Herr Köberle, Sie haben es als neuer Forstminister in der Hand, hier andere, neue Akzente zugunsten des Mittelstands in Baden-Württemberg zu setzen. Unsere Unterstützung hierfür biete ich Ihnen gern an. Sie stammen aus dem ländlichen Raum. Fragen Sie die Säge- und Holzunternehmen im Land, fragen Sie die Waldbesitzer im Land,
wie die Vielfalt im Land als Grundlage für eine stabile wirtschaftliche und übrigens auch eine stabile soziale Struktur im Land erhalten werden kann.
Es geht nicht darum, Sonderverträge mit Großunternehmen abzuschließen. Schauen Sie nach Bayern: Dort droht für den Sommer 2010 die Umsetzung der sogenannten Klausner-Verträge.
Wir erwarten, dass Sie sich von derartigen Verträgen mit wenigen Großunternehmen über Dumpingpreise öffentlich dis tanzieren. In diesem Fall kann ich Ihrem Amtsvorgänger Hauk nur zustimmen, der einmal formulierte: Bayern hat einen Schwenk hin zu einem protektionistischen Kurs zugunsten der großen Unternehmen aus Österreich unternommen. Das war einseitig.
Als Forstwissenschaftler sage ich Ihnen abschließend: Eigenständige Arbeit und eigenständige Holzvermarktung in den Kreisforstämtern sind ein wichtiger Beitrag nicht nur für die Motivation, sondern auch für die Qualität der Arbeit im öffentlichen Dienst. Sie werden die Motivation der Förster im Land, Ihrer eigenen Beamten im Land, damit fördern.
(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sieht doch gesund aus, der Minister mit seinem Anzug! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Jungfernrede! – Zuruf des Abg. Dr. Klaus Schüle CDU)
Verehrte liebe Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Zwei meiner Vorredner haben Bezug auf die Regierungserklärung von heute Morgen genommen. Lieber Kollege Pix, der Ministerpräsident hat kein Lexikon der Landespolitik vorgelesen, in dem jedes Stichwort aufgeführt werden muss,
sondern er hat für den Rest dieser Legislaturperiode und darüber hinaus in die Zukunft hinein Akzente gesetzt.
Lieber Kollege Krögner, ich verstehe nicht, dass Sie das Thema Forstwirtschaft dem ländlichen Raum zuordnen und dann die Situation des ländlichen Raums beklagen. Schauen Sie sich einmal hier in Stuttgart um. Ich glaube, dass der Forst und die Forstwirtschaft auch in der Landeshauptstadt Stutt gart, in der Großstadt eine ganz bedeutende Rolle spielen. Das ist kein Thema von Stadt oder Land.
Wenn wir hier in Baden-Württemberg über städtische und ländliche Räume reden wollen, dann können wir das gern tun. Aber dabei können wir uns nicht auf fünf Minuten beschränken, weil Baden-Württemberg auch in diesem Punkt eine Sonderstellung unter allen deutschen Ländern und Regionen hat.
Das hat uns schon vor zehn Jahren Roland Berger bescheinigt, der das Land unter die Lupe genommen und herausgearbeitet hat: Wo liegen die Schwerpunkte, wo liegen die Chancen, wo liegen die Entwicklungspotenziale in diesem Land? Seinerzeit hat er uns bestätigt – das hat sich bisher nicht geändert, sondern sicher noch weiter verbessert –, dass es keine andere Region gibt, in der Lebensqualität und Zukunftschancen in städtischen und in ländlichen Räumen so nah beieinander liegen wie in Baden-Württemberg.
Dabei verschließen wir überhaupt nicht die Augen davor, dass es Probleme gibt, dass es Aufgaben im ländlichen Raum gibt; die gibt es aber genauso in den städtischen Bereichen. Andersherum: Es gibt Lebensqualität und Entwicklungspotenzial in städtischen und in ländlichen Räumen. Da brauchen Sie gar nicht zu hören, was Roland Berger und die Landesregierung sagen. Wir alle sind ja mobil, wir können durch Deutschland fahren, wir können durch Europa fahren. Deshalb können wir selbst feststellen, dass wir bei uns in Baden-Württemberg
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: So ist es! Jawohl! – Glocke der Präsidentin)
Es geht um die Vergleichbarkeit der städtischen und der ländlichen Räume. Darf ich Sie einfach darüber informieren, dass die Bevölkerungszahl in den ländlichen Räumen wegen der fehlenden Nahversorgung und, und, und seit ungefähr acht Jahren – zum ersten Mal seit 50 Jahren – wieder abnimmt, zugunsten der städtischen Agglomerationen.
(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Da müsst ihr halt ein- mal dort einkaufen und dürft nicht immer in die Stadt fahren! – Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP: Nicht in der Schweiz einkaufen, sondern daheim!)
Ich gehe davon aus, dass Sie auch eine Antwort auf Ihre Frage wollen. Sonst müssen Sie gleich sagen, dass Sie gar keine Antwort erwarten.
Wir kennen natürlich alle Zahlen; wir kennen die Probleme, vor denen der ländliche Raum steht. Die Konzentration in unterschiedlichen Bereichen ist ein globales Thema und geht nicht spurlos an Baden-Württemberg vorbei.
Aber es dürfte doch auch klar sein und auch Ihnen nicht entgehen – dort, wo Sie herkommen –, dass eine systematische und über Jahrzehnte hinweg betriebene Politik für den ländlichen Raum gerade diese Entwicklung bei uns nicht so stark auftreten lässt, wie sie in anderen Bereichen festzustellen ist.
Jetzt möchte ich aber – sonst bekomme ich Probleme mit der Redezeit, liebe Kolleginnen und Kollegen – zum Thema kommen. Es ist festgestellt worden, liebe FDP/DVP, dass Ihr Antrag nicht mehr ganz taufrisch ist. Er ist fast eineinviertel Jah
In der Zwischenzeit ist eine Wirtschaftskrise über uns hinweggegangen, bzw. sie geht noch über uns hinweg. Diese Krise brachte auch für den Holzmarkt in unserem Land Verwerfungen bei Angebot und Nachfrage, bei der Preisentwicklung und damit natürlich auch hinsichtlich der Situation der Holz produzierenden und Holz verarbeitenden Betriebe. Es ist und bleibt so, dass sich Holz im Unterschied zu manchen anderen Produkten am Markt nach Angebot und Nachfrage bewähren muss
(Abg. Thomas Knapp SPD: Warum sind die Preise in Baden-Württemberg am höchsten? – Gegenruf des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Weil wir das beste Holz haben!)
und dass wir nur mit dem Staatswald antizyklisch agieren können. Das tun wir auch. Die Themenfelder sind angesprochen worden. Dort, wo wir verstärkt Holz als Produkt auf den Markt bringen können – sei es im Energiesektor oder im Bausektor –, gibt es von unserem Haus und vom Wirtschaftsministerium auch entsprechende Initiativen und Bemühungen.
Meine Damen und Herren, ich will ganz kurz die drei Schwerpunkte der Holzwirtschaft ansprechen. Diese drei Bereiche unterscheiden sich von ihrer Marktbedeutung, ihrer Situation und ihrer Entwicklung voneinander.
Da ist zum Ersten die Nadelschnittholzindustrie. Sie macht zwei Drittel des Marktes bei uns im Land aus. Da liegt also eindeutig der Schwerpunkt. Die Nadelschnittholzindustrie ist seit 20 Jahren durch einen andauernden Konzentrationsprozess gekennzeichnet.
Die Zahl der Sägewerke hat massiv abgenommen. 1995 waren es noch 3 500 Betriebe in Deutschland. Jetzt, im Jahr 2010, sind es weniger als 2 000. Vermutlich geht diese Entwicklung weiter. Eine kleine, überschaubare Zahl an Großsägewerken verarbeitet mittlerweile rund zwei Drittel des eingeschlagenen Stammholzes.
In den vergangenen Jahren wurde die Einschnittkapazität durch Neubau und Modernisierung von Sägewerken deutlich erhöht. Gleichzeitig ist auch eine Erhöhung der Bearbeitungstiefe zu beobachten.
Dieser Ausbau von Sägewerkkapazitäten steht im Gegensatz zu den abnehmenden Vorräten an schwachem und mittlerem Fichten- und Tannenstammholz. Die Einschnittkapazität liegt in diesem Segment seit einiger Zeit deutlich über der Rundholzmenge, die nachhaltig bereitgestellt werden kann.