Weitere Stichpunkte sind die Absenkung der Eingangsbesol dung für Lehrerinnen und Lehrer und die enorme Heteroge nisierung in den Klassenzimmern. Es ist für Lehrerinnen und Lehrer anstrengend, wenn sie sich um jedes einzelne Kind kümmern möchten. Dort haben Sie nichts gemacht. Sie haben nicht die Eingangsklassen an den Gymnasien, an den Real schulen verkleinert, um den Lehrerinnen und Lehrern die Chance zu geben, auf die einzelnen Kinder einzugehen und mit dieser gestiegenen Heterogenität umzugehen. Grün und Rot haben in der letzten Legislaturperiode die Lehrerinnen und Lehrer in weiten Teilen alleingelassen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Es stimmt: Auf die Lehrer kommt es an. Das soll man aber nicht nur hier im Parlament sagen, sondern das muss man auch in der praktischen Politik unter Beweis stellen.
Frau Kultusministerin – ich weiß, dass Ihnen das bekannt ist, aber das müssen Sie durch die entsprechende Politik dann auch umsetzen –, eine Klassenteilersenkung auf 28 Schüle rinnen und Schüler an allen weiterführenden Schulen, wie es die alte Landesregierung unter CDU und FDP/DVP geplant hatte, halte ich nach wie vor für ein ganz entscheidendes Ins trument, um die Lehrerinnen und Lehrer auch tatsächlich in die Lage zu versetzen, mit den Schülerinnen und Schülern gu te Bildung zu erreichen.
Das ist ein Thema, das Geld kostet. Das Geld wäre aber gut angelegt, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Gestatten Sie mir zum Schluss, noch einen Punkt anzuführen, von dem ich glaube, dass er wichtig ist. Die Präsidentin des IQB in Berlin, Frau Professorin Petra Stanat, hat, wie ich fin de, in die richtige Richtung gewiesen. Ein Zitat aus dem „Schwarzwälder Boten“:
Die Bildungsforscher sind mit politischen Schlussfolge rungen aus ihren Studien traditionell zurückhaltend. Aber drei Hinweise ließ sich Stanat entlocken: Erstens lohne es sich, die Qualität des Unterrichts in den Vordergrund zu stellen. Zweitens bringen nach ihren Erfahrungen Re formen immer Unruhe in ein Schulsystem. Und drittens wollte sie sich zwar nicht darauf festlegen lassen, dass die Politik generell am besten die Hand von Schulstruk turreformen lassen sollte.
Das ist doch der entscheidende Punkt, auf den auch meine Vorredner eingegangen sind. Die zahlreichen Reformen – schlecht vorbereitet, viel zu schnell durchgeführt und auch schlecht nachbereitet –
Die Lehrerinnen und Lehrer genauso wie die Schülerinnen und Schüler und die Eltern sehnen sich nach Verlässlichkeit, nach Planbarkeit.
Herrn Meuthen, der jetzt leider nicht da ist, habe ich gefragt, was die AfD in der Bildungspolitik eigentlich will, und er hat dann gesagt: „Wir“ – also die AfD – „wollen alles wieder rückgängig machen, was Grün-Rot gemacht hat.“
Das ist der falsche Weg. Die Eltern, alle am Bildungswesen Beteiligten sehnen sich nach Planbarkeit, nach Verlässlich keit. Es kann doch kein gutes pädagogisches Prinzip sein: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.
Die FDP/DVP-Landtagsfraktion hat im Jahr 2014 ein ausführ liches Konzeptpapier vorgelegt, wie wir uns einen Schulfrie den in Baden-Württemberg vorstellen.
Frau Kultusministerin, Sie haben gesagt: „Wir wollen jetzt Ruhe in das System bringen.“ Dann biete ich Ihnen für die FDP/DVP-Landtagsfraktion noch einmal die offene Hand. Ihr Vorgänger hat sie mehrfach ausgeschlagen. Nils Schmid hat
uns dann tatsächlich eingeladen. Damals hat aber die CDU bei diesen Schulfriedensgesprächen nicht mitgemacht.
Ich halte es für einen zentralen Punkt, dass sich die Parteien auf die Grundleitlinien der Bildungspolitik einigen, damit al le mehr Planbarkeit, mehr Verlässlichkeit haben und Bildungs politik in Baden-Württemberg endlich einmal über Legisla turperioden hinaus gemacht wird. Das würde der Qualität in Bildungsfragen helfen. Wir Freien Demokraten haben unsere Vorstellungen auf den Tisch gelegt. Die anderen haben noch nichts vorgelegt.
Für die Fraktion GRÜNE er teile ich in der zweiten Runde das Wort dem Fraktionsvorsit zenden Schwarz.
Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Herr Kollege Kern, die Koalition hat natürlich ein Angebot vorgelegt. Das ist unser Koalitionsver trag.
Dieser Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Koalition steht ja gerade für Qualität, Planbarkeit, Leistung und Verlässlich keit im Bildungswesen. Da können Sie sich eine Scheibe ab schneiden, Herr Kern.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: In welcher Nebenab sprache steht das?)
Wenn Sie jetzt das Elternhaus ansprechen, so ist vollkommen unbestritten, dass in den Familien und im Elternhaus eine we sentliche Grundlage für den sozialen Erfolg und für den Bil dungserfolg der Kinder gelegt wird. Gerade deshalb unterstüt zen wir weitere Angebote wie Kinder- und Familienzentren mit über 1 Million € im nächsten Haushalt und das Bildungs haus mit mehreren Millionen Euro im nächsten Haushalt. Da sehen Sie: Wir machen unsere Hausaufgaben.
Sie waren lange genug an der Regierung beteiligt. Was haben Sie denn getan, um das Land auf die inklusive Beschulung vorzubereiten? Totalausfall bei Ihnen. Da haben Sie, die FDP/ DVP, nichts geleistet, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Ich rate Ihnen aber dazu – es ist nicht der richtige Zeitpunkt für gegenseitige Schuldzuweisungen; das habe ich in der ers
ten Runde gesagt, und das gilt auch jetzt –: Herr Kern, schau en Sie sich die Hattie-Studie doch einmal genau an.
Erfolgversprechende Konzepte sind eine gute Lehrer-Schü ler-Beziehung und eine gute Unterrichtsqualität. Frau Minis terin und Kollege Reinhart, das sind die erfolgversprechen den Konzepte. Daran werden wir arbeiten. Eine gute SchülerLehrer-Beziehung, eine gute Unterrichtsqualität, das werden wir in den Mittelpunkt stellen, liebe Kolleginnen und Kolle gen.
Frau Ministerin, ich sage Ihnen für uns, die Fraktion GRÜ NE, ganz klar zu: Wir nehmen Ihre Einladung an. Das machen die Bildungspolitiker und ich persönlich als Fraktionsvorsit zender. Ich nehme Ihre Einladung an und gehe mit Ihnen in den Dialog, um Lernprozesse, Lernbedingungen so zu gestal ten, dass sie erfolgversprechend sind, damit Kinder gute Leis tungen erbringen und wir die Kinder optimal vorbereiten. Das werden wir machen.
Frau Ministerin, ich bin Ihnen dankbar. Ich zitiere aus Ihrer Rede: „Schularten nicht gegeneinander ausspielen“, haben Sie gesagt.