Ach nein, besser nicht. Herr Sänze hat ja sowieso immer ein Problem, was Schülerinnen und Schüler, Jugend und so angeht.
Ja, genau. Für Ihren Fraktionsvorsitzenden Gögel gilt genau das Gleiche, wenn er sagt, die seien alle sozusagen „links-grün versifft“. Nein, wir reden hier über Schulöffnungen. Da brau che ich keine Einwürfe von Herrn Sänze oder von Herrn Gö gel oder von sonst irgendjemandem von der AfD.
Was wir brauchen, ist, dass wir auch in Zukunft kreative Lö sungen finden, damit der Regelbetrieb so weit wie möglich eingerichtet werden kann. Wir brauchen beispielsweise auf grund dieser Risikogruppen Personal, das den Ausfall von Lehrerinnen und Lehrern ersetzt. Wir haben den Vorschlag ge bracht, dass beispielsweise Studentinnen und Studenten den Unterricht mit begleiten können.
Wir werden aber trotzdem das Problem haben, dass z. B. Mu sik- und Sportunterricht nicht in vollem Umfang stattfinden können. Das sind Angebote, die zu einem normalen Regelbe trieb gehören. Wir brauchen nach wie vor eine realistische Einschätzung der Lage, und diese heißt: So viel Öffnung, so viel Präsenz- und Regelunterricht wie möglich, aber es wird
kein Regelunterricht sein wie vor Corona. Dessen müssen sich letztendlich alle Beteiligten bewusst sein.
Die Aussage, dass Kinder keine Infektion davontragen kön nen, stimmt so nicht. Wir haben schon jetzt Gegenbeispiele in Deutschland:
(Abg. Dr. Rainer Balzer AfD: Ich habe doch nicht ge sagt: „überhaupt keine“! Was für ein Unfug! „Keine besonderen“, habe ich gesagt!)
Schulen, z. B. in Magdeburg, mussten wieder schließen. Wir haben im Kreis Emmendingen eine Klasse, die zurück in die Quarantäne musste. Wir haben nach wie vor Corona bei uns im Land. Das müssen wir berücksichtigen. Deswegen wird ein weiterer Punkt nach wie vor sein, für die Fälle, dass Schu len schließen, Quarantänemaßnahmen umgesetzt werden müs sen, gewappnet zu sein. Dafür brauchen wir Verbesserungen im Fernunterricht. Wir brauchen die digitale Ausstattung der Kinder und Jugendlichen. Wir brauchen hier weitere Maßnah men. Daher braucht es auch weiterhin die Unterstützung des Landes, damit wir die Schulen in diesem Bereich fit machen, um zukünftig im Bedarfsfall auf digitale Lernmöglichkeiten zurückgreifen zu können.
Selbstverständlich braucht es auch freiwillige Angebote in den Ferien. Die Landesregierung ist hier bereits dabei. Wir unter stützen das auch. Man hätte das durchaus an manchen Stellen mit einem verpflichtenden Teil übernehmen können. Wir brau chen aber letztendlich für Schülerinnen und Schüler nicht nur Lernangebote, sondern wir brauchen auch zusätzliche Frei zeitangebote, damit sie in den Ferien die Möglichkeit haben, Bewegungszeit und Kreativzeit zu haben. Das heißt, die Fe rienangebote in den Kommunen müssen ausgebaut werden. Dort zusätzliche Angebote zu schaffen wird eine Aufgabe sein, damit wir die Schülerinnen und Schüler wieder zurück in den Unterricht, wieder in die Schulen bringen. Aber wir müssen ihnen auch zusätzliche Angebote zur Verfügung stellen. Da für brauchen wir keine AfD, die das vorschlägt; darauf kom men wir schon allein.
Zum Schluss möchte ich noch einmal betonen: Ich finde den Ausspruch „Rettet eine verlorene Schülergeneration!“, den Sie als Titel für die Aktuelle Debatte gewählt haben – –
Das heißt aber auch, dass wir gemeinsam mit den Schülerin nen und Schülern, die in den vergangenen Wochen die Krise verantwortungsvoll mit bewältigt haben, die die Maßnahmen im Gegensatz zu Ihnen akzeptiert haben, die zu Hause den Unterricht angenommen haben, die Zukunft gestalten müs sen.
Dabei möchte ich es auch bewenden lassen. An dieser Stelle muss man sagen: Es hätte eine schöne Debatte sein können, aber nicht mit dem Einwand der AfD.
Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Dr. Balzer, der Titel der von Ihnen beantragten Debatte lautet: „Die verlorene Schülerge neration muss gerettet werden“. Ich möchte Ihnen sagen: In Baden-Württemberg gibt es keine verlorene Schülergenerati on, und deswegen muss auch keine gerettet werden.
Sollte jemals eine Schülergeneration gerettet werden müssen, dann frage ich mich, ob sie wünscht, von Ihnen gerettet zu werden.
Ich will kurz einen Rückblick halten, einen Ausblick geben und vor allem auf das eingehen, was Frau Kollegin Boser be reits angedeutet hat.
Wir alle sahen uns im März mit einer unglaublichen Notsitu ation konfrontiert. Das war etwas, was man in den letzten Jahrhunderten in dieser Form noch nie erleben musste. Es wurde alsbald und umgehend gehandelt. Viele haben weit mehr geleistet, als man von ihnen hätte erwarten können. Ich nenne verschiedene Personengruppen.
Zum einen nenne ich die Schulleitungsteams. Ich möchte fest halten, dass im letzten Vierteljahr viele Schulleitungen weder ein freies Wochenende noch Ferien noch einen geregelten Fei erabend hatten. Deswegen ist es gelungen, negative Entwick lungen zu verhindern.
Zum Zweiten gibt es unglaublich viele aktive, innovative Leh rer, die mit den modernen Medien bestens vertraut sind und für die der Umgang damit überhaupt kein Problem war. Die se haben auch Maßstäbe gesetzt und Kollegen mitgerissen.
Sie haben Kollegen – zu denen ich übrigens auch gehört hät te – instruiert und dazu gebracht, dass sie sich mit den moder nen Medien beschäftigen und technisch überhaupt dazu in der Lage sind. Diesen engagierten Lehrkräften danken wir ganz besonders.
Zum Dritten hat es engagierte Schüler gegeben, die mitgehol fen haben. Das hat mich besonders beeindruckt. Ein solches Beispiel habe ich bei einem Kollegen zu Hause miterleben dürfen, der – ihm ging es genauso wie mir – davon technisch keine Ahnung hatte. Ein Achtklässler hat dafür gesorgt und war stolz darauf, dass innerhalb von zehn Minuten die ganze
Klasse beisammen war und der Unterricht stattfinden konnte. Auch das ist ein tolles Beispiel, wie man in der Not zusam mensteht.
Es wurde angesprochen, dass nicht alle Kolleginnen und Kol legen dazu in der Lage waren, es technisch zu bewältigen. Es stimmt auch, dass nicht alle die nötige Leidenschaft hatten. Aus diesem Grund möchte ich ganz bewusst Beispiele nen nen, die in diesem Zusammenhang erwähnenswert sind.
Kommen wir zu den guten Beispielen: Da ist der Grundschul lehrer, der mit dem Fahrrad durch den Ort fährt, Aufgaben bei den Schülern verteilt, nach Erledigung wieder einholt, Ge burtstagskarten abgibt usw. – ein außerordentlich gelungenes Beispiel dafür, wie gearbeitet worden ist.
Ich kenne Lehrer, die die Aufgaben mit frankiertem Freium schlag verschickt haben, denen die erledigten Aufgaben wie der zurückgeschickt wurden, die sie den Schülern nach Kor rektur wieder zugeleitet haben.
Ich weiß von Lehrerinnen und Lehrern, die mit großer Lei denschaft Gespräche mit Eltern, mit Jugendämtern, mit Sozi alarbeitern geführt haben und dafür Sorge getragen haben, dass nicht nur Kinder von Eltern aus systemrelevanten Beru fen an der Notbetreuung teilnehmen konnten, sondern auch und gerade Kinder aus prekären Familienverhältnissen die Möglichkeit erhalten haben, am Notunterricht in der Schule teilzunehmen.