Protocol of the Session on July 19, 2017

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

All das sind Fragen, die nach wie vor offen sind. Hier gibt es Positionen, die gehört werden müssen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP/DVP, bevor wir in eine mögliche Gesetzesänderung gehen, sollten wir uns ein umfassendes Bild verschaffen und dann zielführend diskutie ren.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ihr habt ein Jahr Zeit gehabt! – Glocke des Präsidenten)

Kollege Hagel, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Rolland?

Bitte, Frau Kollegin.

(Zurufe)

Vielen Dank, Herr Kollege. – Ich ha be folgende Frage an Sie: Ist Ihnen bekannt, dass wir die The men „Aufhebung des Nachtangelverbots“ und „Herabsetzung der Altersgrenze für den Erwerb des Jugendfischereischeins“

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Davon reden wir ja gerade!)

bereits seit sechs Jahren hier im Land gemeinsam mit den Lan desfischereiverbänden diskutieren?

Sie diskutieren darüber, ja, aber eben nicht mit den Beteiligten, und Sie schließen diese The men vor allem nicht zielführend ab.

Bevor wir in eine mögliche Gesetzesänderung gehen, sollten wir uns hier ein umfassendes Bild verschaffen. So verstehen wir verantwortungsvolles Handeln für unser Land. Das sind wir den Kindern, der Umwelt sowie den Anglerinnen und Anglern schuldig.

Angeln ist ein wunderbares Handwerk. Es ist eine Philoso phie, um es mit dem Schriftsteller Peter Bamm zu sagen: „An geln ist die einzige Philosophie, von der man satt wird.“ Die Hobbyfischerei ist eine kulturelle Bereicherung für unser Land. Sie ist praktisch gelebter Naturschutz und verknüpft Fähig keiten und Wissen aus ganz unterschiedlichen Bereichen.

Weil die Fischerei in unserem Land so großartig ist, werden wir uns zu gegebener Zeit mit den aufgeworfenen Fragen be schäftigen und eine gute und ausgewogene Lösung finden. Daher ist die Fischerei in Baden-Württemberg und sind die Anglerinnen und Angler zu schade für diesen unausgegore nen Wahlkampfentwurf der FDP/DVP. Wir lehnen ihn des halb ab.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der Grünen – Abg. Karl Zimmermann CDU: Das war ein leich tes Hagelgewitter! – Gegenruf des Abg. Andreas Stoch SPD: Schlechtwetter! – Weitere Zurufe)

Für die AfD-Fraktion er teile ich das Wort dem Kollegen Herre.

Sehr geehrter Herr Präsident, werte Kollegen Abgeordnete, meine Damen und Herren! Möchten Sie ganz kurz von der Politik abschalten und sich erinnern, wie Sie Huckleberry Finn als Film gesehen oder als Buch ge lesen haben? Wie alt waren die Personen in dem Film oder Buch?

(Abg. Reinhold Pix GRÜNE: Ich habe den „Hobbit“ gelesen!)

Sechs, acht oder zehn Jahre? Egal! Sie hauen aus verschiede nen Gründen ab vor Erwachsenen, die ihnen das Leben schwer oder unmöglich machen mit ihren Regeln, Vorschriften, An sprüchen und ihnen zu wenig Freiheiten lassen. Das Fischen jedenfalls spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Mississippi liefert in ein paar Minuten mehr Fische, als sie an dem Abend essen können.

Meinen Sie, liebe Grüne, mit einer Naturschutzpädagogik à la Fräulein Rottenmeier und einem dauererhobenen Zeigefin ger – „Das darfst du erst, wenn du zehn Jahre alt bist“ – kön nen Sie Kinder für den Naturschutz, für Naturerleben und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur begeistern? Möch ten Sie Ihr Image als Verbotspartei schon bei den unter Zehn jährigen festigen? Die Grünen, die Naturschutz als Ersatzre ligion betreiben, sind das Problem.

(Beifall bei der AfD)

Die CDU hat ein Problem, freilich ein hausgemachtes;

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ja, das ist klar!)

denn – wer rechnen kann, ist im Vorteil – 42 plus 21 plus 12 ergibt 75 Sitze von CDU, AfD und FDP/DVP in diesem Ho hen Haus gegenüber 66 Sitzen von Rot-Grün. Damit hätten wir in diesem Landtag eine eindeutig konservativ-bürgerlichliberale Mehrheit –

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Abg. Andreas Stoch SPD: Jesses Gott!)

wenn der CDU ihre konservativen Wurzeln und Wähler wich tiger wären als Koalitionsvorgaben aus Berlin.

(Zuruf: Niemals! – Zuruf von den Grünen: Was hat das mit Berlin zu tun?)

Die Folge: Die CDU muss sich nicht nur bei Schule, innerer Sicherheit, Verkehr und Energiepolitik,

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

sondern jetzt auch noch bei einer solchen Petitesse – wie darf ein Kind mit neun Jahren die Angel halten? – von den Grü nen vorführen lassen.

(Beifall bei der AfD – Zuruf des Abg. Karl Zimmer mann CDU)

Wann schütteln Sie sich aus diesem grün-schwarzen Albtraum wach und besinnen sich, wohin Sie wirklich gehören?

(Beifall bei der AfD – Zuruf von der AfD: Ja, genau! – Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Stellen Sie doch eine Kleine Anfrage!)

Mit welchen Werten und Positionen haben Sie, die CDU, in den letzten 56 Jahren Wahlen in Baden-Württemberg gewon nen?

(Zurufe)

Noch eine Frage stellt sich beim Angeln durch Kinder. In Kurzform: Kormoran oder Kinder, wer ist uns wichtiger?

(Zuruf: Genau!)

Wie muss die grün-schwarze Koalition gestrickt sein, dass wir einen erst seit 1994 eingewanderten Vogel ungehindert Fische fressen lassen, den Eltern oder Großeltern aber den Angel schein abnehmen, wenn sie ihre Kinder die Angel halten las sen?

(Beifall bei der AfD)

Die Kormoraninvasion geht erfolgreich weiter. Von 2011 bis 2016 ist die Population um 30 % auf 1 126 Brutpaare gewach sen. 1 126 Brutpaare sind 2 252 Vögel, von denen jeder 300 bis 500 g Fisch pro Tag frisst. Das sind auf das Jahr gerech net gut 300 t Fisch, die wir, die AfD-Fraktion, lieber

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Selber es sen!)

die Kinder angeln lassen würden.

(Beifall bei der AfD – Zuruf von der SPD: Um Got tes willen!)

Liebe Grüne, wenn Ihnen der Kormoran wichtiger ist als die Kinder, dann sage ich Ihnen: Lassen Sie sich lieber vom Kor moran wählen.

(Beifall bei der AfD – Abg. Nicole Razavi CDU: Der frisst aber dann die AfD!)

Wir kümmern uns in der Zwischenzeit um die vielen Ehren amtlichen in den Vereinen, die bei der Wiederansiedlung von Fischen in der Jagst mit viel Einsatz helfen. Diese sind unse re besten Kontrolleure der Gewässer und der Wasserqualität. Ihnen liegen seit vielen Jahrzehnten Natur und Heimat am Herzen, und sie tun ganz praktisch etwas dafür. Dafür sind wir von der AfD in dieses Parlament gewählt worden, dafür ste hen wir und erheben unsere Stimme der Vernunft im Stuttgar ter Landtag.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der AfD – Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜ NE: Ach Gott, ach Gott!)

Für die SPD-Fraktion er teile ich das Wort Herrn Kollegen Gall.