Wir haben so gute Argumente, dass wir den Dialog nicht scheuen, gerade nicht den Dialog mit den Lehrerinnen und Lehrern.
Herr Wacker, zu Ihrer Frage: Insbesondere durch den Städte tag ist vorgetragen worden, dass wir uns überlegen sollten, bei der Entwicklung der Schullandschaft, bei der Entwicklung hin zu Gemeinschaftsschulen Entwicklungsschritte – z. B. über Verbundschullösungen – zuzulassen.
Denn eines ist klar: Wir stehen mit den kommunalen Landes verbänden im Dialog. Wir haben uns darauf geeinigt, zur Bil dungspolitik insgesamt eine Zielvereinbarung zu schließen. Wir werden uns gerade über diese Frage sehr sorgfältig unter halten.
Die Frage ist, ob wir Entwicklungsschritte hin zur Entwick lung einer Gemeinschaftsschule zulassen, wenn eine Schule sagt oder mehrere Schulen sagen, sie seien jetzt noch nicht in der Lage, den ganz großen Schritt zu machen. Das halte ich für überlegenswert, und das wird im Augenblick diskutiert und beraten.
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Also das große Ziel ist die Gemeinschaftsschule! – Abg. Peter Hauk CDU: Was machen Sie dann? Würden Sie solche Modelle zulassen oder nicht? Das ist eine ganz einfache Fra ge! Die kann man mit Ja oder Nein beantworten!)
Frau Ministerin Warminski-Leit heußer, können Sie mir sagen, in welchen deutschen Ländern es erfolgreiche Gesamtschulen gibt,
und kennen Sie den Satz von Joachim Gauck: „Wir träumten vom Paradies und wachten auf in Nordrhein-Westfalen“?
Ja, ich kenne ein Bundesland, in dem es drei erfolgreiche Gesamtschulen gibt. Das Bundesland heißt Baden-Württemberg.
Das sage ich mit allem Selbstbewusstsein: Diese Schulen sind grandios gut und haben einen unglaublich großen Bildungs erfolg.
Sie sind übrigens sehr gut ausgestattet und mit den Gesamt schulen in anderen Bundesländern nicht vergleichbar. Ich sa ge das ausdrücklich.
Wir haben also gute Schulen hier in Baden-Württemberg. An sonsten kann ich nur sagen: Ich fühle mich in Baden-Würt temberg sehr wohl.
Das ist ein wunderschönes Land mit einem ungeheuren Po tenzial und ungeheuren Entwicklungsmöglichkeiten.
Frau Ministerin, ich habe in meiner Rede sinngemäß gesagt, Sie zwingen den Kommu nen, die eine Gemeinschaftsschule haben wollen, ein ganz be stimmtes pädagogisches Konzept auf. Sie haben jetzt geant wortet, dass das nicht stimme. Deshalb möchte ich jetzt von Ihnen wissen: Wenn eine Kommune und die vor Ort an der Schule Beteiligten längeres gemeinsames Lernen, beispiels weise bis einschließlich Klasse 6, unter einem gemeinsamen Dach haben möchten und danach ein Kurssystem mit einem Gymnasialzug, mit einem Realschulzug, mit einem Haupt schulzug haben möchten und das Ganze „Gemeinschaftsschu le“ nennen, genehmigen Sie dann diese Gemeinschaftsschu le, ja oder nein?
Um das ganz klar zu sagen: Nein. Das wäre keine Gemeinschaftsschule, sondern das ist das Konzept der Gesamtschule. Man müsste sich dann darüber unterhal ten, ob man so etwas als Modell zuließe.
Was ich deutlich machen wollte, Herr Dr. Kern, ist Folgen des: Diejenigen, die sich auf den Weg machen, sind begeis tert von diesen neuen Konzepten.
Herr Präsident, verehrte Kollegin nen und Kollegen, meine Damen und Herren! Werter Kolle ge Wacker, werter Kollege Dr. Kern, wenn ich Sie hier reden höre, dann befallen mich ganz nostalgische Gefühle.
Da fällt mir nämlich das Grammofon meiner Großeltern ein und die Platte von Mario Lanza – Schellack, 78 Umdrehun gen in der Minute, reichlich angestaubt, und einen Sprung hat te sie auch. Das fällt mir ein, wenn Sie hier über Bildung re den. Das ist reichlich verstaubt und hat einen Sprung. Irgend wann kommt immer nur noch: Einheitsschule, Einheitsschu le, Einheitsschule. Heute sagen Sie: „sogenannte Gemein schaftsschule“.
Fällt Ihnen denn nichts mehr ein? Merken Sie nicht, wie weit Sie sich von der gesellschaftlichen Debatte entfernen? Es sind doch Bürgermeister mit Ihrem Parteibuch, die uns die Tür ein rennen und fragen: „Was muss ich tun, damit ich eine Gemein schaftsschule bekomme?“
Es ist doch die CDU im Land, von Tübingen bis Süßen, von Nord nach Süd, von Ost nach West, die in den Gemeinderä ten einstimmig für die Einrichtung von Gemeinschaftsschu len streitet.
(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Karl Zimmermann: Weil jedes Dorf mit 1 000 Einwohnern meint, es könnte eine Gemeinschaftsschule haben!)