Protocol of the Session on December 13, 2012

Das sagt nicht die Opposition in diesem Landtag, das sagt die GEW in diesem Land.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Am 25. September dieses Jahres hieß es – Zitat –:

Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Stell vertreter Nils Schmid haben heute den Bildungs-Bankrott für Baden-Württemberg erklärt.

Das sind nicht wir, die das sagen, das ist die GEW, die dies, an Ihre Adresse gerichtet, sagt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Dann sagen Sie doch mal was! – Gegenruf des Abg. Karl Zimmermann CDU: Wir sagen „Insolvenz“! – Abg. Claus Schmie del SPD: Sind Sie Pressesprecher bei der GEW, oder?)

Die GEW nennt die Einbringung des Entwurfs des Doppel haushalts einen „schwarzen Tag für die Bildung in BadenWürttemberg“. Und – wir haben es schon gehört – die GEW demonstriert hier vor dem Landtag gegen Ihre Bildungspoli tik.

Es ist unglaublich, dass Sie immer noch diesen Murks vertei digen. Alle anderen sind sich einig,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Welche „alle ande ren“?)

dass das nur ins Chaos führt.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Vor diesem Hintergrund möchte ich noch einmal an das Zitat des Ministerpräsidenten erinnern: Unsere Bildungspolitik „stößt auf den Zuspruch unserer Bevölkerung“. Da würde mich doch sehr interessieren, wie denn aus Ihrer Sicht die Ab lehnung der Bildungspolitik aussehen würde.

Die Wahrheit über Ihre Bildungspolitik ist eine andere. Kein einziger Politikbereich der grün-roten Landesregierung steht derart im Kreuzfeuer der Fachverbände wie Ihre Bildungspo litik.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Völlig zu Recht! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Das sagen Sie bei je dem Referat!)

Kein einziger Politikbereich der grün-roten Landesregierung bekommt von den betroffenen Menschen ein derart vernich tendes Zeugnis ausgestellt wie Ihre Bildungspolitik, und kein einziger Politikbereich der grün-roten Landesregierung steht vor einem derartigen Scherbenhaufen wie Ihre Bildungspoli tik.

(Zuruf der Abg. Muhterem Aras GRÜNE)

Deshalb: Legen Sie doch endlich einmal tragfähige Konzep te vor! Wo bleibt denn die regionale Schulentwicklungspla nung? Geben Sie Ihren Widerstand auf, und stimmen Sie dem FDP/DVP-Antrag zu,

(Zurufe von den Grünen: Nein, nein!)

eine Stellenbedarfserhebung für die Zukunft der Schulen in unserem Land vorzulegen.

(Abg. Sandra Boser GRÜNE: Wir sind in der Haus haltsdebatte!)

Das fordert mittlerweile doch sogar Ihre eigene Partei. Sind Sie denen auf dem Parteitag eigentlich auch so in die Parade gefahren, als dort ein Stellenentwicklungskonzept vorgeschla gen wurde?

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sehr richtig!)

Statten Sie endlich die Berufsschulen mit dem Personal aus, das sie dringend brauchen, um ihre Überstundenbugwelle ab zubauen, und bevorzugen Sie nicht permanent Ihr Lieblings kind Gemeinschaftsschule gegenüber allen anderen Schular ten,

(Abg. Andreas Schwarz GRÜNE: Wir sind doch hier nicht auf dem Parteitag!)

sondern sorgen Sie für eine faire Gleichbehandlung aller Schü ler und aller Lehrer in diesem Land.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Hören Sie auf, die Bildungslandschaft – Sie haben eine her vorragende Bildungslandschaft in Baden-Württemberg geerbt – mit dem ganz großen Schaufelradbagger umzugraben, und konzentrieren Sie sich auf die Bereiche, die tatsächlich zu re formieren sind.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Zurufe von den Grünen)

Denn sonst bleibt Ihre Bildungspolitik weiterhin eine Mi schung aus grüner Ideologie – Sie wollen ja die e i n e Schule für alle –, rotem Dirigismus – denn Sie verweigern schulorganisatorische Freiheiten – und einem ordnungspoli tischen Blindflug,

(Abg. Muhterem Aras GRÜNE: Wer hat denn die Maulkörbe in der Vergangenheit verpasst? Doch Sie!)

denn Sie richten massenhaft Gemeinschaftsschulen ein, ohne ein durchdachtes bildungspolitisches Gesamtkonzept für un ser Land zu haben.

Und an die Adresse des abwesenden Ministerpräsidenten sa ge ich: Sie tragen für die aktuelle Situation, für diese verkorks te Bildungspolitik die politische Verantwortung. Stellen Sie sich dieser Verantwortung, Herr Ministerpräsident, und über nehmen Sie Führung in diesem Politikbereich, der es dringend nötig hat. Wenn Sie sich dieser Verantwortung weiterhin ver weigern, läuft unser Land Gefahr, in diesem für die soziale Gerechtigkeit so wichtigen Politikbereich

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Plötzlich?)

nachhaltig Schaden zu nehmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Für die Landesregierung spricht die Kultusministerin, Frau Warminski-Leitheußer.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Sie trägt schon Trauer!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Da men und Herren! Diese Landesregierung ist mit klaren Zielen angetreten. Wir bringen Bewegung.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: An die Wand! Bewegung an die Wand!)

Wir machen Schluss mit dem Reformstau in der Bildungspo litik. Wir sorgen für mehr Bildungsgerechtigkeit im badenwürttembergischen Schulsystem. Und wir sorgen dafür, dass das Bildungssystem in Baden-Württemberg so aufgestellt ist, dass wir tatsächlich dem internationalen Wettbewerb stand halten können.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Stillstand in der Bil dungspolitik ist sehr riskant, und Sie haben in den vergange nen Jahrzehnten die Bildungspolitik in Beton gegossen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Lachen bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Friedlinde Gurr- Hirsch CDU: Das ist kein Fehler! Wir hatten verläss liche Strukturen!)

Da hat sich überhaupt nichts verändert. Stillstand in der Bil dungspolitik ist nicht nur gefährlich für die Pädagogik an den

Schulen, sondern auch gefährlich in der Politik. Deshalb sind Sie abgewählt worden.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: Bestimmt wegen der Bildungspoli tik! – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Das Volk hatte Sehnsucht nach Ihnen!)

Sosehr es Ihnen vielleicht Spaß macht, darüber zu spekulie ren, was ich denn in meinem Amt tue, sollten Sie doch darü ber nachdenken, wie Sie politische Mehrheiten zurückgewin nen.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Sie sind schon froh, wenn Sie im Amt sind! – Abg. Peter Hauk CDU: Wir denken nicht so viel darüber nach wie Sie! – Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Jedenfalls haben Sie es mit diesem Stil nicht geschafft.

(Zuruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU)