Protocol of the Session on May 14, 2009

(Beifall bei der SPD – Abg. Jochen Karl Kübler CDU: Neue Friedhöfe!)

Für die Fraktion GRÜNE erteile ich Herrn Abg. Dr. Murschel das Wort.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jetzt kommt der Milchbauer!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich glaube, das Thema „Ländlicher

Raum“ eignet sich in keiner Weise dafür, dass die CDU sich selbst lobhudelt. Das Gegenteil ist der Fall. Der ländliche Raum beginnt am Kernerplatz in Stuttgart vor dem Ministerium.

(Beifall der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Wann haben in den letzten Jahren oder Jahrzehnten schon einmal Tausende von Bäuerinnen und Bauern vor dem Ministerium demonstriert und den Rücktritt des zuständigen Minis ters gefordert?

(Minister Peter Hauk: In Bayern! – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Das ist noch gar nicht so lange her!)

Es waren Tausende von Bauern, die meisten davon aus Baden-Württemberg.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Was haben Sie gegen Demonstrationen? – Heiterkeit)

Die Milchbauern rennen dem Ministerium die Türen ein, weil sie verzweifelt und von der Landespolitik enttäuscht sind.

(Beifall bei den Grünen)

Derzeit demonstrieren schwäbische Bäuerinnen in Berlin und treten in einen Hungerstreik ein. Spricht das dafür, dass die Strukturförderung im ländlichen Raum ein Erfolgsrezept der CDU ist?

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Der wird ausgehun- gert! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: In Berlin gab es einmal eine Frau Künast!)

Bei allen wichtigen agrar- und verbraucherpolitischen Themen des ländlichen Raums in der Vergangenheit – ich nenne nur einmal Gentechnik, Milchwirtschaft, Pestizide, Bienentod usw. –

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Kommen Sie zu uns, da kriegen Sie einen gesunden Honig! Sie müs- sen erst einmal essen! Sie sind ein Hungerleider!)

wirkt der Minister doch wie ein Getriebener. Er ist der aus dem ländlichen Raum Herausgetriebene, weil die Leute sagen: So jemanden können wir nicht mehr brauchen, der unterstützt nicht unsere Interessen.

Meine Damen und Herren, eines ist doch ganz klar: Diese Debatte heute soll Wasser in das Feuer gießen und die Wogen besänftigen. Euch brennt doch der Kittel vor der Wahl!

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Der Kittel brennt! – Gegenruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Den Grünen brennt der Kittel!)

Das ist doch der Grund, warum wir heute über dieses Thema debattieren.

Aber so einfach ist das nicht. Die Eltern laufen Sturm, damit die Grund- und Hauptschulen erhalten bleiben.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nicht schwätzen, essen!)

Die Kommunen im Land protestieren, weil die Regionalverbindungen zusammengestrichen werden und die Mobilität verloren geht. Ein Postamt nach dem anderen schließt, und die Postdienste werden in irgendwelche Schreibwarenläden eingegliedert, und die Leute sagen nachher, das funktioniere nicht, man könne kein Geld verdienen, und dann wird das dort auch noch geschlossen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sogar auf Rathäu- sern, den ganzen Tag offen!)

Was macht die Landesregierung, was machen Sie?

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Bei uns gibt es das alles! Auf dem Rathaus!)

Sie reagieren hilflos, nehmen 150 Millionen € aus dem Konjunkturprogramm II in die Hand und verteilen diese Mittel nach dem Gießkannenprinzip über den ländlichen Raum in der Hoffnung, dass dann Ruhe einkehrt. Das ist aber nicht der Fall.

(Beifall bei den Grünen)

Ihre Konzepte für Ärzteversorgung,

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Ärzteversor- gung?)

Lebensmittelversorgung, Kindergärten, Schulen, Post, ÖPNV usw. greifen viel zu wenig, sie sind auf dem Land überhaupt nicht erkennbar.

(Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: So ist es!)

Deswegen findet die Abstimmung auch auf dem Land statt.

(Beifall der Abg. Siegfried Lehmann und Brigitte Lösch GRÜNE – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Waren Sie schon einmal auf dem Land? – Heiterkeit bei der CDU)

Breitbandverkabelung ist das Einzige, was Sie meinen – –

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sagen Sie einmal, wo Sie schon einmal auf dem Land waren! Das wür- de uns jetzt interessieren! Von welcher Region spre- chen Sie denn? Von welcher Region sprechen Sie?)

Ja, ja. Ich verstehe Ihre erregten Zwischenrufe.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ich lebe im Gegen- satz zu Ihnen dort, seit 58 Jahren! – Gegenruf des Abg. Alfred Winkler SPD: Deswegen sind alle ande- ren weg!)

Das nützt Ihnen aber nichts; denn die Fakten sind klar.

Sie sagen, die Breitbandverkabelung sei der richtige Weg. Das haben wir erfolgreich umgesetzt. Aber Sie sehen gleichzeitig, dass die Kommunen Ihr Programm gar nicht abrufen. Die Kommunen finden dieses Breitbandprogramm viel zu kompliziert,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie kommen ja nur zum Hetzen dorthin, sonst kommen Sie gar nicht!)

als dass sie es überhaupt anwenden und umsetzen könnten.

Wir haben zahlreiche Konzepte für den ländlichen Raum entwickelt, die wir gleich noch aus grüner Sicht darstellen wollen.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Dr. Wetzel?

Nein. Es gab hier genügend unqualifizierte Zwischenrufe. Deswegen würde ich jetzt gern zu Ende ausführen.

(Heiterkeit – Beifall der Abg. Reinhold Pix und Bri- gitte Lösch GRÜNE – Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Unerhört! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Aber wir hören die ganze Zeit eine unqualifizierte Re- de! – Abg. Peter Hofelich SPD: Herr Wetzel hat eine schlechte Prognose gestellt!)

Zur Entwicklung des ländlichen Raums ein paar wenige Stichworte: Wir brauchen eine bessere Verzahnung der Förderkulisse im ländlichen Raum. Das betrifft beispielsweise die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie, die Biodiversität und Natura-2000-Projekte. Wir brauchen die Umsetzung des magischen Dreiecks Tourismus, Naturschutz und Landnutzung.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Schon etwas ge- hört von Biosphärengebiet?)

Wir brauchen wesentlich mehr Leuchtturmprojekte wie das Kristallisationsprojekt „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Das haben Sie nicht verhindern können!)