Ich gehe einen Schritt weiter. Wir haben eine Kulturland schaft, meine Damen und Herren, die über 300, 400 Jahre ge wachsen ist, eine naturnahe Waldwirtschaft. Dort gilt auch heute das wichtige Element „Schützen durch Nützen“. Ich glaube, so, wie das gerade jetzt im Schwarzwald gehandhabt wird, sind wir in der Waldwirtschaft Baden-Württembergs ge radezu vorbildlich.
Ich habe größte Zweifel, meine Damen und Herren, und fürch te, dass das, was man sich auch in puncto Ökologie verspricht, nicht eintritt und es eher zu einer Verarmung als zu einer stär keren Vielfalt kommen wird.
Am letzten Samstag habe ich mich mit einem Diplom-Forst wirt, der sich den Nationalpark Harz sehr genau angeschaut hat, unterhalten. Er sagt ganz klipp und klar, dass sich ein Standort durch ein künstlich erzeugtes Abholzen – das ist das, was im Nordschwarzwald tatsächlich vorgesehen ist – einer Kulturwaldwirtschaft, die über 300 Jahre so gewachsen ist, durch ein Abholzen von Millionen von Bäumen nicht zu ei nem Standort entwickelt, wie Sie sich ihn vorstellen, wenn Sie an einen Standort denken, der der Natur überlassenen wur de. Weiter sagt er: Im Harz haben wir das Problem, dass eben die Bäume, die in vergleichbarer Höhe wie zuvor dort wieder wachsen – also außer Brombeere und Gras –, in den nächsten 100 Jahren vor allem wieder Fichten sein werden, da diese dort wieder aussamen. Das heißt auf gut Deutsch, Sie müss ten Ihren „NABU-Park“, den Sie vorhaben, eigentlich einhau sen,
Es ist fachlich meines Erachtens völlig neben der Kappe, was Sie dort vorhaben, meine Damen und Herren.
Ich will jetzt aber zum Thema kommen, meine Damen und Herren. Das Thema betrifft ja letztendlich auch die Wirtschaft. Kollege Rapp hat klar und deutlich gesagt, dass nicht nur der Tourismus entscheidend ist. Aber im Nordschwarzwald ist nun einmal auch der Tourismus sehr wichtig. Jetzt nenne ich Ih nen einmal die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayeri scher Wald – da sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache –: Seit Jahren gehen die Zahlen der Übernachtungen im Bayerischen Wald zurück.
(Abg. Alfred Winkler SPD: Die Zahlen sind in den letzten zehn Jahren auch in Baden-Württemberg zu rückgegangen! Ohne Nationalpark!)
Damals wurden im Bayerischen Wald 1,5 Millionen Besucher gezählt. Heute sind es gerade noch eine Million, obwohl der bayerische Nationalpark zehnmal so groß ist, wie Ihr Lieb lingsprojekt werden soll.
(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Das ist völliger Quark! Er ist zweieinhalbmal so groß, nicht zehn mal!)
Fakt ist auch, dass die beiden Landkreise im Gebiet des bay erischen Nationalparks das Schlusslicht, das Armenhaus Bay erns sind. Sie haben die höchste Arbeitslosenquote bei völli ger Überalterung. Das wollen wir für den Nordschwarzwald nicht, sondern wir wollen einen naturnahen Tourismus.
Deshalb auch die Frage: Warum nicht das weiterentwickeln, was wir bereits haben? Warum dieses Extrem eines National parks?
Ich halte diese Wahlversprechen an die Umweltverbände, die Sie gemacht haben, für falsch. Diese Wahlkostenerstattung, die Sie mit diesem „NABU-Park“ jetzt vorhaben,
sollten Sie unterlassen. Sie sollten dieses Gebiet weiterentwi ckeln, und zwar mit den Menschen vor Ort, meine Damen und Herren.
Wenn ich fertig bin. – Ihnen, meine Damen und Herren, geht es meines Erachtens nicht um den Tourismus. Sie wollen die Menschen genau aus diesem Gebiet, aus der Kernzone fernhalten.
Meine Damen und Herren, die Touristen werden nicht dort hingehen; sie wollen keine umgesägten Bäume sehen, son dern sie wollen im Nordschwarzwald ihre Freizeit verbringen, sie wollen dort wandern, sie wollen laufen,
und sie wollen nicht das Totholz beobachten, über das sie stei gen müssen. Das wollen die Touristen dort nicht.
Denjenigen, die glauben, dass sie dort im Tourismus das gro ße Geld machen können, werden dann die Augen aufgehen.
Was mir noch viel wichtiger ist, meine Damen und Herren: Man kann eine solch einschneidende Sache nicht gegen die Beteiligten machen, gegen die beteiligten Bürgerinnen und Bürger vor Ort und in den angrenzenden Gemeinden.
Auf dem Bauerntag, Herr Bonde, hat der Kreisvorsitzende in der vergangenen Woche eine Frage sehr deutlich formuliert, und zwar für die Kreisbauernverbände Freudenstadt, Calw, Rastatt, Achern, Offenburg und Wolfach. Er fragte, aus wel chem Grund eigentlich diese Verbände nicht in die gesamten Entscheidungen in den Arbeitsgruppen mit einbezogen wur den. Die Frage ist: Fürchten Sie den Sachverstand der Wald bauern der angrenzenden Orte? Ich habe den Verdacht, dass es so ist.
Wir haben uns im Agrarausschuss am letzten Mittwoch ei gentlich darauf verständigt, dass man die beiden Anträge von CDU-Kollegen, die auf der Tagesordnung standen, absetzt, weil die Zeit nicht gereicht hat, und wollen darüber zusam men mit unserem Fraktionsantrag dann, wenn das Gutachten wie zugesagt eine Woche nach Ostern vorliegt, diskutieren. Wir sollten uns dann wirklich offen damit auseinandersetzen, und zwar hier im Landtag und vor Ort in allen Gemeinden. Danach müssen die Bürgerinnen und Bürger dazu in einer Bürgerbefragung Stellung nehmen können. Wenn sich dort die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich dafür aussprechen, wird auch die FDP/DVP nicht dagegen sein, meine Damen und Herren.
Aber wenn die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger dort sagt: „Wir wollen das nicht“, dann dürfen Sie hier nicht mit einem rot-grünen Mehrheitsbeschluss kommen und das dar überstülpen. Das dürfen Sie nicht machen.
Kollege Bullinger, war um wiederholen Sie die Aussage, wonach der Tourismus im Bayerischen Wald zurückgehe, obwohl Sie wissen, dass der Tourismus in ganz Bayern zurückgeht und in den Gebieten, in denen es keine Nationalparke gibt, stärker zurückgeht?
Ich habe es Ihnen schon damals gesagt: Entscheidend sind nicht nur die reinen Tourismuszahlen. Schauen Sie sich einmal die Wertschöpfung in den dortigen Gebieten an, und schauen Sie sich vor allem auch die Altersstruktur an. Die jungen Leute gehen weg. Ich will keinen Nationalpark mit Altersheimen. Entschuldigung, das ist ein wichtiger Punkt. Wir brauchen die gesamte Raum schaft. Das lassen Sie völlig unter den Tisch fallen.