Unter der Überschrift „,Starke ziehen Schwache mit‘ – Vor trag über Gemeinschaftsschulen“ schrieb Rainer Richter am 26. Juni 2013 in der „Südwest Presse“:
Was bringt die Gemeinschaftsschule? Professor Thorsten Bohl referierte kürzlich vor Eltern und Vertretern des Schulamts über Änderungen im Schulsystem, die derzeit auch in Schwäbisch Hall anstehen.
... Eine Gemeinschaftsschule bedürfe generell einer neu en Lernkultur, die erst entwickelt werden müsse. Für den Erfolg seien viele leistungsstarke Schüler notwendig, die sich für diese Schulart entscheiden. Eine starke Konkur renz wie im jetzigen dreigliedrigen Schulsystem behinde re die Entwicklung.
... Eine Gemeinschaftsschule, die von einer Werkrealschu le getragen wird und in Konkurrenz zu Realschule, Gym nasium und beruflichem Gymnasium stehe, habe nach al len Studien wenig Erfolgsaussichten.
Integrierte Schulsysteme könnten Bildungsbenachteili gungen vermindern. Dieser Effekt komme allerdings nur zum Tragen, wenn die Konkurrenz der Schulsysteme ge löst werde....
Ein Vater wollte wissen, wie er sich verhalten solle. Sein Kind habe eine Gymnasialempfehlung. Bohl meint, wenn Eltern die gute Konzeption einer erfolgreichen Gemein schaftsschule erkennen könnten, die mit gymnasialen Kräf ten arbeite, dann sei der Besuch einer Gemeinschafts schule optimal.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, genau so habe ich mir im mer eine neutrale, objektive Betrachtung des gegliederten und integrierten Bildungssystems vorgestellt.
Ich möchte Ihnen aber noch ein zweites und, wie ich finde, noch aufschlussreicheres Dokument über die wissenschaftli che Herangehensweise von Professor Bohl vorlegen. Im Jahr 2010 – also ein Jahr vor dem Regierungswechsel – wurde ein Interview mit Professor Bohl in der Zeitschrift „bildung und wissenschaft“ veröffentlicht. In dieser Zeitschrift findet sich auf Seite 12 folgendes wörtliche Zitat von Professor Bohl:
Für mich als Erziehungswissenschaftler ist über die em pirisch belegte Faktenlage hinaus interessant, wie man ein Schulsystem theoretisch begründen kann. Die theore tischen und historischen Begründungen des dreigliedri gen Schulsystems sind heute durchweg überholt,...
Was denken Sie persönlich: Wie sollte das Schulsystem organisiert sein, um möglichst allen Kindern und Jugend lichen optimale Lern- und Entwicklungschancen zu er möglichen?
Ich stelle mir ein integriertes Schulsystem vor, in welchem auf allen Ebenen kompetent mit Heterogenität umgegan gen wird,
(Abg. Claus Schmiedel SPD: Sehr richtig! Wunder bar! – Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Haben Sie et was dagegen?)
Liebe Kolleginnen und Kollegen von Grün-Rot, wer der the oretischen Logik der Gemeinschaftsschule folgt, der muss Re alschule und Gymnasium abschaffen,
Professor Bohl ist in seinen Äußerungen offener und ehrlicher als die grün-rote Koalition. Er sagt wenigstens offen und ehr lich, dass die Gemeinschaftsschulen nur funktionieren wer den, wenn die Gymnasien als lästige Konkurrenz verschwin den.
Die entscheidende Frage ist: Hat Grün-Rot den Mut, die Ge meinschaftsschule sich dem Wettbewerb und dem Vergleich mit anderen Schularten stellen zu lassen? Das würde bedeu ten, dass der Ausgang des Experiments offen ist. Dass die Eva luation der Gemeinschaftsschule nur im eigenen Saft schmo ren soll, dass also kein Vergleich mit anderen Schulen vorge sehen ist und ein vehementer Gemeinschaftsschulbefürwor ter als Chefevaluator ausgewählt worden ist, lässt nur einen Schluss zu: Grün-Rot misstraut der Leistungsfähigkeit des ei genen Lieblingskinds
Ich bin mit meiner Rede sofort fertig, dann gern. – Vielleicht wäre gerade eine solche Bewertung wichtiger – auch für die Fortentwicklung der Ge meinschaftsschule – als absehbare Propaganda.
Die FDP/DVP-Fraktion wird jedenfalls das gegliederte Bil dungswesen in Baden-Württemberg leidenschaftlich verteidi gen,
weil es die Menschen hier wollen und weil es seine Leistungs fähigkeit tatsächlich über Jahre hinweg empirisch bewiesen hat.
Herr Kollege Poreski, Sie erhalten nicht das Wort. Die Redezeit von Herrn Abg. Dr. Kern ist abgelaufen. Das folgt der Geschäftsordnung.
In der Geschäftsordnung steht, dass für eine Zwischenfrage nur das Wort erteilt wird, wenn der Redner noch Redezeit hat. Herr Dr. Kern hat keine mehr. Also geht das nicht.