Protocol of the Session on November 4, 2009

(Heiterkeit bei den Grünen)

Werden Sie die Backen nicht nur aufblasen, sondern auch in die Richtung pfeifen, dass Sie die haushaltspolitische Verantwortung für das Land Baden-Württemberg übernehmen, dessen Ministerpräsident Sie werden wollen, oder nicht? Oder führen Sie uns hier in eine Situation, in der wir die auch von Ihnen richtig benannten Kernaufgaben nicht mehr wahrnehmen können? Das ist die erste Nagelprobe, vor der Sie stehen.

Wir haben jetzt die Haushaltsberatungen, und da müssen Sie Flagge zeigen. Jedenfalls ist jedem klar, dass wir ansonsten völlig handlungsunfähig werden. Der Schuldenstopp wird dann mit einem unglaublichen Crash erfolgen. Wir plädieren für eine Verstetigung unserer Finanzpolitik, damit sie für die Bürgerinnen und Bürger und für die Wirtschaft berechenbar wird. Das ist das, worüber heute debattiert werden sollte. Das ist der erste sichtbare Unterschied zwischen dem alten und dem designierten neuen Ministerpräsidenten. Da sind Sie wirklich gefragt, hier darzulegen: Nehmen Sie Verantwortung für das Land wahr, oder wird mit Ihnen der Kurs des Populismus eingeschlagen?

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Röhm.

(Unruhe bei der SPD – Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Mappus kneift! – Zurufe von der CDU: Zeig’s ihnen!)

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident, meine Damen und Herren! Die Christlich-Demokratische Union

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Oh!)

darum geht es heute – war und ist die Partei der europäischen Einigung

(Zuruf: War!)

und der deutschen Wiedervereinigung.

(Beifall bei der CDU – Zurufe: Hoi! – Unruhe)

Für die Aufgaben an der Spitze unseres Staates nominieren wir unsere Besten.

(Zurufe von der SPD: Hoi! – Abg. Nikolaos Sakella- riou SPD: Thema verfehlt! – Zuruf des Abg. Walter Heiler SPD – Abg. Ingo Rust SPD, eine gedruckte Tagesordnung in die Höhe haltend: Hier steht nir- gendwo „CDU“!)

Wir haben eine breite Auswahl an honorigen und respektablen Persönlichkeiten, die im Gegensatz zu Ihren Bewerbern allesamt in der ersten Liga spielen.

(Beifall bei der CDU – Lachen bei der SPD – Zuruf: Zweite Liga!)

In diesem Zusammenhang sei auch an die gestrige Rede unserer Bundeskanzlerin vor dem amerikanischen Kongress erinnert,

(Zuruf des Abg. Franz Untersteller GRÜNE)

eine Rede, die weltweit großen Anklang gefunden hat.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Zuruf von der CDU: Bravo! – Abg. Norbert Zeller SPD: Zurück zur Tagesordnung! – Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Unser Ministerpräsident Günther Oettinger

(Zurufe von der SPD und den Grünen: War dabei?)

hat Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren zusammen mit einem verlässlichen Koalitionspartner mehr als erfolgreich geführt. Er hat so gut gearbeitet, dass Sie es sich nicht haben nehmen lassen, ihn zweimal bei der Ministerpräsidentenwahl mit Stimmen zu bedenken.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU – Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: So ist es! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Bravo! – Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Die Zeit ist viel zu kurz, um die Erfolgsgeschichte aufzählen zu können. Lassen Sie mich schlaglichtartig einige Punkte noch einmal in Erinnerung rufen.

(Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Heute ist der 4. und nicht der 11. 11.!)

Wir haben die besten regionalen Standortbedingungen für die Wirtschaft. Das wird von Ernst & Young im Mittelstandsbarometer 2009 bestätigt.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Lobet und danket!)

Wir haben die meisten Topregionen mit den besten Perspektiven für die Zukunftsbranchen, und zwar für die Spitzenkräf

te und deren Familien. Wir haben zweimal die Nullnettoneuverschuldung erreicht.

(Abg. Ingo Rust SPD: Das ist falsch! – Weitere Zu- rufe von der SPD – Unruhe)

Unser Ministerpräsident hat in der Föderalismuskommission II glänzend verhandelt.

(Beifall bei der CDU)

Vier baden-württembergische Universitäten gehören zu den Exzellenzuniversitäten. Ich nenne die Qualitätsoffensive Bildung.

(Oh-Rufe von der SPD und den Grünen – Abg. Ka- trin Altpeter SPD: Ja! Genau! – Abg. Ursula Hauß- mann SPD: Das ist keine Richtung! – Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Ausgerechnet die! – Abg. Marian- ne Wonnay SPD: Was ist mit dem Orientierungsplan? – Weitere Zurufe – Unruhe)

Dafür haben wir eine halbe Milliarde Euro in die Hand genommen, und sie wirkt. Die Unterrichtsqualität wird auch durch die Absenkung des Klassenteilers und durch die Einstellung von mehreren Tausend Lehrern verbessert. Auch hier sind wir Tabellenführer.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Was die Menschen in unserem Land am meisten betrifft –

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Wer hat Ihnen das auf- geschrieben?)

Herr Schmiedel, Sie haben es angesprochen –, ist: Trotz der Wirtschaftskrise haben wir zusammen mit Bayern die gerings te Arbeitslosenquote und vor allem auch die geringste Armutsquote aller Bundesländer, im Übrigen sogar europaweit. Um Europa geht es heute. Wir haben europaweit nach wie vor die geringste Jugendarbeitslosenquote.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf: Bra- vo! – Abg. Katrin Altpeter SPD: Das stimmt nicht!)

Unser Ministerpräsident hat angesichts der Wirtschaftskrise sofort gehandelt. Wir haben landesbezogen gehandelt. Ich nenne die Maßnahmen noch einmal:

Erstens: Wir haben das Konjunkturprogramm mit originären Landesmitteln verstärkt.

Zweitens: Wir haben die Mittel für Unternehmensbürgschaften vervielfacht.

Des Weiteren: Es war unser Ministerpräsident – das ist mir persönlich wichtig, auch wenn man in ein sogenanntes weiches Thema abschweift – als damaliger Fraktionsvorsitzender, der das Biosphärengebiet Schwäbische Alb auf den Weg gebracht hat. Er hat es initiiert, er hat es mitgestaltet, und er hat es ausgestaltet bis hin zur UNESCO-Anerkennung.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Er hat es jahre- lang verhindert! Unglaublich!)

Das, was Sie wollten, war eine aberwitzige Geschichte. Sie wollten diesen ganzen Truppenübungsplatz kaufen. Das hätte zu gar nichts geführt. Das Ganze ist völlig ohne Sie abgelaufen, und zwar erfolgreich.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP – Zuruf des Abg. Jürgen Walter GRÜNE)

Ich nenne das Institute of Technology, ein Kind unseres Landesvaters. Ich nenne das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. – Gott sei Dank. Herr Drexler, Ihnen haben wir hierbei viel zu verdanken. Die Sozialdemokraten sind an Bord. Sie halten Kurs.

(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der SPD und der FDP/DVP)

Wer jedoch wie die Grünen dieses Projekt halsstarrig bekämpft und Baden-Württemberg von der transeuropäischen Zukunft abkoppeln will, der soll lieber nicht von Europa reden.