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nein!)

Wahrscheinlich dauert der Bau so lange wie bei der Elbphil harmonie und wird so teuer wie der Brandenburger Flugha fen.

(Abg. Winfried Mack CDU: Bla, bla, bla!)

Technisch ungeklärt ist der Schutz vor einem Einklemmen. – Kein Blabla, sondern eine Forderung der Berufsgenossen schaft.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Was hat die Berufsgenossenschaft mit der Eiszeitkunst zu tun? – Gegenruf von den Grünen: Was hat die EZB damit zu tun?)

Unklar ist, wie man das verhindert. Man möchte wahrschein lich einen Zaun darum herum machen.

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

Aber dann geht die Harmonie der Gesamtgestalt verloren. Vielleicht ist dieses Monument ein angemessenes Symbol für die Wankelmütigkeit der deutschen Politik, die schon mal da zu neigt, in die eine oder andere Richtung zu übertreiben. Ein mal zog man aus, Lebensraum im Osten zu gewinnen, und heute stört man sich nicht einmal mehr daran, wenn das eige ne Land von Fremden übernommen wird. Deshalb brauchen wir...

(Abg. Winfried Mack CDU: Redezeit zu Ende! Schluss jetzt! – Weitere Zurufe – Glocke des Präsidenten)

Kollege Dr. Balzer, Ihre Redezeit ist zu Ende.

... – ich beende meine Rede in 20 Sekunden – künstlerisches Schaffen ganz konkret als Teil der Lebenswelt und der Kommunikation. Kunst ist Sprache, und Sprache ist manchmal auch schwer verständliche Kunst.

(Abg. Winfried Mack CDU: Ja, das stimmt! – Weite re Zurufe)

Die AfD sieht die Kultur als zentrale Klammer für unser Po litikverständnis und für unsere Identität. Deshalb ist die Kunst der Vergangenheit eine Verpflichtung für die Gegenwart. Wie diese aussehen soll, darüber bleiben wir im Diskurs.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der AfD – Abg. Winfried Mack CDU: Pu rer Stuss!)

Für die FDP/DVP-Frakti on erteile ich das Wort dem Kollegen Weinmann, und ich ge he davon aus, dass Sie meine Zwischenbemerkung vorhin ver standen haben.

(Abg. Anton Baron AfD: Eine sehr sinnvolle Debat te, die die SPD beantragt hat!)