Protocol of the Session on December 12, 2012

Im Personalbereich reduziert sich der Rechnungshof um eine Stelle. Das ist nicht gerade viel, aber verglichen mit den Stel lenmehrungen in manchen Ministerien, in denen es Zuwäch se wie in Karnickelställen gibt, ein klarer Fingerzeig.

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP)

Alle Wirtschaftlichkeitsindikatoren unterstreichen es eindeu tig: Unter den Rechnungshöfen aller Flächenländer ist unser Rechnungshof der sparsamste und der effizienteste.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Dafür, aber auch für die kritische Begleitung unserer Arbeit dankt Ihnen, Herr Präsident Munding, und Ihren Mitarbeite rinnen und Mitarbeitern meine Fraktion auf das Herzlichste.

Die Haushaltsdisziplin wäre ohne die Ideen und Impulse des Rechnungshofs ein Stück ärmer. Finanzkontrolle und Staats verschuldung werden die Schicksalsfragen der kommenden Generationen sein. Ohne die offene und sachliche Auseinan dersetzung mit Ihrem Haus würde sich das Credo des Finanz

ministers „Nach mir die Sintflut“ verfestigen. Wir sehen den Rechnungshof als unseren Verbündeten an. Dem Einzel plan 11 stimmen wir daher aus großer Überzeugung zu.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜ NE erteile ich Frau Abg. Aras das Wort.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Das wird schwer zu toppen sein! – Heiterkeit – Abg. Andreas Stoch SPD: Das ist Limbo! – Abg. Muhterem Aras GRÜ NE fährt das Rednerpult nach unten. – Abg. Volker Schebesta CDU: Bravo! – Beifall bei Abgeordneten der CDU – Heiterkeit der Abg. Muhterem Aras GRÜ NE – Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: So viel ge lacht hat Frau Aras noch nie!)

Sie wissen nicht, wie viel ich überhaupt lache. – Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kol legen, sehr geehrter Herr Präsident Munding! Wir sind sehr froh, einen so starken und kompetenten Rechnungshof zu ha ben, der den Landtag, die Regierung und die Verwaltung un terstützt, auch wenn er nicht immer bequem ist. Denn als An walt der Steuerzahler achtet er darauf, dass die Steuergelder zielgerichtet und sparsam eingesetzt werden. Deshalb legt er immer wieder die Finger in die Wunde, kritisiert und macht vor allem auch strukturelle Einsparvorschläge, die dazu füh ren, dass der Haushalt korrekt und effizient geführt wird.

Investieren, Sanieren, Konsolidieren sind die grün-roten Leit gedanken bei der Aufstellung des Landeshaushalts. Dabei se hen wir große Übereinstimmung mit dem Rechnungshof. Des halb haben wir bereits in den letzten anderthalb Jahren, seit der Regierungsübernahme, etliche Anregungen des Rech nungshofs aufgenommen. Ich zähle hier nur einige wenige auf: die Weiterentwicklung der IT-Verwaltung, die Verbesse rung der Transparenz bei Großprojekten wie der Landesmes se Stuttgart oder die Nutzung der demografischen Rendite auch zur Konsolidierung des Landeshaushalts.

In seiner Denkschrift 2012 stellt der Rechnungshof ausführ lich dar, dass eine Konsolidierung des Landeshaushalts ohne eine Begrenzung der Personalkosten nicht gelingen kann. Wenn man sich die Struktur des Landeshaushalts genauer an schaut, wird das eigentlich jedem klar, auch wenn es der Op position noch nicht so geht. Der Personalkostenanteil beträgt immerhin 40 %.

Wir stellen uns dieser Herausforderung auch bei starkem Ge genwind und sind dankbar für die Rückendeckung durch den Rechnungshof als Anwalt der Steuerzahler.

Aber es gibt auch noch einige andere wichtige Übereinstim mungen, nämlich bei der Schuldenbremse. Zur Schuldenbrem se möchte ich ein Zitat aus der Denkschrift 2012 anführen:

Baden-Württemberg sollte vielmehr die Schuldenbremse – wie andere Länder auch – in die Landesverfassung auf nehmen und ihr damit die gebührende rechtliche und po litische Bedeutung verschaffen. Es gibt keinen Grund, die ses Vorhaben weiter aufzuschieben.

(Zuruf von der CDU: Ja, dann macht das!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen aus den Oppositionsfrakti onen, wir haben versucht, Sie ins Boot zu holen, und bedau ern sehr,

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Für 2020!)

dass Sie sich dieser Verantwortung bisher entzogen haben.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Für 2020!)

Das ist schade, denn eine Verfassungsänderung wäre ein star kes Signal für ein schuldenfreies Baden-Württemberg.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Nicht 2015!)

Unser haushaltspolitisches Ziel für Baden-Württemberg ist die Nullneuverschuldung.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: In welchem Jahr zehnt? – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Zum Sankt-Nimmerleins-Tag!)

Über die Frage, in welchem Tempo die Nullneuverschuldung erreicht werden kann, haben der Rechnungshof und die Lan desregierung mit den Regierungsfraktionen unterschiedliche Meinungen. Das ist auch kein Geheimnis. Aber wir sind uns in der Sache einig, dass wir sparen müssen, und zwar struk turell sparen müssen.

Dazu möchte ich aus der Denkschrift 2010 zitieren:

Die Bewältigung dieser drei Herausforderungen

der Haushaltskonsolidierung –

setzt eine mehrjährige Strategie voraus. Die Politik darf nicht dabei stehen bleiben, die einzelnen Haushaltsjahre nur punktuell zu betrachten,... Mit Beginn der neuen Le gislaturperiode sollten Haushaltsaufstellung und mittel fristige Finanzplanung mit einer perspektivischen Be trachtung bis 2020 (Erreichen der Schuldengrenze) ver knüpft werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, genau das machen wir. Wir möchten nämlich die Deckungslücke von 2,5 Milliarden € schrittweise durch Einsparungen von immerhin 250 Millio nen € pro Jahr bis 2019 schließen. Denn einen Kahlschlag können und wollen wir nicht verantworten.

Die grün-rote Landesregierung ist wirklich stark, aber eine jahrzehntelange Verschuldungspolitik der CDU

(Oh-Rufe von der CDU – Unruhe)

lässt sich nicht innerhalb von zwei Jahren einfach ungesche hen machen.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen – Abg. Fried linde Gurr-Hirsch CDU: Sie machen doch noch wei tere Schulden! Der Prozess der Reinwaschung funk tioniert nicht! – Abg. Thomas Blenke CDU: Die Plat te ist inzwischen so alt, dass man sie auf dem Gram mofon abspielen müsste!)

Wir schätzen die geradlinige, kompetente und unaufgeregte Arbeit des Rechnungshofs sehr. Als Anwalt des Steuerzahlers können Sie uns sowie der Landesverwaltung und der Landes

regierung ruhig auf die Füße treten, wenn wir bequeme We ge gehen wollen – auch dann, wenn das in den nächsten Jah ren sicher nicht schmerzfrei sein wird.

Ich bitte Sie, den Dank und die Wertschätzung auch an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzugeben. Wir freuen uns auf eine weiterhin konstruktive Zusammenarbeit. In ei nem können Sie sicher sein: Bei uns werden Sie, wie Sie se hen, nicht auf Granit beißen.

Danke.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Für die SPD-Fraktion erteile ich das Wort Herrn Abg. Maier.

Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Präsident Mun ding! Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum 60. Ge burtstag des Rechnungshofs. Er ist damit genauso alt wie das Land Baden-Württemberg.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Das hat auch etwas miteinander zu tun!)

Sie haben diesen Geburtstag sehr gut gefeiert; Sie haben ein Forum für nachhaltige Finanzpolitik in Karlsruhe veranstal tet – eine hochinteressante und hochkarätig besetzte Veran staltung. Es hat Spaß gemacht, dabei zu sein und zuzuhören.

Lieber Herr Löffler – – Wo sitzt er denn?

(Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU: Hier!)

Jetzt sehe ich ihn. Er sitzt hier vorn. – Herr Löffler, das war eine interessante Rede. Aber heute haben wir den 12. 12. und nicht den 11. 11.

(Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Ist das euer Parteitag gewesen, oder was?)

Mit dem Einzelplan 11 – Rechnungshof – liegt uns der kleins te Einzelplan des Staatshaushaltsplanentwurfs für die Jahre 2013/2014 vor. Der Rechnungshof – das haben wir jetzt schon mehrfach gehört – ist sehr günstig; er kostet pro Einwohner lediglich 2 € und ist damit wahrscheinlich der günstigste Rechnungshof aller Flächenländer.

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Der Abgeordnete im Landtag ist noch billiger!)