Protocol of the Session on December 1, 2016

(Zuruf des Abg. Sascha Binder SPD)

Der verkommt mehr und mehr zu einem Selbstbedienungsla den kleptokratischer Parlamentarier und Interessenvertreter.

(Beifall bei der AfD)

Ganz grundsätzlich gilt: Menschen in einer freiheitlichen Ge sellschaft dazu zu zwingen, für etwas zu zahlen, das sie nicht wollen, widerspricht den Grundsätzen einer freien Gesell schaft zutiefst

(Beifall bei der AfD – Abg. Dr. Heinrich Fiechtner AfD: Jawohl!)

und ist begründungsbedürftig. Das dann auch noch als Demo kratieabgabe schönzureden erinnert an orwellschen Neusprech und ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten.

(Beifall bei der AfD – Zuruf von der AfD: Richtig!)

Meine Damen und Herren, entscheidend ist Folgendes: Es be darf heute – ich sage: heute – angesichts der technologischen

Entwicklung gar keiner öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten mehr.

(Zuruf von der AfD: So ist es!)

Rundfunkempfang ist in Zeiten möglicher Kodierung und De kodierung längst ein rein privates Gut. Das war einmal anders. Das war einmal ein rein öffentliches Gut. Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Sie sind eigentlich Jahrzehnte her. Es exis tiert kein Eingriffsgrund mehr, wie es vor Jahrzehnten noch galt. Es gibt keine Leistung, keine Information, die exklusiv nur dort zu erhalten wäre. Nennen Sie mir doch einmal eine einzige Information – eine einzige Information! –, die wir nur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erhalten könnten, die wir nicht frei verfügbar im Internet oder in Printmedien genauso gut bekommen könnten.

(Beifall bei der AfD – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Es sei denn, die Presse wird ausgeschlos sen!)

Damit ist der Informationsgehalt nämlich weg. Keine einzi ge! Es gibt keine solche Information. Sie können alle Infor mationen frei verfügbar haben.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Es sei denn, man berichtet über die AfD-Parteitage! – Heiterkeit – Glocke des Präsidenten)

Herr Rülke, auch hier irren Sie. Denn – wie Sie vielleicht mitbekommen haben – die Printmedien und das Internet ha ben umfänglich darüber berichtet.

(Abg. Alexander Maier GRÜNE: Das Internet berich tet nicht!)

Dazu bedarf es des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht.

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Kontrolliert von der AfD!)

Information ist ohne Weiteres möglich, weil wir eine schöne Pressekonferenz machen. Aber dieses Thema hatten wir doch gestern. Lassen wir es heute.

(Abg. Sascha Binder SPD: Das heißt, es wird berich tet? – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Im Internet wird berichtet. Das kriegen wir aber hin. Schön.

(Abg. Raimund Haser CDU: Herzlichen Glück wunsch!)

Der Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus früheren Tagen existiert damit heute nicht mehr bzw. exis tiert nur noch auf dem Papier der Rechtsprechung. Die nor mative Basis dieser Rechtsprechung ist aber längst vollstän dig erodiert.

Mit anderen Worten: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ausgedient, meine Damen und Herren. Wir brauchen ihn nicht mehr.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Ganz sicher brauchen wir ihn nicht in der bestehenden Form. Ich will ja hier nicht den von mir hochgeschätzten Bundes tagspräsidenten Lammert geben. Er hat vor einiger Zeit im Bundestag während einer Debatte einfach einmal das aktuel le Programm vorgelesen – leicht belustigt über das, was da lief. Das ist ein reines Unterhaltungsprogramm. Es gibt kei nerlei normative Rechtfertigung, Menschen dafür zwangswei se zahlen zu lassen, übrigens auch nicht für Sportübertra gungsrechte.

Also: Wir brauchen diesen Rundfunk in der bestehenden Form definitiv nicht mehr. Die Conclusio ist ganz einfach: Daher fordern wir, die AfD, die Kündigung aller öffentlich-rechtli chen Rundfunkstaatsverträge zum frühestmöglichen Zeit punkt.

(Beifall bei der AfD)

Das ist unsere Forderung.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Für die Fraktion GRÜNE erteile ich das Wort Herrn Kollegen Salomon.

Sehr geehrter Herr Prä sident, werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Meuthen, Ihre erneute Aneinanderreihung von Beleidigungen und Unterstel lungen gegenüber dem Parlament,

(Oh-Rufe von der AfD)

gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern und vor allem ge genüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des öffentlichrechtlichen Rundfunks ist wirklich unsäglich. Das muss man Ihnen einmal gesagt haben.

(Beifall bei den Grünen und der SPD sowie Abgeord neten der CDU)

Dass die FDP/DVP hier und heute die schnellstmögliche Ab schaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fordert, ist nur konsequent.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Wer?)

Die AfD. Nicht die FDP/DVP.

(Lachen bei der AfD)

Das mag vielleicht ein freudscher Versprecher sein.

(Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Die FDP müsste es ma chen! Das übernehmen wir für sie! Das trauen die sich gar nicht! – Weitere Zurufe)

Auch wenn Sie es dementieren, im Kern geht es Ihnen doch darum. Was meine ich konkret? Wer Zeuge der gestrigen De batte zum Thema „Pressefreiheit beim Parteitag der AfD“ ge worden ist, der weiß, woran Sie ein Interesse haben: an In transparenz und Informationskontrolle.

Sie haben Angst vor Ihren eigenen Ideen, kruden Thesen und Weltverschwörungen, meine Damen und Herren. Das ist Ihr Problem. Sie möchten nicht, dass in der Öffentlichkeit bekannt

wird, was Ihre Kandidatinnen und Kandidaten auf solchen Parteitagen erzählen.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Das ist Ihr Problem.

(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU und der SPD)

Ganz grotesk wird Ihr Verhalten dann, wenn Ihre Mitglieder, die Mitglieder der AfD, vorzugsweise in Talkshows von ARD und ZDF sowie in Interviews der Qualitätspresse ihr Leid da rüber klagen, dass sie für ihre Meinungen kein öffentliches Forum bekommen.

(Abg. Anton Baron AfD: Machen wir nicht!)

Bestes Beispiel war die Sendung von Frau Maischberger am gestrigen Abend. Da zeigt sich das paradoxe System der AfD, liebe Damen und Herren.