Protocol of the Session on May 16, 2013

Deshalb müssen Sie sich auch jetzt an den Ansprüchen mes sen lassen, die Sie selbst geweckt haben. Wir jedenfalls las sen uns an unserer Position messen, die wir im Jahr 2010 im Wahlprogramm formuliert haben, die sich 2011, 2012 und 2013 auch nicht verändert hat.

Wir befürworten einen Nationalpark, wenn die Menschen vor Ort ihn mittragen, einen Nationalpark, über dessen Gebiets kulisse, wenn sie sich auf eine der Gemeinden erstreckt, ein Gesetz entscheiden soll. Einem Gesetz, das sich klar gegen Gemeinden wendet, die sich gegen einen Nationalpark aus gesprochen haben, werden wir nicht zustimmen.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Wir auch nicht!)

Für die Fraktion GRÜNE spricht Frau Abg. Sitzmann.

Herr Präsident, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Die FDP/DVP hat die heutige Debatte beantragt.

(Abg. Dieter Hillebrand CDU: Zu Recht!)

Herr Bullinger, es gibt einen Punkt, bei dem ich Ihnen recht gebe. In Bezug auf die Frage „Was bedeutet die Politik des Gehörtwerdens?“ haben Sie gesagt, das bedeute Zuhören, aber es sei nicht im Rahmen des Möglichen, dass jeder auch erhört werde.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Aber die Mehrheit sollte erhört werden! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Politik des Gehörtwerdens bedeutet: Zuhören, Erhören, wo es möglich ist.

(Lebhafte Unruhe bei der CDU – Glocke des Präsi denten)

Kollegin Sitzmann hat das Wort.

Es bedeutet keinesfalls ein Überhören. Das Prinzip, dass wir zuhören und Bedenken ernst nehmen, haben wir in dem gesamten Prozess, der beim Nati onalpark seit zwei Jahren läuft, intensiv und engagiert berück sichtigt, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Und die anderen zur „Restminderheit“ abgestempelt!)

Kollegin Sitzmann, gestatten Sie ei ne Zwischenfrage?

Nein, ich gestatte jetzt kei ne Zwischenfragen.

(Oh-Rufe von der CDU und der FDP/DVP – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das wäre zu viel des Gehörtwerdens!)

Erst einmal will ich Ihnen etwas sagen und will, dass Sie mir zuhören, denn ich habe jetzt Redezeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Tho mas Blenke CDU: Wann haben Sie mit den Gegnern gesprochen?)

Ich habe Ihnen auch gerade zugehört und erwarte, dass Sie das bei mir genauso tun.

(Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE zu CDU und FDP/DVP: Ihr habt doch durchregiert!)

Es ist völlig klar, dass es aus der Region Nordschwarzwald unterschiedliche Äußerungen gab. Es gab Voten von Gemein deräten, von Kreistagen.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Von wel chen Kreistagen?)

Es gab Umfragen, es gab Bürgerumfragen – –

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Welche Kreis tage haben da abgestimmt?)

Können Sie mich jetzt einmal ausreden lassen?

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Nein, wenn Sie solche Sachen sagen! – Abg. Peter Hauk CDU: Wenn Sie Behauptungen aufstellen!)

Es gab Bürgerumfragen in sieben Gemeinden. Es gab eine Vielzahl von Veranstaltungen, in denen unterschiedliche Mei nungen zutage getreten sind. Es gab ein umfangreiches Gut achten, das sehr viele Fragen,

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Offen ließ!)

Einwände und Bedenken, die es gegeben hat, aufgegriffen und ausgewertet hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass die Chancen bei Weitem überwiegen. All diese verschiedenen As pekte gilt es bei einer Politik des Gehörtwerdens einzubezie hen und zu berücksichtigen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)

Es hat am vergangenen Sonntag in sieben Gemeinden Bürger befragungen gegeben.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Mit 75 % der Fläche!)

Sechs von diesen Gemeinden lagen im Suchraum eines mög lichen Nationalparks.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: 75 % der Flä che!)

Die Ergebnisse waren

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Eindeutig! – Abg. Dieter Hillebrand CDU: Ernüchternd!)

deutlich. Auch für uns war die Deutlichkeit dieser Ergebnis se überraschend.

(Lachen des Abg. Dieter Hillebrand CDU)

Es geht darum, die Bedenken, die da zum Ausdruck kommen, ernst zu nehmen. Aber es geht auch darum, ernst zu nehmen, dass z. B. der Gemeinderat der Stadt Baden-Baden

(Abg. Thaddäus Kunzmann CDU: Plötzlich gelten Gemeinderatsbeschlüsse wieder! – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: 8 % der Fläche!)

nur kurz darauf eine Entscheidung getroffen hat, getragen durch eine breite Mehrheit der CDU und mit Zustimmung der FDP.

(Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE – Ge genruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das ist jetzt dummes Geschwätz! – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Das kann man nachlesen. Es entspricht den Tatsachen.

(Zuruf des Abg. Hans-Ulrich Sckerl GRÜNE)

Da wurde ganz klar die Einrichtung eines Nationalparks be grüßt. Es wurde auch der Beschluss gefasst,

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

stadteigenen Kommunalwald in das Gebiet eines National parks einzubringen.

Also: Auch diese Beschlüsse gibt es.

(Abg. Thomas Blenke CDU: Sie wollen doch immer auf das Volk hören!)

All das ist in Abwägung zu bringen, meine Damen und Her ren. Das tun wir.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Was für einen Schlüssel legt man an? Einen Flächenschlüssel?)