Protocol of the Session on January 27, 2016

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Aber es geht noch weiter. In der damaligen Rede hat Winfried Kretschmann gesagt:

Außerdem haben wir einen wichtigen Fortschritt bei den Geldleistungen errungen. Das Asylbewerberleistungsge setz sieht bislang einen Vorrang für Sachleistungen vor. Das ist beschämend, weil die Flüchtlinge sich dadurch Dinge des täglichen Bedarfs wie Essen oder Kleidung nicht selbst aussuchen können. Das ändert sich nun: In Zukunft wird es einen Vorrang für Geldleistungen geben.

So Winfried Kretschmann im September 2014, als es darum ging, endlich weitere Balkanstaaten zu sicheren Herkunfts ländern zu erklären. Das war der Preis, den Sie verhandelt ha ben, und dafür tragen Sie die Verantwortung, Herr Minister präsident.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Meine Damen und Herren, wir brauchen endlich eine konse quente Politik, die auch eine nachhaltige Reduzierung der Flüchtlingszahlen gewährleistet, und eine Politik, die Sicher heit in Baden-Württemberg, insbesondere auch rings um die Flüchtlingsunterkünfte, gewährleistet.

Deshalb geht es erstens darum, dass wir die Polizei stärken. Wir wollen 1 500 neue Stellen bei der Polizei einrichten, denn in der Flüchtlingskrise brauchen wir mehr Polizei.

Zweitens: Wir werden die Einführung der Gesundheitskarte stoppen. Der Städtetag hat es am Montag nochmals klar ge sagt: Mit der Gesundheitskarte verlieren die Kommunen die Kontrolle über die Kosten der medizinischen Behandlung.

Drittens: Wir werden uns für Transitzonen einsetzen. Das wollten CDU und CSU vor Monaten. Die SPD hat es ausge bremst. Wir brauchen die Kontrollen an den Außengrenzen, um schnelle Rückführungen zu ermöglichen.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Zuruf des Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD)

Viertens: Wir werden die Geldauszahlung an den Erstaufnah mestellen stoppen, indem wir den konsequenten Umstieg von Geld- auf Sachleistungen vorantreiben und falsche Anreize in unserem Land endgültig abschaffen.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Fünftens: Wir werden das verschärfen, Herr Ministerpräsi dent, was Sie im September 2014 fälschlicherweise heraus verhandelt haben, nämlich die Residenzpflicht. Diese brau chen wir zwingend und dringend. Während eines Asylverfah rens muss jederzeit die Möglichkeit bestehen, zu wissen, wo sich ein Asylbewerber aufhält, um das Verfahren auch be schleunigen zu können.

Sechstens: Wir werden uns für weitere sichere Herkunftslän der einsetzen.

Meine Damen und Herren, während Herr Kretschmann und die Grünen immer davon gesprochen haben, das sei reine Symbolpolitik, hat sich bei den Balkanstaaten gezeigt, dass die Zugangszahlen seit dem Moment, in dem diese Staaten si chere Herkunftsländer waren, drastisch zurückgegangen sind. Das muss jetzt fortgesetzt werden mit Staaten aus Nordafri ka: Marokko, Algerien, Tunesien. Auch sie müssen zu siche ren Herkunftsländern erklärt werden. Herr Ministerpräsident, kein neuer Kuhhandel, keine taktischen Verzögerungen, Zu stimmung jetzt! Das erwarten wir von Grün-Rot in BadenWürttemberg.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Herr Ministerpräsident, kommen Sie zu einer glaubwürdigen Politik zurück.

(Lachen bei den Grünen und der SPD – Zuruf von der SPD: Fastnacht ist erst nächste Woche!)

Wenn Sie nach all dem, was Sie 2014 mit Blick auf die Resi denzpflicht herausverhandelt haben, gestern in der Zeitung er klären,

(Zuruf des Abg. Wolfgang Drexler SPD)

die Bundesregierung müsse endlich die rechtliche Grundlage für eine Wohnsitzauflage schaffen,

(Lachen bei der CDU und der FDP/DVP)

dann muss ich sagen: Hier redet ein Grüner schwarz, ohne da bei rot zu werden. Glaubwürdigkeit sieht anders aus, meine Damen und Herren.

(Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜNE erteile ich das Wort Frau Fraktionsvorsitzender Sitzmann.

(Zuruf von der CDU: Jetzt wird es schwer!)

Herr Präsident, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Herr Kollege Wolf, vielleicht ein klei ner Tipp unter Kollegen: Ich finde, Sie sollten dringend die Brille wechseln.

(Widerspruch bei der CDU – Abg. Friedlinde Gurr- Hirsch CDU: Unterste Schublade!)

Denn mit Ihrer schwarzen Wahlkampfbrille nehmen Sie nur noch das wahr, was in Ihr taktisches Muster passt.

(Zuruf der Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU)

Die Realität in Baden-Württemberg sieht anders aus, Herr Kollege Wolf.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Wir haben eine Landesregierung, die verantwortungsvoll und mit Augenmaß dieses Land führt, geführt von unserem Minis terpräsidenten Winfried Kretschmann. Wir haben eine funk tionierende Landesverwaltung, geregelte Abläufe

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Die habt ihr von uns übernommen!)

und geordnete Verfahren, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

In Baden-Württemberg sind im letzten Jahr 185 000 Men schen angekommen, 100 000 sind verblieben. Wir hatten teil weise pro Woche Zugänge von 10 000 bis 12 000 Menschen. Dafür wurden Unterkünfte geschaffen in der Dimension von Spaichingen, Titisee-Neustadt oder Bad Dürrheim. Meine Da men und Herren, es ist gelungen, dass jeder dieser Menschen ein Dach über dem Kopf, ein Bett, Essen und eine Grundver sorgung hat. Das ist eine große Leistung.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Ich danke all denjenigen, die das geleistet haben. Das sind die Beschäftigten in unserer Landesverwaltung, die Taskforce, die vielen Ehrenamtlichen, die Mitarbeiter in den Regierungsprä sidien und auf kommunaler Ebene, die Polizei und viele mehr.

Meine Damen und Herren, das ist nicht überall so. Nehmen Sie heute die Meldung aus Berlin, wo die Leute – unter Ver antwortung eines CDU-Senators – vor dem LAGeSo tagelang Schlange stehen. Heute ist dort angeblich jemand nach tage langem Warten sogar verstorben. Wir in Baden-Württemberg haben geordnete Verfahren. Wir haben alle Flüchtlinge unter gebracht, und, meine Damen und Herren, alle, die an die Krei se überstellt wurden, waren stets registriert. Daran zeigt sich, ebenso wie an unserem Vorzeigeprojekt in Baden-Württem

berg, dem Verteilzentrum in Heidelberg, dass diese Landes verwaltung gut funktioniert.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Nicht umsonst, Herr Kollege Wolf, geben sich Politiker aus Bund und Ländern in Heidelberg die Klinke in die Hand, weil sie das Verteilzentrum sehen wollen, wissen wollen, wie es funktioniert. Sie sind auch voll des Lobes. Ich erinnere an den CDU-Innenminister Thomas de Maizière oder den Chef der Bundesagentur für Arbeit, Herrn Weise.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Wir haben die Verantwortung übernommen, wir haben gehan delt – mit Augenmaß und mit einer gut funktionierenden Ver waltung. Da mögen Sie sich hier im Landtag echauffieren, wie Sie wollen, Herr Wolf. Diese Regierung und die sie tragenden Fraktionen sind nicht das Problem. Vielmehr liegt das Prob lem

(Lachen bei Abgeordneten der CDU)

lesen Sie selbst in der entsprechenden dpa-Meldung nach – in der Union, auch bei der CDU in Baden-Württemberg. Der Landesvorsitzende Thomas Strobl hat am 26. Januar über dpa dazu aufgerufen, die CDU in Baden-Württemberg solle doch geschlossen sein. Außerdem sollten die unterschiedlichen Stimmen und das Artikulieren unterschiedlicher Vorschläge eingestellt werden.

Außerdem hat er gesagt, er halte den Asylkurs von Kanzlerin Merkel für richtig. Weiter sagte er, wer den Eindruck erwe cke, es gebe den einen Schalter, den man nur umlegen müs se, sei entweder politisch naiv oder ein Scharlatan.

(Zurufe von den Grünen und der SPD – Vereinzelt Beifall)

Vielleicht hat er Sie gemeint, Herr Kollege Wolf, weil Sie vor täuschen, man könne mit einfachen Lösungen Probleme lö sen. Das kann nicht funktionieren.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zurufe)