Protocol of the Session on July 28, 2010

Herr Kollege Schmid, wenn Sie ein EFRE-Existenzgrün dungsprogramm fordern, sage ich Ihnen: Das gibt es im Wirt schaftsministerium bereits. Das baden-württembergische Wirt schaftsministerium fördert mithilfe eines EFRE-Programms in vier Oberzentren kreative Gründungen. Das gibt es bereits. Es gibt Existenzgründungen, die mit EFRE gefördert werden.

(Zuruf des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Sie müssen sich besser über das informieren, was im Land Ba den-Württemberg läuft, wenn Sie den Anspruch erheben, die ses Land regieren zu wollen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Ebenso haben wir kein Wort über die Clusterpolitik, über die Spitzencluster im Land Baden-Württemberg gehört.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Der weiß doch gar nicht, was das ist!)

Das alles sind Dinge, die Sie offensichtlich gar nicht wahr nehmen, weil das nicht in Ihre Ideologie passt. Diese heißt aber, das Land Baden-Württemberg schlechtzureden, meine Damen und Herren.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Dieser Spruch hat wie der gefehlt!)

Denn das ist die einzige Chance, die Sie sehen,

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP zu SPD und Grünen: Jawohl! Miesmacher! Nestbeschmutzer!)

um den Zipfel der Macht im Land Baden-Württemberg zu er heischen.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Denn nur darum geht es Ihnen.

Aber wir haben Schwächen; wir haben Probleme.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Aha!)

Das will ich überhaupt nicht verleugnen. Wir müssen im Be reich der Vernetzung der Forschung mit den kleinen und mitt leren Unternehmen besser werden. Das muss im Land BadenWürttemberg besser werden. Dieses Problem gehen wir an, beispielsweise durch die Innovationsgutscheine. Aber es müs sen weitere Maßnahmen folgen. Diesen Erkenntnisgewinn ha ben wir durchaus.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Dr. Rülke, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Lehmann?

Bitte schön, Herr Abg. Lehmann.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Lehmann, Bodensee! – Zuruf: Mister Lehman! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Lehman Brothers!)

Vielen Dank. – Herr Rül ke, haben Sie das McKinsey-Gutachten gelesen? Darin wird gerade zur Clusterpolitik in Baden-Württemberg ausgesagt, dass die Art und Weise, wie die Clusterpolitik in Baden-Würt temberg gemacht wird – eben regional –, nicht richtig ist und dass man sie neu aufstellen müsste. Es wird gesagt, da gebe es Handlungsbedarf.

Ihre erste Frage war, ob ich das Gutachten gelesen habe. Die Antwort heißt Ja.

Die Frage, die dabei wahrscheinlich mitschwingt, ist die Fra ge danach, ob man die Clusterpolitik noch verbessern kann. Natürlich kann man die Clusterpolitik noch verbessern. Aber ich glaube, man kann nicht sagen, dass die Clusterpolitik falsch wäre. Sonst hätten wir bei den Spitzenclusterwettbe werben nicht so gut abgeschnitten, Herr Kollege Lehmann.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Minister Ernst Pfister: So ist es!)

Weiter weist das McKinsey-Gutachten darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in Baden-Württemberg lang samer wächst als in Hessen oder Bayern. Das räumen wir durchaus ein. Wenn wir so argumentieren würden wie die Op position, würden wir sagen: Da kann doch die Regierung nichts dafür. Aber wir räumen ein: Wir haben hier ein Umset zungsdefizit, und wir müssen in diesem Bereich besser wer den.

(Abg. Peter Hofelich SPD: Ein „Umsetzungsdefi zit“!)

Wir sind mit dem dritten Platz nicht zufrieden. Wir wollen den ersten Platz erreichen, auch in diesem Bereich. Dafür brau chen wir Wachstum. Aber es ist doch keine Politik, Herr Kol lege Kretschmann, Wachstum zu verteufeln

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Genau!)

und zu sagen: „Das erreichen wir nie. Das sind Wolkenku ckucksheime. Deshalb lassen wir es lieber gleich.“ Nein. Wir müssen das angehen, Herr Kollege Kretschmann. Wir müs sen es angehen,

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: So ist es! Handeln! Machen!)

und zwar über Qualifikation, über Infrastruktur. Das sind Pro jekte, die Sie verhindern. Straßen wollen Sie sowieso nicht; die Schiene und die Bahnhöfe bekämpfen Sie auch. Das, was Sie anzubieten haben, ist keine Infrastrukturpolitik, Herr Kol lege Kretschmann.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Dasselbe gilt für die Energieversorgung. Sie wollen offen sichtlich zurück ins Kohlezeitalter und werfen der Landesre gierung vor, in Baden-Württemberg würden Kohlekraftwer ke gebaut. Meine Damen und Herren, warum werden denn in Baden-Württemberg Kohlekraftwerke gebaut? Das ist doch die Folge Ihrer rot-grünen Ausstiegsideologie.

(Beifall bei der FDP/DVP und des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: So ist es!)

Das ist der Grund dafür, dass wir wieder zu den fossilen Ener gieträgern zurückmüssen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Ich denke, ihr steigt nicht aus! Was gilt denn jetzt?)

Klimafreundliche Politik ist für Sie offensichtlich ein Fremd wort. Denn es ist völlig richtig, was Kollege Hauk sagte: Wenn wir klimafreundlich und mit dem Ziel der Versorgungssicher heit unseren Wohlstand durch eine sichere Energieversorgung gewährleisten wollen, wenn wir in Baden-Württemberg da mit in die Zukunft wollen, dann können wir nicht einfach von heute auf morgen die Kernkraftwerke abschalten

(Abg. Reinhold Gall SPD: Das will doch kein Mensch! Das ist doch dummes Zeug! – Unruhe)

und von heute auf morgen darauf hoffen, dass dies alles mit regenerativen Energien geht. Deshalb ist es notwendig, die Laufzeiten der Kernkraftwerke zu verlängern.

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Innerhalb von zwölf Jahren abschalten! Nicht von heute auf mor gen! – Unruhe)

Ja, von heute auf morgen.

(Zurufe: Nein!)

Sie wollen z. B. Neckarwestheim I heute abschalten.

(Zuruf: Nein, morgen!)

Das können wir uns nicht leisten, meine Damen und Herren, und das wollen wir uns auch nicht leisten.

(Zuruf: Sehr richtig!)

Wir wollen ins Zeitalter der erneuerbaren Energien – wie es das McKinsey-Gutachten durchaus anrät –, aber so, dass die baden-württembergische Wirtschaft das auch überlebt und dass die Bürger in diesem Land eine sichere und auch bezahl bare Energieversorgung haben.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: So ist es!)

Gern sind wir als FDP/DVP dazu bereit, ein modernes, an den Interessen unseres Standorts orientiertes Zuwanderungsgesetz zu machen. Dazu kann ich nur jedem sagen: Willkommen im Klub; das haben wir schon seit Jahren so vertreten. Wir unter stützen sofort eine Bundesratsinitiative zur Zuwanderung, die helfen soll, diese 500 000 zusätzlichen Fachkräfte zu gewin nen. Eine Zuwanderungspolitik nach dem Muster Kanadas oder Australiens ist mit uns sofort zu machen, meine Damen und Herren. Gern sind wir bereit, auch ein Kontingent für Per sonen festzulegen, die keine feste Aussicht auf einen Arbeits platz haben, sofern sie bestimmte Kriterien erfüllen. Diese Kriterien können das Alter, die Qualifikation und die Sprach kenntnisse sein.

(Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: So ist es! – Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)