Protocol of the Session on June 29, 2006

(Oh-Rufe von der SPD und den Grünen)

Wir fahren sogar auf Autobahnen, die wir abgelehnt haben. Da kommen wir nicht drum herum.

(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten aller Frakti- onen – Abg. Gundolf Fleischer CDU: Das war aber ein Rohrkrepierer! – Unruhe)

Das entbindet uns nicht der Verpflichtung, hier für eine umgehende Befassung des Parlaments zu dem Thema Diätenreform zu sorgen. Wir haben doch bis heute nicht ein einziges Mal über den Bericht dieser Diätenkommission diskutiert.

(Abg. Thomas Knapp SPD: Weil es für die CDU peinlich ist!)

Das fordern wir heute ein. Wir bitten Sie um den kleinen Schritt, die Anpassung auszusetzen bis zu dem Zeitpunkt, zu dem wir uns über eine Reform verständigt haben. Das ist ein kleines Signal an die Öffentlichkeit, dass wir die Bedenken ernst nehmen. Ich meine, das ist nicht zu viel verlangt. Sie haben uns dann auch als konstruktive Partner an Ihrer Seite. Wenn wir uns auf eine Reform verständigen, sind wir auch bereit, das Indexierungsmodell angemessen in ein solches Verfahren zu integrieren.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Das Wort für die FDP/DVP-Fraktion erteile ich Frau Abg. Berroth.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin dem Kollegen von der SPD und der Kollegin von den Grünen außerordentlich dankbar, dass sie jetzt öffentlich erklärt haben, dass es sich um eine Zeitungsente gehandelt habe, als da stand, SPD und Grüne seien gegen eine Diätenerhöhung.

(Zuruf von der SPD: Ja! – Abg. Claus Schmiedel SPD: Das stimmt so!)

Ja, das stand in der Zeitung. So habe ich das verstanden. – Aus dem Änderungsantrag der Grünen geht allerdings schon deutlich hervor, dass man solch eine Änderung später auch rückwirkend machen könne. Das heißt, Sie stehen schon deutlich auf dem Trittbrett. Das will ich hier einmal deutlich kennzeichnen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Gut!)

Außerdem möchte ich, weil es gar nicht alle wissen, alle in diesem Haus noch einmal daran erinnern, dass wir ja erst im letzten Jahr eine Nullrunde hatten. Auch das ist in vielen Bereichen der Öffentlichkeit durchaus schon vergessen.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

Weiter möchte ich daran erinnern, dass ein Beschluss über eine Diätenanpassung – unabhängig davon, ob wir im Oktober letzten Jahres das Indexverfahren eingeführt hätten oder nicht – heute auf der Tagesordnung stünde. Denn laut der Geschäftsordnung und den entsprechenden gesetzlichen Vorschriften hat der Präsident des Landtags die Pflicht, einen Bericht zu erstatten,

(Abg. Stefan Mappus CDU: So ist es!)

und hat der Landtag die Pflicht, darüber zu entscheiden.

Das heißt, das, was Sie heute beklagen, kann eigentlich nur das Indexverfahren sein. Da wundere ich mich jetzt allerdings. Denn bei den Debatten im Juli und im Oktober letzten Jahres habe ich von Ihrer Seite keinerlei Einwendungen gegen das Indexverfahren gehört.

(Zurufe von der SPD und den Grünen, u. a. Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Lesen Sie das Protokoll! – Abg. Reinhold Gall SPD: Lesen Sie doch die Protokolle nach!)

Ja, die habe ich ganz genau gelesen. Darin stand nur, dass Sie nicht jetzt darüber reden wollen. Sie haben immer deutlich gesagt – zum Teil auch heute, Herr Gall –, dass das Indexverfahren an sich durchaus diskutabel sei.

(Zurufe der Abg. Theresia Bauer GRÜNE und Reinhold Gall SPD)

Sie haben keine Argumente vorgebracht. Das ist einfach so. Lesen Sie es nach. Ich habe es getan. Ich habe mir das Protokoll gerade daraufhin noch einmal genau durchgelesen.

(Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Das ist gut, ein Blick in die Protokolle!)

Das ist die Gefechtslage. Die FDP/DVP-Fraktion steht ganz deutlich – weil wir zu den Ersten gehörten, die dies gefordert haben –

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE)

zu dem Vorhaben, dass wir eine grundsätzliche Neuregelung zu Abgeordnetenentgelt, Altersversorgung und Abge

ordnetenstatus brauchen. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir dies im letzten Jahr erledigen können.

(Zurufe von den Grünen)

Aber es gab in reichlichem Maß andere Fraktionen, die dazu noch andere Meinungen hatten. Damit war die von Ihnen so beschworene Einigkeit in der damals zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht einzuhalten.

(Beifall der Abg. Michael Theurer und Dietmar Bachmann FDP/DVP)

Es hat überhaupt keinen Sinn, dass wir jetzt, nachdem so viele neue Abgeordnete im Saal sind, in einer der ersten Sitzungen, in der Sachthemen erörtert werden, holterdiepolter plötzlich etwas beschließen sollen.

(Zurufe von der SPD und den Grünen, u. a. Abg. Reinhold Gall SPD: Das machen wir gerade heute!)

Was hängt jetzt davon ab, ob Sie eine Diätenerhöhung in einem halben Jahr rückwirkend beschließen oder ob wir heute diese Anpassung vornehmen, die das Selbstverständlichste auf der Welt ist, und dann in Ruhe darangehen, die weiteren Fragen zu klären? Frau Kollegin Bauer und Herr Gall, Sie waren doch im Präsidium dabei, als die Fraktionsvorsitzenden und der Parlamentspräsident ausgemacht haben, dass sie sich ganz zügig zu diesem Thema zusammensetzen und dem Parlament, uns allen, den Fraktionen möglichst bald ihre Vorschläge vorlegen wollen. Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass man da bald zu einer Lösung kommt. Ich bin sicher,

(Zuruf der Abg. Theresia Bauer GRÜNE)

dass wir sie auch wieder einmütig hinbekommen, wenn Sie endlich wieder Ihre Schützengräben verlassen haben.

(Zurufe der Abg. Brigitte Lösch und Boris Palmer GRÜNE)

Allerdings will ich diesem Entscheidungsprozess heute auch nicht vorgreifen. Denn in der Sache bedarf es wirklich einer ausführlichen Befassung. Da ist längst noch nicht alles so klar, wie Sie es darstellen.

(Zuruf der Abg. Theresia Bauer GRÜNE)

Allein wenn ich die Position der Grünen der Position der SPD gegenüberstelle, muss ich feststellen, dass es sich auch nicht um ein einheitliches Konzept handelt. Daran darf ich Sie einfach einmal erinnern.

(Zuruf der Abg. Ute Vogt SPD)

Heute geht es nur um den Beschluss, dem vom Statistischen Landesamt ermittelten Wert Gültigkeit für diese Legislaturperiode zu verleihen. Sobald wir einen einmütigen Beschluss haben, wird der heute zu fassende Beschluss dann von der Neuregelung abgelöst. Ich freue mich, wenn wir sie schließlich gefunden haben. Aber sie sollte so solide sein, dass sie auf viele Jahre hinaus wieder trägt.

Zu dieser Debatte stehen wir gern zur Verfügung. Heute stimmen wir dem vorgelegten Antrag zur Anpassung aufgrund der Indexregelung zu.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Ich erteile Herrn Abg. Mappus das Wort.

(Zuruf des Abg. Jürgen Walter GRÜNE)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ob es einem gefällt oder nicht: Man muss heute entscheiden. Meine Vorrednerin hat es gesagt: Erstens: Es gibt ein Gesetz, das übrigens alle beschlossen haben, auf dessen Basis der Landtagspräsident im Juni eines Jahres Bericht erstatten muss und wir entscheiden müssen, was wir tun.

(Zuruf des Abg. Dr. Nils Schmid SPD)

Das heißt, wenn Sie keine Entscheidung treffen wollen – Ihr Antrag begehrt ja, die Entscheidung zu vertagen –, dann, kann ich nur sagen, müssten Sie eine Nullrunde fordern. Dann wären Sie konsequent.

(Abg. Dr. Nils Schmid SPD: Wo ist der Bericht?)

Aber zu sagen: „Wir wollen heute gar nichts entscheiden“, ist auf der Basis dessen, was Sie selbst mit beschlossen haben, falsch.